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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.11.2018

Da steckt mehr dahinter

Bad Boy by Banana
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Was bitte war das denn? Wer sich nicht vom überaus grellen und unvergleichlich geschmacklosen Cover und dem merkwürdigen Titel abschrecken lässt und auch die ersten Seiten durchsteht, ohne das Buch gleich ...

Was bitte war das denn? Wer sich nicht vom überaus grellen und unvergleichlich geschmacklosen Cover und dem merkwürdigen Titel abschrecken lässt und auch die ersten Seiten durchsteht, ohne das Buch gleich aus dem Fenster zu werfen, ist für eine unerwartete Überraschung gut. Hier bewahrheitet sich tatsächlich der Spruch: Beurteile ein Buch nie nach seinem Äußeren.

Selten hat mich ein Buch so überrascht wie dieses hier: was erst so grottenschlecht anfing, das ich mich schon fragen musste, ob sich hier jemand einen schlechten Scherz erlauben will, mauserte sich zu einer fast schon tiefgründigen Geschichte über Liebe, Verlust und Freundschaft. Tom Sandmann ist ein Macho erster Güte, doch hinter dem toughen Auftreten versteckt sich eine äußerst sensible Seele, die Angst davor hat, alleine zu bleiben und (erneut) verletzt zu werden. Als er von seinem Geschäftspartner in Zwangsurlaub zur Selbstfindung in eine einsame finnische Hütte geschickt wird, ändert dies sein Leben. Was vor allem daran liegt, dass aufgrund einer Doppelbuchung auch die einundzwanzig jährige Nancy in der Hütte landet. Nach einem verbalen Schlagabtausch, in dem sich die beiden in nichts nachstehen, entdecken sie jedoch den weichen Kern des anderen und nähern sich einander an. Als Nancy kurz darauf spurlos verschwindet, ist Tom am Boden zerstört, versucht jedoch sein Leben wieder in normale Bahnen zu lenken und künftig ein besserer Mensch zu sein.

Der Rest des Buches ist eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle und Ereignisse, bei der man nie so genau weiß, welcher Abgrund sich hinter der nächsten Wendung auftut. Was objektiv betrachtet wohl als absolut wahnwitzig und völlig unglaublich sowieso bewertet werden müsste, fügt sich dennoch zu einer grandiosen Geschichte von hohem Unterhaltungswert mit unerwartetem Tiefgang und Herz zusammen. Und trotz des manchmal extrem anspruchslosen und abschreckenden Einsatzes von Kraftausdrücken fand ich das Buch am Ende alles andere als anspruchslos.

Unbedingt mehr davon! Und das wird am Ende des Buches zum Glück bereits angekündigt: noch zwei weitere Bände soll es in der 3 Bee Reihe geben. Ich kann es kaum erwarten, als nächstes die 'Bad Bitch' in die Finger zu kriegen...

Veröffentlicht am 22.11.2018

Gruselig, was hier aus einem Klassiker gemacht wurde

Das Gespenst von Canterville
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Hier wurde die klassische Geistergeschichte von Oscar Wilde radikalst gekürzt, so dass nur Bruchstücke übrigbleiben. Die wichtigsten Elemente der Geschichte sind zwar enthalten: der wiederkehrende Blutfleck, ...

Hier wurde die klassische Geistergeschichte von Oscar Wilde radikalst gekürzt, so dass nur Bruchstücke übrigbleiben. Die wichtigsten Elemente der Geschichte sind zwar enthalten: der wiederkehrende Blutfleck, der Mord an Lady Canterville, die Streiche, die die Kinder dem Geist spielen, der Weg der Tochter mit dem Geist durch die Hölle. Aber diese Elemente wurden derart gekürzt, dass sie keinen Sinn mehr ergeben und nicht ausreichend erklärt werden.

Vielleicht wollte man allzu schaurige Szenen in einem Kinderbuch vermeiden, aber was für einen Zweck hat es, z.B. den Mord zu erwähnen, ihn dann aber für den Rest des Buches unaufgeklärt links liegen zu lassen? Wieso andeuten, dass Virginia mit dem Geist durch die Hölle gehen muss, und im nächsten Moment kommt sie schon zu ihrer Familie zurück und feiert das 'Happy End'? Alleine schon die Erwähnung des Mordes und des Blutfleckes reichen, um kleinen Kindern Angst zu machen - da hilft es auch nicht, dass die Details ausgelassen wurden. Da hätte man lieber einige Aspekte der Geschichte ganz weglassen sollen und dafür kindgerechte Teile wie die Streiche ausweiten können, das ganze dann "frei nach" genannt und herausgekommen wäre eine schaurig-schöne Geistergeschichte für Kinder.

Die wundervollen Illustrationen haben mich dazu veranlasst, das Buch überhaupt zu lesen, und sie sind das einzige an der Geschichte, das Pluspunkte verdient. Der Text dazu ist aber leider eine ziemliche Frechheit. Dann lieber noch ein paar Jahre warten und den Kindern das Original zum Lesen geben. In der Zwischenzeit gibt es genügend andere Geistergeschichten für Kinder, die allen Spaß machen.

Veröffentlicht am 13.11.2018

Weihnachtlich angehauchtes Familiendrama

Sieben Tage Wir
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Die Familie Birch verbringt die Feiertage auf dem Landsitz der Familie in Quarantäne, denn Tochter Olivia kommt aus Liberia zurück, wo sie Haag-Patienten behandelt hat. Um eine Ansteckung auszuschließen, ...

Die Familie Birch verbringt die Feiertage auf dem Landsitz der Familie in Quarantäne, denn Tochter Olivia kommt aus Liberia zurück, wo sie Haag-Patienten behandelt hat. Um eine Ansteckung auszuschließen, ist jeglicher Kontakt zur Außenwelt für sieben Tage ausgeschlossen. Natürlich kommt es trotzdem anders als erwartet, als George, der Verlobte von Olivias Schwester, und Jesse, der uneheliche Sohn von Olivias Vater, auftauchen - und gezwungenermaßen bleiben müssen.

Obwohl die Geschichte zur Weihnachtszeit spielt, liefert Weihnachten eigentlich nur die 'Hintergrundmusik', spielt aber keine Hauptrolle. Viel mehr geht es um die Familiendynamik, um aufgestaute Enttäuschungen, fehlende Kommunikation und gut gehütete Geheimnisse, die natürlich doch ans Licht kommen.

So richtig warm wurde ich zwar mit keinem der Charaktere, andererseits fand ich es gut dass alle ihre Fehler und Macken hatten. Und auch wenn es nicht 'die eine' Identifikationsperson gab, gab es eigentlich bei allen kleine Eigenheiten, die mir vertraut vorkamen - ob an mir selbst oder in meiner Familie. Und obwohl die Handlung, die durchaus zu überraschen wusste, wenig Anlass zu Fröhlichkeit gab, waren da doch auch kleine Momente, in denen trockener (britischer?) Humor durchblitzte und einem eine kleine Verschnaufpause von all den Dramen gönnte.

Wer genug hat vom ewigen Weihnachts-Romantik-Kitsch, ist bei diesem weihnachtlich angehauchten Familiendrama gut aufgehoben.

Veröffentlicht am 08.11.2018

Vielversprechender Auftakt

Echo Killer
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Mit 'Echo Killer' hat die Autorin einen vielversprechenden Auftakt für eine neue Thriller-Serie hingelegt. Harper McClain ist Polizeireporterin, aber als sie von einem grausamen Mord erfährt, der dem an ...

Mit 'Echo Killer' hat die Autorin einen vielversprechenden Auftakt für eine neue Thriller-Serie hingelegt. Harper McClain ist Polizeireporterin, aber als sie von einem grausamen Mord erfährt, der dem an ihrer Mutter haargenau gleicht, kann sie nicht einfach nur darüber berichten. Sie muss wissen, ob es einen Zusammenhang gibt und beginnt ihre eigenen Ermittlungen. Dabei kommen ihr der Job und ihre Beziehungen bei der Polizei, die sie seit dem Mord an ihrer Mutter unter die Fittiche genommen hatte, zugute. Letztendlich wird sie gleich in doppelter Hinsicht von ihren Enthüllungen enttäuscht...

Der Plot war interessant aufgebaut, und obwohl ich irgendwann ab der Hälfte wusste, wer der Täter war, hat das der Spannung keinen Abbruch getan. Obwohl Harpers Handlungen mehr als einmal zwischen Naivität und Dummheit schwankten, waren ihre sehr persönlichen Motive nachvollziehbar. Die Ermittlungsarbeit der Polizei kam mir allerdings etwas zu kurz, und ich fand es unrealistisch, dass die Polizei nicht ähnliche Spuren fand und verfolgte wie Harper. Hier hätte es mehr Berührungspunkte geben müssen, so aber machte es den Eindruck als hätte die Polizei den Fall aufgrund ihrer Unfähigkeit lieber gleich zu den Akten gelegt.

Die Romanze mit Luke war mir ein wenig zu kitschig, nahm aber zum Glück nur eine Nebenrolle ein. Die Charaktere waren mit einer Tiefe ausgestattet, die sie sehr plastisch und real wirken ließ. Zwar überschlugen sich die Ereignisse nicht, aber es herrschte die ganze Zeit eine unterschwellige Spannung und das etwas gemächlichere Tempo passte hervorragend in die stickige Hitze Savannahs.

Ein gelungener Einstieg, der mich mit Neugier und Spannung auf die Fortsetzung zurück lässt.

Veröffentlicht am 05.11.2018

Originelle Geisterwelt

Emily Bones
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Das Buch war doch 'erwachsener' als erwartet. Zwar merkt man an der Sprache immer noch, dass es aus der Sicht eines Teenagers und für ebensolche Leser geschrieben wurde, aber inhaltlich ist es doch düsterer ...

Das Buch war doch 'erwachsener' als erwartet. Zwar merkt man an der Sprache immer noch, dass es aus der Sicht eines Teenagers und für ebensolche Leser geschrieben wurde, aber inhaltlich ist es doch düsterer als ein typisches Jugendbuch. Daher macht m.E. die Altersempfehlung als Mindestalter Sinn, aber selbst mit 13 mag das Buch manchen Lesern schlaflose Nächte bereiten.

Der grobe Handlungsverlauf war zwar in weiten Teilen vorhersehbar, aber die im Detail originelle und vielschichtige Umsetzung war es eben nicht - es wird eine völlig eigene Welt der Geister mit ungewöhnlichen Regeln und Eigenschaften geschaffen, teils skurril, teils komisch.

Das Ende deutet eine mögliche Fortsetzung an, die ich ebenfalls sofort lesen würde.