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Veröffentlicht am 23.04.2022

Ein spannendes Gedankenexperiment

Artefakt – Sternenpforte
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„Artefakt - Sternenpforte“ von Stephen Baxter behandelt die Geschichte von Reid Malenfant, der nach über 400 Jahren aus dem Kälteschlaf geweckt wird, weil seine Ehefrau einen Notruf vom Phobos abgesetzt ...

„Artefakt - Sternenpforte“ von Stephen Baxter behandelt die Geschichte von Reid Malenfant, der nach über 400 Jahren aus dem Kälteschlaf geweckt wird, weil seine Ehefrau einen Notruf vom Phobos abgesetzt hat. Auf deutsch ist der Roman im Juni 2020 bei Heyne erschienen.

2004 bricht Emma Stoney zur ersten bemannten Mission zum Marsmond Phobos auf. Eine Anomalie soll untersucht werden, doch der Kontakt zur Erde bricht ab. Einige Jahre später stürzt ihr Mann Reid Malenfant mit einem Spaceshuttle ab, wird schwer verletzt geborgen und in einen Kälteschlaf versetzt.
Mehr als 400 Jahre später wird er aus diesem geweckt und das aus einem bestimmten Grund: Seine Frau Emma hat einen Notruf gesendet - vom Phobos - und um Malenfants Hilfe gebeten. Wie kann das sein und was erwartet ihn dort? Und wie kommt er mit der stark veränderten Welt zurecht, in der es kein Raumfahrtprogramm mehr gibt?

Bei diesem Buch habe ich zuerst den Klappentext des zweiten Bandes gelesen, der mich sehr neugierig gemacht hat und so musste natürlich auch der erste Band bei mir einziehen. Als ich das Buch begann zu lesen, hatte ich Lust auf etwas was ganz weit weg von Krieg ist und das habe ich im Großen und Ganzen bekommen, dennoch war es auf einigen wenigen Seiten erschreckenderweise sehr nah an der aktuellen Realität dran.
Der Schreibstil des Buches hat mir gut gefallen. Ich konnte mir größtenteils alles gut vorstellen, was ich gerade bei Science-Fiction durchaus wichtig finde. So technisch und wissenschaftlich es manchmal auch wird, ich muss ein Gefühl für die Idee bekommen, damit sie mich begeistern kann.
Die Perspektiven in diesem Buch wechseln sich ab. Mal erzählt Reid Malenfant aus der Ich-Perspektive, mal gibt es Kapitel, die eine Art Gespräch darstellen und über weite Strecken haben wir einen Erzähler, bei dem Malenfant oftmals etwas mehr im Fokus steht als andere.
Der Spannungsbogen entwickelt sich sehr langsam und teilweise hat auch mir das fast zu lange gedauert. Ich hatte schnell eine Idee, worum es thematisch gehen könnte, es dauert allerdings fast bis zum Ende des Buches bis zu einer umfassenden Erklärung. Zunächst einmal wurde ich mit Malenfant ins 25. Jahrhundert katapultiert und habe viel über die Veränderungen erfahren, die bei den Werten und Gepflogenheiten anfangen und sich über die Politik bis hin zum Klima ziehen. Es ist wirklich sehr viel anders und es war ein interessanter Blick auf unsere Zukunft, wenn auch für meinen Geschmack etwas zu ausführlich. Das ist alles wichtig, um die Idee der Geschichte zu verstehen, aber ich glaube, das hätte auch etwas kürzer funktioniert.
Über die Ideen und Themen in diesem Buch möchte ich gar nicht so viel verraten, denn ich glaube, es macht am meisten Spaß diese selber zu entdecken. Von meinem Gefühl her ist dieses Buch so, wie viele sich Science-Fiction typischerweise vorstellen, obwohl das Genre an sich sehr vielfältig ist und ich glaube, dass sich da für jeden etwas findet. Wenn man sich darauf einlassen kann, dann gibt einen dieses Buch ein super spannendes Gedankenexperiment, mit dem man sich stundenlang beschäftigen kann. Dieses Buch steigt da im weiteren Verlauf recht tief ein und mir begann so manches Mal ein bisschen der Kopf bei zu schwirren, dennoch mochte ich es auch total gern, weil es so viele Möglichkeiten eröffnet hat.
Malenfant war anfangs ein recht schwieriger Charakter für mich. So sehr ich seine Schwierigkeiten mit den neuen Gegebenheiten verstehen konnte, seine Handlungen blieben mir da doch eher etwas fremd. Nach und nach hat er sich allerdings doch in mein Herz geschlichen, was sicher auch Deirdra Greggson zu verdanken ist, die unerschütterlich an seiner Seite steht und ich mochte seine Referenzen zu anderen Science-Fiction Werken, wie z.B. Asimov.
Deirdra Greggson oder nach den Gepflogenheiten im 25. Jahrhundert eher Greggson Deirdra mochte ich von Beginn an. Sie wirkt die meiste Zeit im Hintergrund und dennoch weiß man, dass sie wichtig ist. Ich mochte ihre verständnisvolle Art und ihre Neugier, die sie selbstbewusst ihren Weg gehen lässt. Und auch Bartholomew, der Leibarzt Malenfants, konnte mich für sich einnehmen, über ihn möchte ich allerdings nicht zu viel verraten.
Viel Zusatzmaterial gibt es in diesem Buch nicht. Die Ideen des Buches werden bereits gut in der Geschichte umrissen. In einem kurzen Nachwort gibt der Autor einen kurzen Einblick, über die Werke, die er zur Recherche für dieses Buch genutzt hat und woher einige Zitate im Buch stammen.

Fazit: Ein Buch, das seine Zeit braucht, um sich richtig zu entfalten, dass allerdings mit einem spannenden Gedankenexperiment aufwarten kann, mit dem ich mich gerne beschäftigt habe. Das Buch kann als abgeschlossenes Werk gelesen werden, ich bin allerdings sehr neugierig auf den zweiten Teil, in dem ich hoffentlich noch tiefer in die Thematik eintauchen kann. Empfehlenswert für Menschen, die gerne Science-Fiction lesen und Lust auf ein cooles Gedankenexperiment haben.

Veröffentlicht am 09.04.2022

Interessante Ideen, aber ich bin leider nicht richtig reingekommen

Binti Sammelband
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„Binti - The Complete Trilogy“ von Nnedi Okorafor beinhaltet die komplette Reihe über ein junge Frau namens Binti, die ihre Heimat verlässt und es sich zur Aufgabe macht einen lange währenden Konflikt ...

„Binti - The Complete Trilogy“ von Nnedi Okorafor beinhaltet die komplette Reihe über ein junge Frau namens Binti, die ihre Heimat verlässt und es sich zur Aufgabe macht einen lange währenden Konflikt zu beenden.

Binti ist eine junge Himba, die die einmalige Chance erhält an der Oomza Universität zu studieren. Noch nie hat jemand von den Himba die Heimat und den Planeten verlassen, doch der Ruf der Universität ist stärker und so macht sie sich trotz des Widerstandes ihrer Familie auf den Weg. Ihr Schiff wird von Medusen angegriffen und alle außer Binti werden getötet. Fünf weitere lange Tage sind es noch zu ihrem Ziel, die sie zusammen mit den tödlichen Medusen an Bord verbringen muss. Gelingt es ihr zu überleben, wartet eine weiterer schwerer Weg auf sie, der all ihr Können erfordert.

Diese Reihe ist besonders, denn es ist die kürzeste Trilogie, die ich je gelesen habe. In der englischen Version hat diese gerade einmal 368 Seiten - wohlgemerkt die gesamte Trilogie. Jeder Teil erzählt wie bei vielen anderen Trilogien einen Teilaspekt der Geschichte, dennoch hat sich das eher wie ein Buch angefühlt, dass eine Geschichte erzählt.
Der Schreibstil hat mir soweit gut gefallen. Ich habe auf englisch gelesen und hatte keine größeren Schwierigkeiten mit dem Vokabular. Allerdings wurde mir insgesamt zu wenig erklärt. Die Dinge sind einfach da und sie sind wie sie sind. Mit der Zeit hat sich dennoch ein gewisses Gefühl für die Geschichte ergeben, aber ich habe das Gefühl vieles ist für mich im Verborgenen geblieben.
Meist wird die Geschichte aus Bintis Sicht erzählt und wie sie die Welt wahrnimmt. Das mag eine Erklärung dafür sein, dass nicht so viel erklärt wird, weil für sie selber ist es ja ganz natürlich, dass die Dinge so sind wie sie sind. Die Dinge, die dann doch erklärt werden, sind wiederum interessant. Sehr gefallen hat mir die Idee mit den lebenden Raumschiffen.
Die Einblicke in die Kultur der Himba, das Volk der Khoush, der Wüstenleute und unterschiedliche Spezies, die hier erwähnt werden hat mir grundsätzlich gut gefallen, manchmal habe ich mich allerdings auch ein wenig außen vor gefühlt. Es waren wirklich nur Einblicke und ein tieferes Verständnis für die Lebens- und Denkweisen konnte ich nicht entwickeln. Dieser Roman ist ein Own-Voice Roman in dem BiPOC und POC die Hauptcharaktere sind, aber ich hatte ein wenig das Gefühl, dass das Buch eher für dieses Publikum geschrieben ist und wer mit diesen Kulturen nicht so vertraut ist, der kann sich da nicht so ganz hineinversetzen. Das ist aber auch legitim, nicht jedes Buch muss für ein weißes privilegiertes Publikum geschrieben sein, das unser Verständnis der Welt widerspiegelt.
Ich finde es halt von dem Aspekt her schade, dass ich das Gefühl habe, dieses Buch nicht richtig verstanden zu haben. Es sind so viele Ansätze da, die mir gefallen haben und in die ich gerne mehr abgetaucht wäre. Das Buch ist irgendwie altmodisch und von althergebrachten Traditionen geprägt und gleichzeitig hochmodern. Man befindet sich in der Zukunft und zwischendrin blinken mal Dinge aus unserer heutigen Zeit auf, die sich über einen langen Zeitraum weiterentwickelt haben und zu etwas Neuem geworden sind. Das ist ganz schwer das zu beschreiben, ohne zu viel vom Inhalt zu verraten. Auch dieser Kontrast zwischen der Erde und dem Planeten Oomza Uni, sowie die Oomza Universität könnte größer nicht sein. Wir sind dort plötzlich in einer ganz anderen Welt, die von anderen Werten geprägt ist. Die Lebewesen können zu anderen Planeten reisen und auch den Menschen ist dies möglich und dennoch ist die Erde irgendwie die Erde, die kaum von dem beeinflusst scheint, was auf Oomza Uni gelebt wird. Das will für mich irgendwie nicht so recht zusammen kommen.
Es sind auch die beiden Handlungsstränge, die für mich nicht so ganz zusammenkommen wollen. Am Anfang steht erstmal Bintis Reise an diese Universität und wir erleben auch ein wenig von dem Alltag an der Universität und dann fliegt sie in den „Ferien“ zurück zur Erde, möchte die Traditionen der Himba leben und wird in einen jahrhundertealten Konflikt gezogen, der irgendwie vollkommen außer Kontrolle gerät und weitere jahrhundertealte Geheimnisse aufdeckt, bevor es dann wieder zurück an die Universität geht. Das hat bei mir dafür gesorgt, dass ich keine wirkliche Verbindung zu den Personen aufgebaut habe. Alles hat mich irgendwie seltsam kalt gelassen und dabei sind es durchaus interessante Figuren.
Inhaltswarnungen würde ich bei diesem Buch für das Thema Mental Health und Panikattacken aussprechen und auch Gewalt spielt in gewissem Rahmen eine Rolle. Es ist in Sachen Gewalt allerdings nicht übermäßig brutal.

Fazit: Eine Reihe, die mich sehr zwiegespalten zurücklässt. Die Ansätze und Ideen finde ich spannend, durch fehlende Erklärungen konnte ich allerdings nicht so tief in die Geschichte eindringen, wie ich es mir gewünscht hätte und so lässt mich das Buch mit dem Gefühl zurück, dass ich es eigentlich nicht verstanden habe.

Veröffentlicht am 27.03.2022

Für meinen Geschmack zu vorhersehbar und zu viele Klischees

Der Spion des Königs
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„Der Spion des Königs“ von Magnus Forster ist eine historischer Spionageroman, der im England des 17. Jahrhunderts spielt und einen Fall des Meisterspions Richard Faversham zeigt. Erschienen ist der Roman ...

„Der Spion des Königs“ von Magnus Forster ist eine historischer Spionageroman, der im England des 17. Jahrhunderts spielt und einen Fall des Meisterspions Richard Faversham zeigt. Erschienen ist der Roman im April 2019 bei Bastei Lübbe.

England, 1639: Das Land ist aufgewühlt. König Charles Stuart quält seine Landsleute, in dem er ihnen immer neue Steuern aufbürdet, um seine Kriegszüge gegen die Rebellen in Schottland und seine Prunksucht zu befriedigen. Es ist eine unstete Zeit, in der die unterschiedlichen Glaubensrichtungen miteinander konkurrieren. An allen Ecken gibt es Bedrohungen für den König und so braucht dieser ein zuverlässiges Netz an Spionen. Richard Faversham ist einer dieser Spione und er erhält den Auftrag in Ely Ketzer aufzuspüren. Als er dort ankommt sieht er sich allerdings mit zwei Frauen konfrontiert, eine davon die junge Vivian Mortimer, die ungeahnte Gefühle in ihm weckt.

Schon längere Zeit sprechen mich die Klappentexte von historischen Romanen nicht mehr so unbedingt an und dennoch möchte ich ihnen immer wieder eine Chance einräumen, mich zu begeistern, denn eigentlich mag ich vergangene Zeiten nach wie vor und freue mich, wenn ich etwas über das Leben unserer Vorfahren lernen kann. Bei diesem Roman hatte ich die Hoffnung, auch wenn es sich nach einem an James Bond orientierten Spionageroman klingt, vielleicht doch etwas zu entdecken, was mich richtig begeistern kann.
Der Anfang war hier recht vielversprechend. Es ließ sich schnell lesen, die Kapitel waren kurz und durch schnelle Szenenwechsel erhielt das Ganze eine gewisse Dynamik. Ich konnte mir die Szenerie gut vorstellen und war schnell in der Geschichte angekommen. Die unterschiedlichen Sichtweisen versprachen einen umfassenden Einblick und so hätte das Ganze durchaus spannend werden können.
Leider summierten sich dann aber nach und nach so einige Klischees auf und der Plot macht es sich an vielen Stellen auch zu einfach und löst unliebsame Entwicklungen in Wohlgefallen auf. Konnte man anfangs noch ganz gut drüber hinwegsehen, fiel mir das mit Fortschreiten der Geschichte immer schwerer. Die Geschichte wurde dadurch immer vorhersehbarer. Einiges habe ich auch schon auf Grund des Klappentextes geahnt, aber ich wollte dem Buch dennoch eine Chance geben, weil das manchmal dann doch nicht so viel Raum einnimmt wie erwartet. Ich kann das durchaus ausblenden, wenn es eher am Rande eine Rolle spielt.
In diesem Buch gibt es die Frau, die mit 38 immer noch klasse aussieht und den Spion in die Kunst der Liebe eingeführt hat; obwohl die beiden Protagonisten Richard und Vivian kaum Szenen miteinander haben, fühlen die sich zueinander hingezogen; sie geht an Orte, an denen sie nichts zu suchen hat und kommt immer wieder glimpflich davon; erst läuft es so dilettantisch, dass man sich fragt was Richard Faversham für ein Spion ist, dass er das nicht durchschaut hat, am Ende wird aber alles so geschickt umgedeutet, dass es für seinen Masterplan am Ende perfekt passt und auch der Showdown ist an Klischee und Vorhersehbarkeit kaum zu überbieten. Für mich war diese Geschichte einfach nur langweilig. Man kann das lesen, aber wenn man es nicht tut, dann hat man nicht viel verpasst.
Gut wiederum fand ich, dass wir etwas über die Zeit erfahren und den Konflikt, der dort herrschte. Da wäre deutlich mehr Potenzial für eine spannendere Geschichte gewesen. Wir sehen hier und dort wie mit Ketzern verfahren wird, dass Charles ein eher unglücklicher Alleinherrscher ist, dass sich England an einem Wendepunkt seines politischen Systems befindet und durch die unterschiedlichen religiösen Strömungen einiges in Bewegung geraten ist. Für meinen Geschmack wurden diese durchaus spannenden Themen leider nicht so wirklich genutzt. Das Geschichtliche spielt eher am Rand eine Rolle und wir bekommen einige interessante Anekdoten mit. Das Nachwort verrät allerdings, dass hier zeitlich einiges angepasst wurde, damit es in diesem Spionagefall zumindest eine kleine Rolle spielen kann.
Die handelnden Personen in diesem Roman sind teilweise auch sehr klischeehaft, aber ich habe sie dennoch einigermaßen gemocht, auch wenn mir das richtige mitfiebern eher schwergefallen ist. Richard Faversham ist ein Spion mit mittelmäßigen Repertoire, der dank seiner Liebeseinführung durch eine ältere Damen, auch in den Betten zahlreicher Damen sein zu Hause hat. Vivian Mortimer sollte eigentlich eine gewitzte junge Dame sein, aber davon habe ich eher weniger gesehen. Sie stolpert von einer in die nächste heikle Situation und weil die Leute aus ihrem Ort sie mögen, schafft sie es einigermaßen heil aus allem wieder rauszukommen. Von gewitzt kann hier nicht wirklich die Rede sein. Ängstlich und naiv trifft es eher finde ich.
Die Ausstattung des Buches ist gut. Neben dem Personenverzeichnis und einem Nachwort, gibt es noch ein ausführliches Glossar mit einigen Begriffen, die in jener Zeit eine wichtige Bedeutung hatten.

Fazit: Ein sehr vorhersehbarer Spionageroman, der zur Zeit König Charles I. spielt und den Konflikt jener Zeit ganz gut einfängt. Leider summierten sich die Klischees und Vorhersehbarkeit so sehr auf, dass ich recht schnell die Freude an diesem Roman verloren habe. Wen das eher weniger stört, dem sei dieses Buch gerne empfohlen.

Veröffentlicht am 27.02.2022

Ein unterhaltsames Sachbuch für wissenschaftlich interessierte Leser

Das Zeitalter der Unschärfe
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„Das Zeitalter der Unschärfe“ von Tobias Hürter zeigt die Veränderungen in der Physik von 1895 bis 1945 auf. Erschienen ist das Buch im November 2021 im Klett-Cotta Verlag.

Die Zeit von 1895 bis 1945 ...

„Das Zeitalter der Unschärfe“ von Tobias Hürter zeigt die Veränderungen in der Physik von 1895 bis 1945 auf. Erschienen ist das Buch im November 2021 im Klett-Cotta Verlag.

Die Zeit von 1895 bis 1945 wird als goldenes Zeitalter der Physik angesehen. In diesem Zeitraum hat sich unser Verständnis der Welt tiefgreifend verändert und in diesem Buch erfährt man wie Größen wie Albert Einstein, Marie Curie, Werner Heisenberg und viele mehr zu ihren Erkenntnissen kamen. Relativitätstheorie und Quantenmechanik fügen sich ein in ein Zeitalter, dass von Kriegen und Revolutionen geprägt wurde und wir verfolgen das Leben von vielen wissenschaftlichen Größen in jener Zeit.

Das Buch hat mich sofort angesprochen, weil ich viel zu wenig weiß über das Leben großer Wissenschaftler, die unser Denken und die Wahrnehmung der Welt maßgeblich beeinflusst haben. Natürlich habe ich von Schrödingers Katze gehört oder das Marie Curie an radioaktiver Strahlung gestorben ist, aber abseits davon weiß ich fast nichts.
Dieses Buch gibt einen einen Überblick über die vielen Veränderungen und Erfindungen jener Zeit und wenn ich mir den Zeitraum so anschaue, bin ich doch sehr beeindruckt, auch wenn ich nicht jede Theorie vollkommen verstehe. In diesen knapp 50 Jahren wurde einiges entdeckt, dass heute in der Schule im Physikunterricht gelehrt wird, die Relativitätstheorie und Quantenmechanik vielleicht mal ausgenommen.
Szenisch fand ich die Kapitel gut gesetzt. Wir erfahren einiges über das Leben abseits der Wissenschaft, was die Personen gemacht haben, um zu Erkenntnissen zu gelangen und wie diese durch die historischen Ereignisse beeinflusst wurden. Es gibt hier Informationen zu Ehen und Affären oder auch zur politischen Einstellung der Wissenschaftlerinnen. Das fand ich sehr spannend mitzuverfolgen. Einiges hat mich allerdings auch ein wenig geschockt.
Die Theorien und Erkenntnisse werden nur rudimentär dargestellt. Das ist manchmal tatsächlich nicht ganz so einfach nachzuvollziehen, wenn man sich die Zeit gibt, in Ruhe zu lesen und über das Gelesene nachzudenken, kann man allerdings ganz gut folgen. Dadurch habe ich allerdings auch Wochen für dieses Buch gebraucht und das obwohl ich die Art und Weise, wie alles erzählt wurde, durchaus mochte.
Die einzelnen Kapitel behandeln immer ein bestimmtes Jahr und wir bewegen uns chronologisch in der Zeit fort. Die Personen tauchen also mehrfach im Buch auf. Wir erfahren, wann wer mit wem in Kontakt getreten ist oder wer schon große wissenschaftliche Erfolge feiern konnte, während ein zukünftiger Star der Physik noch zur Schule ging. Ich fand es auch sehr spannend, die historischen Ereignisse in direkter Relation zueinander mitzuverfolgen. Diese Verbindung habe ich persönlich so nie gezogen, auch wenn ich mich mit dem Leben der ein oder anderen Person schon mal beschäftigt habe.
Ich würde dieses Buch eher als Sachbuch beschreiben, auch wenn alles in kurzen Episoden und Kapiteln erzählt wird. Ich habe keine Beziehungen zu den Personen im Buch aufgebaut wie es bei einem Roman möglicherweise der Fall gewesen wäre. Wir erfahren das, was nach außen hin bekannt war. Manchmal gibt es Zitate aus Reden oder Briefen und auch das ein oder andere Bild zu entdecken.
Am Ende des Buches gibt es einen umfangreichen Anhang, in dem der Autor eine Auswahl seiner Quellen auflistet, ein Bildverzeichnis sowie ein Namens- und Ortsregister. Das Namens- und Ortsregister unterstützt den Sachbuchcharakter nochmals deutlich, finde ich, denn damit ist es möglich z.B. nur alles zu lesen was mit Einstein zu tun hat, es erleichtert aber auch bestimmte Textstellen wiederzufinden, falls etwas nachgeschlagen werden soll.

Fazit: Ein unterhaltsames Sachbuch, dass einem in einigermaßen verständlicher Weise die Welt der Physik von 1895 bis 1945 näher bringt und aufzeigt wie tiefgreifend sich unser Verständnis der Welt in dieser Zeit geändert hat. Die Leben unterschiedlicher Wissenschaftler
innen werden beleuchtet und mit den historischen Ereignissen in Verbindung gebracht. Ein empfehlenswertes Buch für alle wissenschaftlich interessierten Leser.

Veröffentlicht am 12.02.2022

Eine äußerst spannender Roman, der an Aktualität kau zu übertreffen ist

Never - Die letzte Entscheidung
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Mit „Never“ verlässt Ken Follett die Gefilde des historischen Romanes und legt nach längerer Zeit mal wieder einen Thriller vor. Inspiriert von seiner Jahrhunderttrilogie entwirft er ein Szenario, dass ...

Mit „Never“ verlässt Ken Follett die Gefilde des historischen Romanes und legt nach längerer Zeit mal wieder einen Thriller vor. Inspiriert von seiner Jahrhunderttrilogie entwirft er ein Szenario, dass zum Ausbruch des dritten Weltkrieges führen könnte. Erschienen ist der Roman im November 2021 bei Pan Macmillan auf Englisch bzw. Bastei Lübbe auf Deutsch.

In der Sahara verfolgen zwei Geheimagenten mit der Hilfe eines Spions einen Drogenschmuggelring, der auch Menschenhandel betreibt. Kiah, eine junge Witwe, sieht keine Zukunft mehr in der Nähe des Chad-Sees und so begibt sie sich auf eine ungewisse Reise in der Hoffnung Europa zu erreichen.
In China kämpft ein junger Regierungsmitarbeiter gegen Kräfte, die eine militärische Konfrontation zwischen Amerika und China heraufbeschwören wollen. Die ältere Kommunisten-Garde sieht ihr Vermächtnis in Gefahr und tut alles dafür den Kommunismus stark aussehen zu lassen.
In Amerika ist Präsidentin Green die erste Frau an der Spitze des mächtigsten Landes der Welt. Die Vorbereitungen zur Wiederwahl laufen, als die größte Krise, die die Welt sich vorstellen kann, ihren Lauf nimmt. Jeder Akt der Aggression führt zu weiteren Maßnahmen und die Welt ist in einem komplexen Geflecht aus Allianzen gefangen. Kann Präsidentin Green den Ausbruch des dritten Weltkrieges und den Einsatz von Nuklearwaffen verhindern?

Ich gebe zu, ich war etwas enttäuscht als ich gesehen habe, dass Ken Folletts nächster Roman kein historischer Roman ist, gleichzeitig war ich froh, dass schon ein Jahr nach der letzten Erscheinung ein weiteres Buch erscheint. So schnell habe ich nicht damit gerechnet. Der Klappentext klang dann auch interessant und so habe ich mich doch an dieses Buch gewagt.
Ich liebe Ken Folletts Schreibstil. Ich kann mir alles gut vorstellen und alles ist klar erzählt. Auch diesmal habe ich wieder auf englisch gelesen. Ich brauchte diesmal öfter das Wörterbuch, habe dann allerdings meist feststellen müssen, dass ich ein gutes Gefühl für seine Sprache habe und die Richtung, in die die Bedeutung der Wörter geht.
Der Spannungsbogen baut sich in diesem Roman eher langsam auf und es hat tatsächlich etwas gedauert bis ich richtig gefangen von der Geschichte war, aber ab 25% ahnt man, wie aktuell dieses Buch ist und die Arbeit, die er in den Aufbau dieses Szenarios gesteckt hat, zahlt sich aus. Ken Follett möchte ein Situation hervorrufen, die der Situation vor Ausbruch des ersten Weltkrieges ähnlich ist und ich muss sagen, ich kann mir das genauso vorstellen. Wenn man aktuelle Nachrichten verfolgt, finden sich viele Ereignisse, die ein ähnliches Szenario auslösen könnten.
Der Autor hat ein spannendes Ensemble aus Personen für diesen Roman erschaffen und ich habe an allen Enden mitgefiebert. Eine große Stärke des Romanes ist es, dass er vielen Personen eine Stimme abseits der politischen sowie diplomatischen Bühne gegeben hat und wir diese so auch als normale Menschen erleben. Manchmal mag es fast ein bisschen zu viel Nebengeplänkel sein, aber für mich persönlich war es wichtig, weil es mich noch mehr in die Geschichte gezogen hat. Eine Lieblingsperson kann ich nicht nennen, denn alle Erzählstränge waren spannend und haben ihre Berechtigung.
Präsidentin Green in Amerika ist entschlossen einen weltweiten Krieg und den Einsatz von Atomwaffen zu verhindern. Als erste Frau an der Spitze der mächtigsten Nation steht sie ständig unter Druck. Sie muss weltweite diplomatische Krisen lösen, Amerika führen und darf ihre Popularität dabei nicht aus dem Blick lassen. Gleichzeitig hat sie aber auch ein normales Leben, ist Ehefrau und Mutter einer 14jährigen Tochter.
Chang Kai, eine hoher Regierungsbeamter, hat hohe Ambitionen, ist mit einer berühmten Schauspielerin verheiratet und gehört zur fortschrittlichen Fraktion innerhalb der kommunistischen Partei. Er hat einen schweren Stand, muss sich gegen Angriffe auf seine Person wehren und die alte Garde innerhalb der Partei besänftigen. Gleichzeitig weiß er aber auch mit Menschen umzugehen und kommt so immer wieder an wichtige geheime Informationen.
Der Erzählstrang rund um die Geheimdienstagenten Tamara und Tab sowie den Spion Abdul hat mich sehr eingenommen. Das Leben in der Wüste Afrikas wird hier beschrieben und ein möglicher Weg, wie Menschen sowie Drogen nach Europa geschmuggelt werden. Wir erleben wie sich Terroristen verhalten, aber auch wie fragil insgesamt die politische Lage in Afrika ist und wie das alles weltweit verbunden ist. Denn sowohl Amerika als auch China verfolgen ihre eigenen Interessen auf diesem Kontinent.
Mit Abdul habe ich mitgefiebert als er sich undercover auf einem Flüchtlingstreck, organisiert von einer Schlepperbande, eingeschleust hat. Manchmal hatte er für meinen Geschmack etwas zu viel Glück auf seiner Reise und anderseits habe ich es ihm vom Herzen gegönnt.
Es war aber auch spannend die Arbeit von Tamara und Tab mitzuverfolgen. Wie lebt es sich als Geheimdienstagent in einem fremden Land, wie kommen sie an ihre Informationen, welche Entscheidungen müssen sie treffen.
Ein Nachwort gibt es im Roman selber nicht. Zu Beginn beschreibt Ken Follett wie die Idee zu diesem Buch entstand. Im Internet finden sich allerdings einige Interviews zum Buch, die Aufschluss zur Recherche geben. Man merkt, dass er sich viele Gedanken dazu gemacht hat, was für eine Geschichte er erzählen möchte, woher die Spannung kommen soll und welche Personen in ihr eine Rolle spielen sollen. Bei mir ist seine Strategie zu 100% aufgegangen.

Fazit: Ein äußerst spannender Roman über eine internationale Krise, die immer weiter zu eskalieren droht und die ein erschreckendes Szenario zeichnet. Ich wurde immer mehr in die Geschichte hineingezogen und habe mit allen Personen im Buch mitgefiebert. Wer es genauso wie ich liebt, wie Ken Follett seine Geschichten aufbaut und erzählt, wird auch diesmal wieder begeistert sein. Interesse für Geheimdienstarbeit, Diplomatie und Politik kann nicht schaden, denn das sind Dinge, die in diesem Roman eine wichtige Rolle spielen.

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