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Veröffentlicht am 15.02.2020

Zurück nach Hamburg und Kamerun im 19. Jahrhundert

Der zerbrechliche Traum
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„Der zerbrechliche Traum“ von Ellin Carsta ist der vierte Teil der Hansen-Saga, in dem die Geschichte der Familie und des dazugehörigen Kakaokontors erzählt wird. Erschienen ist der Roman im Oktober 2019 ...

„Der zerbrechliche Traum“ von Ellin Carsta ist der vierte Teil der Hansen-Saga, in dem die Geschichte der Familie und des dazugehörigen Kakaokontors erzählt wird. Erschienen ist der Roman im Oktober 2019 bei Tinte und Feder von Amazon Publishing.

Deutschland/Kamerun 1894: Anders als erwartet fühlt sich Luise in ihrer Rolle als Mutter sehr wohl und umsorgt ihre kleine Tochter Viktoria liebevoll. Dennoch zieht es sie recht schnell wieder ins Familienkontor, wo sie zu ihrer Verblüffung feststellen muss, dass Richard seinen Job gut gemacht hat. Dadurch verunsichert, stürzt sie in eine Krise, aus der sie nur mit Unterstützung ihres Mannes kommt.
Hamza kehrt nach der missglückten gemeinsamen Flucht alleine nach Kamerun zurück. Er hat Schwierigkeiten sich in seiner alten Heimat zurechtzufinden, denn die Zeit in Hamburg hat ihn verändert. Doch schon bald findet er eine neue Aufgabe für sich als die Unruhen zwischen den Einheimischen und den Kolonialisten sich immer mehr verschärfen.

Was habe ich mich gefreut als ich im Klappentext las, dass es wieder zurück nach Kamerun geht. Die Briefe in den vorangegangenen Teilen waren mir einfach zu wenig und ich habe diesen Teil der Geschichte schmerzlich vermisst.
Der Anschluss an den vorherigen Band gelingt mühelos. Man ist sofort wieder im Geschehen drin und verfolgt die Geschichte der Familie Hansen sowie Hamza interessiert mit. Ellin Carsta versteht es sehr gut, einen in die Lage des jeweiligen Charakters zu versetzen, so dass man mit jeder Person eine gewissen Verbindung hat und deren Beweggründe deutlich werden.
Die Geschichte in diesem Roman ist durchaus dramatisch, dennoch strahlt alles irgendwie auch eine gewisse Ruhe aus. Ich bin dem Geschehen interessiert gefolgt, aber es gab für mich keine Stellen bei denen ich vor Spannung die Luft anhalten musste. Es gab Ereignisse, die ich so schon geahnt habe, aber auch überraschende Wendungen sowie Entwicklungen, die mich sehr gefreut haben und die die Lust auf Band 5 geweckt haben.
Georg ist in diesem Band endgültig wieder ein wichtiger Bestandteil der Familie Hansen geworden, was mich sehr gefreut hat. Luise konnte mich mit ihrer praktischen Art zu denken überzeugen und machte wieder einmal deutlich, warum sie es als Frau in jener Zeit zu ihrer Position geschafft hat. Thereses positive Art konnte mich für sich einnehmen und auch Friederike hat sich zu einer selbstbewussten jungen Frau entwickelt, die ihren Weg geht.
Es gibt natürlich auch Personen, die ich eher weniger mag, wie z. B. Richard, der sehr selbstbezogen ist und Vera, die es nicht schafft aus ihrem Schneckenhaus rauszukommen. In Kamerun gibt es Menschen, deren abwertende Einstellung gegenüber den Einwohnern ich nicht teile.
Ich habe mich sehr gefreut, dass Kamerun als Schauplatz wieder dazugekommen ist. Es ist einfach etwas anderes, ob man über Briefe von den politischen Ereignissen erfährt oder es Personen vor Ort gibt, die das alles miterleben. Hier finde ich es klasse, dass Hamzas Perspektive in den Fokus rückt, denn er ist jemand, der direkt von dieser Situation betroffen ist. Darüber hinaus finde ich es sehr gut, dass wir bei den Kolonialisten unterschiedliche Meinungen vorfinden. Es wird nicht nur Rassismus reproduziert, sondern es wird ein Gegengewicht geschaffen, dass deutlich zeigt, dass es nicht in Ordnung ist, wie sich einige Kolonialisten den Schwarzen gegenüber verhalten.
Abgerundet wird der Roman durch ein kurzes Nachwort, in dem Fiktion und Wahrheit getrennt werden, und ein Quellenverzeichnis. Ein Personenverzeichnis braucht diese Reihe nicht, da sich die Anzahl der Personen in einem übersichtlichen Rahmen bewegt.

Fazit: Im vierten Teil kehren wir endlich wieder nach Kamerun zurück, was den ersten Teil dieser Reihe so stark gemacht hat. Es ist eine Familiensaga, die man gerne verfolgt und die das 19. Jahrhundert sowie die Kolonialzeit zum Leben erweckt. Empfehlenswert für alle, die gerne Geschichten mögen, in der sie das Leben einer Familie über einen längeren Zeitraum und mehrere Bände miterleben können.

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Veröffentlicht am 08.02.2020

Eine Jugendbuch, dass sowohl makaber als auch faszinierend ist

Scythe – Die Hüter des Todes
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„Scythe - Die Hüter des Todes“ von Neal Shusterman erzählt die Geschichte einer Welt, in der der Tod überwunden worden ist und sogenannte Scythe das Töten übernehmen. Es handelt sich um den ersten Teil ...

„Scythe - Die Hüter des Todes“ von Neal Shusterman erzählt die Geschichte einer Welt, in der der Tod überwunden worden ist und sogenannte Scythe das Töten übernehmen. Es handelt sich um den ersten Teil einer Trilogie, der im Juni 2019 erstmals als Taschenbuch bei Fischer Sauerländer erschienen ist.

Was bedeutet Leben in einer Welt, in der man alles weiß, niemand arm ist und auch der Tod seinen Schrecken verloren hat? Das alles wurde erreicht und auch wenn die Menschen nicht mehr an Krankheiten oder bei Unfällen sterben, so muss es eben doch Menschen geben, die sterben. Scythe haben diese Aufgabe übernommen und Citra und Rowan wurden für die Ausbildung ausgewählt. Doch wie entscheidet man, wer weiterleben darf und wer nicht? Die Scythe haben hierfür Regeln und gewisse Moralvorstellungen. Doch es brodelt innerhalb der Gilde und nicht jeder möchte sich mehr an die alten Grundsätze halten.

Diese Reihe habe ich schon sehr oft auf bookstagram gesehen und als ich letztens beim Buchshopping war und das Paperback gesehen habe, dachte ich mir, ich lese kurz mal rein. Schon die ersten Seiten konnten mich in seinen Bann ziehen und so habe ich das Buch dann auch letztendlich mitgenommen.
Die ersten Kapitel dieses Buches haben mich ehrlich gesagt ein wenig geschockt. Alleine die Vorstellung, dass wirklich ein Mensch in einer Robe bei einem an der Haustür klingelt und dann einfach entscheidet, dass einer aus diesem Haushalt sterben muss, oder nachgelesen wird, wie es hier in dem Buch genannt wird, ist irgendwie makaber. Ich fand es wahnsinnig faszinierend die Welt der Scythe, ihre Regeln und Lebensweise kennenzulernen. Zwischen den einzelnen Kapiteln gibt es immer wieder Einschübe aus den Tagebüchern unterschiedlicher Scythe, die die Hintergründe noch mehr beleuchten.
Der Spannungsbogen des Romanes ist größtenteils gut gelungen. Der Autor weiß, wie man Spannung aufbaut, diese hält, aber auch immer mal wieder gezielt darüber hinaus geht und, wie in meinem Fall, den Leser schockt. Es gab einige überraschende Wendungen, die mir sehr gut gefallen haben und die ich nicht erwartet habe.
Interessant zu beobachten war die Gewöhnung an die Vorgehensweise und Arbeit der Scythe. Am Anfang dachte ich des Öfteren „WTF passiert hier“, aber das hat tatsächlich mit der Zeit nachgelassen. Es gibt in diesem Roman unterschiedliche Lager, zu denen ich gar nicht allzu viel verraten will. Wir bekommen Einblick in verschiedene Scythes und alle waren für mich auf eine gewisse Weise nachvollziehbar, auch wenn mir nicht alle Varianten gefallen haben. Ich finde es allerdings sehr gut, wenn man hinter allem eine gewisse Logik erkennt. Dies macht den Konflikt im Buch umso spannender.
Die beiden Lehrlinge Citra und Rowan sind mir ans Herz gewachsen. Jeder hat unterschiedliche Stärken, dennoch bringen beide Eigenschaften mit, die ein Scythe haben sollte. Das Wechselspiel zwischen den beiden fand ich sehr gelungen und ich konnte mich in beide Charaktere hineinversetzen.
Scythe Faraday mochte ich sehr gerne, weil dieser eine ruhige und besonnene Art hat. Anfangs war es schwer ihn zu durchschauen, aber je mehr man ihn kennenlernt, umso mehr weiß man ihn und seine Moralvorstellungen zu schätzen. Aber auch Scythe Curie hat mit der Zeit an Sympathie gewonnen. Ihre Art nachzulesen hat mir sehr gefallen und sie hat das Herz definitiv am rechten Fleck.
Bei dieser Reihe handelt es sich um eine Jugendbuchreihe, die ab 14 empfohlen wird. Die Grundprämisse dieses Buches finde ich heftig, aber ich glaube tatsächlich Jugendliche nehmen das Buch ganz anders wahr als jemand wie ich mit Mitte 30. Ich denke schon, dass die Altersempfehlung passt und Jugendliche damit umgehen können, aber ich bin tatsächlich immer etwas zwiespältig. Diese Reihe kann auf jeden Fall interessante Denkanstöße liefern.
Ich bin sehr gespannt auf den zweiten Teil dieser Reihe, denn einiges ist noch unklar geblieben. Gerade der Thunderhead, der in dieser perfekten Welt, das Leben koordiniert und sich beispielsweise auch um die Infrastruktur kümmert, ist noch sehr abstrakt geblieben. Ich hoffe, wir erfahren hier noch deutlich mehr, so dass die Welt greifbarer wird.

Fazit: Ein Reihe, die mit ihrer makaberen Grundprämisse zu schocken, aber auch in seinen Bann zu ziehen weiß. Man wird in eine interessante Zukunftsvision entführt, die mit einigen überraschenden Wendungen punkten kann. Empfohlen ab 14 Jahren bietet die Reihe ebenso für Erwachsene viele spannende Lesestunden.

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Veröffentlicht am 25.01.2020

Ein typischer Robert Langdon Roman

Origin
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„Origin“ von Dan Brown ist im Oktober 2017 bei Lübbe erschienen und setzt sich mit Fragen auseinander, die sicher jeden von uns schon einmal beschäftigt haben. Woher kommen wir? Und wohin gehen wir?

Der ...

„Origin“ von Dan Brown ist im Oktober 2017 bei Lübbe erschienen und setzt sich mit Fragen auseinander, die sicher jeden von uns schon einmal beschäftigt haben. Woher kommen wir? Und wohin gehen wir?

Der Zukunftsforscher Edmond Kirsch brüstet sich damit, die Antworten auf diese Fragen gefunden zu haben und bevor er dies mit der ganzen Welt teilt, macht er sich auf, um seine Erkenntnisse den wichtigsten Religionsführern zu zeigen. Seine Entdeckung wird die Grundfesten der Religion erschüttern und so setzt er eine Reihe von Ereignissen in Bewegung. Bei seiner Präsentation wird der Zukunftsforscher erschossen und Robert Langdon, sein früherer Mentor, wird mal wieder in eine Schnitzeljagd voller Symbole und spannender Thesen hineingezogen.

Bei diesem Thriller handelt es sich um den bereits um den fünften Roman mit Robert Langdon. Der Symbologe ist mir in den vorangegangen Teilen sehr ans Herz gewachsen und kann auch in diesem Roman mit seinem unvergleichlichen Charme glänzen, dennoch konnte mich dieser Roman nicht so sehr fesseln wie die vorangegangen Teile.
Das mag zum einen daran liegen, dass der Roman dem altbewährten Schema folgt, dass wir auch aus den anderen Romanen kennen und zum anderen, dass mich das Thema diesmal nicht so fesseln konnte. Die Themen, die Dan Brown in diesem Roman aufwirft, sind spannend. Die Frage nach unserer Herkunft und Zukunft wird verknüpft mit Themen wie Moral, Ethik, Religion und künstlicher Intelligenz. Darüber hinaus weiß Dan Brown auf jeden Fall, wie man effektvolle Präsentationen hält, die einen fesseln können. Bei diesen Szenen hatte ich Kopfkino und war so richtig dabei, alles mit einer gewissen Faszination in mich aufzunehmen.
Doch bei der Schnitzeljagd konnte mich das Ganze nicht mehr so für sich einnehmen. Die Informationen zu den Symbolen waren durchaus interessant, haben mich teilweise aber etwas erschlagen. Das Buch eignet sich auch wieder einmal wunderbar als Reiseführer. Diesmal für die Stadt Barcelona. Wir lernen einiges über Gaudí und moderne Kunst. Erschwerend kam für mich dazu, dass ich die Auflösung etwa ab der Hälfte schon geahnt habe, auch wenn es dann doch noch ein bisschen anders kam als erwartet.
Die Personen im Roman sind für mich ein wenig blass geblieben. Ich war beteiligt am Geschehen, habe aber nicht so richtig mitgefiebert. Edmond Kirsch als Technikguru, Atheist und Futurologe war durchaus beeindruckend, aber seine Fassade beginnt doch recht schnell zu bröckeln. Ambra Vidal ist die Frau, die jeder Dan Brown Roman braucht. Sie hat eine starke Persönlichkeit, aber irgendwie war sie in diesem ganzen Konstrukt für mich entbehrlich. Sie war das Bindeglied, um das Königshaus und die katholische Kirche mit dem Geschehen zu verbinden. Am meisten fasziniert in diesem Roman hat mich Winston, doch zu ihm möchte ich an dieser Stelle nicht zu viel verraten.
Und hiermit bin ich tatsächlich auch schon am Ende meiner Erkenntnisse, was ich über dieses Buch schreiben kann. Bei einem durchschnittlichen Buch fällt es einem irgendwie immer am schwersten etwas zu schreiben.

Fazit: Ein durchschnittlicher Thriller mit interessantem Thema, das einen aber nicht vollends zu fesseln weiß. Ein typischer Dan Brown, dessen Schema sich für mich mittlerweile doch etwas abgenutzt hat. Wenn man hiervon allerdings nicht genug bekommen, dann ist man auch beim neuesten Roman des Autors sicher gut aufgehoben.

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Veröffentlicht am 18.01.2020

Ein gut recherchierter Roman über die Verteidigung des Abendlandes

Der Herzog von Aquitanien
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In „Der Herzog von Aquitanien“ erzählt Mac P. Lorne von Eudo, dem Herzog Aquitaniens im 8. Jahrhundert, und der Verteidigung seines Herrschaftsgebietes gegen die Mauren. Erschienen ist der Roman im November ...

In „Der Herzog von Aquitanien“ erzählt Mac P. Lorne von Eudo, dem Herzog Aquitaniens im 8. Jahrhundert, und der Verteidigung seines Herrschaftsgebietes gegen die Mauren. Erschienen ist der Roman im November 2019 bei Droemer-Knaur.

Aquitanien, 8. Jahrhundert: Herzog Eudo träumt davon sein Herzogtum in ein unabhängiges Königreich mit ihm als König zu verwandeln, doch der Weg dorthin ist schwer. Um sein Ziel zu erreichen, muss er sich von seinem Lehnsherren, dem Merowinger-König der Franken, der durch seine Hausmeier vertreten wird, lösen. Darüber hinaus haben im Süden die Mauren das Visigotenreich im Handstreich genommen und bedrohen nun die Südgrenze. Um diese zu schützen, verheiratet er seine Tochter mit dem Berberfürsten Munuza. Mit ihm an seiner Seite kann er die erste große Offensive der Mauren Aquitanien zu erobern abwehren. Doch das Glück soll in vielerlei Hinsicht nicht auf seiner Seite bleiben.

Ich habe schon einige gute Romane des Autors gelesen und so war ich auch diesmal neugierig zu erfahren, welche Geschichte hier ausgegraben worden ist. Aus dem 8. Jahrhundert habe ich noch nicht viel gelesen und daher gab es hier sehr viel für mich zu entdecken.
Angefangen beim Personenverzeichnis, das viele ungewöhnliche Namen für mich bereithielt, wie z.B. Lampegia oder auch Chilperich. Letzteres klingt ein bisschen wie ein Name für einen Vogel für mich. Ich lese diese Namensauflistung gerne am Anfang eines Buches, weil diese schon kleinere Informationen zur Geschichte enthält und man so ein wenig spekulieren kann, was passieren wird.
Der Einstieg ins Buch ist ganz gut gelungen, geht es doch direkt spannend und mit einem wichtigen historischen Ereignis los, dennoch hatte ich schnell Probleme mit den vielen Informationen, die auf mich eingeprasselt sind. Hinzu kam noch, dass ich lange Zeit keine wirkliche Person zum mitfiebern für mich gefunden habe und so zog sich die erste Hälfte des Buches sehr für mich hin. Ich kann aber an dieser Stelle schon sagen, es lohnt sich durchzuhalten.
Wenn man die Grundprämisse dieses Romanes und die vielen Informationen hierzu erstmal durchdrungen hat, dann wird es besser. Als sich die Wege Eudos und Munuzas zu kreuzen beginnen, fing ich langsam an, mich besser in die unterschiedlichen Personen hineinversetzen zu können. Sowohl Munuza als auch Eudo sind sehr interessante Personen.
Eudo konnte mich mit seiner umsichtigen und klugen Art zu herrschen von sich überzeugen. Manchmal erschien mir seine Art des Denkens fast schon ein wenig zu modern, aber ich mochte es sehr gerne, dass ihm seine Kinder wirklich wichtig sind und sie das nötige Rüstzeug fürs Leben mitbekommen. Darüber hinaus war er aber auch ein guter Stratege, der die politischen Verhältnisse mit Leichtigkeit durchschauen konnte.
Munuza konnte mich mit seiner gemäßigten Einstellung zur Religion und seiner umgänglichen Art von sich überzeugen. Ich fand es eine gelungen Abweichung von dem unbändigen Willen der Araber ihre Religion mit dem Schwert zu verbreiten und absolut keine Toleranz in dieser Hinsicht zuzulassen. Die Araber kommen in diesem Buch charakterlich gesehen eher schlecht weg, was mit Sicherheit etwas stereotyp ist. Mit dem Druck aus dem Kalifat ist ihre Vorgehensweise in gewisser Weise aber auch nachvollziehbar.
Der gesamte Roman hat mir einen sehr interessanten Einblick in die Ereignisse jener Zeit verschafft. Angefangen bei der Eroberung Spaniens durch die Mauren über das Verhältnis der unterschiedlichen Völker innerhalb der Mauren (Araber und Berber) zueinander bis hin zur ungewöhnlichen Form des Regierens durch Hausmeier im Frankenreich. Die ganzen Belagerungen, Kämpfe und Beutezüge waren mir manchmal ein bisschen zu viel, aber man merkt diesem Buch an, dass viel Recherche hineingesteckt worden ist und der Autor wahrscheinlich seine liebe Not hatte, welche Informationen unbedingt ins Buch müssen und welche nicht.
In diesem Roman konnte ich tatsächlich nicht das typische Vorgreifen feststellen, dass mich zu den kommenden Ereignissen spoilert und mir so den Spaß an den folgenden Seiten nehmen konnte. Wenn ein bisschen in der Geschichte vorgegriffen wurde, so wurde es gut gesetzt und hatte interessante Informationen parat.
Abgerundet wird das Ganze durch ein ausführliches Nachwort sowie einem Personenverzeichnis, einem Glossar, einer Zeittafel und einer Karte im Buchumschlag. Extras, die ich in historischen Romanen sehr zu schätzen weiß und denen ich gerne zusätzliche Zeit widme.

Fazit: Ein historischer Roman, aus dem ich viel Neues an geschichtlichem Wissen für mich mitnehmen konnte, auch wenn es mich anfangs etwas erschlagen hat. Das Durchhalten lohnt sich und es ist gut nachvollziehbar, warum der Autor gerade Eudo in den Mittelpunkt gestellt hat. Empfehlenswert für alle, die gut recherchierte historische Romane zu schätzen wissen und gerne etwas zur Eroberung des Abendlandes durch die Mauren erfahren möchte.

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Veröffentlicht am 11.01.2020

Science-Fiction, die mich begeistern konnte

Neon Birds
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„Neon Birds“ von Marie Graßhoff ist der Auftaktband einer Science-Fiction Trilogie, in der Supersoldaten gegen durch eine künstliche Intelligenz verbesserte Menschen kämpfen. Erschienen ist der Roman bei ...

„Neon Birds“ von Marie Graßhoff ist der Auftaktband einer Science-Fiction Trilogie, in der Supersoldaten gegen durch eine künstliche Intelligenz verbesserte Menschen kämpfen. Erschienen ist der Roman bei Bastei Lübbe im November 2019.

2101: In Sperrzonen eingesperrt werden die Moja (durch technischen Virus veränderte Menschen) von Supersoldaten, die als Stars gefeiert werden, bekämpft und getötet. Die Sperrzonen sind über die Welt verteilt und sollen die weitere Verbreitung des Virus verhindern. In Nordchina gelingt es den Moja dennoch kurzzeitig auszubrechen. Die Lage für die Menschen wird immer bedrohlicher und so entbrennt ein verbitterter Kampf ums Überleben der Menschheit. Mitten drin vier Personen, die alle ihre eigenen Motive haben, um gegen KAMI ins Feld zu ziehen.

Dieser Roman, finde ich, passt nicht so wirklich in mein übliches Beuteschema. Vor zwei Jahren habe ich Asimov für mich entdeckt und mehr Science-Fiction lesen stand daher auf meinem Leseplan. Über Marie Graßhoff hatte ich eher als Coverdesignerin gehört und so bin ich ihr dann auf instagram gefolgt und wurde durch ihre Stories so gehypt auf das Buch, dass ich es unbedingt lesen musste. Diese Begeisterung war einfach zu ansteckend und der Klappentext klang mehr als interessant.
Die ersten zwei, drei Kapitel muss ich zugeben, war ich ein wenig verwirrt von den Ereignissen. Es fängt direkt sehr spannend an, aber man hat noch überhaupt keine Vorstellung davon, wie die Welt im Jahr 2101 funktioniert. Ich musste das Ganze erstmal ein bisschen auf mich wirken lassen, kam aber anschließend sehr gut in die Geschichte rein. Durchzogen ist der Roman von militärischen Akten, die Informationen zu wichtigen Personen im Buch enthalten und die Entwicklungen in der Welt näher erläutern. Durch diese versteht man das erschaffene Zukunftsszenario mit der Zeit immer besser.
Besonders gut gefallen haben mir die Solar Punk Elemente. Vor diesem Buch hatte ich noch nie von dem Genre gehört, aber das viele grün und die insgesamt deutlich nachhaltigere Lebensweise gepaart mit anderen sozialen Errungenschaften konnte mich schnell für sich einnehmen. Andererseits ist das Buch sehr düster. Die Sperrzonen, in denen die Moja leben, werden immer größer. Die Bedrohung durch die künstliche Intelligenz KAMI nimmt immer weiter zu. Diese Kombination ist äußerst gelungen und regt zum kontinuierlichen Weiterlesen an. Darüber hinaus fand ich die Veränderungen gegenüber unserem heutigen Stand sehr nachvollziehbar, gerade wenn man auch die aktuelle politische Lage mit einbezieht, in der Umweltthemen einen immer größeren Stellenwert einnehmen.
Die Personen in diesem Roman sind allesamt sehr interessant und ich habe bisher keinen eindeutigen Favoriten. Jede Person trägt ihren Anteil an der Geschichte und ich habe mit allen Personen teilweise sehr intensiv mitgefiebert. Luke konnte mich mit seiner Loylität und Aufopferungsbereitschaft für sich einnehmen. Okijen wirkte ganz am Anfang arrogant und unnahbar, aber das stellt sich schnell als falsch heraus. Wenn man das Glück hat ihn näher kennenzulernen, merkt man schnell, dass er sehr mitfühlend, ehrlich und sozial sein kann. Flover ist ein Mensch, der gerne Dinge mit sich selbst ausmacht und in Luke einen sehr guten Freund gefunden hat. Andra hat ihre gesamte Familie verloren und versucht sich in einer Welt zurechtzufinden, die sie so bisher nicht kannte. Die Weisheiten und Traditionen ihres Stammes helfen ihr dabei.
Der Spannungsbogen ist sehr gut gelungen und das Ende erschafft einen guten Ausgangspunkt für den zweiten Teil. Ich hatte einige Wow-Momente während des Lesens. Es gab Entwicklungen, die ich erahnt habe und andere wiederum nicht, dennoch würde ich keine Wendung in diesem Roman wirklich als überraschend bezeichnen. Im Nachhinein betrachtet erscheinen sie als konsequent. Es gibt Szenen in diesem Roman, die mir die Luft zum atmen genommen haben und in denen ich so extrem mitgefiebert habe. Mein Puls ging richtig hoch und das ist eine Sache, die ich schon lange nicht mehr bei einem Buch hatte. Ich bin sehr gespannt darauf, wie es weiter geht und in welche Richtung sich die Geschichte noch entwickeln wird.

Fazit: Eine Zukunftsvision auf die man sich einlassen muss, die einen dann aber mit einem interessanten Szenario und einer sehr spannenden Geschichte belohnt. Eine Geschichte, die mein kleines Nerd-Herz hat höher schlagen lassen und die einem viel Stoff zum nachdenken gibt. Wenn einem der Klappentext zusagt, dann sollte man dieses Buch auf jeden Fall lesen und sich auf keinen Fall von dem Label Science-Fiction abhalten lassen.

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