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Veröffentlicht am 20.02.2021

Gute Unterhaltung, aber bei den historischen Gegebenheiten wird sich die ein oder andere Freiheit genommen

Rebell der Krone
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Robyn Young entführt den Leser in „Rebell der Krone“ in die Zeit Edwards I. und die schottischen Unabhängigkeitskriege Ende des 13. Jahrhunderts. Erschienen ist der Roman bei blanvalet im Januar 2017. ...

Robyn Young entführt den Leser in „Rebell der Krone“ in die Zeit Edwards I. und die schottischen Unabhängigkeitskriege Ende des 13. Jahrhunderts. Erschienen ist der Roman bei blanvalet im Januar 2017.

Schottland 1286: Als Alexander III. ermordet wird, brechen unsichere Zeiten für Schottland an. Der König hat keinen Thronfolger hinterlassen und seine Enkelin Margeret ist noch ein Kind und lebt in Norwegen. Auch der König von England Edward I. strebt die Einverleibung Schottlands in sein Reich an. Sein großer Traum ist es in die Fußstapfen Artus zu treten und über ganz Britannien zu herrschen. Zunächst schließt sich ihm auch Robert the Bruce an, der von den Turnieren und verheißungsvollen Versprechungen geblendet wird. Doch es kommt eine Zeit, in der er sich entscheiden muss, auf welche Seite er kämpfen möchte. Entscheidet er sich für England und den Traum Edwards oder kämpft er für seine Heimat und die Krone Schottlands?

Das Buch habe ich letztens auf einem Grabbeltisch im Supermarkt entdeckt. Das Thema und die Zeit haben mich angesprochen und im Hinterkopf hatte ich recht positive Meinungen zum Buch.
Der Schreibstil der Autorin lässt sich gut lesen, konnte mich allerdings nicht wirklich in seinen Bann ziehen. Es beginnt recht brutal mit dem Mord am König Alexander, einem versehentlichen Tod bei einem Turnier und der Eroberung einer Burg. Man merkt schnell, dass dies eine Geschichte ist, die von Männern dominiert wird. Mir ist bekannt, dass in den Quellen meist wirklich nicht so viel zu Frauen drinnen steht, aber in diesem Roman existieren Frauen so gut wie gar nicht. Sie sprechen kaum, es gibt keine Frau mit einer wichtigen Rolle und sie sind eigentlich nur Beiwerk, das hübsch aussieht und vielleicht am Rande mal erwähnt wird. Die sichtbarste Frau im ganzen Buch ist eine „alte Hexe“, die im Wald lebt und noch an die alten Götter glaubt.
Der Spannungsbogen wird recht gleichmäßig über den gesamten Roman gehalten. Das Buch ist in sechs Teile unterteilt, die alle mit einem Zitat aus Geoffrey of Monmouth „Die Geschichte der Könige Britanniens“ eingeleitet werden. Die Geschichte wird mit der Artussage verflochten, was ich recht interessant fand. Die Rückblenden zu gewissen Ereignissen fand ich hingegen weniger gelungen. Mir ist bewusst, dass dies dazu dienen soll, um die Handlungen einzelner Personen genauer zu erklären und die besondere Bedeutung des Ereignisses hervorzuheben, für mich hingegen wirkte es dann teilweise langatmig.
Es werden unterschiedliche historische Themen besprochen, wobei die schottische Unabhängigkeit eine besondere Gewichtung hat. Wir erfahren zusätzlich etwas über den Konflikt mit Frankreich und sind bei der endgültigen Eroberung Wales dabei oder erleben die Turniere und den Glanz des englischen Königshofes mit. Die Gewichtung der einzelnen Themen fand ich gut gewählt und angemessen für die Länge des Romanes. Man wird nicht mit zu vielen Schauplätzen und Ereignissen überfordert.
Eine richtige Person, mit der ich im Roman mitgefiebert habe, hatte ich nicht. Gerade Robert the Bruce war für mich lange nicht greifbar und hat erst mit seiner Entscheidung für Schottland an Kontur gewonnen. Einerseits finde ich das gut, weil Robert erst in seine Rolle hineinfinden muss und niemand ist, dem von Anfang an die Erfolge in den Schlachten zufliegen, andererseits habe ich seinen inneren Konflikt nicht so richtig gespürt. Ich glaube hier wäre durchaus mehr möglich gewesen. Die anderen Personen im Buch verblassen für mich fast schon wieder. Es ist niemand dabei, der wirklich hervorsticht, auch die Feinde Roberts sind für mich eher eine undefinierbare Masse aus der immer mal wieder einzelne Namen hervorblitzen, wie z.B. Aymer de Valence.
Ausgestattet ist der Roman mit einer Karte Großbritanniens und Irlands von 1286 zu Beginn des Buches. Am Ende des Buches findet sich ein recht ausführliches Nachwort, ein alphabetisches Personenverzeichnis, das fiktive und historische Personen unterscheidet, ein Glossar, eine Danksagung und eine Literaturauswahl zu den Themen im Buch. Diese Ausstattung gefällt mir vom Grundsatz her und ich bin froh, dass ich im Nachwort über gewisse Freiheiten, die sich die Autorin genommen hat, informiert wurde. Für meinen Geschmack waren es zu viele Abweichungen, so dass ich die Reihe tatsächlich nicht weiter verfolgen werde. Es wurde ein Ritterorden erfunden, den es nie gab, eine Familie wurde skrupelloser dargestellt als sie ist und noch einige Dinge mehr. Bei vielen anderen Romanen kann ich schon während des Lesens ganz gut einschätzen, was erfunden ist und was nicht. Wenn ich im Nachhinein viel von den Ereignissen aus einem Roman wieder rausstreichen muss, weil so nie passiert, dann hat das für mich einen komischen Nachgeschmack.

Fazit: Ein historischer Roman, der ganz gut zu unterhalten weiß, sich bei den historischen Ereignissen allerdings einige Freiheiten heraus nimmt. Die Hauptperson Robert the Bruce gewinnt erst mit Fortschreiten des Romanes deutlich an Kontur. Rückblenden haben für einige langatmige Passagen gesorgt. Empfehlenswert für alle, die von einem historischen Roman unterhalten werden wollen und denen Abweichungen aus dramaturgischen Gründen nichts ausmachen.

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Veröffentlicht am 06.02.2021

Ein interessanter Techno-Thriller mit Verfolgungsjagd und Stoff für Verschwörungstheorien

Das Genesis Backup / Das Genesis Backup 2
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„Das Genesis Backup 2“ von Dale Harwin ist, wie der Titel schon andeutet, der 2. Band einer Trilogie rund um künstliche Intelligenz und ein ominöses Backup. Erschienen ist der Roman im Januar 2021 im Selbstverlag. ...

„Das Genesis Backup 2“ von Dale Harwin ist, wie der Titel schon andeutet, der 2. Band einer Trilogie rund um künstliche Intelligenz und ein ominöses Backup. Erschienen ist der Roman im Januar 2021 im Selbstverlag.

Die Suche nach der Wahrheit geht weiter. Die Steine wurden zerstört, doch der Kampf um die Zukunft ist dadurch noch lange nicht beendet. Auf der Suche nach weiteren Hinweisen gerät der Mathematikprofessor William Ell in einen Krieg, der schon seit Jahrtausenden tobt. Doch seine Gegner scheinen ihm immer einen Schritt voraus und die Wahrheit schlummert zwar unter der Oberfläche, aber ist für ihn dennoch nicht greifbar.
Der FBI Agent Gray kommt einer groß angelegten Verschwörung innerhalb der amerikanischen Geheimdienste auf die Spur. Diese führt ihn auch wieder zu Professor Ell und zwingt ihn dazu zu ungewöhnlichen Mitteln zu greifen.
Chang Feng hingegen muss sich entscheiden, wie sie ihre weitere Zukunft gestalten möchte. Nimmt sie das Erbe ihrer Mutter an oder überlässt sie anderen die Führung der kriminellen Organisation.

Dieser zweite Band kam für mich etwas überraschend. Ich habe mich sehr gefreut, da ich noch im Kopf hatte, dass ich den ersten Teil recht vielversprechend fand. Das Thema Künstliche Intelligenz finde ich grundsätzlich recht spannend und bei der Umsetzung des Themas gibt es viele Möglichkeiten, auch wenn ich so manches Mal einige Parallelen entdeckt habe.
Es hat etwas gedauert bis ich richtig in der Geschichte drin war. Der Schreibstil war gut zu lesen und die Kapitel sind kurz gehalten, allerdings waren mir die Ereignisse des Vorgängers, den ich vor 1,5 Jahren gelesen habe, nicht mehr so präsent im Kopf. Es gibt viele Schauplätze und gerade zu Beginn kann man keine wirkliche Verbindung zwischen den einzelnen Teilen der Geschichte feststellen und bei einem Nebenstrang weiß ich es auch nach Abschluss nicht. Immerhin war ich aber neugierig genug, um weiterzulesen und mit Fortschreiten der Geschichte kam auch immer mehr zurück.
Bei der Spannung wird sehr auf das Geheimnisvolle als Element gesetzt und dass sich das Puzzle nur langsam Stück für Stück zusammensetzt. Man befindet sich kontinuierlich auf einer Verfolgungsjagd und es gibt einige Parteien, die sich hier gegenseitig jagen. Zwischendurch werden nur kurze Verschnaufpausen gegönnt.
Vor überbordenden wissenschaftlichen Theorien oder ausführlichen technischen Erklärungen muss man sich in diesem Roman nicht fürchten. Das ganze Konstrukt ist etwas verwirrend, aber ich denke, das ist so gewollt und wird sich im finalen Band aufklären. Man muss sich einfach auf ein Gedankenexperiment einlassen, dass Stück für Stück mehr erklärt wird. Thematisch geht es um künstliche Intelligenz und was Realität ist. Es hat mich teilweise an Inception oder auch Arrow erinnert. Einen wirklichen Bezug zu unserer heutigen Realität konnte ich hingegen eher nicht herstellen. Es wirkte mir insgesamt zu abgehoben.
Ich hatte niemanden, mit dem ich extrem mitgefiebert habe, sondern ich bin allen eher interessiert gefolgt. Es ist allerdings auch kein Roman, bei dem ich das erwarten würde. Ich fand es interessant, wie sich die einzelnen Personen entwickelt haben und wie sich durch neue Erkenntnisse teilweise die Perspektiven verschoben haben. Das wurde hier sehr geschickt gemacht und ich bin gespannt, wie sich das im dritten Teil fortsetzen wird. Der Ausgang des Ganzen ist für mich noch vollkommen ungewiss und es könnte sich noch einiges ins Gegenteil verkehren.
Dieser Band endet mit einem fiesen Cliffhanger, wenn auch nicht mitten in der Szene, aber man hatte das Gefühl man steht so kurz davor, das komplette Rätsel zu lösen und jetzt heißt es wieder warten und leider ist nicht bekannt wie lange. Es gibt kein Nachwort im Roman. An einer Stelle im Buch wird der Name einer Theorie erwähnt, die man durch eine Suche im Internet finden kann und diese wird in dieser Trilogie im gewissen Maße umgesetzt. Für mich persönlich war das der einzige reale Bezug zu unserer heutigen Welt.

Fazit: Ein guter Techno-Thriller für zwischendurch mit einem interessanten Gedankenexperiment. Man bekommt Verfolgungsjagden und Stoff für wilde Verschwörungstheorien geliefert. Empfehlenswert für alle, die das gerne lesen und dabei keine schwer verständlichen wissenschaftlichen oder technischen Erklärungen mögen.

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Veröffentlicht am 09.01.2021

Amsterdam um 1600 zum Leben erweckt

Krone der Welt
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„Krone der Welt“ ist der neue historische Roman aus der Feder von Sabine Weiß. An der Seite von Vincent, Betje und Ruben erleben wir die Entwicklung Amsterdams ab Ende des 16. Jahrhunderts für ca. 30 Jahre ...

„Krone der Welt“ ist der neue historische Roman aus der Feder von Sabine Weiß. An der Seite von Vincent, Betje und Ruben erleben wir die Entwicklung Amsterdams ab Ende des 16. Jahrhunderts für ca. 30 Jahre mit. Erschienen ist der Roman bei Lübbe im Dezember 2020.

Amsterdam, Ende des 16. Jahrhunderts: Amsterdam ist bereits jetzt eine wichtiger Handelsplatz, der durch den Glaubenskonflikt in den folgenden Jahrzehnten noch zunehmen soll. Die drei Geschwister Vincent, Betje und Ruben sind nach dem Ende der Belagerung Antwerpens hierhin geflohen und wollen sich ein neues Leben aufbauen. Vincent interessiert sich für die Baukunst und möchte unbedingt Architekt werden. Den ungestümen Ruben zieht es hinaus aufs Meer und Betje findet ihre Bestimmung in der Küche und im Ausprobieren von neuen Rezepten. Es ist eine Zeit vieler Umbrüche, in der die drei Kinder aufwachsen. Spanien und England kämpfen um die Vormacht auf dem Meer, Kaufleute gewinnen immer mehr an Bedeutung und die Auslegung des eigenen Glaubens sorgt für viel Konfliktpotenzial.

„Krone der Welt“ ist ein Buch, auf das ich mich in diesem Jahr sehr gefreut habe. Ich habe schon historische Romane gelesen, wo am Rande mal Brügge oder auch Amsterdam vorgekommen sind, aber noch keinen bei dem Amsterdam und die Niederlande im Mittelpunkt stehen.
Sabine Weiß Schreibstil hat mir wie immer gut gefallen. Amsterdam und seine Grachten werden vor dem inneren Auge zum Leben erweckt. Ihre Beschreibungen sind atmosphärisch und ich liebe es in diesen Bildern der Orte und Landschaften zu versinken. Geschickt wurden einige niederländische Anreden und Begriffe eingebaut, die in der Zeit üblich waren und dem Roman Authentizität verleihen.
Für mich war es kein Roman, bei dem kontinuierlich Spannung aufgebaut wurde, sondern ein Roman mit vielfältigen spannenden Themen. Die Entwicklung der Stadt Amsterdam und Architektur nehmen einen wichtigen Platz im Gefüge ein. Wir erfahren aber auch etwas über den Glaubenskonflikt jener Zeit, dem Kampf um die Beherrschung der Meere, dem immer wichtigeren Stellenwert der Kaufleute und des Handels und die schwierige politische Lage, in der sich die Niederlande in jener Zeit befanden.
Leider hatte ich teilweise das Gefühl, dass sich diese vielen Themen nicht in der richtigen Balance befunden haben. Teilweise war ich richtig gut im Buch drin und konnte es kaum aus der Hand legen, dann gibt es kleinere Abschnitte, in denen die Geschichte abgehackt war und ich teilweise ein wenig verwirrt zurückgelassen wurde. Es wirkt so, als ob das Thema noch schnell mit untergebracht werden sollte, um auch wirklich jeden Aspekt jener Zeit abzudecken. Ich finde das sehr schade, denn man merkt auf jeder Seite die Begeisterung für Amsterdam und wie viel Zeit die Autorin in die Recherche investiert hat. Für meinen Geschmack hätte das Buch noch dicker sein können. Ich hätte diese Themen gerne ausführlicher ausgearbeitet gehabt und ich glaube das hätte den Roman insgesamt runder gemacht.
Der Glaubenskonflikt war mir beispielsweise nicht greifbar genug. Es wird schon gesagt, was die Unterschiede sind und worum sich gestritten wird, aber ich wäre gerne dennoch näher am Alltag der unterschiedlichen christlichen Glaubensrichtungen dabei gewesen. Gut gelungen hingegen ist, dass keine Glaubensrichtung als die einzig wahre dargestellt wurde und es auf allen Seiten sowie gute als auch böse Menschen gab.
Mit den Personen im Buch habe ich mitgefiebert und die Geschwister erfüllen ihre Rolle als Sympathieträger wunderbar. Vincent und seine Entwicklung war mir allerdings zu sehr im Fokus. Betje und Ruben sind beides spannende Charaktere. Bei Vincent wird vieles ausführlich beschrieben, während die anderen Geschwister nur kurze Kapitel zwischendurch bekommen. Ich wäre gerne noch mehr beim harten Seefahrerleben von Ruben dabei gewesen oder hätte manche Szene von Betje gerne noch ausführlicher gelesen.
Die Bösewichte in diesem Roman sind sehr hassenswert, gerade Lazarus ist teilweise etwas überzeichnet in dieser Hinsicht. Es gibt aber auch Menschen, die sehr von ihrem christlichen Fanatismus sowie einer gewissen Profitgier geprägt sind. Andere wiederum waren Gefangene ihrer Angst und dem Unvermögen sich aus unkomfortablen Situationen aus eigener Kraft zu befreien.
Das Buch ist mit einigem an Zusatzmaterial ausgestattet. So gibt es in den Buchklappen eine Karte der Niederlande und von Amsterdam um 1600, ein Personenverzeichnis, ein Glossar und ein kurzes Nachwort. Auf der Homepage der Autorin findet ihr weiteres Infomaterial zum Buch, dass einige wichtige Themen des Buches ausführlicher beleuchtet.

Fazit: Ein solider historischer Roman über Amsterdam um 1600 und eine Zeit voller Umbrüche, der durch seine Vielfalt an Themen im Gesamtbild etwas unrund wirkt. Die Autorin glänzt durch tolle Beschreibungen der Schauplätze und einer Begeisterung für Amsterdam, die man auf jeder Seite merkt. Empfehlenswert für alle, die gerne historische Romane abseits der üblichen Schauplätze und Königshäuser lesen.

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Veröffentlicht am 19.12.2020

Ein guter Abschluss mit kleineren Schwächen

Beta Hearts
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Im September 2020 erschien bei Bastei Lübbe der finale Band der Neon Birds-Reihe. Flover, Luke, Okijen, Andra, Byth und Ellis stellen sich in „Beta Hearts“ von Marie Graßhoff zum finalen Kampf gegen KAMI, ...

Im September 2020 erschien bei Bastei Lübbe der finale Band der Neon Birds-Reihe. Flover, Luke, Okijen, Andra, Byth und Ellis stellen sich in „Beta Hearts“ von Marie Graßhoff zum finalen Kampf gegen KAMI, eine künstliche Intelligenz, die die Menschheit zu einem Kollektiv einen möchte.

2101: Das letzte Kapitel im Kampf gegen KAMI hat begonnen. KAMI, die künstliche Intelligenz, die Menschen wie ein Virus befällt, ist aus den Sperrzonen ausgebrochen und infiziert ganze Städte in Rekordzeit. Die Welt scheint verloren, doch eine neue Entdeckung gibt Hoffnung. Radioaktive Stoffe schwächen KAMI und können die von ihr vereinnahmten Moja verletzten. Das Militär evakuiert die letzten Menschen und sammelt seine letzten Reserven, um die künstliche Intelligenz zu vernichten. Doch sie haben die Rechnung ohne Andra gemacht. Sie wird von Visionen heimgesucht und sie fragt sich, ob es nicht noch einen anderen Weg gibt, KAMI zu besiegen.

Nun habe ich diese Reihe noch im Jahr 2020 beendet. Die ersten beiden Bände der Reihe haben mich sehr begeistert, weil ich die Grundidee und das Worldbuilding sehr mochte und es meinen Horizont in Sachen Genres mit „Solar Punk“ erweitert hat. Gerade der zweite Band hat mich atemlos zurückgelassen, weil es bis auf ein paar ruhigere Kapitel sehr viel Action und sehr viele Informationen gab.
Zum Schreibstil gibt es nicht viel Neues zu erzählen. Dieser hat mir auch im finalen Band gefallen. Die Beschreibungen der Umgebung haben mir ein klares Bild gegeben, wie das Moskau der Zukunft aussieht oder der Bauernhof, der einer wunderschönen Idylle gleicht. Die Autorin schafft es hiermit tolle Stimmungen zu erschaffen und noch besser in die Welt einzutauchen.
Sehr gut gefallen hat mir die kurze Zusammenfassung der Ereignisse am Anfang des Buches. Diese hat einige Dinge bestätigt, wo man sich nicht ganz sicher war, ob es wirklich so ist, weil es einfach so viele neue Informationen gab.
Der Spannungsbogen in diesem letzten Teil war mir allerdings diesmal nicht stark genug. Ich habe alles interessiert verfolgt, aber wenn ich das mit den vorherigen Teilen vergleiche, fehlte hier doch sehr die Action und die alles verändernden Erkenntnisse, die mich gerade in Band 2 fast schon überfordert haben.
Es wird viel geredet, reflektiert und geplant, wie man KAMI nun final besiegen möchte. Jede Gruppe hat nochmal ihre eigenen kleinen Aufgaben und es gibt höchstens kleinere Scharmützel bevor es am Ende zum finalen Kampf kommt. KAMI ist in diesem letzten Teil sehr kurz gekommen und gerade ihre Gedanken zur Welt mochte ich immer sehr.
Interessant fand ich auf jeden Fall die Erkenntnisse zu Marshall, Alaska und Liza. In diesem Band gibt es über Militärakten und Radiosendungen viele Informationen zum Putsch, den sie angeführt haben und der zu der Welt geführt hat, die wir in dieser Reihe kennenlernen. Eine Welt, die ich nach wie vor sehr spannend finde, insbesondere wegen ihres starken Kontrastes. Eine Militärregierung ist an der Macht und der einzige Krieg, der noch geführt wird, ist der Kampf gegen eine künstliche Intelligenz. Die Welt ist friedlich vereint, es geht ökologisch zu und es wird alles dafür getan, dass sich die Natur von den Fehlern der Vorfahren erholen kann, es gibt Wohnraum für alle, niemand muss hungern und auch arbeiten ist eine freiwillige Entscheidung.
In diesem Band habe ich tatsächlich mal Favoriten. Ich shippe Flover und Luke. Beide haben harte Schicksalsschläge hinter sich und ich habe es einfach geliebt zu sehen, wie sich diese beiden Personen gegenseitig Kraft geben. Sie sind einfach ohne Wenn und Aber füreinander da. Doch bis zu dieser starken Einheit war es ein weiter Weg, den ich gerne verfolgt habe.
Bei Andra gab es neue Erkenntnisse zu ihrer Vergangenheit, ich finde aber nicht, dass es die Sichtweise auf sie großartig geändert hat. Sie verfolgt ihren Weg zielstrebig weiter und lässt sich nicht von Rückschlägen entmutigen.
Okijen empfand ich als sehr schwach in diesem Band. Aber nachdem, was er alles erlebt hat, ist es vielleicht auch nicht wirklich ein Wunder. Er wirkt in diesem Band ein wenig ziellos und kann sich lange Zeit nicht wirklich festlegen. Das macht ihn aber irgendwie auch menschlich, denn nicht immer hat man einen klaren Weg vor Augen.
Byth hatte in diesem finalen Band eine sehr schwere Aufgabe. Ihr wurde kaum eine Verschnaufpause gegönnt und sie hat sich in einer Rolle drängen lassen, die sie eigentlich nie haben wollte. Hätte sie einen Moment der Ruhe gehabt, hätte sie vielleicht anders entschieden, aber ihr wurde einfach so eine Last auferlegt, so dass sie nur einen Weg sehen konnte.
Ellis war so ein kleiner Lichtblick in dieser ganzen Truppe. Die Welt steht am Abgrund und irgendwie hat er es geschafft, sich dennoch eine positive und lockere Art zu bewahren. Gleichzeitig ist er aber auch sehr bestrebt seinen Beitrag zur Rettung der Welt zu leisten. Ich hätte ihn gerne noch genauer kennengelernt.
Das Ende der Reihe hat mir insgesamt gut gefallen, auch wenn ich mir einiges anders gewünscht hätte. Die drängendsten und wichtigsten Fragen wurden beantwortet, aber ich hätte dennoch viele weitere Fragen zu anderen Dingen. Sehr interessiert wäre ich noch immer an einer Reihe über den Militärputsch von Alaska, Marshall und Liza und der Erschaffung von KAMI.

Fazit: Ein guter Abschluss der Reihe, der die wichtigsten Fragen aufklärt, mir aber insgesamt nicht spannend genug war. Ich hätte mir hier ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Action und Nachdenken gewünscht. Die Welt, die Marie Graßhoff in dieser Reihe erschaffen hat, finde ich allerdings nach wie vor sehr gelungen. Empfehlenswert für alle, die die ersten beiden Bände gelesen und für gut befunden haben. Denn unbeendet kann man diese Reihe auf keinen Fall lassen.

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Veröffentlicht am 13.12.2020

Viel Spannung und Schockmomente sind garantiert

Scythe – Der Zorn der Gerechten
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„Scythe - Der Zorn der Gerechten“ ist der zweite Band aus der Jugendbuch-Reihe rund um Citra Terronova und Rowan Damisch, die in einer Zukunft leben, in der der Tod nicht mehr auf natürlichem Weg zu den ...

„Scythe - Der Zorn der Gerechten“ ist der zweite Band aus der Jugendbuch-Reihe rund um Citra Terronova und Rowan Damisch, die in einer Zukunft leben, in der der Tod nicht mehr auf natürlichem Weg zu den Menschen kommt. Erschienen ist der Roman im Januar 2018 bei Fischer Sauerländer.

Die Lehrzeit von Citra Terranova und Rowan Damisch ist vorbei. Citra wird zur ehrenwerten Scythe Anastasia und mit ihrer Methode des Nachlesens sorgt sie für Aufmerksamkeit im Scythetum. Sie gibt ihren Nachleseopfern einen Monat Zeit sich auf den Tod vorzubereiten und hält so die ursprünglichen Werte dieser Profession aufrecht.
Rowan hingegen wird als Verbrecher gesucht. Nach dem Tode Scythe Goddards wurde er zu Scythe Luzifer. In schwarzer Robe tötet er Scythe, die vom rechten Weg abgekommen sind und es genießen Menschen zu töten.
Die Welt befindet sich am Scheideweg und Citra sowie Rowan spielen eine wichtige Rolle bei der zukünftigen Entwicklung des Scythetums.

Auch nach diesem zweiten Teil kann ich nicht so wirklich greifen, dass diese Reihe eine Jugendbuch-Reihe ist, aber natürlich Leben und Tod spielen auf dem Weg zum Erwachsenwerden eine wichtige Rolle und diese Reihe gibt einem ordentlich Stoff zum Nachdenken.
Die Geschichte von Rowan und Citra wird nahtlos weiter erzählt und man wird direkt in die Ereignisse geworfen. Man lernt erstmal den aktuellen Ist-Zustand kennen, der für die weitere Entwicklung der Geschichte eine wichtige Rolle spielen wird. Neal Shusterman versteht es die Leser direkt wieder in seinen Bann zu ziehen. Sei es mit den tiefgründigen Gedanken des Thunderhead, mit Ereignissen, die einen schocken oder eben mit der Zukunft, die er in dieser Reihe erschafft.
Die Menschheit hat den Tod überwunden und man kann nicht mehr auf natürliche Weise sterben. Stirbt man doch einmal aus Versehen bei einem Unfall, so wird man wiederbelebt. Nur wenn ein Scythe das Leben eines Menschen beendet oder zu wenig von einem für eine Wiederbelebung übrig bleibt, ist der Tod von Dauer. Auch in allen anderen Belangen wird für die Menschheit gesorgt. Hass und Missgunst gibt es nicht mehr, man kann arbeiten, muss es aber nicht. Eine künstliche Intelligenz, der Thunderhead, gefüllt mit allem erworbenen Wissen, wacht über die Menschheit und sorgt dafür, dass auch die Natur keinen weiteren Schaden nimmt.
Dies scheint eine perfekte Welt zu sein, aber ist es wirklich so erstrebenswert diesen Zustand zu erreichen? Und wenn der Tod nicht mehr unbedingt Teil des Lebens ist, welche Ziele hat man dann, wofür lebt man? Ist man wirklich glücklich, wenn man keine Sorgen mehr hat, wenn man keine Angst vor Krankheiten haben muss? Wie ist es in einer Welt zu Leben ohne Hass und Missgunst, ohne Kriege? Vielleicht nicht unbedingt alles gemeinsam, aber vieles sind Wünsche, die wir Menschen haben und das alles sind Fragen, die Neal Shusterman in dieser Reihe aufwirft. Ich finde das alles ziemlich tiefgründig und das erst recht für eine Reihe, die Jugendliche als Zielgruppe hat. Der Autor versteht dies mit spannenden Elementen zu versehen, so dass man sich gerne in dieser Welt verliert, egal ob jugendlich oder erwachsen.
Im ersten Teil haben wir Einschübe aus den Tagebüchern der Scythe bekommen, die dort über ihr Leben als Scythe schreiben und von welchen Motiven sie sich bei ihrer Arbeit leiten lassen. In diesem zweiten Band lernen wir nun die geheimnisvolle Instanz namens Thunderhead genauer kennen. Wir erfahren viel über die Gedanken und die Rolle, in der sich der Thunderhead sieht und wie diese Instanz mit den Menschen umgeht. Diesen Einblick fand ich sehr spannend und die Entwicklung in diesem Buch legt spannende Weichen für den finalen Band.
Natürlich bin ich aber auch gerne wieder Citra und Rowan gefolgt. Bei den beiden prallen ganz unterschiedliche Welten aufeinander. Citra besitzt sehr viel Empathie. Die Arbeit als Scythe macht ihr nicht unbedingt Spaß, denn sie muss Leben beenden, dennoch hat sie die moralischen Voraussetzungen gerechte Entscheidungen zu treffen. Rowan hat auch hohe moralische Werte, aber er ist durch die Schule Goddards gegangen, der ihm zeigen wollte, das Töten Spaß machen sollte und Rowan hat an dieser dunklen Seite geleckt. Es erfordert unheimliche Beherrschung von ihm, sich dieser Seite in ihm nicht vollends hinzugeben.
Es ist ein bisschen ungewohnt für mich, wenn ein Buch kein Nachwort hat, aber eine Reihe wie diese hat das auch nicht unbedingt nötig. In der Danksagung wird noch verraten, dass an einer Verfilmung der Trilogie gearbeitet wird. Filme können niemals an die Detailfülle von Büchern heran reichen, aber ich bin dennoch gespannt, wie die Reihe als Film umgesetzt wird. Für mich hat diese echtes Potenzial auch an den Kinokassen ein Blockbuster zu werden.

Fazit: Auch der zweite Teil weiß auf voller Linie zu überzeugen. Eine Jugendbuch-Reihe mit Spannung und Tiefgang, die wichtige Fragen aufwirft und zum Nachdenken anregt. Gepaart wird dies mit viel Spannung und Schockmomenten. Empfehlenswert für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen.

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