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Veröffentlicht am 15.09.2019

eine wirr erzählte Familiengeschichte, ebenso oberflächlich wie ihre Charaktere

Otto
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Wenn mir ein Buch gut gefällt, sprudeln bei mir beim Verfassen der Rezension die Worte. Bei Dana von Suffrins Romandebüt „Otto“ fällt es mir selten schwer, meinen Eindruck und meine Enttäuschung über diese ...

Wenn mir ein Buch gut gefällt, sprudeln bei mir beim Verfassen der Rezension die Worte. Bei Dana von Suffrins Romandebüt „Otto“ fällt es mir selten schwer, meinen Eindruck und meine Enttäuschung über diese Geschichte in Worte zu fassen.
Im Mittelpunkt des Romans steht die Titelfigur Otto, seine Tochter Timna erzählt aus ihrer Sicht die Familiengeschichte, die geprägt ist von der dominanten Vaterfigur. Otto ist mit rund 80 Jahren schwer erkrankt, woran er konkret leidet, erfährt der Leser nicht. Er fordert von seinen Töchtern, dass sie sich um ihn kümmern. Er formuliert seine Forderungen als Bitten, macht aber unmissverständlich klar, dass es keinen Widerspruch gegen seine Erwartung geben kann, dass seine Töchter uneingeschränkt für ihn da sind. Timna und ihre Schwester Babi haben von klein auf der manipulativen Art ihres Vaters nichts entgegen zu setzen, ihre Mutter zerbricht an der lieblosen Atmosphäre, der rüde Umgangston wirkt zumeist erschreckend.
Otto legt großen Wert auf seine jüdische Abstammung, geboren 1938 in Siebenbürgen lebt er einige Jahre in Israel, kehrt dann aber später nach Deutschland zurück. Ottos Beweggründe bleiben im Dunkeln, es ist in meinen Augen eine große Schwäche des Romans, dass er zu sehr an der Oberfläche bleibt. Möglicherweise ist es so gewollt, die Charaktere ebenso oberflächlich darzustellen wie ihre Beziehungen zu einander. In meinem Fall führt das dazu, dass mir die Figuren unsympathisch bleiben, ich ihre Handlungen einerseits zum Teil verstörend empfinde andererseits als belanglos. Es fehlt dem Roman an Emotionen, neben Verachtung den anderen Familienmitgliedern gegenüber scheint es nur Desinteresse an deren Befindlichkeiten zu geben. Die Schwestern verbringen Zeit bei ihrem Vater aber nicht wirklich mit ihm.
Bei mir konnte der Roman kein Interesse wecken, es gibt keine wirkliche Handlung, die Episoden aus der Familiengeschichte wirken insbesondere zu Beginn sehr wirr. Timna widmet sich sehr halbherzig dem Wunsch ihres Vaters, seine Geschichten zu Papier zu bringen, entsprechend schweifen ihre Gedanken immer wieder ab und machen es schwer, einen greifbaren Eidruck von der Familie zu bekommen.
Der Schreibstil gefällt mir gut, er passt sich der Handlung und seinen Figuren an, inhaltlich spricht der Roman mich absolut nicht an.

Veröffentlicht am 03.09.2019

10 Jahre Eberhofer - das Buch ist kein Grund zum Feiern

Guglhupfgeschwader
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„Guglhupfgeschwader“ ist der inzwischen 10. Band um den bayrischen Dorfpolizisten Franz Eberhofer, der bei seinen Fans einen gewissen Kultcharakter errungen hat. Autorin Rita Falk lässt dieses Jubiläum ...

„Guglhupfgeschwader“ ist der inzwischen 10. Band um den bayrischen Dorfpolizisten Franz Eberhofer, der bei seinen Fans einen gewissen Kultcharakter errungen hat. Autorin Rita Falk lässt dieses Jubiläum auch innerhalb der Geschichte lebendig werden, so wird in Franz‘ Heimatort Niederkaltenkirchen der Kreisverkahr ihm zu Ehren mit großem Tamtam auf den Namen „Eberhofer-Kreisel“ getauft. Doch dem Namensgeber bleibt nicht viel Zeit für entspannte Feierlichkeiten, da sich Oskar, der als „Lotto-Otto“ im Dorf gemeinsam mit seiner Mutter den Lottoladen betreibt, vertrauensvoll an Eberhofer wendet. Er wird von gefährlichen Verfolgern bedroht, auch das Leben seiner Mutter steht auf dem Spiel. Franz nimmt sich beherzt und gewohnt unkonventionell der Sache an, auch sein Spezi Birkenberger ist natürlich wieder mit von der Partie.
Für mich war dieser Jubiläumsband leider eine Enttäuschung. In der Reihe war es schon immer so, dass ein Großteil ihres Charmes in den besonderen Charakteren lag, neben Franz Eberhofer und seiner teils kauzigen Familie gehören dazu auch der Birkenberger Rudi und Richter Moratschek. Diesmal ist jedoch noch weniger vom Krimicharakter finden als bei den letzten Bänden. Die Dorf- und Familiengeschichten überwiegen, wobei es wenig Neues gibt. Rudi ist vielleicht etwas zickiger als üblich, ansonsten gibt es die gewohnten Sticheleien, Eberhofer schlemmt sich wie gewohnt durch das Sortiment beim Simmerl oder schaut bei der Oma in die Töpfe.
Die Geschichte zieht sich in die Länge, von Ermittlungen ist kaum etwas zu spüren, Spannung baut sich gar nicht auf. Man bekommt den Eindruck, als sollten alle bekannten Figuren zumindest eine Erwähnung finden, der rote Faden fehlt, die Handlung wirkt zu sehr aus Altbewährtem zusammengebraut.
Einziger Lichtblick beim Hörbuch ist Christian Tramitz als Sprecher, der in meinen Augen Franz Eberhofer wunderbar verkörpert und der Geschichte das I-Tüpfelchen aufsetzt, dennoch wird für mich der 10.Band auch der letzte sein.

Veröffentlicht am 28.08.2019

Milieustudie aus München im Jahr 1950 mit Einblicken in kriminelle Machenschaften

Die im Dunkeln sieht man nicht
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Der aktuelle Roman von Andreas Götz mit dem Titel „Die im Dunkeln sieht man nicht“ ist angesiedelt im München des Jahres 1950. Er ist kein klassischer Kriminalroman, im Vordergrund steht vielmehr die Stimmung ...

Der aktuelle Roman von Andreas Götz mit dem Titel „Die im Dunkeln sieht man nicht“ ist angesiedelt im München des Jahres 1950. Er ist kein klassischer Kriminalroman, im Vordergrund steht vielmehr die Stimmung der damaligen Zeit, in der von der Aufbruchstimmung der 50-er Jahre noch wenig zu spüren ist. Die Gesellschaft ist geprägt durch die Entbehrungen der Kriegs- und Nachkriegsjahre. Es fällt den Menschen schwer, nach der von Denunzierungen geprägten Zeit den Mitmenschen zu vertrauen und nach Schicksalsschlägen einen Neuanfang zu wagen.
Ein typischer Vertreter ist der ehemalige Schriftsteller Karl Wieners, der nach dem Verlust von Frau und Kindern aus Berlin nach langem Zögern in seine Geburtsstadt München zurückkehrt. Ein ehemaliger Schulfreund, der gerade dabei ist, eine neue Zeitschrift auf den Markt zu bringen, bietet ihm die Chance einer Anstellung als Journalist und schickt ihn auf Recherche zu aus dem Führerbau verschwundenen Kunstschätzen. Unterstützt wird Karl dabei von seiner Nichte Magda, die schon als Kind für ihn geschwärmt hat und inzwischen zu einer jungen und attraktiven Frau herangewachsen ist. Magda verkörpert eine neue Generation Frau, die selbstbewusst auftritt und den eingestaubten gesellschaftlichen Zwängen den Rücken kehren will.
Es gibt mehrere Parteien, die an dem verschwundenen Kunstschatz interessiert sind, darunter auch zum Teil zwielichtige Gestalten oder auch die Münchner Polizei. Die beteiligten Personen kreisen lange umeinander, es dauert bis gut zur Hälfte des Buches, bevor die Geschichte Fahrt aufnimmt und Spannung aufbaut. Die Vielzahl an Personen ist zunächst verwirrend, das Personenregister am Anhang des Buches zeigt sich hier sehr hilfreich.
Das Buch überzeugt in erster Linie durch seine Milieustudie und die ausgefeilte Charakterisierung der Hauptpersonen. Die Stimmung in der damaligen Zeit, die Spannungen zwischen innerhalb der Bevölkerung und die schwierigen Bedingungen für den Neuaufbau der Wirtschaft sind sehr gut eingefangen, man spürt die gründliche Recherche, die dem Roman zugrunde liegt. Für meinen Geschmack waren die teilweise sehr detaillierte geschilderten Liebesakte für einen Kriminalroman deplatziert. Den Liebesgeschichten wird sehr viel Platz eingeräumt, was zu Lasten der Spannung gerät.
Wenn man sich erst einmal eingelesen hat, bietet der Kriminalroman eine interessante Mischung und ein paar unterhaltsame Lesestunden.

Veröffentlicht am 26.08.2019

zu viel Dramatik bei einer nervenden Hauptfigur

ATME!
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„Atme!“ ist Judith Merchants erster Thriller und mein erstes Buch der Autorin, nach den insgesamt sehr positiven Bewertungen ihrer Krimis waren meine Erwartungen hoch, konnten aber leider nicht erfüllt ...

„Atme!“ ist Judith Merchants erster Thriller und mein erstes Buch der Autorin, nach den insgesamt sehr positiven Bewertungen ihrer Krimis waren meine Erwartungen hoch, konnten aber leider nicht erfüllt werden.
Der Hauptfigur Nile fällt es nicht leicht, anderen Menschen zu vertrauen. Bei Ben ist das von ihrer ersten Begegnung an anders, er ist ihre große Liebe. Wenn es ihr mal nicht gut geht, ist er immer für sie da und erinnert sie daran, einfach ruhig weiter ein- und auszuatmen. Doch ausgerechnet, als Nile in einer kleinen Boutique das perfekte Hochzeitskleid entdeckt und anprobiert, ist Ben plötzlich spurlos verschwunden und auch auf seinem Handy nicht erreichbar. Nile spürt, dass etwas Schreckliches passiert ist, trifft jedoch auf Unverständnis, Bens alte Freunde sind eben so wenig bereit ihr zuzuhören, wie seine Eltern. Als einzige mögliche Hilfe wendet sich Nile an Bens Noch-Ehefrau Flo, obwohl sie diese als ihre ärgste Feindin ansieht. Und tatsächlich teilt Flo ihre Sorge und macht sich gemeinsam mit ihr auf die Suche nach Ben, wobei sich schnell zeigt, dass vieles nicht so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Es gibt einige Ungereimtheiten, Nile, der mit Ben auch ihre Sicherheit genommen wurde, gerät mit jedem weiteren auftauchenden Detail zunehmend in Panik.
Das Buch ist stellenweise durchaus spannend, es fällt mir schwer, ihn als Thriller einzustufen, da die Autorin es nicht schafft, ein greifbares Gefühl der Gefahr oder gar Bedrohung zu erschaffen. Beim Lesen konnte ich keine Sympathien für Nile entwickeln, ihr Charakter ist zu wenig greifbar, als dass ich mit ihr mitfühlen oder ihre Gedankenhätte nachvollziehen können. Die Geschichte entwickelt sich zu abstrus, es gibt zwar überraschende Entwicklungen, die Reaktionen der Hauptfiguren erscheinen aber zu oft sehr unrealistisch, der gesamte Ablauf zu sehr konstruiert. Die 384 Seiten waren nicht zuletzt aufgrund der Schriftgröße und der vielen kurzen Kapitel schnell gelesen, das letzte Drittel habe ich zunehmend überflogen in der Hoffnung auf eine überraschende Auflösung, mir ist im Verlauf die übertriebene Dramatik zu viel geworden.

Veröffentlicht am 22.08.2019

ein komplexer Krimi mit vielen falschen Fährten und unerwarteten Entwicklungen

Blutsbande
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In „Blutsbande“, dem 7. Band aus Carin Gerhardsens Hammarbyserie, steht das Thema Wasser im Mittelpunkt. Zum einen wird der Stockholmer Stadtteil Hammarby von Katzenmorden heimgesucht, die Katzen sind ...

In „Blutsbande“, dem 7. Band aus Carin Gerhardsens Hammarbyserie, steht das Thema Wasser im Mittelpunkt. Zum einen wird der Stockholmer Stadtteil Hammarby von Katzenmorden heimgesucht, die Katzen sind allesamt ertränkt und werden regelrecht zur Schau gestellt.
Dazu kommt der Mord an einer Psychologin, die in ihrem eigenen Haus in ihrer Badewanne ertränkt hat. Zusätzlich hat der Mörder ihr die Zunge abgeschnitten, ein grausiges Detail, das für die Polizei darauf hindeutet, dass sie Tote zum Schweigen gebracht werden sollte. Rückblenden in die Vergangenheit begleiten insbesondere im ersten teil des Buches ein Geschwisterpaar, dessen Mutter unglücklich gestürzt ist bei dem Versuch, die Katze ihrer Tochter aus dem Wasser zu retten und dabei ertrunken. Auch in diesem Teil des Buches spielen Katzen und Ertrinken eine zentrale Rolle.
In den Bänden der Reihe kommen das private Umfeld und persönliche Probleme einzelner Team Mitglieder nicht zu kurz. Diesmal erfährt der Leser einiges mehr aus dem Privatleben Gerdins, Jamal Hamad und Petra Westmann sind unmittelbar von den Ermittlungen betroffen, als sich herauskristallisiert, dass das frühere Stalking von Jamals Exfrau Lina direkt mit den aktuellen Morden in Verbindung steht.
Die Ermittler haben es mit einigen verschiedenen Schauplätzen und Taten zu tun, die Indizienlage ist dünn, Conny Sjöberg und sein Team brauchen viel Fingerspitzengefühl und Intuition, um der Lösung auf die Spur zu kommen. Dass viele der Ermittler persönlich betroffen sind, erschwert die Konzentration auf die Arbeit und den Blick aufs Wesentliche.
Aber auch der Leser wird durch die neuen Erkenntnisse immer wieder auf die falsche Fährte geführt und durch die Entwicklungen überrascht.
Carin Gerhardsen liefert wie immer eine spannende und gut geschriebene Geschichte, die hier aber schon etwas zu komplex gerät und am Ende nur durch eine umfassende Erklärung und Zusammenfassung zu einer schlüssigen Auflösung kommt.
Zwischendurch waren es mir ein paar Zufälle zu viel, die Ermittlungen wirken zu sehr konstruiert, wenn die Ermittler selbst derart in den Fokus geraten.
Insgesamt hat es mir aber wieder gut gefallen, wie die Autorin es versteht, den Spannungsbogen durchweg hoch zu halten, gleichzeitig aber auch Stimmungen gekonnt einzufangen und eine große Nähe zu den Hauptfiguren zu schaffen.

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