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Veröffentlicht am 11.02.2020

spannender neuer Band mit einem aktuellen Themenbezug

Blutige Gnade
3

„Blutige Gnade“, der 4. Band aus Leo Borns Thrillerserie zu seiner Hauptfigur Mara Billinski, hat mir wieder spannende und unterhaltsame Lesestunden verschafft.
Die Frankfurter Mordkommission ist diesmal ...

„Blutige Gnade“, der 4. Band aus Leo Borns Thrillerserie zu seiner Hauptfigur Mara Billinski, hat mir wieder spannende und unterhaltsame Lesestunden verschafft.
Die Frankfurter Mordkommission ist diesmal gleich in mehreren Mordfällen gefordert. Den Auftakt macht ein Mord während eines Einbruchs, bei dem aber nichts gestohlen wurde, und bei dem die Motivsuche im Sande verläuft. Dazu kommt der brutale Mord an einem Journalisten, der einer großen Sache auf der Spur war. Hinweise deuten auf die Geschäfte der Russenmafia und die Nachfolger Novians, den Mara im letzten Band gejagt hat. Aber kann das wirklich die Big Story“ sein, an der der getötete Journalist dran war?
Auch privat findet Mara keine Ruhe, alte Schatten aus der Vergangenheit holen sie ein und werfen sie emotional aus der Bahn. Zu meiner Freude bekommt die Figur Rafael Makiadi in diesem Band wieder etwas mehr Raum eingeräumt, allerdings wird er unfreiwillig in nicht ganz ungefährliche Machenschaften verstrickt und erweist sich einmal mehr als Sorgenkind.
Wie gewohnt ist die Geschichte ebenso rasant wie komplex aufgebaut, verschiedene Handlungsstränge greifen ineinander, die Ereignisse werden aus der Sicht verschiedener Charakter dargestellt, diesmal sorgt ein aktueller Themenbezug für zusätzliche Brisanz.
Auch wenn ich beim Lesen einige der Entwicklungen schon geahnt habe, war der Verlauf nicht weniger spannend, da die Atmosphäre stimmig ist, die Charaktere glaubhaft und vielschichtig angelegt sind und unerwartete Details für Abwechslung sorgen.
Der Band kann alleinstehend gelesen werden, wichtige Details zu den Hauptfiguren werden insbesondere zu Beginn der Geschichte mit eingeflochten. Da ich die Vorgeschichten kenne, war das für mich schon etwas viel und hat zu Beginn das Tempo etwas ausgebremst, um die Entwicklung der Charaktere und ihre Reaktionen zu verstehen, ist es durchaus hilfreich, die ganze Vorgeschichte zu kennen.
Die Reihe ist nichts für zartbesaitete, gleich zu Beginn dieses Bands geschieht ein grausiger Mord, zum Glück halten sich die Details der Schilderungen gerade noch in Grenzen. Ich persönlich mag es nicht, wenn in Thriller sadistischen Taten zu viel Raum eingeräumt wird, hier bleiben genügend Andeutungen, die jedem Leser Raum für sein individuelles Kopfkino lassen. Nervenaufreibend ist die Lektüre auf alle Fälle, es gibt einige spannende Szenen, in denen ich beim Lesen geneigt war, den Atem anzuhalten. Insbesondere die Hauptcharaktere Mara Billinski und Jan Rosen sind mir im Laufe der Reihe ans Herz gewachsen mit ihren kleinen Marotten und Eigenheiten, so dass ich mich schon sehr auf die angekündigte Fortsetzung freue.

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Veröffentlicht am 03.02.2020

ruhige und atmosphärische Fortsetzung der Doggerland-Reihe

Doggerland. Tiefer Fall (Ein Doggerland-Krimi 2)
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Der zweite Teil der Doggerland - Reihe mit dem Untertitel „Tiefer Fall“ setzt ein nur wenige Wochen nach dem Ende des ersten Bandes „Fehltritt“. Kriminalinspektorin Karen Eiken Hornby, Hauptcharakter der ...

Der zweite Teil der Doggerland - Reihe mit dem Untertitel „Tiefer Fall“ setzt ein nur wenige Wochen nach dem Ende des ersten Bandes „Fehltritt“. Kriminalinspektorin Karen Eiken Hornby, Hauptcharakter der Serie, hat sich von teils dramatischen Ereignissen der Vorgeschichte einigermaßen erholt, lediglich eine Hüfte quält sie noch mit Schmerzen. Sie verbringt die Weihnachtstage mit Familie und Freunden, als sie die Nachricht eines Todesfalls auf Noorö erreicht, der nördlichsten Insel des fiktiven Doggerlands, einer rauen Inselgruppe angesiedelt zwischen Dänemark und Großbritannien. Von der Fürsorge ihrer Lieben inzwischen ein wenig erschlagen, ist Karen dankbar, diesen Fall als verantwortliche Ermittlerin übernehmen zu können. Ein älterer Bewohner der Insel wurde am Weihnachtsmorgen von einer Klippe gestürzt aufgefunden. Sehr bald bestätigt sich die Vermutung, dass hier jemand nachgeholfen hat, die Suche nach einem Tatverdächtigen und einem Motiv gestaltet sich nicht nur aufgrund der Feiertage schwierig. Als nur wenig später bei der örtlichen Whiskybrennerei eine weitere Leiche aufgefunden wird, wachsen bei Karen die Befürchtungen, Mitglieder ihrer eigenen Familie, die von Noorö stammt, könnte in den Fall verwickelt sein. Aber auch in Karens privatem Umfeld taucht eine Krise auf, so dass sie an mehreren Fronten gefordert und an ihre Grenzen gebracht wird.
Wie schon im ersten Band nimmt Karen Eikens persönliche Geschichte in dem Krimi einen breiten Raum ein, insbesondere in der ersten Hälfte des Buchs führt das zu einigen Längen. Die Wiederholung ihrer Vergangenheit ist für Neueinsteiger sicher wertvoll, um den Charakter der Hauptfigur zu verstehen, für mich war das etwas zu umfangreich und lähmend für den Fortgang der Geschichte. Erst im zweiten Teil kommt Spannung auf, das Tempo zieht kontinuierlich an bis zu dramatischen Entwicklungen gegen Ende.
An dieser Krimi-Reihe hat mich auch diesmal wieder begeistert, wie lebendig, umfangreich und liebevoll die Autorin hier eine fiktive Welt gestaltet mitsamt ihren örtlichen und historischen Besonderheiten. Diesmal wirkt das raue Winterwetter etwas abschreckend, ansonsten möchte man am liebsten die Inselwelt Doggerlands in einer Urlaubstour erkunden. Karen Eiken Hornby ist ein glaubhafter Charakter, als Mensch interessant, in ihrem Job kompetent und engagiert. Dieser Band erreicht nicht ganz das Niveau des ersten Teils, hat mich dennoch im Verlauf zunehmend in den Bann gezogen und macht neugierig auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 23.01.2020

fesselnder Roman, bildhaft erzählt

Manhattan Beach
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„Manhattan Beach“ von Jennifer Egan lag schon eine Weile auf meinem Lesestapel, die guten Bewertungen hatte mich neugierig gemacht, dennoch hatte ich keine wirkliche Vorstellung von der Geschichte.
Jetzt ...

„Manhattan Beach“ von Jennifer Egan lag schon eine Weile auf meinem Lesestapel, die guten Bewertungen hatte mich neugierig gemacht, dennoch hatte ich keine wirkliche Vorstellung von der Geschichte.
Jetzt habe ich mich doch herangetraut und bin froh, mir Zeit für dieses Buch genommen zu haben, dass mich schnell mit seiner sprachlichen Intensität in den Bann gezogen hat.
Die Geschichte spielt im New York der 30er und 40er Jahre, im Mittelpunkt steht Anna, zu Beginn des Romans ein 12-jähriges Mädchen, dass mit seinem von der Wirtschaftskrise gebeutelten Vater Eddie Kerrigan zu seinen Botengängen mitgenommen wird. Dabei lernt sie auch Dexter Styles kennen, einen erfolgreichen aber auch zwielichtigen Nachtclubbesitzer, dem Eddie seine Dienste anbietet. Diese Begegnung erweist sich später als schicksalhaft für Anna und ihre Familie.
Später begleitet der Leser die heranwachsende Anna, die nach dem spurlosen Verschwinden ihres Vaters und dem Ausbruch des Krieges ihre behütete Welt verlassen muss. Zunächst Arbeiterin in einer Marinewerft am East River in Brooklyn, kämpft sie für ihren Traum, als erste Frau zur Marinetaucherin ausgebildet zu werden, während sie gelichzeitig die Suche nach dem Verbleib ihres Vaters aufnimmt.
Der Roman besticht durch seine Sprache, die lebendige Bilder hervorruft, nicht nur von schönen Momenten wie am Manhattan Beach mit der umwerfenden Szenerie des Meeres oder schillernden Nachtclubs, sondern auch von den düsteren Mietshäusern, dem harten Leben als Taucherin oder dramatischen Szenen während des Beschusses eines Frachters.
In dem Roman werden verschiedene Handlungsstränge miteinander verwoben, verbindende Element und Szenen sorgen dafür, dass man beim Lesen nicht den Überblick verliert. Die Autorin schafft mit detaillierten Beschreibungen und intimen Szenen eine große Nähe zu ihren Charakteren und erschafft ein beeindruckendes Bild der damaligen Zeit mit seinen schönen Momenten aber auch Schattenseiten.
Das Buch ist tatsächlich schwer einzuordnen, mir hat seine Vielfalt, Spannung und Intensität gut gefallen, ich hatte beim Lesen oft das Gefühl, in meinem Kopf einen Spielfilm ablaufen zu sehen.

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Veröffentlicht am 12.01.2020

sprachgewaltiger, sehr düsterer 2. Teil der Trilogie

1794
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Der Roman „1794“ ist der 2.Teil einer geplanten Trilogie und steht in Intensität und Sprachgewalt dem Debüt in nichts nach. Wie schon „1793“ wird auch dieser Band in 4 Teile untergliedert, die den Jahreszeiten ...

Der Roman „1794“ ist der 2.Teil einer geplanten Trilogie und steht in Intensität und Sprachgewalt dem Debüt in nichts nach. Wie schon „1793“ wird auch dieser Band in 4 Teile untergliedert, die den Jahreszeiten Winter, Frühling, Sommer und Herbst folgen, und stellt eine Mischung aus historischem Roman und Krimi dar.
Im ersten Teil steht der junge Erik Drei Rosen im Mittelpunkt; während seines Aufenthalts im Hospital schildert er aus seiner persönlichen Sicht die zum Teil dramatischen Ereignisse aus seiner Vergangenheit. Unter anderem hat es ihn im Alter von nur 14 Jahren auf die Insel Saint-Barthélemy verschlagen, damals schwedische Kolonie und Hochburg des Sklavenhandels. Dort lernt Erik nicht nur einiges über die Unbarmherzigkeit der Menschen, sondern trifft außerdem auf den in Schweden in Ungnade gefallenen Tycho Ceton, eine Begegnung, die Eriks Schicksal maßgeblich beeinflusst.
Mickel Cardell ist nach dem Tod Cecil Winges, der seinem Leben einen neuen Sinn gegeben hatte, an einem Tiefpunkt angelangt. Als ihn eine Witwe um Rat bittet, deren Tochter in ihrer Hochzeitsnacht auf brutale Art getötet wurde, und er auf Cecils jüngeren Bruder Emil trifft, werden seine Lebensgeister wieder erweckt.
Im dritten Teil gibt es ein Wiedersehen mit Anna Stina Knapp, während im 4. Teil die bislang teils lose erscheinenden Fäden zusammen geführt werden.
Wie schon im ersten Band liegt der Fokus des Romans auch hier auf der historischen Stimmung der damaligen Zeit, während der Kriminalfall eher ein Beiwerk ist und ein weiteres Beispiel für die verschiedenen Formen, in der sich menschliche Abgründe personifizieren können.
Die Stimmung ist im Jahr 1794 noch düsterer, das strenge Regime Reuterholms trägt vieles dazu bei. So hat er beispielsweise in der Stadt jegliche Farbe verboten, wer nicht vermögend genug ist, um sich darüber hinwegzusetzen, muss sich in grau kleiden, was diesem Jahr auch den Beinamen „Eisenzeit“ verliehen hat. Insgesamt spielt die Ungleichheit von Arm und Reich eine zentrale Rolle in dem Roman neben dem allgegenwärtigen Kampf zwischen Gut und Böse und dem zunehmenden Verfall der Moral. Die Bilder, die Natt och Dag dabei mit seiner lebendigen Sprache herauf beschwört, sind oft sehr drastisch und blutig und geraten mehrfach an die Grenzen des Ertragbaren.
Auch wenn die Düsternis der Geschichte zum Teil abschreckend wirkt, hat mich die Trilogie nicht zuletzt aufgrund der bewegenden Schicksale Anna Stina Knapps und Mickel Cardells in den Bann gezogen. Das Ende ist in einigen Punkten offen gehalten und gibt eine Vorahnung für den Abschlussband.

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Veröffentlicht am 19.12.2019

eine schöne Erzählung um drei starke Frauen

Der Zopf
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So wie bei einem klassischen geflochtenen Zopf drei Haarsträhnen mit einander verwoben werden, verbindet Laetitia Colombani in ihrem Roman „Der Zopf“ kunstvoll die Geschichten dreier ganz unterschiedlicher ...

So wie bei einem klassischen geflochtenen Zopf drei Haarsträhnen mit einander verwoben werden, verbindet Laetitia Colombani in ihrem Roman „Der Zopf“ kunstvoll die Geschichten dreier ganz unterschiedlicher Frauen miteinander. Haare bilden dabei das verbindende Element der Erzählung.
In Indien lebt Smita unter einfachsten Verhältnissen. Sie gehört der Kaste der Dalit an, der „Unberührbaren“, und kämpft darum, ihrer Tochter ein besseres Leben zu ermöglichen. Smitas größter Wunsch ist es, dass ihre Tochter zur Schule gehen darf, um Lesen und Schreiben zu lernen.
In Palermo auf Sizilien versucht Giulia nach einem Unfall ihres Vaters den Familienbetrieb zu retten, der nach vielen Generationen kurz vor dem Ruin steht. Die Perückenfabrik lebt von den Haaren, die die Sizilianer Sammeln und den Perückenmachern verkaufen, doch seit die Tradition der Cascatura schwindet, fehlen dem Betrieb die Grundstoffe für ihr Handwerk.
In Montreal führt die ehrgeizige Anwältin Sarah ein sehr strukturiertes und erfolgreiches Leben. Sie ist die einzige Frau in ihrer Kanzlei mit Chancen auf eine Partnerschaft, doch als bei ihr eine schwere Krankheit diagnostiziert wird, droht ihr mühsam aufgebautes Lebensgerüst zusammen zu brechen.
Die Frauen des Romans führen ganz unterschiedliche Leben in drastisch unterschiedlichen Lebensbedingungen. Dennoch eint sie, dass sie alle in ihrem Leben an einem Punkt des Umbruchs stehen und gegen einige Widrigkeiten ankämpfen müssen, um ihre Ziele zu erreichen.
Die Erzählungen zeigen auf, wie unterschiedlich die Wege zum Glück sein können, und dass es sich auch in der aussichtslosesten Situation lohnt, die Hoffnung nicht aufzugeben, sich gegebenenfalls kleine Ziele zu setzen und für die eigene Zukunft zu kämpfen. Der Roman zeigt auch, wie auch heute noch die Frauen in vielen Kulturen und selbst in einem hoch entwickelten Land wie Kanada um Gleichberechtigung ringen müssen.
Mir hat der Roman sprachlich und inhaltlich sehr gut gefallen, der Ton der Erzählung ist oft leicht, der Inhalt wiegt umso schwerer, die Stärke der Frauen verdient Bewunderung und Respekt. In dem Hörbuch lassen Andrea Sawatzki, Eva Gosciejewicz und Valery Tscheplanow die Figuren auf überzeugende Weise lebendig werden.

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