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Veröffentlicht am 25.07.2020

Ein spannendes Szenario, das äußerst realistisch wirkt

Divided States of America
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Claudia Kern entwirft in ihrem Roman „Divided States of America“ ein erschreckendes Szenario, in dem Amerika tief gespalten wird. Die Taschenbuchausgabe ist im Juli 2020 im Cross Cult Verlag erschienen. ...

Claudia Kern entwirft in ihrem Roman „Divided States of America“ ein erschreckendes Szenario, in dem Amerika tief gespalten wird. Die Taschenbuchausgabe ist im Juli 2020 im Cross Cult Verlag erschienen.

Johnson wurde zum neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Schon der Wahlkampf hat die Menschen von Amerika in einen tiefen Zwiespalt getrieben. Doch das Dekret das der neue Präsident erlässt, soll das Land noch viel weiter spalten. Er führt eine Ausweispflicht für alle ein und öffnet so Rassismus und Hass Tür und Tor. Millionen illegale Einwanderer und Flüchtlinge werden vom einen auf den anderen Tag zu Kriminellen erklärt und besitzen plötzlich keinerlei Lebensgrundlage mehr.

Eines vorweg: Dieses Buch ist nichts für schwache Nerven und es lässt mich extrem gespalten zurück. Ziemlich am Anfang habe ich sogar übers Abbrechen nachgedacht, weil in diesem Buch Rassismus, Antisemitismus und Nazisprache reproduziert werden und mir ist dabei richtig schlecht geworden. Ich vermute, dass das von der Autorin auch so gewollt ist. Dieses Buch soll in gewisser Weise schocken. Letztendlich habe ich das Buch doch weiter gelesen und beendet, weil es mehrere Perspektiven gibt und mich die Entwicklung sowie das letztendliche Gesamtbild sehr interessiert haben.
Fangen wir daher diesmal mit den unterschiedlichen Perspektiven im Buch an. Wir erleben die Geschichte aus dem Blickwinkel illegaler Einwanderer, die seit Jahren und Jahrzehnten als Mitbürger in Amerika gelebt und sich in dieser Zeit nichts zu Schulden lassen kommen haben. Es gibt einen ehemaligen Talkmaster mit rassistischem Gedankengut, der zum Präsidenten von Amerika gewählt wurde und vollkommen überfordert ist. Wir haben Politiker, die aus taktischen Gründen dazu bereit sind über Leichen zu gehen. Wir haben Polizisten mit Migrationshintergrund, die engagiert sind im Kampf gegen Terrorismus. Es gibt eine Sekte voller Nazis mit Hang zur nordischen Mythologie und das Militär hat auch einzelne Kapitel im Buch.
Das sind sehr viele Perspektiven für ein Buch, die einen umfangreichen Einblick in das oben genannte Szenario gewähren. Ich fand das sehr spannend zu verfolgen und es hat mich sehr zum Nachdenken gebracht. Gerade für die illegalen Einwanderer wird die Situation teilweise sogar lebensbedrohlich. Es wurde keine Partei für eine bestimmte Perspektive ergriffen, sondern man kann sich das Ganze als Außenstehender anschauen und muss sich auch seine eigenen Gedanken dazu machen. Die geschilderte Situation im Buch ist sehr komplex, aber ich empfand das Ganze auch als realistisch in seinen Wechselwirkungen. Im weiteren Verlauf des Buches gab es noch einige Szenen, wo ich echt schlucken musste, in welchen Extremen sich das teilweise entwickelt hat.
Das Buch hat nicht eine eindeutige Hauptperson. Die einzelnen Perspektiven halten sich mehr oder minder die Waage. Im Gedächtnis geblieben ist mir Sam Jenner, der in der Nazi-Sekte aufgewachsen ist und dennoch im Verlauf des Buches sich selber hinterfragt und sich nicht wirklich wohl fühlt mit den Lehren, die ihm vermittelt worden sind. Das Schicksal der illegalen Einwanderer ist mir nahe gegangen, teilweise sind die Namen dennoch für mich verschwommen und ich konnte sie nicht immer eindeutig zuordnen. Präsident Johnson erinnert in Teilen doch sehr an eine uns allen wohl bekannte Person, aber ich empfand ihn als charismatischer und sympathischer. Das Bild wandelt sich mit der Zeit je mehr man von seiner Überforderung mitbekommt.
Politik, das Taktieren, das damit verbunden ist und deren Auswirkungen spielen eine große Rolle in diesem Roman. Ich wäre definitiv nicht als Politiker geeignet. Es war interessant mitzuverfolgen wie verworren das Ganze ist und was man bereit sein muss, dafür aufzugeben. Der Roman zeigt gut, dass es nicht nur schwarz und weiß gibt, sondern, dass da viel Grau ist und dass es wohl keinen Politiker gibt, der nicht irgendwas rücksichtslos zu seinem Vorteil ausgenutzt hat. Es lässt einen finde ich etwas resigniert zurück, denn das Bild was wir von Politikern sehen, ist ein geformtes und die Wahrheit kann deutlich anders sein als es die äußere Fassade vermuten lässt.
Es fällt sehr schwer zu diesem Buch etwas Neutrales zu schreiben, aber ich hoffe, ich konnte euch ein ungefähres Bild von dem Vermitteln, was einen im Buch erwartet, ohne zu viel vorwegzunehmen. Den Schreibstil empfand ich als angenehm zu lesen. Gerne hätte ich noch mehr zum Hintergrund erfahren, wie die Autorin auf die Idee zum Buch gekommen ist und welche Art von Recherche in dieses Buch eingeflossen ist. Ich bin überzeugt davon, dass hier auf jeden Fall einiges an Recherche eingeflossen sein muss, weil man, glaube ich, einen ganz guten Überblick darüber braucht, wie es generell in Amerika so zu geht, gesellschaftlich wie auch politisch.

Fazit: Ein spannendes Szenario, das sehr realistisch wirkt und einem zum Nachdenken bringt. Man bekommt einen tiefen Einblick in die Gesellschaft Amerikas und wie diese womöglich auf eine so gravierende Änderung wie eine Ausweispflicht für Amerikaner reagieren würde, die weite Teile der Gesellschaft plötzlich ausschliesst. Leider kommt das Buch nicht ohne die Reproduktion von Rassismus, Antisemitismus und Nazisprache aus. Empfehlenswert für alle, die sich gerne auf dieses Gedankenexperiment einlassen möchten und nicht vor komplexen Zusammenhängen zurückschrecken.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.07.2020

Ein toller Roman von Asimov, der den Grundstein für die Foundation legt

Die Rettung des Imperiums
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„Prelude to Foundation“ erzählt die Vorgeschichte zu Asimovs berühmter Foundation-Reihe. Erzählt wird das Leben von Hari Seldon und der Entstehung der Psychohistorik. Erschienen ist der Roman erstmals ...

„Prelude to Foundation“ erzählt die Vorgeschichte zu Asimovs berühmter Foundation-Reihe. Erzählt wird das Leben von Hari Seldon und der Entstehung der Psychohistorik. Erschienen ist der Roman erstmals 1988.
Auf deutsch ist das Buch unter dem Titel „Die Rettung des Imperiums“ im Jahre 2014 bei Heyne erschienen.

Trantor, 12.020: Cleon I. regiert das Galaktische Imperium als er auf den Mathematiker Hari Seldon aufmerksam wird. Dieser hat eine Theorie entwickelt mit der es möglich sein könnte, die Zukunft vorherzusagen: Psychohistorik. Cleon I. möchte dies nutzen, um seine Herrschaft zu sichern, doch Hari Seldon hält seine Theorie für nicht umsetzbar. Kurze Zeit später trifft er auf einen Journalisten, der ihn davon überzeugt, es dennoch zu versuchen. Fortan lebt Hari Seldon in ständiger Gefahr, denn Eto Demerzel, der 1. Minister des Imperators/Kaisers sieht in der Psychohistorik eine große Gefahr. Hari muss sich verstecken und kommt so an Orte, die ihn bei der Umsetzung seiner Theorie ins Praktische helfen.

Ich habe Asimov wie immer auf englisch gelesen, daher weiß ich nicht, ob manche Übersetzungen in der deutschen Ausgabe so sind wie ich sie hier wiedergebe. Ich hätte niemals gedacht, dass die Foundation-Reihe von Asimov etwas für mich sein könnte, aber was er sich da ausgedacht hat, ist einfach nur großes Kino. Ich habe mit den Kurzgeschichten über Roboter angefangen und bin jetzt bei der Vorgeschichte zur Foundation angekommen. Die gesamte Foundation-Reihe geht über 20.000 Jahre und ich empfehle jedem ganz am Anfang anzufangen.
Zum Schreibstil kann ich gar nicht so viel sagen. Dieser lässt sich gut lesen und der Wortschatz ist nicht außergewöhnlich schwierig. Asimov versteht es seine Ideen für jeden gut verständlich zu erklären. Man muss also kein Wissenschaftler sein, um das Ganze zu verstehen. Man sollte ein gewisses Interesse an Gedankenexperimenten mitbringen, aber dann wird man von Asimov reich belohnt.
Der Roman wird von vielen Gesprächen und wörtlicher Rede getragen und weniger durch Spannung, dennoch wird man immer mehr in die Geschichte reingezogen. Man möchte einfach wissen, worauf das Ganze am Ende hinausläuft und Asimov hat ein Händchen dafür sehr skurrile Gesellschaftsformen zu entwickeln. Ein bestimmter Aspekt wird auf die Spitze getrieben und das hat manchmal ungeahnte Auswirkungen, dennoch kann man das alles gut nachvollziehen und es wirkt überraschend real. Außerdem spricht er dadurch gesellschaftliche Themen an, die uns auch heute betreffen. Hierzu gehören u.a. Rassismus oder die Unterdrückung des weiblichen Geschlechts.
Asimov zeigt in dieser Reihe wie sich Geschichte über einen langen Zeitraum verzerrt und sich beispielsweise Namen verändern. Ich habe die Querverweise zu den vorherigen Bänden geliebt und habe so manches Mal geschmunzelt, wie manche Tatsache doch verdreht wurde und so in einem anderen Licht erscheint, je nachdem, aus welcher Perspektive und mit welcher Prämisse die Historie betrachtet wurde. Das Buch lädt auf jeden Fall sehr dazu ein zu spekulieren und sich seine eigenen Gedanken zu machen und dann im weiteren Verlauf zu sehen, was eingetroffen ist und was nicht.
Besonders gefallen in diesem Roman haben mir Hari Seldon und Dors Venabili. Wie sich die Beziehung der beiden in diesem Roman entwickelt ist einfach nur grandios und ich habe die Gespräche der beiden geliebt. Dors Venabili wurde von dem Journalisten Chetter Hummin damit beauftragt, Hari Seldon zu schützen und sie nimmt ihre Aufgabe sehr ernst. Es beginnt recht unspektakulär, aber die Beziehung der beiden hat sich ähnlich in mein Herz geschlichen wie die zwischen Elijah Baley und R. Daneel Olivaw. Chetter Hummin hingegen erscheint sehr suspekt. Seine Ziele scheinen ehrenvoll zu sein und Dors Venabili vertraut ihm, aber seine Fähigkeit immer im richtigen Moment aufzutauchen, erscheint ein bisschen gruselig und auch Eto Demerzel, der erste Minister des Imperiums, hat erstaunliche Fähigkeiten. Ich bin gespannt, was hierzu in den weiteren Büchern noch rauskommt.
Die Geschichte und die Welt die Asimov mit der Foundation-Reihe erschaffen hat, ist komplex, aber ich finde es lohnt sich Zeit und Gedanken in sie zu investieren. Ich habe so viel Spaß mit den Ideen und der Art wie sich der Autor die Zukunft vorgestellt hat und ich liebe den unterschwelligen Humor, der an so mancher Stelle hervor blitzt.

Fazit: Hari Seldon und Dors Venabili haben mein Herz im Sturm erobert. „Prelude to Foundation“ überzeugt mit einem interessanten Plot, der einen immer mehr in seinen Bann zieht. Der unterschwellige Humor und der Ideenreichtum Asimovs sind wieder einmal klasse. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 04.07.2020

Eine typische Familiensaga mit Drama und Intrigen

Der nahende Sturm
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„Der nahende Sturm“ ist der sechste Teil der Hansen-Saga von Ellin Carsta, in der es um die Familie Hansen und deren Kaffee- und Kakaokontor in Hamburg geht. Erschienen ist der Roman Mitte Juni bei Tinte ...

„Der nahende Sturm“ ist der sechste Teil der Hansen-Saga von Ellin Carsta, in der es um die Familie Hansen und deren Kaffee- und Kakaokontor in Hamburg geht. Erschienen ist der Roman Mitte Juni bei Tinte und Feder von amazon.

Gerade erst hat Familie Hansen die Turbulenzen überstanden, die durch die Diebstähle Richard Hansens ausgelöst wurden, da droht schon das nächste Unheil. Der aus der Familie verstoßene Richard findet eine neue Verbündete in Elisabeth Frederiksen. Diese möchte das Kontor zu Fall bringen und hierfür sind ihr alle Mittel recht. Die Hansens jedoch lassen sich nicht entmutigen und Luise hat gewagte Einfälle, die die Familie vielleicht retten können.
In seiner Abwesenheit hat Robert Hansen Hamza die Plantage in Kamerun anvertraut. Dieser ist entschlossen seine Arbeit gut zu machen und das Vertrauen in ihn zu rechtfertigen, doch nicht alle sind hiermit einverstanden. Er hat nicht nur mit der Ablehnung der anderen Plantagenbesitzer zu kämpfen, sondern muss sich darüber hinaus auch mit den Ansichten seines Volkes auseinandersetzen, dass ihn nicht mehr richtig zu akzeptieren scheint.

Das Ende des fünften Bandes bot eine spannende Ausgangslage für den sechsten Teil der Hansen-Sage und so habe ich auch diesen gelesen. Die Lesung auf der Barkasse im Dezember in Hamburg hat mir ein bisschen mehr Klarheit gegeben, was ich von dieser Reihe erwarten kann. Es ist eine Reihe, die unterhalten soll und die sich als Familiensaga im klassischen Sinne darstellt und dennoch habe ich mich auch dieses Mal wieder dabei erwischt, dass ich mir mehr wünsche, weil das Potenzial in dieser Reihe steckt, noch tiefer zu gehen. Die Bücher müssten dann allerdings wohl doppelt so lang sein.
Das Buch lässt sich gewohnt flott weg lesen und man ist schnell wieder im Geschehen drin. Die Geschichte schließt nahtlos an den Vorgänger an, trotzdem hatte ich diesmal etwas mehr Probleme die Denkweisen der Personen nachzuvollziehen, was an sich eine Stärke der Autorin ist. Man switcht zwischen den Protagonisten und ist dann im Kopf dieser Person dabei und kann deren Verhalten nachvollziehen. Das war diesmal nicht immer der Fall.
Besonders gut gefallen haben mir die Abschnitte, in denen es um Hamza und die Plantage in Kamerun geht. Den Konflikt, in dem er sich befindet, konnte ich gut nachvollziehen und fand es toll, wie er die Situation gemeistert hat. Hamza ist wirklich schlau und weiß die Vorurteile ihm gegenüber zu nutzen. Leider waren diese Abschnitte für mich persönlich zu kurz, aber im Rahmen eines Unterhaltungsromanes völlig ausreichend. Die Autorin kratzt hier nur an der Oberfläche des Problems, ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass es die Neugier weckt, sich tiefergehend mit dem Thema der Kolonialzeit und Rassismus zu beschäftigen.
Die Familie Hansen und Luise war mir ein wenig zu perfekt in diesem Roman, auch wenn daran im weiteren Verlauf ein wenig gekratzt wird, dies erschien mir aber eher halbherzig. Luise, die tüchtige Geschäftsfrau mit bahnbrechenden Einfällen, die Familie und Arbeit gewuppt bekommt und an deren Denkweise man sich bitte ein Beispiel nimmt. Die Familie Hansen, die zusammenhält, egal welche Bedrohungen da kommen. Martha, die ein Gespräch mit ihrem Mann und Luise führt und dann plötzlich wie ausgewechselt ist und sich fragt, warum sie nicht immer schon so gedacht hat. Das war mir alles ein wenig zu einfach, denn gerade mit Martha spricht die Autorin ein sehr wichtiges und immer noch aktuelles Thema an.
Man muss dieses Buch allerdings auch als das betrachten, was es ist: Eine Familiensaga und ein Unterhaltungsroman. Diesem Anspruch wird der Roman gerecht. Wir verfolgen die Geschichte der Familien Hansen hautnah mit und es gibt Drama und Intrigen. Die Autorin hat diese Reihe in einer sehr interessanten Zeit angesiedelt, in der vieles im Umbruch war. Das Quellenverzeichnis zeigt, dass sich die Autorin eingehend mit der Zeit beschäftigt hat und man merkt dem gesamten Buch an, dass ihr die Protagonisten dieser Reihe sehr ans Herz gewachsen sind.

Fazit: Eine typische Familiensaga, die dem Anspruch eines Unterhaltungsromanes gerecht wird. Man bekommt Drama und Intrigen und es ist ein gutes Buch für zwischendurch, wenn man sich etwas leichtere Lektüre wünscht. Das Buch spricht wichtige Themen an, kratzt allerdings eher an der Oberfläche, was für diese Art Buch vollkommen ok ist. Ich kann mir dennoch nicht helfen und hätte mir mehr gewünscht, denn das Potenzial ist definitiv da.

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Veröffentlicht am 28.06.2020

Eine spannende Idee, deren Umsetzung mich nicht überzeugen konnte.

Das Ting
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Das Ting“ von Artur Dziuk erzählt die Geschichte eines Start-Ups und seiner vier Gründer, die zusammen eine App entwickeln, die das Leben der Menschen durch Empfehlungen optimieren soll. Erschienen ist ...

Das Ting“ von Artur Dziuk erzählt die Geschichte eines Start-Ups und seiner vier Gründer, die zusammen eine App entwickeln, die das Leben der Menschen durch Empfehlungen optimieren soll. Erschienen ist der Roman im September 2019 bei dtv bold.

Vier Menschen die unterschiedlicher nicht sein könnten gründen zusammen ein Start-up. Schon in seiner Studienzeit hatte Linus Landmann die Idee zu einer App, die das Leben jedes einzelnen Menschen verbessern soll. Das Ting soll mit Hilfe von körperbezogenen Daten Empfehlungen geben, wie sich die jeweilige Person beispielsweise besser ernähren oder die eigene Karriere voranbringen kann. Erst Jahre später soll er zusammen mit Adam Strzela, Kasper Strindholm und Niu (Nachname habe ich vergessen) die Chance bekommen seine Idee in die Tat umzusetzen, doch Investoren zu finden ist nicht leicht. Um die Effizienz der App zu testen beschliessen die vier Gründer das Ting zu testen und verpflichten sich dazu alle Empfehlungen des Ting bedingunglos und umgehend umzusetzen. Ein spannendes Experiment beginnt...

Ich bin sehr zwiegespalten bei diesem Buch, denn das Thema, das in diesem Buch aufgegriffen wird, finde ich total spannend, aber die Umsetzung des Ganzen fand ich teilweise sehr langweilig, so dass ich zwischenzeitlich an abbrechen gedacht habe und letztendlich das letzte Drittel des Buches mehr oder weniger überflogen habe.
Der Schreibstil lies sich gut lesen, hat sich für mich aber zu sehr in den ganzen Ausführungen zu den Gedankengängen der einzelnen Personen verloren. Für die Art der Geschichte, die der Autor sich entschlossen hat zu erzählen, sind diese wichtig, aber für mich hätten diese dennoch kürzer ausfallen können. Ich habe glaube ich einfach eine andere Art von Geschichte erwartet und bin daher etwas enttäuscht.
Das gesamte Buch ist sehr auf unsere Leistungsgesellschaft ausgerichtet, die ständig nach Selbstoptimierung verlangt. In diesem Punkt hat der Roman definitiv einen Nerv getroffen. Karrieremenschen können das was geschildert wird, vielleicht noch mehr nachvollziehen als ich. Ich habe noch nie den Drang verspürt, dass ich 16 Stunden am Tag arbeiten möchte und wirklich alles dem Ziel unterordne, reich und erfolgreich zu werden. Wahrscheinlich treibt es das Buch in dieser Hinsicht auf die Spitze und prangert eben das auch in gewisser Weise an.
Die vier Gründer des Start-ups könnten unterschiedlicher nicht sein. Linus fällt zusammen mit Adam ein großer Anteil an der Idee zum Ting zu. Er selbst nimmt sich als Looser wahr, der keinen Job bekommt, es aber endlich schaffen muss. Adam ist ein Arschloch vor dem Herren, der rücksichtslos alles zu seinem Vorteil nutzt und seine Herkunft leugnet. Kasper möchte sich aus dem Schatten seines erfolgreichen Vaters befreien und etwas Eigenes auf die Beine stellen und Niu ist das Mastermind hinter der Programmierung, die schlecht mit Veränderungen umgehen kann und daher strikte Routinen befolgt.
Als sie sich entschließen, allen Empfehlungen des Ting bedingungslos zu folgen, hat dies sehr unterschiedliche Auswirkungen. Die Entwicklung des Ting habe ich sehr gerne mitverfolgt. Wie werden die Daten gesammelt, wie werden diese in Relation gesetzt und wie gibt das Ting die Empfehlungen an den Anwender weiter. Wir erleben in diesem Buch unterschiedliche Entwicklungsstufen der App und mit jeder Stufe steigert sich der Gruselfaktor.
Das Buch regt auf jeden Fall zum Nachdenken an. Auch darüber, ob man so viele Daten über sich preisgeben möchte, obwohl das eher im Hintergrund läuft. Eher noch fragt man sich, was braucht man wirklich zum glücklich sein. Möchte man ein perfekter Mensch sein, der sich gesund ernährt, nur mit den Menschen befreundet ist, die einen voran bringen und der die Karriere vor alles andere stellt? Das sind alles interessante Fragen, aber es wird eben auch bis ins kleinste Detail nachverfolgt und das für alle vier Personen.
Ich hatte echte Schwierigkeiten mich mit so manchen Dingen zu identifizieren und das Buch hatte für mich keinen wirklichen Sympathieträger. Gerade alles was mit dem Start-up gründen zu tun hatte. Nichts davon erschien mir wirklich erstrebenswert oder auch das Assessment-Center, das am Anfang des Buches beschrieben wird, war mir sehr suspekt. Keine Ahnung, ob das übertrieben ist oder ob es das in manchen Branchen wirklich gibt.

Fazit: Eine spannende Idee, die interessante Fragen aufwirft, mich in ihrer Umsetzung allerdings nicht wirklich abholen konnte. So wirklich weiß ich nicht, wem ich dieses Buch empfehlen soll. Man sollte es wohl mögen, wenn eine Geschichte eher ruhiger daher kommt und nicht groß von Spannung getragen wird.

Veröffentlicht am 20.06.2020

Ein Buch, dessen Geschichte für mich nur durchschnittlich war

Dream Again
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„Dream Again“ von Mona Kasten ist der fünfte Teil der Again-Reihe und erzählt die Geschichte von Blake Andrews und Jude Livingston. Erschienen ist der Roman im März 2020 bei LYX.

Nachdem Jude Livingston ...

„Dream Again“ von Mona Kasten ist der fünfte Teil der Again-Reihe und erzählt die Geschichte von Blake Andrews und Jude Livingston. Erschienen ist der Roman im März 2020 bei LYX.

Nachdem Jude Livingston in L.A. gescheitert und ihr großer Traum von einer Schauspielkarriere geplatzt ist, gibt es nur noch einen Ort, wo sie hin kann. Sie zieht zu ihrem Bruder Ezra nach Woodshill, der in einer WG mit seinen Basketballkollegen wohnt. Einer davon ist ihr Ex-Freund Blake Andrews, dem sie das Herz gebrochen hat. Dieser hat ihr die Trennung nie verziehen und lässt sie deutlich spüren, dass sie nicht in Woodshill erwünscht ist. Doch mit der Zeit bröckelt seine Fassade und die Anziehungskraft zwischen den beiden ist immer noch da. Wäre da nicht Judes Vergangenheit, die wie ein Schatten über den beiden schwebt.

Ab und zu muss es auch bei mir mal etwas mit Herzschmerz sein und nach den zwei vorangegangen Büchern brauchte ich unbedingt eine kleine Auszeit, bei der man einfach nur das Buch genießen kann ohne groß nachzudenken. Letzteres habe ich auf jeden Fall bekommen.
Der Schreibstil von Mona Kasten lässt sich nach wie vor super lesen und Woodshill kommt so charmant herüber wie eh und je. Eine kleine Stadt, in der alle irgendwie miteinander befreundet sind und gegenseitig füreinander da sind. Woodshill ist irgendwie immer ein Stück heile Welt, die fast schon zu perfekt ist.
Es gab einige schöne und romantische Szenen, insgesamt hat mir das Buch aber zu lange gebraucht und ist nie wirklich in Gange gekommen. Oftmals plätscherte die Geschichte so vor sich hin und es wurden immer wieder die selben Gedanken durchgekaut. Blake und Jude hatten ein paar sehr schöne Szenen zum wohlfühlen, aber insgesamt hat mich deren Geschichte nicht wirklich gepackt.
Beim schreiben dieser Rezension merke ich, dass sich da eher so einige Nebencharaktere in mein Herz geschlichen haben. Ezra fand ich toll, weil er unwiderruflich für seine Schwester da ist, auch wenn sie nicht mit allen Einzelheiten rausrückt. Die Eltern der beiden haben mich so manches mal zum Schmunzeln gebracht. Die Freundschaft zwischen Scott und Jude fand ich toll und er war mir grundsätzlich sehr sympathisch.
Zu Jude kann ich irgendwie gar nicht viel sagen. Ich fand sie nicht doof oder so, aber sie ist für mich irgendwie recht blass geblieben und das mag typisch für diese Art Bücher sein, aber sie hat mir ein bisschen zu sehr das Drama in dieser Geschichte hnausgezögert. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich zum Thema Schauspielen keine besondere Verbindung habe.
Blake mochte ich wieder gerne und es tat mir leid ihn so gebrochen zu sehen. Ich fand es toll seine verletzliche Seite zu sehen und habe seinen Weg mit der Reha nach seinem Kreuzbandriss gerne verfolgt. So einige Male hat er seine Playboyseite raushängen lassen, aber man hat schnell gemerkt, dass das nicht wirklich er ist.
Und ab jetzt fällt es mir schon schwer, noch irgendwas über das Buch zu schreiben. Ich hätte gerne mehr von Everly gesehen und auch die WG von Ezra bleibt ansonsten eher blass. Es ist keine schlechte Geschichte, aber ich habe das Gefühl, dass diese auch sehr schnell wieder aus meinem Gedächtnis verschwinden wird. Kopf abschalten und einfach lesen ist gut möglich, aber das genießen ist für mich etwas auf der Strecke geblieben.
Immerhin habe ich auch was kleines gelernt, auch wenn es hierzu der Google-Suche bedurfte. Ich weiß jetzt, dass Bergamotte eine Zitruspflanze ist.

Fazit: Ein Buch das einige schöne Szenen hatte, aber insgesamt zu sehr vor sich hinplätschert und leider wohl auch nicht lange im Gedächtnis bleiben wird. Wenn ihr Fans von langsamen Liebesgeschichten seid, dann könnte dieses Buch genau das richtige für euch sein. Allgemein gibt es nur eine bedingte Leseempfehlung von mir.