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Veröffentlicht am 11.05.2023

Die Mörderischen Schwestern können Anthologie

Tatort Nord 2
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Ende April ist bei Harper Collins die zweite Krimi-Antologie „Tatord Nord 2“ erschienen. Herausgeberinnen sind die Mörderischen Schwestern Franziska Henze, Anke Küpper und Yvonne Wüstel.

Und hier übernehme ...

Ende April ist bei Harper Collins die zweite Krimi-Antologie „Tatord Nord 2“ erschienen. Herausgeberinnen sind die Mörderischen Schwestern Franziska Henze, Anke Küpper und Yvonne Wüstel.

Und hier übernehme ich den offiziellen Klappentext, weil man diese Anthologie tatsächlich nicht besser zusammenfassen kann:
Die deutsche Küste und der Norden haben so einiges: zu frische Luft, tolle Landschaft, wortkarge Mitmenschen – und den ein oder anderen Mörder! Während die Sonne scheint und die Wellen glitzernd an den Strand spülen, stehen unsere Ermittler vor einer Herausforderung. In 21 Kurzkrimis untersuchen sie die Fälle, die alle nur eins gemeinsam den Tatort ...
Mit Kurzkrimis von Gesine Berg, Ulrike Bliefert, Carola Christiansen, Anja Gust, Jutta Götze, Kathrin Hanke, Franziska Henze, Eva Jensen, Anke Küpper, Angela Lautenschläger, Alexa Linell, Anja Marschall, Bettina Mittelacher, Ricarda Oertel, Alex Roller, Regina Schleheck, Bea Schreiner, Regine Seemann, Carolyn Srugies, Sabine Weiß und Fenna Williams.

Auch die zweite Krimi-Anthologie der Mörderischen Schwestern weiß zu überzeugen. Ich war wieder einmal sehr begeistert von der Vielfalt. Nicht immer geht es um Mord, sondern auch um Erbstreitigkeiten, Eifersucht oder Raub. Gerade zum Schluss wartet diese Anthologie auch mit heftigen Themen wie Kindesmissbrauch auf. Geschichten, in denen Kindern was passiert, mag ich tatsächlich nicht so gerne, als Kurzgeschichte war es für mich jedoch noch erträglich.
Der Kontext in den die Geschichten eingebettet sind, war sehr abwechslungsreich. Typische Sagen des Nordens wurden ebenso genutzt als auch aktuelle Themen wie das 9 Euro Ticket oder die prekäre Lage der Fischer. Meist sind die Geschichten in unserer Zeit angesiedelt, aber auch eine historische Krimikurzgeschichte hat es wieder in diese Anthologie geschafft.
Nicht alle Geschichten konnten mich gleichermaßen überzeugen. Bei manchen bin ich mit der Perspektive oder der Art der Geschichte nicht ganz warm geworden und dennoch hat diese Anthologie etwas ganz Besonderes an sich. Einige Kurzgeschichten haben mich in andere Zeiten entführt oder in eine düstere Stimmung versetzt, andere wiederum waren sogar fröhlich locker vom Ton her und wiederum andere erinnern an den typischen Vorabendkrimi, den man im Fernsehen sehen kann. Sogar alte Bekannte habe ich wiedergetroffen und die vorherige Anthologie wurde geschickt eingebaut.
Am Ende des Buches werden alle Autorinnen kurz vorgestellt. Hier sind Autorinnen dabei, die schon langer erfolgreich schreiben und andere, die gerade erst beginnen. Ich finde es klasse, dass hier so unterschiedliche Autorinnen zusammenkommen. Schon mit der ersten Anthologie konnte ich mir einen guten Überblick verschaffen, was dieses Genre zu bieten hat und habe so endlich einen Zugang gefunden.

Fazit: Auch die zweite Krimi-Anthologie der mörderischen Schwestern weiß zu überzeugen. Die Varietät der Geschichten sowie die Themenvielfalt sind groß. Hier ist sicher für jeden etwas dabei und vielleicht entdeckt man auch die ein oder andere Autorin, deren Krimis man im Anschluss lesen möchte.

Veröffentlicht am 12.02.2023

Krimi-Kurzgeschichten funktionieren für mich gut

Tatort Nord
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„Tatort Nord“ ist eine Krimi-Anthologie, die von Franziska Henze, Anke Küpper und Yvonne Wüstel herausgegeben wurde. 23 Kurzgeschichten von 23 Autorinnen sind enthalten. Erschienen ist das Buch bei Harper ...

„Tatort Nord“ ist eine Krimi-Anthologie, die von Franziska Henze, Anke Küpper und Yvonne Wüstel herausgegeben wurde. 23 Kurzgeschichten von 23 Autorinnen sind enthalten. Erschienen ist das Buch bei Harper Collins im Mai 2022.

Eine Krimi-Anthologie, die ihrem Namen gerecht wird und einen in den Norden Deutschlands führt. Neben Hamburg und Lübeck sind auch die Top-Urlaubslocations wie Sylt oder Fehmarn vertreten, aber auch andere Orte in Schleswig-Holstein sind Schauplätze der Geschichten.
Mit Kurzkrimis von Monika Buttler, Carola Christiansen, Heike Denzau, Kathrin Hanke, Franziska Henze, Eva Jensen, Svea Jensen, Anke Küpper, Alexa Lewrenz, Anja Marschall, Bettina Mittelacher, Regina Müller-Ehlbeck, Ricarda Oertel, Susanne Pohl, Alex Roller, Maja Schendel, Anette Schwohl, Stefanie Schreiber, Regine Seemann, Elin Seidel, Carolyn Srugies, Joyce Summer und Sabine Weiß.

Zu dieser Krimi-Anthologie kam ich über die Ladies Crime Nights, die hier im Norden stattfanden und von denen, die ein oder andere gut für mich erreichbar war. Das Konzept dieser Veranstaltung konnte mich sehr überzeugen und so musste ich natürlich auch wissen, wie die einzelnen Geschichten ausgehen, deren Anfang ich dort gehört hatte. Immerhin 10 von 23 Autorinnen haben sich in meiner Ausgabe von Tatort Nord verewigt und alleine deswegen hat dieses Buch schon einen besonderen Platz in meinem Herzen verdient.
Die Kurzgeschichten in dieser Anthologie sind sehr abwechslungsreich. Vom klassischen Ermitteln über Beziehungsdramen und Rivalitäten bis hin zu Serientätern ist hier wirklich alles vorhanden. Für mich, die bisher eher keine Krimis liest, war es eine gelungene Möglichkeit mal zu schauen, was denn für mich das Richtige sein könnte.
Oftmals hatten die Geschichten überraschende Wendungen, die ich so nicht ahnen konnte. Manchmal waren sie so gruselig geschrieben, dass ich mich nicht mehr raus trauen wollte und andere Geschichten wirkten manchmal unfreiwillig komisch.
Wir nehmen die unterschiedlichsten Perspektiven ein und sind im Kopf eines Serienkillers, erleben den schrulligen Ermittler oder sind dabei wie ein verschmähter Liebender bei einem Wiedersehen nach vielen Jahren falsche Schlüsse zieht oder auch die Ehefrau, die aus dem Schatten ihres Mannes treten möchte.
Jede Autorin konnte mich auf ihre Weise an verschiedene Orte entführen und meist konnte ich mir alles gut vorstellen, was vielleicht auch daran liegt, dass ich in Schleswig-Holstein wohne. Für mich hat es so manche Geschichte fast noch ein wenig echter gemacht. Für das eigenen Kopfkino ist es auf jeden Fall sehr zuträglich, wenn man den ein oder anderen Ort in einem Buch kennt.
Von der Vielfalt war ich wirklich überrascht und als Kurzgeschichten war es für mich genau die richtige Dosis. So ganz ist der Knoten mit mir und den Krimis noch immer nicht geplatzt. Ich denke dennoch, dass ich eine bessere Vorstellung davon habe, was mir gefallen könnte und ich werde bei zukünftigen Krimis, die ich hoffentlich lesen werde, den Fokus ein bisschen anders setzen. Das klassische Ermitteln wird mich glaube ich nie wirklich bekommen, aber manchmal kann eben auch das Drumherum sehr für sich einnehmen und manchmal muss man die Geschichte auch mit dem nötigen Fokus auf dem Unterhaltungswert lesen.

Fazit: Krimi-Anthologien scheinen für mich derzeit noch das richtige Mittel der Wahl zu sein. Sehr abwechslunsgreiche Geschichten, die alle auf ihre Weise zu überzeugen wissen und ich werde definitiv auch die zweite Anthologie der Mörderischen Schwestern lesen und hoffentlich, die ein oder andere Ladies Crime Night im richtigen Ambiente genießen. Empfehlenswert für jeden, der Lust hat sich im Krimi-Genre auszuprobieren und natürlich auch für alle, die dem Genre schon jetzt verfallen sind.

Veröffentlicht am 14.01.2023

Wieder einmal konnte Ella Zeiss mich überzeugen

Der Hunger nach Freiheit
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Der Hunger nach Freiheit“ ist der zweite Teil der „Wege des Schicksals“-Dilogie von Ella Zeiss. Es geht erneut um das Schicksal der Russlanddeutschen Noah und Jakobine. Erschienen ist der Roman im Januar ...

Der Hunger nach Freiheit“ ist der zweite Teil der „Wege des Schicksals“-Dilogie von Ella Zeiss. Es geht erneut um das Schicksal der Russlanddeutschen Noah und Jakobine. Erschienen ist der Roman im Januar 2023 bei Tinte und Feder.

Sommer 1941: Nach 10 Jahren des Wartens wollte Noah endlich seine große Liebe Jakobine heiraten, doch das Schicksal hat etwas anderes mit den beiden vor. Ohne die Möglichkeit sich zu verabschieden, wird Noah in die Sowjetarmee eingezogen und muss sich den Wünschen des Sowjetregimes erneut unterordnen. Als Deutschland den Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion bricht, rückt ein Wiedersehen mit Jakobine in unerreichbare Ferne. In den Wirren des Krieges geraten beide an die unterschiedlichsten Orte und es ist unklar, ob sie am Ende auf der selben Seite stehen.

Obwohl ich mit dem ersten Teil so meine Probleme hatte, wollte ich diese Reihe dennoch beenden und dieser zweite Teil hat mir deutlich besser gefallen. Ich konnte mich u.a. besser auf die Liebesgeschichte von Noah und Jakobine einlassen, denn diese gilt diesmal als gegeben und hier muss sich nichts mehr entwickeln.
Ich bin sofort wieder in die Geschichte reingekommen. Die Gegebenheiten zu beschreiben und dies dem Leser eindrücklich zu vermitteln hat Ella Zeiss einfach drauf. Der 2. Weltkrieg hat bereits begonnen und dieser ist ein zentraler Bestandteil. Ich fand es spannend dies aus der Sicht der Russlanddeutschen zu verfolgen, denn hier stehen natürlich ganz andere Themen im Vordergrund.
Deutschland wird zum Feind der Sowjetunion und sowohl Noah als auch Jakobine müssen sich anschließend fragen, wie sich dieser Umstand auf ihr Leben auswirken wird. Noah wird Teil der Sowjetarmee, erlebt den dort vorherrschenden Mangel an allem, sieht den Überfluss der anderswo herrscht und gerät immer wieder an die Fronten dieses Krieges und muss um sein Überleben kämpfen. Jakobine erlebt den Krieg als Zivilistin und wird Zeuge der Besetzung der Ukraine durch die deutsche Wehrmacht. Dies ist nur ein Teil der Themen, die in diesem Roman eine Rolle spielen.
Mich hat einiges überrascht. Wichtig hierbei zu beachten, es geht um das Schicksal dieser beiden Personen und welche Themen die Russlanddeutschen in Bezug auf das Sowjetregime und den 2. Weltkrieg beschäftigt haben. Vieles was zusätzlich für diese Zeit relevant ist, wird eher nur am Rande erwähnt. Dieses Buch hat allerdings auch nur 350 Seiten und daher ist klar, dass hier einiges hintenüber fallen musste. Die Verfolgung der Juden und das Massaker von Babyn Jar sind zum Beispiel nicht Bestandteil dieses Buches und man bekommt grundsätzlich nicht die Gräueltaten der SS mit. Es war wirklich mal ein ganz neuer Blick auf die Wehrmacht für mich, der aber auch nachvollziehbar ist, wenn man eben von der anderen Seite her kommt.
Ich habe sowohl mit Jakobine als auch Noah mitgefiebert. Das fiel mir in diesem zweiten Teil deutlich einfacher, weil manche Dinge halt einfach gegeben sind. Jakobines ständige Angst, ob Noah noch am Leben ist, habe ich sehr gefühlt. Sie ist in diesem Teil Lehrerin und setzt sich sehr dafür ein, dass die Kinder trotz der widrigen Umstände eine gute Bildung genießen. Noahs ständiger Begleiter sind Angst, Hunger und Mangelversorgung. Ella Zeiss hat mir auch dies nachvollziehbar und greifbar näher gebracht. Ich finde es bewundernswert, dass beide trotz dieser widrigen Umstände niemals aufgegeben haben und sich sogar ihre Liebe erhalten konnten.
Bei der übersichtlichen Zahl an Protagonisten ist ein Personenverzeichnis nicht nötig. In einem kurzen Nachwort legt die Autorin dar, dass die erzählte Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht. Weiteres Zusatzmaterial gibt es im Buch nicht. Ich finde das gegebene Material in diesem Falle vollkommen ausreichend.

Fazit: Ella Zeiss schafft es erneut mich mit ihren historischen Romanen aus der Sicht von Russlanddeutschen zu überzeugen. Ich habe das Gefühl, dass dies ein Teilaspekt der Geschichte ist, über den eher weniger Menschen Bescheid wissen, der aber definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient. Wenn ihr einen eindrücklichen und emotionalen historischen Roman zu diesem Thema sucht, seid ihr bei Ella Zeiss auf jeden Fall an der richtigen Adresse.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.10.2022

Mein Waringham-Herz ist überwiegend glücklich

Drachenbanner
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„Drachenbanner“ von Rebecca Gablé ist der 7. Band der Waringham-Reihe und spielt zeitlich gesehen erneut vor „Das Lächeln der Fortuna“. Es geht um König Henry III und Simon de Montforts Reformen, die den ...

„Drachenbanner“ von Rebecca Gablé ist der 7. Band der Waringham-Reihe und spielt zeitlich gesehen erneut vor „Das Lächeln der Fortuna“. Es geht um König Henry III und Simon de Montforts Reformen, die den Keim der Demokratie bereits im 13. Jahrhundert gelegt haben. Erschienen ist der Roman im September 2022 bei Bastei Lübbe.

England, 1238: Adela of Waringham wird an den Hof von Prinzessin Eleanor Planagenet geschickt. Sie muss ihre gewohnte Umgebung und ihren Milchbruder Bedric verlassen, der als Leibeigener in Waringham lebt. Adela heiratet einen Ritter und Bedric schuftet zunächst weiter als Leibeigener. Doch die Willkür des Earl of Waringham setzt ihm zu und so flieht er in den Dienst von Simon de Montfort, nichtsahnend, das Adela von ihm schwanger ist. Von Krieg und Missernten getrieben, bricht 1258 ein Krieg in England aus, der England maßgeblich verändern soll und den Grundstein für spätere Entwicklungen legt.

Warum ich einen Waringham unbedingt lesen möchte, sollte wohl klar sein. Rebecca Gablé ist meine unangefochtene Queen des historischen Romans und sie schafft es immer wieder mich in den Bann ihrer Romane zu ziehen. So war es auch diesmal. Es fühlt sich ein bisschen wie heimkommen an und ich mag dieses wohlige Gefühl, das ihre Romane in mir auslösen.
Sehr gefallen hat mir diesmal, dass der Fokus nicht nur auf dem Adel lag, sondern diesmal auch den Leibeigenen eine eigene Stimme verliehen wird. Adela und Bedric sind die Protagonisten dieses Romanes und wir folgen ihrem Leben und den unterschiedlichen Lebensrealitäten, in denen sie aufwachsen. Adela ist eine Waringham und gehört dem Adel an und Bedric ist ein Leibeigener, der im Dorf von Waringham lebt. Trotz der Standesunterschiede ist ihre Verbindung tief, denn sie sind gemeinsam aufgewachsen und wurden von der gleichen Person gestillt.
Rebecca Gablé hat ihre beiden Protagonisten wie eh und je geschickt platziert, doch wer das Leben am Hofe und an der Seite des Königs von England liebt, wird hier zunächst eher enttäuscht sein. Der erste Teil des Romanes widmet sich den Verhältnissen der Leibeigenen und ihren wenigen Rechten. Wir erfahren viel über das Leben in einem Dorf im 13. Jahrhundert und welche Ängste und Sorgen diese umtreiben. Wir erfahren etwas über das Gefüge der unterschiedlichen Stände und wie man diese Grenzen in seltenen Fällen vielleicht doch überwinden kann.
Erst allmählich schleicht sich mehr und mehr die Politik und das Leben der Adligen in die Geschehnisse dieses Romanes ein. Simon de Montfort und seine Reformen bilden einen wichtigen Bestandteil und zum besseren Verständnis dieser, ist es unabdingbar vorher etwas über die herrschenden Verhältnisse des England des 13. Jahrhunderts zu kennen. Mir hat diese etwas andere Fokus sehr gefallen und ich bin den Ereignissen im Buch gerne gefolgt.
Adela als auch Bedric haben Ecken und Kanten bekommen und so manche ihrer Entscheidungen konnte ich nicht gutheißen. Wer die Guten und wer die Bösen sind, war dennoch recht einfach zu erkennen, aber ich finde es gut, dass sie ihren fiktiven Charakteren auch eine gewisse Ambivalenz mitgegeben hat.
Die Darstellung der historischen Persönlichkeiten fand ich sehr gelungen. Sei es Henry III, Eleanor von Plantagenet, Prinz Edward oder Simon de Montfort. Für mich wurden diese Personen greifbar zum Leben erweckt und ich konnte ihre Beweggründe größtenteils nachvollziehen.
Rebecca Gablé hat diesem Roman die typischen waringhamschen Eigenschaften mitgegeben und dennoch hat sie es auch geschafft mich zu überraschen. Letzteres finde ich sehr wichtig, weil sonst ein Roman zu sehr ins Langweilige abdriftet, wenn dies nicht gegeben ist. Sie hat mich manches mal geschockt und doch hatte ich auch Momente, in denen ich an anderer Bücher und Protagonisten dieser Reihe gedacht habe. Nicht mit allen Entwicklungen in diesem Roman war ich zufrieden, aber in Anbetracht der Dinge, die alle richtig gemacht wurden, kann ich wohlwollend darüber hinwegsehen.
Das Buch ist umfangreichen Zusatzmaterial versehen. Es gibt eine Karte, ein Personenverzeichnis und ein ausführliches Nachwort. Bei einer Sache fand ich es schade, dass diese im Roman keinen Raum bekommen hat, aber ich kann die Beweggründe der Autorin durchaus nachvollziehen. Manchmal ist es glaube ich sehr schwierig zu entscheiden, welche Dinge in einem Roman Platz finden sollen und welche nicht. Immerhin umfasst dieser Roman mal wieder stolze 928 Seiten und dennoch gäbe es mit Sicherheit noch so viel mehr zu erzählen.

Fazit: Ich bin wieder gerne in die Welt der Waringhams abgetaucht und bin schon jetzt gespannt, auf welche historischen Abenteuer uns Rebecca Gablé das nächste Mal entführt. Für meinen Geschmack dürfte es gerne auch mal wieder ein Helmsby sein. Wer so wie ich, die Autorin liebt, kann mit diesem Roman glaube ich nicht viel falsch machen. Wer keine Zeitsprünge und dicke Schmöker mag, ist hier eher weniger gut aufgehoben.

  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
  • Atmosphäre
  • Cover
Veröffentlicht am 09.10.2022

Ein spannendes Gedankenexperiment

Mickey 7 – Der letzte Klon
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Edward Ashton hat mit „Mickey 7 - Der letzte Klon“ einen Roman geschrieben, in dem es um einen Wegwerfklon in einer Siedlungskolonie der Menschen geht. Die deutsche Übersetzung ist bei Heyne im August ...

Edward Ashton hat mit „Mickey 7 - Der letzte Klon“ einen Roman geschrieben, in dem es um einen Wegwerfklon in einer Siedlungskolonie der Menschen geht. Die deutsche Übersetzung ist bei Heyne im August 2022 erschienen.

Wir befinden uns weit in der Zukunft und haben den Weltraum kolonisiert. Doch diese Kolonisierung ist noch nicht abgeschlossen und weiterhin wird neuer Lebensraum auf fremden Planeten erschlossen. Mickey hat sich vor einigen Jahren für so eine Mission als Expendable gemeldet und ist auf dem Eisplaneten Nilfheim gelandet. Sein Job als Expendable: Gefährliche Aufgaben erledigen, bei denen der Tod droht. Stirbt Mickey bei einer Expedition wird einfach ein neuer Mickey geklont und im Biodrucker gedruckt. Das ist bereits mehrere Male passiert als Mickey 7 in eine Felsspalte stürzt. Wider Erwarten überlebt er und schafft es zurück zur Station, doch dort wartet bereits Mickey 8 und keiner von beiden möchte sein Leben aufgeben.

Das ist noch gar nicht so lange her, dass ich diesen Roman entdeckt habe und bei der Prämisse dachte ich mir gleich, das muss ich lesen. Von drucken ist im ursprünglichen Klappentext nicht die Rede, dort steht nur generieren, aber ich habe mich sofort gefragt, wie kann man denn in kürzester Zeit einen Klon generieren, der direkt dort weitermacht, wo die vorherige Version aufgehört hat?
Ganz große Klasse finde ich bei diesem Roman schon mal den Klappentext vom Verlag. Dieser gibt nur die Prämisse wieder und die Geschichte entwickelt sich von dort aus weiter. Es gibt so oft Klappentexte, bei denen man sich quasi schon denken kann, was im gesamten Roman passiert. Da war dieser mal eine echte Wohltat.
Mickey 7 gibt die Ereignisse aus seiner Sicht wieder. Ich konnte schnell eintauchen und ich mochte seine Art zu erzählen sehr gerne. Zwischendurch spricht er zum Lesenden. Mal ein bisschen fatalistisch, mal sarkastisch und manchmal auch etwas naiv, aber meist sehr pragmatisch und mit einer guten Prise Humor. Auf wundersame Weise scheint er ein gutes Gespür für die Ereignisse auf dem Planeten zu haben und er ist fasziniert von anderen Kolonisierungsprojekten.
Bei seiner Erzählung springt Mickey 7 in der Zeit hin und her. Mal erzählt er davon, wie er zu seinem Job als Expendable gekommen ist, dann erzählt er von den aktuellen Ereignissen oder von den Dingen, mit denen er sich beschäftigt. So habe ich ein breites Bild zu vielfältigen Themen bekommen: die Voraussetzungen, um Expendable zu werden, der Bewerbungsprozess, die Ausbildung, seine vergangenen Einsätze, andere Kolonisierungsprojekte und ihre Gründe fürs glücken oder scheitern. Insgesamt betrachtet ist es ein spannendes Gedankenexperiment, das auch beleuchtet, was es bedeutet ein Wegwerfklon zu sein.
In diesen 368 Seiten war wirklich so viel Interessantes zu entdecken und nebenbei müssen Mickey 7 und Mickey 8 das Problem lösen, dass es nun zwei von ihnen gibt. Das soll eigentlich nicht sein und diese Prämisse schafft Konstellationen, die in diesem Roman auf unterschiedlichste Weise angegangen werden und den Lesenden auch vor philosophische Fragen stellen. Ich fand das alles sehr nachvollziehbar beschrieben.
Die Perzonenanzahl in diesem Roman ist sehr überschaubar. Neben Mickey 7 und 8, spielen unheimliche Wesen auf dem Planeten eine Rolle, Commander Marshall, Nasha und Berto (die Piloten), einige Ärzte und Biologen sowie einige Security-Leute, u.a. Cat Chen. Es war eine gute Mischung: Berto fliegen manche Dinge einfach zu und irgendwie ist er ein Arschloch. Nasha ist Mickeys Freundin. Ich weiß nicht, ob ich das könnte, wenn mein Freund immer mal wieder wegstirbt und neu gedruckt wird. Commander Marshall ist sehr streng, hat aber einen Kern, der mehr als in Ordnung ist.
Dieser Roman hatte wirklich viele gute Ansätze, dennoch fehlt mir so der letzte Funke zur Begeisterung. Das Buch plätschert lange Zeit so vor sich hin, wenn auch mit vielen interessanten Informationen. Das Ende hingegen hat mir sehr gut gefallen, weil es neue Impulse zum Nachdenken geboten hat und ich begeistert davon war, wie Mickey 7 die Problemstellung gelöst hat. Auch die Spannung wurde am Ende nochmals deutlich angezogen und so hatte ich zum Ende hin nochmal richtig Spaß mit dem Buch.
Es gibt eine kurze Danksagung am Ende des Buches, alles andere wird während der Geschichte erklärt. Da sind einige wissenschaftliche Dinge dabei, aber für mein Empfinden wurden diese so greifbar erklärt, dass diesen gut gefolgt werden kann.

Fazit: Ein toller Science-Fiction Roman mit einem spannenden Gedankenexperiment, der einen schnell in seinen Bann zieht und mit vielen interessanten Informationen aufwarten kann. Ich bin den Ereignissen rund um Mickey 7 gerne gefolgt und mochte seine pragmatische Art, die Dinge anzugehen.