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Veröffentlicht am 21.01.2023

Gruseliges Szenario, leider zu vorhersehbar und zu viele Wiederholungen

Nano
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„Nano - Jede Sekunde zählt“ von Phillip P. Peterson ist ein Katastrophen-Thriller, in dem es um sich selbst replizierende Nano-Maschinen geht. Erschienen ist der Roman bei Fischer TOR im November 2022.

Der ...

„Nano - Jede Sekunde zählt“ von Phillip P. Peterson ist ein Katastrophen-Thriller, in dem es um sich selbst replizierende Nano-Maschinen geht. Erschienen ist der Roman bei Fischer TOR im November 2022.

Der große Tag ist gekommen! Unter der Schutzschirm des Bundeskanzlers wurde lange Zeit zu Nano-Maschinen im Forschungszentrum Köln geforscht. Ein Experiment ist angesetzt, dass den Menschen in Deutschland und auf der Welt zeigen soll, dass Nano-Maschinen beherrschbar sind und mit ihnen ein neues Zeitalter anbricht. Es wurden hohe Sicherheitsvorkehrungen getroffen und die Gefahr, dass Nano-Maschinen in die Umwelt gelangen, wurde als vernachlässigbar eingestuft. Doch niemand hat wirklich mit einem Anschlag gerechnet. Während das Experiment läuft, erschüttert eine Explosion das Forschungsgebäude und die ergriffenen Sicherheitsmaßnahmen erweisen sich als nicht stark genug. Nano-Maschinen gelangen in die Umwelt und ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.

Ich war sehr gespannt auf den neuen Roman von Phillip P. Peterson. „Vakuum“ als auch „Universum“ konnten mich begeistern und so sind die neu erscheinenden Romane des Autors für mich gesetzt. Anders diesmal ist, dass es als Thriller beworben wird. Mit sich selbst replizierenden Nano-Maschinen kann man das Buch aber definitiv auch dem Genre Science-Fiction zuordnen.
Ich war schnell im Geschehen drin. Der Autor lässt sich relativ viel Zeit, um das Katastrophen-Szenario aufzubauen. Das Experiment und die Möglichkeiten sowie die Gefahren der neuen Technik werden ausführlich erläutert und lassen einen für den weiteren Verlauf des Buches Böses erahnen. Natürlich tritt das Szenario ein, dass mit 99,99% Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen worden ist und es hat das Potenzial ähnlich endgültig wie die endgültigste Katastrophe in „Vakuum“ zu werden.
Am Anfang fiel es mir sogar recht schwer weiterzulesen, weil dieses Szenario so gruselig war. Manche Szenen hatten echtes Alptraum-Potenzial. Mit der Zeit begann sich das allerdings abzunutzen und für meinen Geschmack wiederholte es sich zu sehr, nur halt im immer größeren Ausmaß. Ich habe tatsächlich zum Schluss auch einiges quer gelesen. Einige Entwicklungen habe ich bereits recht schnell geahnt, auch die Lösung war mir recht schnell klar und es ist dann auch genauso gekommen.
Was wiederum sehr realistisch dargestellt ist, ist das absolute Versagen der Politik und unsere schöne deutsche Bürokratie. Ich kann mir das richtig gut vorstellen, wie wir einfach kostbare Zeit verplempern, weil wir müssen uns ja an Vorgaben und Regeln halten. Ups, jetzt geht die ganze Welt unter. Sorry, wollten wir nicht, aber jetzt ist leider zu spät. Ich kann mir das so gut vorstellen und ich möchte nicht dabei sein, wenn das passiert.
Das dieses Szenario einiges mit der Bevölkerung anstellt, versteht sich von selbst. Die Entwicklungen in dieser Hinsicht waren dramatisch und sicher nicht unrealistisch, dennoch war mir hier das ein oder andere zu viel und für eine Person in diesem Buch fand ich es auch sehr schade, dass die Rolle für lange Zeit nur darauf reduziert war.
Der Autor hat einen interessanten Personen-Mix zusammengestellt. Wir haben Wissenschaftler, die für die neue Technik brennen und das große Potenzial in ihr sehen sowie welche, die die Gefahren nicht unterschätzt wissen wollen. Es gibt den ehrgeizigen Forschungsleiter, der seine Karriere unbedingt mit einem Erfolg krönen will. Politiker, die dem Ende ihrer politischen Laufbahn, eine positive Wende geben möchten. Einsatzkräfte, die sich streiten als auch welche die pragmatisch handeln. Ich habe mit einigen Personen mitgefiebert und hätte andere am liebsten geschüttelt.
Mit den selbstreplizierenden Nano-Maschinen hat das Buch ein wissenschaftliches Thema. Dies wird wie immer gut verständlich von Phillip P. Peterson erklärt. Niemand muss für dieses Buch ein Wissenschaftscrack oder Technikfreak sein. Wie die Nano-Maschinen bekämpft werden können/müssen, ist schnell erklärt. Viel mehr geht es in dem Buch um das ganze drumherum. Aber dazu habe ich weiter oben bereits etwas geschrieben.
Am Ende des Buches gibt es ein kurzes und prägnantes Nachwort des Autors, was meine Vermutung bestätigt hat, dass es zu diesem Thema natürlich echte wissenschaftliche Theorien gibt und daran geforscht wird. Etwas anderes hätte mich bei dem Autor auch gewundert.

Fazit: Leider konnte mich dieses Buch nicht so sehr begeistern, wie seine Science-Fiction Bücher. Das Szenario ist absolut gruselig, leider bietet es in der Bekämpfung zu wenig Varietät und so wiederholt sich das selbe Schema immer wieder. Für mich war es dadurch zeitweise ein wenig langweilig. Sehr realistisch war in jedem Fall das Versagen unserer Politik und die Starrheit unserer Bürokratie. Wenn ihr richtig Bock auf Katastrophe habt, gibt dieses Buch euch definitiv diese Katastrophe, aber ich habe schon bessere Thriller dieser Art gelesen.

Veröffentlicht am 01.10.2022

Ein Roman mit breitem historischen Wissen über Ostfriesland

Im Bann des Adlers
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Im August 2022 ist der neue historische Roman von Daniel Wolf „Im Bann des Adlers“ im Goldmann-Verlag erschienen. Die Familie Osinge steht auch diesmal wieder im Mittelpunkt des Geschehens sowie die Friesische ...

Im August 2022 ist der neue historische Roman von Daniel Wolf „Im Bann des Adlers“ im Goldmann-Verlag erschienen. Die Familie Osinge steht auch diesmal wieder im Mittelpunkt des Geschehens sowie die Friesische Freiheit, der sich diese Familie und Warfstede verpflichtet fühlt.

Friesland, Ende des 14. Jahrhunderts: Die Familie Osinga führt fleißig Handel mit Koggen und anderen Schiffen. Auch dem jungen Folkmar Janns liegt das Bauen von Schiffen im Blut. Als er auch noch die junge Almuth kennenlernt und sich in sie verliebt, scheint alles zunächst gut, doch dann wird ihm ein Mord angehängt und er muss Warfstede verlassen. Seine Unschuld zu beweisen, scheint unmöglich, doch dann begegnet er den Vitalienbrüdern und schließt sich den berüchtigten Piraten an.

Ich hatte mich sehr auf den neuen Roman von Daniel Wolf gefreut. Seine historischen Romane sind für mich gesetzt, auch wenn diese meist so 800 - 1.000 Seiten stark sind. Ich liebe Geschichten, die im Mittelalter oder auch der Neuzeit spielen, die sich mit Kaufmannsfamilien beschäftigen oder wie in diesem Fall eine Familie von Schiffsbauern. Ich lerne gerne etwas über die Gegend, in der ich lebe. Dieses Kriterium wird durch den Handlungsort Ostfriesland erfüllt, auch wenn ich weiter nördlich im schönen Schleswig-Holstein lebe.
Ich habe gut ins Buch reingefunden, konnte mir das verschlafene Warfstede sowie Marienhafe vorstellen und habe mich anfangs sehr auf die kommenden Ereignisse gefreut. Die Familie Osinga ist so sympathisch wie eh und je, die Lastadie läuft gut, doch schnell ziehen graue Wolken am Horizont auf als die tom Brok, die Herrschaft über Warfstede und große Teile Ostfrieslands übernehmen. Die Grundlagen der Geschichte werden sehr schnell festgelegt, was an sich ok ist, wäre die Geschichte ab dann nicht so extrem durchschaubar.
Das hat mir die Freude an diesem Roman echt sehr genommen. Es ist sehr eindeutig, wer gut und wer Böse ist. Es gibt kein Dazwischen. Die Liebesgeschichte wird im ersten Kapitel angelegt und es ist klar, dass die sich am Ende kriegen werden. Der Bösewicht dieses Romanes wird auch sehr zeitnah präsentiert und man erahnt, welche Wendungen die Geschichte nehmen wird. Vielleicht habe ich mittlerweile zu viele dieser Romane gelesen, aber hier hatte ich das Gefühl, ich weiß von Anfang an, wie die Geschichte verlaufen wird und es gab in diesem Buch absolut keine überraschenden Wendungen für mich. Einige Erzählstränge waren für mich darüber hinaus zu sehr in die Länge gezogen, manches wurde mir zum Ende hin zu einfach gelöst. Ich wollte dieses Buch lieben, aber das Buch hat es mir echt schwer gemacht.
Gut fand ich, dass wir etwas über die politischen Verhältnisse jener Zeit erfahren, auch wenn einiges eher im Nachgang erzählt wird. Ich habe die Veränderungen in Friesland gerne mitverfolgt. Ich fand es spannend dabei zuzusehen, wie Keno sich mit der Zeit verändert und habe es genossen, welche Rolle Abbe hierbei spielt. Ich fand es interessant etwas über die Rechtssprechung in Ostfriesland zu erfahren und wie die Vitalienbrüder, die Hanse und die Westsee aufgemischt haben. Historisch hatte das Buch definitiv einiges zu bieten. Schiffsbau ist mir diesmal ein wenig zu kurz gekommen. Das ist diesmal mehr ein Randthema, was ich schade finde, da mir dies am Vorgänger mit am Besten gefallen hat.
Das ebook ist ausgestattet mit einem Personenverzeichnis, einem Glossar und einem kurzen Nachwort. Das ist definitiv ganz ordentlich und Karten sind in ebooks meist eher semi-gut zu betrachten. Ich bin mir sicher im Taschenbuch gibt es auch eine Karte.

Fazit: Ein Roman, der mit einem breiten historischen Wissen, über das Leben und die Verhältnisse in Ostfriesland aufwarten kann, das mir persönlich aber leider viel zu durchschaubar war und keine Überraschungen für mich bereit hielt. Für den routinierten Histo-Leser glaube ich etwas zu langweilig. Für Interessierte an der ostfriesischen Geschichte dennoch empfehlenswert, wenn man die Romanform bevorzugt.

Veröffentlicht am 03.09.2022

Ein Cyberpunk Roman mit vielen tollen Themen und starkem Start

Code X - Das Erwachen der Cybertechs
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„Code X“ von Lucinda Flynn erzählt von einer Zukunft, in der Technik und Menschen immer mehr miteinander verschmelzen und Megakonzerne die Macht haben. Erschienen ist der Cyberpunk-Roman bei Knaur im August ...

„Code X“ von Lucinda Flynn erzählt von einer Zukunft, in der Technik und Menschen immer mehr miteinander verschmelzen und Megakonzerne die Macht haben. Erschienen ist der Cyberpunk-Roman bei Knaur im August 2022.

Nach einem Vulkanausbruch 2097 ist der Data Space zusammengebrochen. Dort konnte man sich mit Hilfe des Cyberdice einloggen und in eine virtuelle Realität eintauchen. Während des Zusammenbruchs waren dort einige Menschen gefangen und nicht alle haben diesen überlebt. Doch diejenigen, die überlebt haben, haben besondere Fähigkeiten erworben, die es ihnen ermöglicht den Data Space zu verändern und ohne Hilfsmittel in ihn zu wechseln. Den Megakonzernen dieser Zeit gefällt das nicht und so machen diese Jagd auf die sogenannten Cybtertechs. Doch es lauern auch noch weitere Gefahren. Eine KI hat es sich zum Ziel gesetzt, ein weiteres Massensterben auszulösen…

Code X war eines der wenigen Bücher, in den Vorschauen, dass mich direkt angesprochen hat. KIs und der Verschmelzung von Mensch und Technik kann ich nur selten widerstehen. Irgendwie mag ich diese Themen. Diese bieten spannende Möglichkeiten, die zugleich faszinierend und gruselig sind.
Ich habe dementsprechend schnell ins Buch hinein gefunden. Es ist eine typische Cyberpunk-Welt, die sehr kapitalistisch geprägt ist, es gibt viel bunte Reklame in pink/violett, es gibt viel Technik überall und es ist alles ein wenig negativ behaftet, aber in diesem Buch schwingt auch ein Schimmer von Hoffnung mit rein.
Gerade am Anfang war die Geschichte fast schon etwas zu durchschaubar, aber das hat mich nicht großartig gestört. Es war interessant und spannend und ich bin den Ereignissen gerne gefolgt. Das erste Drittel des Buches habe ich fast in einem Rutsch gelesen. Die Art und Weise wie wir die KI kennenlernen hat mir sehr gefallen, gerade der Aspekt der unterschiedlichen Wahrnehmung der eigenen Umwelt. Erst mit der Zeit wurden mir die Dinge, die ich irgendwie hinnehmen muss, zu viel, dabei hatte das Buch davor so viel zu bieten.
Ich mochte es zum Beispiel sehr, dass komplizierte Sachverhalte in kleinere Happen aufgeteilt wurden, um sie Stück für Stück zu analysieren und so zu einem Ergebnis zu kommen. Sehr gefallen hat mir, dass es nicht nur schwarz und weiß gibt, sondern auch viele Zwischentöne. Es ist nicht einfach Gut und Böse, sondern der eine kann Aspekte von jemand anderem besser nachvollziehen als jemand anderes. Es schwingt immer irgendwie eine tiefgründige Ambivalenz mit. Manche Verhaltensweisen im Buch liefen so ein bisschen meinem eigenen Werteverständnis zuwider und daran habe ich gemerkt, dass ich eben nicht mehr der jüngsten Generation angehöre.
Im letzten Drittel des Buches hat für mich leider nicht mehr viel einen Sinn ergeben und ich finde das so schade, weil ich vorher so viel gut fand und mir das Buch viel Spaß gemacht hat. Leider würde es zu viel spoilern, wenn ich darauf genauer eingehe. Ich kann nur sagen, für mich wären viele Protagonisten tot gewesen und es hat überhaupt keinen Sinn gemacht, dass sie so leicht aus manchen Situationen rausgekommen sind. Hätten die Konzerne so lax gearbeitet, dann wären die niemals so mächtig geworden, wie es dieses Buch als Prämisse voraussetzt.
Die Protagonisten in diesem Buch haben für mich eine gute Mischung ergeben. Jace ist anfangs eher ein Verlierer-Typ. Er möchte gerne in der Hierarchie seiner Arbeitsstelle aufsteigen, ist allerdings zu zögerlich und denkt manchmal sehr negativ über die Menschen. Ich fand es sehr schön, dass er in diesem Buch Leute kennenlernt, die dem ein bisschen entgegenwirken. Sam ist eine Hackerin mit einem gewissen Idealismus, die sich den Konzernen entgegenstellen und ihre Macht brechen möchte. Die Vielfalt der Nebencharaktere hat mir gut gefallen. Jede*r bringt was Eigenes in die Geschichte ein.
In Sachen Progressivität gibt es in diesem Buch die Verwendung von Neopronomen und es gibt Protagonisten mit Behinderung. Je öfter ich Bücher mit Neopronomen lese, desto normaler wird es für mich und es erscheint nicht mehr so schwierig, wie ich anfangs dachte. Beim Thema Behinderung gab es unterschiedliche Ansätze, wie damit umgegangen wird, was mir sehr gefallen hat.
Zusatzmaterial hat das Buch keines. Alles wird direkt im Roman erklärt und war für mich soweit verständlich. Ein bisschen Technik-Affinität würde ich voraussetzen und dann kann dieser Geschichte und seinen Konzepten gut gefolgt werden. Ich werde die Autorin auf jeden Fall weiter verfolgen und bin gespannt, welche Ideen sie in ihren nächsten Büchern umsetzen wird.

Fazit: Ein Cyberpunk-Roman mit vielen typischen Elementen, starkem Start und tollen Themen, der im letzten Drittel leider sehr unlogisch wurde. Insgesamt hat mich das Buch gut unterhalten und ich bin gespannt auf zukünftige Projekte der Autorin. Für Boomer ist das Buch wahrscheinlich nichts, aber für alle, die alterstechnisch darunter liegen und ein bisschen technikaffin sind, kann ich das Buch empfehlen.

Veröffentlicht am 20.08.2022

Ein bisschen mehr organische Entwicklung hätte dem Roman gut getan

Der Hunger nach Leben
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„Der Hunger nach Leben“ von Ella Zeiss ist der erste Band einer Dilogie, beider es um die Zwangskollektivierung und dem schweren Leben als Angehöriger eines verurteilten Volksverräters ergeht. Erschienen ...

„Der Hunger nach Leben“ von Ella Zeiss ist der erste Band einer Dilogie, beider es um die Zwangskollektivierung und dem schweren Leben als Angehöriger eines verurteilten Volksverräters ergeht. Erschienen ist der Roman im August 2022 bei Tinte und Feder.

Ukraine 1930: Schwere Zeiten brechen für die Familie Haffner an, als der Vater als Volksverräter verurteilt wird. Schon vorher hatte die Familie nur wenig, doch ab dann wird das Leben fast unmöglich. Noah bemüht sich verzweifelt darum, seine Mutter und seine jüngeren Geschwister zu ernähren und vor dem Verhungern zu bewahren. Auf diesen Streifzügen begegnet er eines Tages Jakobine, die zu einem leuchtenden Stern in seinem trostlosen Leben wird.

Ich habe mich sehr gefreut als ich von dieser neuen historischen Reihe von Ella Zeiss gelesen habe, denn die „Tage des Sturms“-Dilogie hat mich sehr berührt und mir die Geschichte der Russlanddeutschen in der Sowjetunion näher gebracht. Diese Reihe ist nun recht ähnlich angelegt, allerdings geht es hier nicht um die Zwangsumsiedelungen, sondern das harte Leben in einer deutschen Siedlung in der Ukraine.
Ich bin der Geschichte des Buches in weiten Teilen gerne gefolgt und die ein oder andere Sache im Buch hat mich dazu angeregt auch selber etwas zu recherchieren. Den Ort Großweide, der zusammen mit der gesamten Region in diesem Buch im Mittelpunkt steht, gibt es wirklich. Wir erfahren, welche Menschen sich in diesem Landstrich angesiedelt haben, etwas über ihren Glauben, wohin die Menschen auswandern wollten und wie sich das Leben durch die Zwangskollektivierung und die Herrschaft der Sowjets nach und nach verändert hat.
Ella Zeiss versteht es die Härten des Lebens unter dem Sowjetregime eindrücklich darzustellen. Ich war schnell in der Geschichte drin und habe mit Familie Haffner mitgefühlt. Auch wenn ich diese Schikanen bereits aus der ersten Reihe der Autorin kannte, haben mich diese doch wieder sehr mitgenommen. Allerdings war es mir diesmal fast schon etwas zu krass. Die erste Hälfte des Buches besteht eigentlich nur aus Hunger und immer größer werdender Hoffnungslosigkeit. Wie sich hier überhaupt jemand seinen Lebenswillen bewahren konnte, ist mir schleierhaft und leider konnte die Autorin dies ihrem Titel entsprechend zumindest für mich nicht klar herausstellen.
Ich war froh als es für die Familie wieder bergauf ging. Was diesen Wechsel bewirkt hat, wird allerdings nicht beschrieben. Es gibt einen Zeitsprung und das Leben ist noch immer nicht leicht, aber die Situation der Familie und Noahs hat sich bereits gebessert und geht weiterhin stetig bergauf. Es gibt plötzlich wieder Menschen, die nett zur Familie sind und wo vorher absolute Ablehnung war, wird ihnen wieder eine Chance gegeben in der Gesellschaft Fuß zu fassen.
Leider konnte mich die Liebesgeschichte in diesem Roman nicht erreichen. Jakobine erscheint einfach und Noah verliebt sich in sie. Das an sich wäre für mich sogar noch in Ordnung, aber die beiden gemeinsam hatten für mich nicht so wirklich die richtige Chemie miteinander. Die Liebesgeschichte wird quasi als Fakt mit eingeworfen, die einfach existiert. Sie ist einfach da, sie entwickelt sich nicht. Vielleicht bin ich da auch einfach anders, aber mir war das in dieser Hinsicht zu wenig. Da war für mich nichts, wo ich mitfühlen kann und daher habe ich das nicht so intensiv empfunden, dass sie Noah dem Lebenswillen gibt, der ihn die schlimme Zeit durchhalten lässt.
Es tut mir schon fast leid, dass ich auch recht viel zu kritisieren habe. Der Klappentext gehört auch dazu, denn dieser verrät die Handlung des Buches komplett. In meiner Beschreibung habe ich daher den zweiten Teil des offiziellen Klappentextes weggelassen. Das Buch erzählt eine interessante Geschichte und ich mag es gerade, dass es mal nicht in Deutschland oder England spielt. Ich bin immer wieder erstaunt darüber in welchen Gegenden Deutsche gesiedelt haben und die Geschichte der Russlanddeutschen finde ich so und so total spannend.
Um auch noch zu ein paar positiven Dingen zu kommen: Noah mochte ich gerne. Er ist zielstrebig und für seine Familie würde er alles tun und hat dementsprechend in diesem Teil auch viel gegeben. Dass er sich seinen Überlebenswillen bewahrt hat, finde ich absolut klasse und seinen Fleiß und den unbedingten Willen seinem Leben eine positive Wendung zu geben, bewundere ich sehr.
Jakobine hingegen ist in diesem Teil für mich sehr blass geblieben, es gab allerdings Anklänge, dass sich das im zweiten Band ändern könnte. Trotz meiner Kritikpunkte bin ich gespannt, wie es weiter gehen wird und welche Wendungen Noah, seine Familie und Jakobine erwarten werden.

Fazit: Ein solider historischer Roman über die Schreckensherrschaft der Sowjets, der in der Ukraine als Handlungsort, angesiedelt ist. Ella Zeiss versteht es den Leser emotional zu berühren, allerdings hätte ich mir ein bisschen mehr organische Entwicklung statt abrupter Wechsel gewünscht. Leider konnte mich die Liebesgeschichte nicht für sich einnehmen. Neugierig auf den nächsten Teil bin ich dennoch.

Veröffentlicht am 16.07.2022

Ein bisschen ausschweifend, aber immer noch interessant

Die Shannara-Chroniken: Die Großen Kriege 2 - Die Elfen von Cintra
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„Die Elfen von Cintra“ von Terry Brooks ist der 2. Teil der „Die großen Kriege“-Reihe, in der es um die Welt nach der Apokalypse und einen neuen Zufluchtsort für Menschen und Elfen geht.

Die Welt wie ...

„Die Elfen von Cintra“ von Terry Brooks ist der 2. Teil der „Die großen Kriege“-Reihe, in der es um die Welt nach der Apokalypse und einen neuen Zufluchtsort für Menschen und Elfen geht.

Die Welt wie wir sie kennen existiert nicht mehr. Die gesamte öffentliche Ordnung ist zusammengebrochen. Die letzten verbliebenen Menschen leben in Bunkern oder großen Stadien. Doch auch dies bietet keinen Schutz, wenn Dämonen und Eins-Menschen sich dazu entschließen, die wenig verbliebenen Menschen auszurotten. Hoffnung verspricht nur eine Prophezeiung, in der der Morph, Elfen und Menschen gleichermaßen an einen sicheren Ort führt. Angel Perez und Logan Tom sind ein Ritter und eine Ritterin des Lichts. Ihre Aufgabe ist es, den Morph bzw. Menschen und Elfen zu schützen und ihnen beim Übergang in eine bessere Welt zu helfen und das ist keine leichte Aufgabe, denn die Dämonen und Einst-Menschen sind natürlich auch hinter ihnen her.

Ich habe mir Zeit gelassen, den zweiten Teil dieser Reihe zu lesen. 2019 habe ich den ersten Teil gelesen und dieser hat mir trotz seiner Düsternis gefallen. Die Apokalypse hatte stattgefunden, die Welt war zerstört und ein unwirtlicher Ort, an dem kaum noch leben möglich ist. In vielen Reihen wird die Apokalypse letztendlich ja doch noch verhindert, aber letzten Endes wollte ich nach der Serie Shannara Chronicles auch wissen, was die Welt verwandelt hat und so bin ich bei dieser Reihe gelandet, die die World/Void-Reihe mit den Shannara Chronicles verbindet.
Trotz der langen Zeit habe ich gut wieder in die Geschichte reingefunden. Meine Erinnerungen an den ersten Band waren vage, aber doch ausreichend genug, obwohl mir das glaube ich auch zeigt, dass der Schreibstil von Terry Brooks sehr ausschweifend ist. Die Geschichte nimmt noch die ein oder andere Abzweigung und nimmt sich viel Zeit, um ihr ganzes Potenzial zu entfalten.
In diesem zweiten Band wird sich auf die Gruppe der Kinder rund um Logan Tom und Angel Perez bei den Elfen konzentriert. Einzelnen Dämonen wird lediglich in recht kleinen Sequenzen ein Anteil an der Geschichte eingeräumt. Die Welt ist sehr düster. Von den Lagern in denen Menschen als Sklaven gehalten oder in Dämonen umgewandelt werden, bekommt man kaum etwas mit. Aber auch ohne das Zutun von Dämonen haben sich Menschen verändert und verwandeln sich in Krächzer, Eidechsen oder Spinnen.
Lichtblicke sind tatsächlich die Elfen, die sich inmitten dieser düsteren Welt, ihre kleine Oase größtenteils erhalten haben, aber auch dieser Schein trügt. Der Ellcrys, den sicher alle, die schon einen Shannara Roman gelesen haben kennen, hat um Hilfe gebeten. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass ein Unheil droht, das verhindert werden muss. In den Abschnitten bei den Elfen erinnert diese Reihe am meisten daran, dass es eine Verbindung zu den Shannara Chronicles gibt. Hier ist vieles dann auch sehr typisch für die Reihe. Die Elfensteine müssen gefunden werden sowie ein weiterer besonderer Stein, was natürlich eine beschwerliche Reise nach sich zieht auf der viele Gefahren drohen.
Den Personen im Buch bin ich gerne auf ihrer Reise gefolgt. Ich kann allerdings nicht sagen, dass ich besonders stark bei einer Person involviert waren. Logan Tom und Angel Perez haben ihre Bestimmung und sorgen für den Schutz, der ihnen anvertrauten Menschen und Elfen. Das ist ein wenig religiös angehaucht, wie ich finde, aber alles in allem mochte ich sie. Ihre Aufgabe ist nicht leicht und beide werden von dem ein oder anderen Zweifel geplagt. Die Gruppe der Kinder, der auch der Morph angehört, wächst in diesem Teil weiter zusammen. Jeder hat seine Begabung, die für den Erfolg der Gruppe wichtig ist und ich fand es schön, dass es auch eine behinderte Person gibt, die eine wichtige Rolle im Gefüge der Gruppe hat und deshalb nach Möglichkeit auch gerettet werden muss und nicht zurückgelassen wird.
2019 war ich dafür noch nicht so sensibilisiert wie ich merke, aber in diesem Teil hat es mich doch sehr gestört. Der Morph hat eigentlich einen längeren Namen, in dem das Z-Wort vorkommt, dass ich hier nicht reproduzieren möchte. Ich bin hier sehr zwiegespalten und müsste hierzu vielleicht auch nochmal die World/Void-Reihe lesen, um das besser einordnen zu können. Ich habe keine Ahnung, warum der Autor diesen Begriff für diese Figur gewählt hat, die Menschen und Elfen retten soll. Allzu häufig kommt dieser Begriff auch nicht vor, weswegen ich das in den seltenen Momenten dann einfach ignoriert habe und ich konnte jetzt auch keine anderen Tropes entdecken, die mit diesem Begriff in Verbindung stehen.
Es gibt bis auf eine Danksagung kein Zusatzmaterial in diesem Buch. Die Anzahl der Personen ist übersichtlich, aber ich denke ein Personenverzeichnis hätte dennoch nicht geschadet. Vielleicht gibt es das am Ende des dritten Teiles, denn dies hier ist eine Reihe, die einfach mitten in der Szene aufhört, wovon ich ja kein großer Fan bin. Ich mag es sehr, wenn ein Teil der Geschichte abgeschlossen ist und man sich dann mit neuem Elan, dem nächsten Teilstück der Geschichte widmen kann.

Fazit: Ein zweiter Teil, der manchmal etwas ausschweifend war, aber mich alles in allem überzeugen konnte. Die Vorbereitungen für den großen Showdown sind getroffen, was einen sehr spannenden dritten Teil verspricht. Zwischen den einzelnen Shannara-Reihen gibt es einige Parallelen, von daher empfehle ich die Reihe für alle, die vorher schon eine Shannara-Reihe gelesen haben und die es nicht stört, wenn einzelne Elemente in jeder Reihe aufs Neue auftauchen.