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Veröffentlicht am 09.05.2020

Beim Plot gab es einige Ungereimtheiten, aber das Thema ist spannend und hochaktuell

Leben
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Mit „Leben“ legt Uwe Laub seinen nächsten Wissenschaftsthriller vor, der mit dem Thema Artensterben ein aktuelles Thema aufgreift. Erschienen ist der Roman im April 2020 bei Heyne.

Mark Brenner fliegt ...

Mit „Leben“ legt Uwe Laub seinen nächsten Wissenschaftsthriller vor, der mit dem Thema Artensterben ein aktuelles Thema aufgreift. Erschienen ist der Roman im April 2020 bei Heyne.

Mark Brenner fliegt im Auftrag seines Geldgebers in den Kruger Nationalpark nach Südafrika, um der plötzlichen Schließung auf den Grund zu gehen. Dort wird er mit einem beispiellosen Artensterben konfrontiert, dass nicht nur eine, sondern viele der im Park lebenden Tiere betrifft. Und auch in Deutschland wird er fündig. Fledermäuse auf der schwäbischen Alb fallen tot von der Höhlendecke. Doch was hat es mit diesem ominösen Sterben auf sich? Hängt die geheimnisvolle neue Krankheit, die immer mehr Menschen befällt, mit dem Tiersterben zusammen? Fabian Nowack ist einer der Betroffenen. Er wird Teil einer Studie und stößt dort auf Informationen, die das Aussterben der Menschen zur Folge haben könnten.

Schon wieder insgesamt ein eher durchwachsenes Buch, wo mir die Bewertung schwer fällt, denn es gibt Dinge die fand ich richtig gut und es gibt Dinge, die waren eher weniger gut.
Der Schreibstil hat mir insgesamt gut gefallen und dieser lässt einen gut durchs Buch kommen. Ein Thriller, der nicht das Präsens als Mittel der Wahl nutzt, um noch näher dran zu sein. Es war alles gut verständlich geschildert und die wissenschaftlichen Erklärungen sind gut vereinfacht worden. Das Buch wirkte in dieser Hinsicht auch nicht überladen auf mich und hat eine gute Balance zwischen Unterhaltung und dem wissenschaftlichen Aspekt gefunden. Der Aufbau mit kürzeren und längeren Kapiteln hat mir gut gefallen.
Das Thema des Buches ist top aktuell und spannend. Es geht ums Artensterben und dass wir uns gerade am Anfang des 6. Massenaussterbens befinden, dass sich in diesem Buch massiv beschleunigt. Ein Szenario, dass ich als durchaus realistisch empfinde und das der Autor mit einigen interessanten Fakten unterstützt. Dass das Buch während des Lockdowns auf Grund von Corona herausgekommen ist, mag Zufall sein, aber es ergeben sich doch einige erschreckende Parallelen zu unserer aktuellen Lage.
Der Aufbau ist insgesamt gut gewählt, auch wenn es für mich gedauert hat, bis es richtig spannend wurde. Die ersten Szenen sind eindringlich und erschreckend, aber ab dann wird es erstmal sehr undurchsichtig und man weiß nicht, wie die einzelnen Teile der Geschichte zusammengehören. Das hat es für mich etwas langatmig gemacht, weil tatsächlich auch erst zur Hälfte hin sich langsam ein Bild zusammensetzt. Das hätte für mich schon eher einsetzen können. Zum eher durchwachsenen Eindruck beigetragen haben ab dann die teilweise doch sehr vorhersehbaren und unlogischen Entwicklungen. Es gab Situationen, wo man sich dachte, dass muss die Person doch jetzt checken und entsprechend handeln. Schade finde ich auch, dass ein Handlungsstrang vollkommen aus dem Fokus geraten ist und auch zum Ende hin nicht mehr aufgelöst wird.
Der Personenmix in diesem Buch war gut. Ich hatte Personen, bei denen ich mitgefiebert habe und Personen, die mir unsympathisch waren. Wie Fabian Nowack in diese ganze Geschichte reingeraten ist, erschien mir teilweise ein bisschen willkürlich, aber es ist irgendwie auch typisch für diese Geschichten, dass ein Typ von nebenan mitten in die Verschwörung gerät. Die anderen Personen haben für mich besser ins Gesamtkonzept gepasst. Wir haben eine Biologin, den geldgierigen Pharmaboss, den fanatischen Visionär und noch einige mehr.
Gut dargestellt empfand ich die Entwicklung der Pandemie. Im ersten Teil des Buches gibt es vor jedem Kapitel Ausschnitte aus unterschiedlichen Medien, die unterschiedliche Sichtweisen auf die Situation zeigen. Zu den Medien gehört das Handelsblatt, BBC News, BILD, Twitter und ich musste da so manches Mal bei schmunzeln, weil ich es so passend fand.
Das gesamte Buch über hatte ich das Gefühl, dass hier ein Thema angesprochen wird, das dem Autor am Herzen liegt und mit dem sich dieser ausführlich beschäftigt hat. Das Nachwort am Ende bestätigt dies und gibt einen Überblick darüber, was wirklich Fakt ist und wo es ins Fiktive übergeht.

Fazit: Ein Wissenschaftsthriller mit spannendem Thema, das gut recherchiert wurde und aktueller nicht sein könnte. Gerade zum Ende hin sehr spannend, aber die teils vorhersehbaren und teils unlogischen Entwicklungen trüben den Lesespaß. Empfehlenswert für alle, die über die ein oder andere Ungereimtheit hinwegsehen können und wissenschaftliche Themen mögen.

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Veröffentlicht am 02.05.2020

Beim zweiten Mal zwar interessant, aber nur mittelmäßig

Vengeful - Die Rache ist mein
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„Vengeful - Die Rache ist mein“ von V. E. Schwab ist der zweite Teil der Villains-Reihe. Auch diesmal spielen die ExtraOrdinären Eli Ever und Victor Vale eine wichtige Rolle, aber auch neue EOs betreten ...

„Vengeful - Die Rache ist mein“ von V. E. Schwab ist der zweite Teil der Villains-Reihe. Auch diesmal spielen die ExtraOrdinären Eli Ever und Victor Vale eine wichtige Rolle, aber auch neue EOs betreten die Bühne. Erschienen ist der Roman im April 2020 bei Fischer Tor.

Marcella Riggins wollte immer mächtig sein. Um dies zu erreichen hat sie in ihrer Jugend den Mafiosi Marcus Riggins geheiratet. Der jedoch bringt sie nach 12 Jahren Ehe um. Noch während sie stirbt schwört sie Rache und da dies in Kombination mit einem unbedingten Überlebenswillen dazu führt, dass man ein ExtraOrdinärer wird, wacht sie mit außergewöhnlichen Fähigkeiten wieder auf. Darauf bedacht nie wieder im Schatten irgendeiner Person zu stehen, sorgt sie für einige Furore und bringt schließlich auch Eli Ever und Victor Vale auf den Plan. Die Konsequenzen, die dies mit sich bringt, hat sie allerdings nicht bedacht.

Dies ist wieder ein sehr zwiespältiges Buch, zu dem mir die Rezension zu schreiben, sehr schwer fällt. Der erste Band konnte mich mit seinem Konzept überzeugen und hatte durch seine düstere Atmosphäre etwas Besonderes, das irgendwie neu war. In diesem Buch setzt die Autorin auf das gleiche Rezept und das war mir irgendwie zu wenig.
Am Schreibstil kann man nichts aussetzen. Dieser konnte mich ins Geschehen ziehen und ich konnte mir alles gut vorstellen. Ich habe mich allerdings immer wieder dabei ertappt, dass ich mir dachte, hier würde mir ein 2 bis 3stündiger Film besser gefallen. Es sind einige Szenen dabei, die mir visuell als Filmerlebnis und mit komprimierterer Geschichte einfach besser gefallen hätten.
Der Roman hat wieder mehrere Zeitebenen, die zum Ende hin immer näher an das Jetzt rücken. Hier werden unterschiedliche Aspekte beleuchtet. Es gibt einen Handlungsstrang, der sich mit Marcella Riggings und ihrer Vergangenheit beschäftigt. Wir haben die Geschichte rund um Victor Vale, der in diesem Band ein Problem lösen muss. Es gibt eine Organisation namens EON, die Jagd auf ExtraOrdinäre macht und auch in die Vergangenheit von Eli Ever erhalten wir einen neuen Einblick.
Die Autorin setzt hierbei auf Vieles, das sich bewährt hat und mir hat irgendwie was Neues gefehlt. Es gibt einige Schocker im Buch, weswegen man auf keinen Fall zartbesaitet sein sollte, aber das erwartet man nach dem ersten Band auch. Für mich hat die Geschichte stellenweise vor sich hingeplätschert und ich hatte einfach nicht den Drang, dass ich unbedingt weiterlesen muss. Das Ende ist offen und deutet ein weiteres Buch an, was ich vielleicht nicht lesen werde. Das kommt sehr drauf an, ob mich der Klappentext überzeugen kann. Darüber hinaus konnte mich die Auflösung einiger Stränge nicht überzeugen. Ich fand es teilweise zu leicht gelöst, was die Spannung aus dem Ganzen genommen hat.
Jeder Charakter in diesem Buch ist ambivalent, was diese Reihe gerade interessant macht, was aber dazu führt, dass man nicht wirklich eine Identifikationsfigur hat. Es ist ein Buch, was genau mit diesem Konzept spielt und ich fand es spannend, die Motive der einzelnen Figuren zu hinterfragen. Man begleitet die Personen und findet Dinge, die man gut an ihnen findet, aber dann machen ebenjene Personen Dinge, die nicht in Ordnung sind. Andererseits passieren auch Sachen, die man selbst seinem schlimmsten Feind nicht wünschen würde und irgendwie fühlt man mit jeder Person so ein bisschen mit und kann deren Verhalten nachvollziehen, aber andererseits fragt man sich auch, was das über einen selber aussagt.

Fazit: Ein Buch mit interessanten Charakteren und altbewährtem Rezept, das beim zweiten Mal nur mittelmäßig überzeugen kann. Gezielte Schocker werden gesetzt, die allerdings nicht ihre volle Wirkung entfalten können. Empfehlenswert für Personen, die Band 1 bereits kennen und die vom diesem absolut umgehauen worden sind; für alle anderen gibt es nur eine bedingte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 26.04.2020

Eine Familiensaga, die unterhält und gerade zum Schluss hin aufdreht

Der mutige Weg
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„Der mutige Weg“ ist der mittlerweile 5. Band der erfolgreichen Hansen-Saga von Ellin Carsta und mutig ist der Weg, den die Familie Hansen in diesem Teil einschlagen muss. Tiefgreifende Veränderungen stehen ...

„Der mutige Weg“ ist der mittlerweile 5. Band der erfolgreichen Hansen-Saga von Ellin Carsta und mutig ist der Weg, den die Familie Hansen in diesem Teil einschlagen muss. Tiefgreifende Veränderungen stehen an. Erschienen ist der Roman Ende März 2020 bei Tinte & Feder.

Therese hat sich dazu entschieden mit ihren Kindern nach Kamerun zu gehen und dort das Leben an der Seite ihres Schwagers Robert Hansen zu verbringen. Kaum in Kamerun angekommen, wird die Plantage vor eine große Herausforderung gestellt.
Luise versucht hingegen ihr Leben als Mutter und Geschäftsfrau unter einen Hut zu bringen. Nicht immer einfach, denn sie liebt ihre Tochter über alles. Umso geschockter ist sie, als sie erneut Unregelmäßigkeiten im Kontor entdeckt. Kann sie die Sache aufklären und ist ihr Cousin Richard möglicherweise involviert?
Und auch in Wien ist nicht alles so rosig wie es scheint. Georg hat sich seinen Platz in der Familie Hansen zurückerobert, ist aber dennoch nicht glücklich. Zu sehr plagt ihn die heimische Situation mit seiner Frau, die tagein tagaus schlechte Stimmung verbreitet und auch die Rückkehr ins hanseatische Kontor hat ihm beruflich nicht das gebracht, was er sich erhofft hat.

Wie man sieht ist wieder Einiges bei der Familie Hansen los und selbst Dinge, die sich zum Guten gewendet haben, können sich auch schnell wieder ins Gegenteil verkehren.
Sehr gut gelungen ist Ellin Carsta wieder einmal, dass man von allen Charakteren die Beweggründe nachvollziehen kann, auch wenn man diese nicht teilt. Ich finde, das ist eine ganz große Stärke der Autorin. So manche Person möchte man schütteln und in die richtige Richtung drängen, aber meist lässt das der grundsätzliche Charakter ebenjener Person dann doch irgendwie nicht zu.
Ich habe insbesondere wieder sehr mit Luise, Therese und Robert mitgefiebert. Luise ist eine bewundernswerte junge Frau, die die Mutterrolle allein nicht ausfüllen kann und die konstant im Zwiespalt mit ihrer Entscheidung im Kontor zu arbeiten lebt. Das hat sie für mich sehr menschlich gemacht und man hat die Liebe zu ihrer Tochter immer gespürt.
Therese ist an sich so ein positiver Mensch, von dem sich jeder, glaube ich, eine Scheibe abschneiden kann, weil es manche Sachen einfacher macht. Mit ihrem Umzug nach Kamerun macht sie einen gewagten Schritt, doch ihre Art führt dazu, dass das Beste daraus erwächst.
Robert lässt sich nur zu gerne von dieser Art anstecken und ich bewundere ihn dafür, dass er hart anpacken kann, wenn es nötig ist. Zusammenhalt und Respekt ist für ihn wichtig und dies lebt er so auch vor.
Der Schreibstil der Autorin ist wieder einmal toll zu lesen. Ich konnte mir das Kontor, Hamburg, Kamerun und all die anderen Orte im Buch wunderbar vorstellen. Ich mag es, dass es niemals zu ausschweifend wird, aber dennoch ein richtiger Film im Kopf entsteht.
Die Handlungsstränge sind interessant, dennoch konnten mich nicht alle für sich einnehmen. Insbesondere mit Marthas Handlungsstrang konnte ich nicht so wirklich etwas anfangen und dieser kam mir auch ein wenig überflüssig vor. Die Handlung in Wien hatte positive sowie negative Seiten. Gut gefallen hingegen hat mir wieder Kamerun. Es hätte den Rahmen des Romanes wahrscheinlich wirklich gesprengt, dennoch hätte ich mir hier auch ein bisschen mehr zu den Schattenseiten der Kolonialisierung gewünscht. Die Ausführungen zu der Plantage und dem Anbau des Kakaos fand ich hingegen sehr interessant.
Von der Spannung her zog der Roman im letzten Drittel auf jeden Fall enorm an und verspricht viel Konfliktpotenzial für Teil sechs, der im Juni erscheinen soll. Gerade das Ende hat mir viel Lust gemacht, die Reihe weiterzuverfolgen, aber ich merke, ich muss bei Romanen wie diesen auch immer in der rechten Stimmung sein.
Im Nachwort erzählt die Autorin etwas zu den historischen Hintergründen, die in den Roman eingeflossen sind, aber eben auch, dass dies eine Reihe sein soll, die unterhalten soll und das schafft sie auf jeden Fall. Mir ist es dadurch manchmal einfach ein bisschen zu seicht und ich würde mir einen stärkeren historischen Bezug wünschen, aber ich kann eben auch mal zur Abwechslung diese Art der Erzählung genießen, wenn ich darauf eingestellt bin.

Fazit: Eine Familiensaga, wo der Name Programm ist und ein fünfter Teil, in dem wieder Einiges passiert, bei dem aber nicht alle Handlungsstränge zu überzeugen wissen. Ich persönlich würde einen stärkeren historischen Bezug befürworten. Daher meine Leseempfehlung an alle, die Familiensagas lieben, bei denen die Familie im Vordergrund steht und die die typischen Intrigen sowie Auf und Abs mögen.

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Veröffentlicht am 18.04.2020

Eine geniale Idee mit kleinen Schönheitsfehlern umgesetzt

Gestohlene Erinnerung
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In seinem Thriller „Gestohlene Erinnerung“ beschäftigt sich Blake Crouch mit einer sehr interessanten Idee, die mit unseren Erinnerungen zu tun hat und in wie weit wir diesen trauen können. Erschienen ...

In seinem Thriller „Gestohlene Erinnerung“ beschäftigt sich Blake Crouch mit einer sehr interessanten Idee, die mit unseren Erinnerungen zu tun hat und in wie weit wir diesen trauen können. Erschienen ist der Roman im März 2020 bei Goldmann.

Detective Barry Sutton vom NYPD wird durch Zufall in eine Geschichte gezogen, die seinen weiteren Lebensweg maßgeblich beeinflussen soll. Er versucht einen Selbstmord zu verhindern und wird so auf das False Memory Syndrom aufmerksam. Falsche Erinnerungen an ein anderes Leben führen dazu, dass sich immer mehr Menschen das Leben nehmen. Doch was steckt dahinter?
Helena Smith könnte beim Lösen des Falls helfen. Bedingt durch die Alzheimer-Erkrankung ihrer Mutter beschäftigt sie sich mit dem Thema Erinnerungen und wie diese erhalten werden können. Sie hat eine Technologie entwickelt, die es möglich macht, Ereignisse erneut zu erleben. Doch genau diese Erfindung droht nun eine weltweite Katastrophe auszulösen.

Wenn ich Thriller lese, dann sollen es auf jeden Fall solche wie dieser hier sein, die eine absolut grandiose wie auch faszinierende Idee aufgreifen. Den englischen Titel „Recursion“ finde ich passender, nachdem ich das Buch nun beendet und den Begriff nachgeschlagen habe, aber auch „Gestohlene Erinnerung“ hat seine Berechtigung.
Das Buch ist im Präsens geschrieben. Für mich ist das meist erstmal ungewohnt, da ich so viele historische Romane lese und die meist das Präteritum bevorzugen. Dies sorgt allerdings dafür, dass man direkt in die Geschichte katapultiert wird, auch wenn dies erstmal als neutraler Beobachter von außen passiert.
Der Aufbau hat mir sehr gut gefallen. Das Buch ist in 5 Abschnitte eingeteilt, die durch ein jeweils passendes Zitat eingeleitet werden. Kein Abschnitt ist wie der vorherige, alle sind miteinander verbunden, geben aber eine neue Facette der Geschichte wieder. Anfangs weiß man gar nicht, worauf das Ganze hinaus laufen soll, aber das, was unter der Oberfläche schimmert, ist interessant und man möchte wissen, was dahinter steckt. Sobald die Idee erstmal bekannt ist, ist es spannend den Weg zu verfolgen, wie diese realisiert werden kann und nach erfolgreicher Umsetzung zeigt einem das Buch zusätzlich noch verschiedene Szenarien.
Es ist schwer etwas über dieses Buch zu schreiben, ohne wirklich zu spoilern. Der Klappentext tut es auf jeden Fall nicht, denn mit so einer Idee, wie sie im Buch verfolgt wird, hätte ich nicht gerechnet. Man braucht auf jeden Fall seinen Grips für dieses Buch, sollte die Geschichte auch mal auf sich wirken lassen und vor allen Dingen sich auf dieses Gedankenexperiment einlassen. Schlauere Menschen als ich, finden sicher Fehler in den Theorien, die dort aufgegriffen werden. Für mich hatten sie auf jeden Fall ein gewisse Logik und ich habe mich gerne darauf eingelassen.
Ich habe mit der Zeit sowohl mit Barry Sutton als auch mit Helena Smith mitgefiebert. Es ist schwer die beiden vom Charakter her zu beschreiben. Schmerzliche Erinnerungen sind ein Element, dass bei beiden eine entscheidende Rolle spielt. Helena Smith ist zudem das Genie, dass hinter einer Technologie steckt, dessen wahre Ausmaße selbst sie überrascht haben. Barry kommt in einigen Momenten nicht ganz so gut weg, wo ich mir gedacht habe, dass er dies hätte auch geschickter anstellen können.
Viel habe ich nicht auszusetzen. Mir war das Ganze teilweise ein wenig zu hektisch und beim letzten Abschnitt bin ich mir nicht ganz sicher, ob man denselben Effekt nicht auch auf eine andere Weise hätte erzielen können. Teilweise hat mich das Ganze an meine Lieblingsserie Fringe erinnert, worüber ich mich sehr gefreut habe.

Fazit: Ein rasanter Thriller mit einer genialen Idee und kleinen Schönheitsfehlern. Wenn ihr Thriller mit Ideen liebt, die eure Gehirnwindungen glühen lassen und die Fantasie befeuern, dann seid ihr bei „Gestohlene Erinnerung“ an der richtigen Adresse. Wenn ihr Fans von Fringe seid, gibt euch dieses Buch bestimmt noch viel interessantere Ideen. So war es zumindest bei mir.

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Veröffentlicht am 11.04.2020

Wichtige historische Ereignisse mit dem Schicksal einer Uhrmacherfamilie verbunden

Das Erbe der Altendiecks
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In „Das Erbe der Altendiecks“ von Hendrik Lambertus verfolgen wir das Schicksal einer Bremer Uhrmacherfamilie über 4 Generationen hinweg. Erschienen ist der historische Roman im März 2020 bei rororo.

Bremen ...

In „Das Erbe der Altendiecks“ von Hendrik Lambertus verfolgen wir das Schicksal einer Bremer Uhrmacherfamilie über 4 Generationen hinweg. Erschienen ist der historische Roman im März 2020 bei rororo.

Bremen im 18. Jahrhundert: Die Familie Altendieck ist eine angesehene Uhrmacherfamilie, die die Änderungen der Zeit hautnah miterlebt und sich den Gegebenheiten immer wieder aufs Neue anpasst.
Johann Altendieck wird eine Chance beim Haarschopf packen und scheitern, seine Tochter Gesche wird durch ihre Tatkraft den Familiennamen wieder herstellen, sein Enkel Nicolaus wird die Kriege miterleben, die Napoleon über ganz Europa bringt und Ernst Theodor wird die ersten Schritte hin zur Demokratie erleben. Turbulente Zeiten stehen der Familie Altendieck bevor, die sie nur gemeinsam schaffen können.

An den Familiengeschichten kommt man im historischen Genre gerade nicht vorbei, aber natürlich gibt es auch hier unterschiedliche Arten von Geschichten. Manche wollen einfach unterhalten und sind eher seicht, andere behandeln interessante Themen, die auch für unser modernes Leben heute enorme Bedeutung haben. Egal welche Art von Familiengeschichte es ist, alle haben ihre Daseinsberechtigung und haben mir in den letzten beiden Jahre so manche Lesestunde versüßt.
Die Altendiecks haben mir eine gute Mischung präsentiert. Auf der einen Seite lernen wir die Uhrmacherkunst kennen und welch große Bedeutung dieses Handwerk für die Familie hat, andererseits lernen wir Bremen kennen und welche Änderungen sich über 4 Generationen ergeben haben. Das fängt bei der Kleidung und Gepflogenheiten an, geht über den technischen und wissenschaftlichen Fortschritt bis hin zu politischen Veränderungen. Angesichts der Länge des Buches ist es nur ein Überblick, aber ich finde dieser ist gelungen und die Zeitpunkte wurden gut gewählt.
Die gewählten Zeitpunkte sorgen dafür, dass wir ein breites Themenspektrum haben. Dieses reicht von der Ständegesellschaft Mitte des 18. Jahrhunderts über das Zeitalter der Aufklärung und die französische Revolution bis hin zum Vormärz ab dem 19. Jahrhundert. Wir erleben hierbei kriegerische Auseinandersetzungen und die ersten Schritte hin zu der Demokratie wie wir sie heute kennen und auch die Industrialisierung spielt gerade zum Ende des Buches eine wichtige Rolle.
Der Schreibstil des Romanes hat mir gut gefallen. Ich konnte mir alles gut vorstellen und habe viele Informationen aus dem Buch für mich mitgenommen. Ein sprachliche Besonderheit ist, dass auch die gestelzte Sprache jener Zeit sowie Plattdeutsch verwendet wurde. Dies passiert aber nur in kleinem Maße und nimmt an keiner Stelle überhand.
Mit der Familie Altendieck habe ich die meiste Zeit des Buches mitgefiebert. Besonders in Erinnerung bleiben wird mir aber auf jeden Fall Gesche mit ihrer Tatkraft und der Einstellung aus jeder Situation das beste zu machen. Sie stellt das Wohl der gesamten Familie vor ihr eigenes Glück was mir sehr imponiert hat.
Mit Johannes Altendieck konnte ich nicht so viel anfangen, weil mir gerade in seinem Abschnitt einige Entwicklungen zu schnell kamen. Hier hatte ich das Gefühl, dass der Geschichte nicht der nötige Raum gegeben wurde, um sich zu entfalten. Dieses Gefühl hatte ich bei allen nachfolgenden Generationen nicht und so habe ich in den weiteren Abschnitten das Schicksal der Familie gerne mitverfolgt.
Der Roman ist mit einem umfangreichen Glossar ausgestattet, das viele zeitgenössische Begriffe erläutert und erklärt. Ich empfand den Roman zu jeder Zeit als gut recherchiert, was durch das Nachwort nochmals betont wird. Die Idee, die dahinter steckt, gefällt mir sehr, allerdings bin ich kein Fan von den Abweichungen, die nötig waren, um die Geschichte so erzählen zu können, wie es in diesem Buch geschehen ist. Die Erklärungen sind für mich allerdings schlüssig und nachvollziehbar.

Fazit: Ein historischer Roman, der fast 100 Jahre Geschichte erzählt und dabei geschickt wichtige historische Ereignisse mit dem Schicksal der Uhrmacherfamilie Altendieck verwebt. Empfehlenswert für alle die Familiengeschichten mit einem guten historischen Hintergrund mögen und sich für die tiefgreifenden Änderungen ab Mitte des 18. Jahrhunderts interessieren.

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