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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.04.2024

Es brodelt unter der Oberfläche

Bei euch ist es immer so unheimlich still
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Ein ruhig erzähltes, aber intensives Leseerlebnis, das zuweilen lockere Unterhaltung bietet, nur um sich gleich darauf wieder in tiefgreifende und eindringliche Gefilde zu begeben. Auch die Charaktere ...

Ein ruhig erzähltes, aber intensives Leseerlebnis, das zuweilen lockere Unterhaltung bietet, nur um sich gleich darauf wieder in tiefgreifende und eindringliche Gefilde zu begeben. Auch die Charaktere schwanken zwischen Euphorie und Depression, zwischen Lethargie und Aufbruchstimmung, und erst am Ende fügen sich die Puzzleteile nahtlos ineinander und Beweggründe werden, wenn schon nicht verzeihbar, so doch zumindest nachvollziehbar gemacht.
Ein überraschendes Buch, das viel mehr zu bieten hat als der erste Blick auf das Cover vermittelt. Allein der Titel kann dann doch auf unterschiedliche Art ausgelegt werden und legt nahe, dass unter der Oberfläche dieses Buchdeckels mehr schlummert als leichte Unterhaltung.

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Veröffentlicht am 10.04.2024

Beeindruckende Symbiose aus Fakt und Fantasy

Fenster in der Nacht
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Dies ist ein mutiges Buch, das Fantasy, Folklore und den Holocaust zu einem bildgewaltigen Mahnmal gegen das Vergessen vereint. Jegliche positive Wertung - sei es ob der fantastischen Ideen oder der beeindruckenden ...

Dies ist ein mutiges Buch, das Fantasy, Folklore und den Holocaust zu einem bildgewaltigen Mahnmal gegen das Vergessen vereint. Jegliche positive Wertung - sei es ob der fantastischen Ideen oder der beeindruckenden Illustrationen - hat gleichzeitig einen unangenehmen Beigeschmack, denn das Hauptthema ist alles andere als Unterhaltungsmaterial. So ist man gleichzeitig fasziniert und abgestoßen, hingerissen und angewidert, beeindruckt und schockiert. Mir persönlich hat die Geschichte um Baba Yaga besonders gut gefallen, da ich eine Schwäche für die mythischen Sagengestalten habe und in dieser Episode noch weitere, mir bisher unbekannte Figuren kennengelernt habe. Aber auch die sowohl herzergreifende als auch brutale Episode mit dem sagenumwobenen Golem wird mir gut in Erinnerung bleiben. Sehr informativ sind dabei die Anmerkungen nach jeder Geschichte, die den wahren historischen Kontext zum aufgegriffenen Thema mit Fakten und Zahlen herstellen.
Fazit: der Autor hat eine fantastische Symbiose erschaffen, die hoffentlich auch viele bisher unbedarfte Fans dazu bringen wird, sich mit einem der wichtigsten historischen Geschehnisse auseinander zu setzen.

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Veröffentlicht am 09.04.2024

Schauerliches Drama

Das Geheimnis von Shadowbrook
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Das Buch beginnt sachte, und es dauert bis die ersten unheimlichen Vorkommnisse auftreten. Was wie ein gotischer Schauerroman anmutet, entpuppt sich als menschliches Drama auf mehreren Ebenen. Da ist die ...

Das Buch beginnt sachte, und es dauert bis die ersten unheimlichen Vorkommnisse auftreten. Was wie ein gotischer Schauerroman anmutet, entpuppt sich als menschliches Drama auf mehreren Ebenen. Da ist die Geschichte der ehemaligen Besitzerin des Shadowbrook Anwesens, die vielleicht immer noch im Haus herumgeistert. Und da ist die Geschichte im damaligen "Jetzt", die von der äußerlich schwachen, aber willensstarken und furchtlosen Clara erzählt, die auf Shadowbrook ihre Unabhängigkeit entdeckt und alles daran setzt, die merkwürdigen Ereignisse aufzuklären. Was dabei wahr ist, was Wunschdenken, was der eigenen Trauer geschuldet, vermischt sich immer mehr, bis am Ende die überraschende und enttäuschende Wahrheit ans Licht kommt - denn auf Shadowbrook ist nichts wie es scheint. Clara hat mir als starke, wissbegierige junge Frau mit Dickkopf sehr gut gefallen, und ich habe gerne gelesen wie sie unbeirrt ihren Weg geht.
Fazit: ein behutsam erzähltes Drama, dass mich fast unbemerkt überwältigt hat.

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Veröffentlicht am 04.04.2024

Steampunk und Geister

Die Seele eines Spukhauses
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Das Buch entführt in eine Welt aus Steampunk und Geistern und bringt uns die Welt des Exorzismus, oder besser gesagt: Häuserflüsterns, näher. Magnolia Feyler trägt zwar den offiziellen Titel Exorzistin, ...

Das Buch entführt in eine Welt aus Steampunk und Geistern und bringt uns die Welt des Exorzismus, oder besser gesagt: Häuserflüsterns, näher. Magnolia Feyler trägt zwar den offiziellen Titel Exorzistin, mit ihren neuen und eigenen Methoden sieht sie sich selbst aber als Häuserflüsterin. Statt den Häusern ungefragt mit Formeln und allen möglichen Mittelchen zu Leibe zu rücken, spricht sie tatsächlich auch mit einem Haus und versucht sich auf dessen Seite zu stellen, um es von einem Spuk zu befreien.
Der aktuelle Fall führt sie nach Shaw Manor, in dem bereits einer ihrer Kollegen sein Leben ließ. Denn dieses Haus lässt nichts unversucht, Menschen von sich fernzuhalten und zu schädigen. Oder ist es gar nicht das Haus selbst, sondern etwas, das sich hier vor langer Zeit eingenistet hat und auf Rache sinnt? Magnolia muss sich mit Roboter-Dienstboten anlegen und all ihre Tricks aufbieten, um dem Haus seine düsteren Geheimnisse der Vergangenheit zu entlocken, um diese bekämpfen zu können. Dabei gerät sie selbst an ihre Grenzen und muss sich fragen, ob ihre "sanften" Methoden gegen das unsagbar Böse, das hier herrscht, wirklich etwas bewirken können.
Die geschaffene Welt, das Spukhaus selbst und Magnolias besondere Methoden sind sehr originell und voller Details, die die Handlung nicht nur spannend, sondern interessant und teilweise auch unfreiwillig (jedenfalls aus Magnolias Sicht) komisch gestalten. Das Buch ist so ganz anders und fällt angenehm aus dem Rahmen. Die erste Hälfte mag noch etwas schleppend anlaufen, und die vielen Tagebucheinträge Magnolias, die sich mit der Geschichte abwechseln, erscheinen teils wiederholend. Doch dann steigt der Spannungsbogen stetig an und die Auflösung überrascht mit einer tragischen und dramatischen Erklärung für die unheimlichen Vorkommnisse in Shaw Manor.
Fazit: das Buch besticht vor allem durch seine originellen Ideen, die mich immer wieder überraschen konnten.

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Veröffentlicht am 03.04.2024

Ein wundersames, wunderbares und wunderschönes Buch

Endling
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Das Buch macht rein optisch schon ordentlich was her, vor allem die Prägung der Schnecke auf dem Einband (unter dem Umschlag) sieht sehr edel aus. Der Inhalt hat mich total überrascht und lässt sich schwer ...

Das Buch macht rein optisch schon ordentlich was her, vor allem die Prägung der Schnecke auf dem Einband (unter dem Umschlag) sieht sehr edel aus. Der Inhalt hat mich total überrascht und lässt sich schwer einordnen: Familiendrama, Roadtrip (mit Schnecke! und Hund!), Dystopie, und eine winzige Prise Wissenschaftsthriller.
Die Zukunft, die hier gezeichnet wird, ist düster: Tiere und Pflanzen sterben aus, Frauen werden in ihren Rechten beschnitten, das Internet wird zensiert und der Faschismus ist wieder auf dem Vormarsch. Das diese Dystopie nicht einmal 20 Jahre in der Zukunft liegt macht die Vision umso unheimlicher. Und der Umstand, dass das Familiendrama, das sich hier entspinnt, in einem ansonsten völlig vertrauten Umfeld, eben 'wie jetzt', passiert, also quasi schon vor unserer Türschwelle steht.
Die eingestreuten Exkurse habe ich sehr genossen, ebenso wie die wunderschönen Grafiken von Insekten und Tieren als Einleitung jedes Kapitels.
Einziger Kritik- und deshalb ein Abzugspunkt in meiner Wertung: die Sprache. Es wird aus der Ich-Perspektive erzählt, und das ist mir teilweise zu umgangssprachlich, vor allem wenn Dialoge mit der "kleinen" Schwester, die immerhin auch schon 16 ist, beschrieben werden. Dafür war Hanna wirklich eine ziemliche Zicke und hat ständig gemeckert, was aber zum Teil auch verständlich ist, wenn man bedenkt wie ihre Kindheit verlaufen ist: Vater gestorben, große Schwester (immerhin 18 Jahre älter) verlässt Familie, Mutter trinkt, Tante mit Keimphobie verlässt die Wohnung nicht mehr. Doch nun kommt Zoe zurück, da die Mutter endlich einen Entzug macht, und nach und nach werden alte Wunden aufgearbeitet.
Fazit: ein wundersames, wunderbares und wunderschönes Buch, das mich zum Staunen und Nachdenken bringt.

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