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Veröffentlicht am 08.04.2019

Tolle Idee, misslungene Umsetzung

Gefangen im Riesenbuch (3)
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Die zugrundeliegende Idee hat mir sehr gut gefallen: Kinder mit einem fesselnden Buch zum Lesen animieren und genau dieses Anliegen in eine spannende Geschichte zu verpacken: ein Mädchen, das nicht gerne ...


Die zugrundeliegende Idee hat mir sehr gut gefallen: Kinder mit einem fesselnden Buch zum Lesen animieren und genau dieses Anliegen in eine spannende Geschichte zu verpacken: ein Mädchen, das nicht gerne liest, landet in einer fantastischen Welt und entdeckt hier die Faszination der Bücher und wird sozusagen 'bekehrt'.

Eigentlich ein löbliches Unterfangen, aber die Umsetzung des Ganzen lässt leider zu wünschen übrig. Die Handlung wirkt lieblos aneinandergereiht und ohne jede Tiefe. Das rasante Tempo, in dem die Kapitel abgehakt werden, ermöglicht zwar eine - gerade für Lesemuffel ermutigende - überschaubare Buchlänge, lässt aber keinerlei Raum, das Gelesene zu verarbeiten oder Details in Ruhe zu erfassen. Gerade die Stelle, wo die Kinder in das Herz des Riesenbuches vordringen und damit sogar eine kleine Zeitreise durch die Geschichte der Geschichten machen, war viel zu kurz und dadurch fast schon unverständlich.

Zudem stolperte ich beim Lesen immer wieder über Tippfehler, die mir gerade in Büchern für Kinder besonders unangenehm auffallen.

Dass in dem Buch auf andere Bände der Serie Bezug genommen wird ist normalerweise nicht schlimm, aber in diesem Fall wurde es einfach schamlos übertrieben. Ein paar Mal hatte ich den Eindruck, in einem Werbespot für die Mirathasia-Reihe gelandet zu sein.

Mich hat das Buch leider überhaupt nicht überzeugen können, und ehrlich gesagt bin ich froh dass ich das Buch diesmal erst alleine gelesen und nicht gleich meinem Sohn gegeben habe.

Veröffentlicht am 22.11.2018

Gruselig, was hier aus einem Klassiker gemacht wurde

Das Gespenst von Canterville
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Hier wurde die klassische Geistergeschichte von Oscar Wilde radikalst gekürzt, so dass nur Bruchstücke übrigbleiben. Die wichtigsten Elemente der Geschichte sind zwar enthalten: der wiederkehrende Blutfleck, ...

Hier wurde die klassische Geistergeschichte von Oscar Wilde radikalst gekürzt, so dass nur Bruchstücke übrigbleiben. Die wichtigsten Elemente der Geschichte sind zwar enthalten: der wiederkehrende Blutfleck, der Mord an Lady Canterville, die Streiche, die die Kinder dem Geist spielen, der Weg der Tochter mit dem Geist durch die Hölle. Aber diese Elemente wurden derart gekürzt, dass sie keinen Sinn mehr ergeben und nicht ausreichend erklärt werden.

Vielleicht wollte man allzu schaurige Szenen in einem Kinderbuch vermeiden, aber was für einen Zweck hat es, z.B. den Mord zu erwähnen, ihn dann aber für den Rest des Buches unaufgeklärt links liegen zu lassen? Wieso andeuten, dass Virginia mit dem Geist durch die Hölle gehen muss, und im nächsten Moment kommt sie schon zu ihrer Familie zurück und feiert das 'Happy End'? Alleine schon die Erwähnung des Mordes und des Blutfleckes reichen, um kleinen Kindern Angst zu machen - da hilft es auch nicht, dass die Details ausgelassen wurden. Da hätte man lieber einige Aspekte der Geschichte ganz weglassen sollen und dafür kindgerechte Teile wie die Streiche ausweiten können, das ganze dann "frei nach" genannt und herausgekommen wäre eine schaurig-schöne Geistergeschichte für Kinder.

Die wundervollen Illustrationen haben mich dazu veranlasst, das Buch überhaupt zu lesen, und sie sind das einzige an der Geschichte, das Pluspunkte verdient. Der Text dazu ist aber leider eine ziemliche Frechheit. Dann lieber noch ein paar Jahre warten und den Kindern das Original zum Lesen geben. In der Zwischenzeit gibt es genügend andere Geistergeschichten für Kinder, die allen Spaß machen.