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Veröffentlicht am 24.03.2020

spannender Abschluss der „Trilogie der weißen Stadt“ mit einem raffinierten Plot

Die Herren der Zeit
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Mit dem Thriller „Die Herren der Zeit“ findet Eva García Sáenz‘ „Trilogie der weißen Stadt“ einen gelungenen Abschluss.
Knapp drei Jahre sind seit den Ereignissen des letzten Bandes „Das Ritual des Wassers“ ...

Mit dem Thriller „Die Herren der Zeit“ findet Eva García Sáenz‘ „Trilogie der weißen Stadt“ einen gelungenen Abschluss.
Knapp drei Jahre sind seit den Ereignissen des letzten Bandes „Das Ritual des Wassers“ vergangen, Inspector Unai López de Ayala alias „Kraken“ und Subcomisaria Alba de Salvatierra sind mit ihrer kleinen Tochter Deba zu einer Familie zusammengewachsen. Im September 2019 ist in Vitoria ein außergewöhnlicher Roman Stadtgespräch; er spielt gegen Ende des 12.Jahrhunderts vor dem Hintergrund historischer Ereignisse, fasziniert mit seinen lebendigen Schilderungen der Geschichte Vitorias und bietet reichlich Anlass zu Spekulationen, da der Autor sich hinter einem Pseudonym versteckt. Die Leser hoffen bei einer öffentlichen Lesung auf eine Auflösung des Rätsels, stattdessen sorgt der Fund einer Leiche für Aufregung.
Als Kraken herausfindet, dass der Geschäftsmann ermordet wurde, und zwar auf dieselbe Art wie einer der Figuren in dem Roman „Die Herren der Zeit“ lässt ihn dieses Detail Schlimmes ahnen. Und tatsächlich kommt es zu weiteren grausamen Morden, die den Schilderungen des historischen Romans nachempfunden sind. Unais Geschick als Fallanalytiker ist gefordert, um dieses Rätsel zu lösen und weitere Opfer zu verhindern.
Mir haben schon die ersten beiden Bände dieser Reihe aufgrund ihrer Komplexität und bildhaften Sprache sehr gut gefallen, dieser Abschlussband hat mich sogar noch mehr gefesselt durch seine besondere Mischung aus aktuellem Thriller und spannendem historischen Roman. Einige Kapitel aus dem Manuskript bilden eine Art Buch im Buch, lassen aus der Sicht des Conde Don Vela das historische Vitoria lebendig werden und erzählen eine nicht minder spannende Geschichte aus Intrigen und Machkämpfen. Unerwartete Wendungen und das raffinierte Vorgehen der Akteure sorgen für einen durchgehend hohen Spannungsbogen.
Die Mordfälle der Gegenwart sind diesmal nicht ganz so unmittelbar an die Figur Unai Ayalas gebunden, dennoch wird er wieder privat in den Fall involviert und an seine Belastungsgrenzen gedrängt. Damals und heute sind die Morde sehr brutal, die Schilderungen sind dabei jedoch maßvoll weiden sich nicht an den Grausamkeiten.
Die für meine Ohren sehr fremd klingenden baskischen Namen und Bezeichnungen stellen beim Lesen eine Herausforderung dar, die Vielzahl an Personen macht es nicht einfacher, doch auch diesmal konnte ich mich schnell in die Geschichte einfinden, das Glossar am Ende des Buchs sorgt ebenso für Übersicht wie das Verzeichnis der Personen und die Abbildungen der aktuellen und historischen Stadtkarten in den Klappen des Buchs.
Ich habe das Buch mit Wehmut beendet, diese Reihe hat mir mit ihrer lebendigen Sprache und den außergewöhnlichen Geschichten sehr gut gefallen. Man spürt die ausführliche Recherche der Autorin, ich habe bei der Lektüre viel über das Leben in Vitoria und zu seiner bewegten Geschichte gelernt. Ich hoffe, dass nach diesem Erfolg vielleicht auch weitere Romane der Autorin ins Deutsche übersetzt und veröffentlicht werden.

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Veröffentlicht am 06.03.2020

ein spannender und manchmal grotesker Thriller

Unter der Erde
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Mit seinem aktuellen Thriller „Unter der Erde“ begibt sich Stephan Ludwig auf ein neues Terrain, da ich seine Reihe um Zorn & Schröder nur vom Hörensagen kenne, konnte ich mich der Geschichte unvoreingenommen ...

Mit seinem aktuellen Thriller „Unter der Erde“ begibt sich Stephan Ludwig auf ein neues Terrain, da ich seine Reihe um Zorn & Schröder nur vom Hörensagen kenne, konnte ich mich der Geschichte unvoreingenommen widmen.
„Deine Bücher, sind die gut?“ wird Hauptfigur und Autor Elias Haack von einer jungen Protagonistin gefragt. „Keine Ahnung“, erwidert Elias achselzuckend. „Woran erkannt man das?“ „Wenn man angefangen hat, will man dann weiterlesen?“ lautet die simple Entgegnung. Nach dieser Definition ist „Unter der Erde“ für mich eindeutig ein gutes Buch, denn einmal mit dem Lesen begonnen, mochte ich es kaum noch aus der Hand legen.
Die Geschichte beginnt gemächlich. Elias Haack, der es als Autor von Fantasy-Geschichten bis auf die Bestsellerlisten geschafft hat, reist in einem heißen Sommer mit dem Auto in die Lausitz, um in Volkow an der Feier zum 90. Geburtstag seines Großvaters teilzunehmen. Seit 30 Jahren hatte Elias keinen Kontakt zu Großvater Wilhelm, und bevor es zu einer Wiederannäherung kommen kann, ist der ansich rüstig erscheinende Wilhelm über Nacht verstorben. Aufgrund seines defekten Autos ist Elias ein paar Tage in dem verschlafenen Ort gestrandet und fragt sich, was die Bewohner dort eigentlich tun und was sie dort hält, obwohl die Tage des Dorfes gezählt sind und es bald dem Tagebau zum Opfer fallen wird.
Dem Leser wird schnell klar, dass hier einiges nicht mit rechten Dingen zu geht, Elias braucht eine Weile, bis ihm dämmert, dass dort Seltsames vorgeht. Und was hat das mit ihm zu tun, der vor mehr als dreißig Jahren als Kind den Ort verlassen hat?
Ich würde das Buch als Thrillergroteske einsortieren, man sollte den Realitätsgehalt der Geschichte nicht zu sehr hinterfragen, dann erlebt man sehr unterhaltsame und spannende Lesestunden. Die Charaktere sind in sich stimmig, Perspektivwechsel und Rückblenden halten den Spannungsbogen hoch. Neben gruseligen Szenen, die mich beim Lesen haben erschaudern lassen, gibt es immer wieder skurrile bis groteske Momente zum Schmunzeln, gerade zum Ende und Höhepunkt des Buches gibt es einige grandios inszenierte Abschnitte. Mir gefällt es auch, wie Stephan Ludwig nebenbei mit einem Augenzwingern die Zunft der Autoren aufs Korn nimmt. Ein Vergleich mit den Filmen Quentin Tarantinos ist ambitioniert aber durchaus passend, um den Stil des Buches zu beschreiben, das sich auf erfrischende Weise selbst nicht immer ernst nimmt und dennoch mit deftigen Thrillerelementen aufwartet.

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Veröffentlicht am 26.02.2020

Frauen kämpfen für Frauen in Not

Das Haus der Frauen
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Auch in ihrem aktuellen Roman „Das Haus der Frauen“ macht sich die Autorin Laetitia Colombani wieder stark für die Rechte und Position der Frauen in der Gesellschaft. Diesmal steht eine besondere Einrichtung ...

Auch in ihrem aktuellen Roman „Das Haus der Frauen“ macht sich die Autorin Laetitia Colombani wieder stark für die Rechte und Position der Frauen in der Gesellschaft. Diesmal steht eine besondere Einrichtung in Paris im Mittelpunkt, Der Palast der Frau, im Jahr 1926 gegründet von der Heilsarmee, um alleinstehenden und in Not geratenen Frauen einen Aufenthaltsort zu geben.
Der Leser lernt diese Einrichtung durch die Augen der Anwältin Solène kennen, die nach einem tragischen Zwischenfall im Gericht einen Burn-Out erlitten hat und im Rahmen einer ehrenamtlichen Tätigkeit den Frauen in der Unterkunft als Schreiberin helfen möchte. Solène ist selbst noch psychisch labil und zunächst mit dem Misstrauen und der ablehnenden Haltung der Bewohnerinnen überfordert. Die Lebensumstände und tragischen Geschichten der Frauen sind Solène fremd, doch sie will nicht aufgeben und lernt ihr Vertrauen zu gewinnen. Indem sie sich auf die Schicksale der anderen einlässt, ändert sich ihr Blick auf die Gesellschaft. In ihrem früheren Leben als Staranwältin waren die Probleme der Frauen Lappalien, jetzt kann sie sich mit freuen über einen Betrag von 2 Euro, der einer der Frauen von einem Supermarkt zurückerstattet wird.
Ein zweiter Handlungsstrang führt den Leser in die Vergangenheit zu Blanche Peyron, die ihr Leben in den Dienst der Heilsarmee gestellt hat und im Jahr 1925 in Paris mit unerschöpflicher Energie für den Erwerb und die Eröffnung des „Palast der Frau“ kämpft.
Beide Handlungsstränge sind eng miteinander verwoben, in beiden wird der Leser mit tragischen und zum Teil anrührenden Schicksalen konfrontiert. Die Botschaft ist deutlich, der Kampf für die Rechte und die Freiheit von Frauen ist heute ebenso aktuell wie damals.
Das Buch liest sich flüssig, es gibt einige sehr emotionale Momente, die berühren, insgesamt ist die Geschichte aber eher knapp gehalten und bleibt insbesondere bei den Hauptcharakteren nach meinem Eindruck etwas sehr an der Oberfläche. Obwohl harte Schicksale angesprochen werden, erscheint der Roman mit einem sehr verklärten Blick erzählt, was es mir schwerfallen lässt, Empathie zu entwickeln. Das mag auch an der eher beobachtend wirkenden Erzählweise liegen, die keine Nähe zu den Charakteren schafft. An die Komplexität und Faszination von „Der Zopf“ kommt dieser Roman leider nicht heran.

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Veröffentlicht am 23.02.2020

eine bittersüße Familiengeschichte um das Thema Glaube

Ein wenig Glaube
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Nickolas Butlers aktueller Roman „Ein wenig Glaube“ widmet sich einem schwierigen Thema. Wieviel Glaube braucht der Mensch? Was macht den Glauben eigentlich aus, wo sind seine Grenzen? Butler lotet diese ...

Nickolas Butlers aktueller Roman „Ein wenig Glaube“ widmet sich einem schwierigen Thema. Wieviel Glaube braucht der Mensch? Was macht den Glauben eigentlich aus, wo sind seine Grenzen? Butler lotet diese Fragen auf sehr sensible Weise aus anhand einer besonderen und teils schmerzlichen Familiengeschichte im ländlichen Wisconsin.
Der 65-jährige Lyle Hovde führt mit seiner Frau Peg ein geruhsames Leben und eine harmonische Ehe. Lyle ist der Natur sehr verbunden und strahlt eine große Ruhe aber auch Offenheit aus. Seine Ehe mit Peg wurde auf eine große Probe gestellt, als sie den Tod ihres nur wenige Monate alten Sohnes verkraften mussten. Lyle hat zu dieser Zeit seinen Glauben an Gott verloren, ist seiner Frau zuliebe jedoch der örtlichen Kirchengemeinde treu geblieben und und findet Frieden in dem sonntäglichen Ritual des Kirchenbesuchs. Lyle ist glücklich, als ihre Tochter Shiloh nach einer Zeit der Entfremdung mit ihrem 5-jährigen Sohn Isaac nach Hause zurück kehrt. Die Idylle bekommt jedoch einen Riss, als Peg und Lyle erkennen, dass Shiloh zunehmend unter den Einfluss einer religiösen Sekte und ihres charismatischen Anführers und Pastors Steven gerät, den Lyle schnell als Scharlatan entlarvt.
Peg und Lyle sind besorgt, als Steven Shiloh davon überzeugt, dass Isaac ein Glaubensheiler sei und er den Jungen benutzt, um neue Gemeindemitglieder anzuziehen und Spenden für die Kirche einzutreiben. Dennoch versucht Lyle zunächst die Situation zu akzeptieren, um seine Tochter nicht wieder zu verlieren, doch dann eskaliert die Lage und Lyle sieht sich zum hHandeln gezwungen.
Obwohl der Roman in einem leichten Ton erzählt wird, wiegt das Thema umso schwerer. Lyle ist die Schlüsselfigur, er setzt sich bewusst mit seinem Glauben und dem seiner Mitmenschen auseinander. In dem Maße, in dem er seinen eigenen Glauben infrage stellt und in Grenzsituationen gerät, beginnt man auch als Leser über diese Fragen nachzudenken und seine eigene Position zu reflektieren.
Schon in anderen seiner Romane hat mich Nickolas Butlers Stil begeistert, in einfache Worte und Geschichten derart viel Gewicht zu legen. Viele Szenen wirken intensiv nach, die Mischung aus bodenständigen Charakteren und philosophisch anmutenden Fragen machen den Charme und die Kraft der Geschichte aus, das ist eine Erzählkunst, die mich begeistert und gleichzeitig sehr nachdenklich stimmt.

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Veröffentlicht am 16.02.2020

ein tiefgründiger Science-Fiction-Thriller in einem komplexen Szenario

Qube
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In seinem Science-Fiction-Thriller „Qube“ spinnt Tom Hillenbrand seine komplexe Zukunftsvision aus „Hologrammatica“ weiter fort. Das Szenario ist in etwa das selbe, es sind 3 Jahre vergangen, in denen ...

In seinem Science-Fiction-Thriller „Qube“ spinnt Tom Hillenbrand seine komplexe Zukunftsvision aus „Hologrammatica“ weiter fort. Das Szenario ist in etwa das selbe, es sind 3 Jahre vergangen, in denen sich die Welt trotz der dramatischen Ereignisse im Jahr 2088 nicht wesentlich weiter entwickelt hat. Dennoch ist der Stil der Buches diesmal deutlich anders.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht unter anderm Fran Bittner, die auf KI-Gefahrenabwehr spezialisierte UNO-Agentin, die schon in „Hologrammatica“ maßgeblich an der Abwendung einer Krisensituation beteiligt war. Sie ermittelt im Fall des auf offener Straße angeschossenen Investigativjournalisten Calvary Doyle und stellt fest, dass dieser an beunruhigende Informationen über den als Turing II bekannten Zwischenfall gelangt ist, bei dem die Menschheit durch eine außer Kontrolle gelangte KI bedroht war. Ist es möglich, dass eine weitere KI in einem Quantencomputer, einem sogenannten Qube, existiert und aktiviert werden kann? Fran Bittner liefert sich einen Wettlauf mit der Zeit, um diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen und eine Katastrophe zu verhindern.
Die von Tom Hillenbrand erschaffene komplexe Welt übt auch hier wieder eine Faszination aus mit ihren phantasievollen Szenarien und neuen Technologien wie dem Holonet und den Quants, deren Gehirndaten digitalisiert und in künstliche Körper, sogenannte Gefäße“ hochgeladen werden können. Dieses Mal spielen auch Computerspiele eine zentrale Rolle, die im Jahr 2091 eine ganz andere Dimension angenommen haben als heute. Die Komplexität der Zukunftswelt macht einige Erklärungen notwendig, so dass insbesondere der Einstieg der Geschichte sehr techniklastig ausfällt und dem Leser einiges an Durchhaltevermögen abverlangt, bevor Tempo und Spannung anziehen.
Während in „Hologramatica“ die Krimi-Elemente überwiegen, steht nach meinem Empfinden in „Qube“ der philosophische Gedanke um die Möglichkeiten und Gefahren einer KI mehr im Fokus. Dazu passen auch die märchenhaften Sequenzen einer Zwischengeschichte, die mich zunächst verwirrt hat und deren Bedeutung erst gegen Ende offenbart wird. Es gibt auch diesmal wieder spannende und actionreiche Szenen, ich habe jedoch ein wenig Galahad Singhs zum Teil sarkastische Art vermisst, der viel zum Charme von Hologrammatica beigetragen hat und von den neu auftretenden Charakteren nicht ganz aufgefangen werden kann. Dennoch haben mich auch in diesem Band die Geschichte und die Szenerie wieder schnell in den Bann gezogen, und dass, obwohl Science-Fiction nicht zu meinem bevorzugten Genre gehört.

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