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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.07.2018

skurril und herzerwärmend, voll britischem Humor

Miss Gladys und ihr Astronaut
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Der Autor David M. Barnett hat in seinem Heimatland England schon einige Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht, mit „Miss Gladys und ihr Astronaut“ erscheint im Ullstein-Verlag erstmals eines seiner ...

Der Autor David M. Barnett hat in seinem Heimatland England schon einige Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht, mit „Miss Gladys und ihr Astronaut“ erscheint im Ullstein-Verlag erstmals eines seiner Bücher in deutscher Sprache und hat mich auf Anhieb begeistert.
Die Geschichte ist ebenso skurril wie herzerwärmend, sie ist einerseits nicht ganz ernst zu nehmen und überspitzt dar gestellt, dennoch sind mir die Charaktere und ihre Schicksale beim Lesen schnell ans Herz gewachsen.
Da ist zum einen der Chemieingenieur Thomas Major, der durch einen schicksalhaften Zufall zu seinem Traumjob kommt; er darf als Astronaut allein in einer Raumkapsel zum Mars fliegen und damit den Menschen auf der Erde entkommen, zu denen er im Laufe seines Lebens nie eine wirklich enge Bindung aufzubauen in der Lage war. Doch auch im All findet er nicht die angestrebte Ruhe, denn mit seinem vermeintlichen Anruf bei seiner Exfrau, landet er bei Gladys Ormerod, ein weiterer schicksalhafter Zufall, der nicht nur sein Leben maßgeblich beeinflusst.
Gladys ist 70 Jahre alt und zur Zeit Erziehungsberechtigte für ihre Enkel James und Ellie, deren Vater gerade eine Gefängnisstrafe ableisten muss. Aufgrund von Gladys zunehmender Demenz ist es aber an der 15-jährigen Ellie, neben der Schule mit ihren 3 Jobs für den Unterhalt der kleinen Familie zu sorgen und Gladys davon abzuhalten, in ihrer Verwirrung Unheil anzustiften. Während ihr jüngerer Bruder James unter dem Mobbing seiner Mitschüler zu leiden hat, lebt Ellie zusätzlich in der ständigen Sorge, die Behörden könnten auf ihre Situation aufmerksam werden und die Familie auseinander reißen. Wie kann da eine Anruf aus dem All eine Wendung bringen? Das sollte man selbst heraus finden, wenn man bereit ist, sich auf diese originelle Geschichte einzulassen.
In einigen Motiven und Ansätzen hat mich die Geschichte an „Ein Mann namens Ove“ erinnert, anderes ließ mich an „Weit weg und ganz nah“ von Jojo Moyes denken. Als roter Faden zieht sich der Bezug zu Dawid Bowie und seinem Song „Space Oddity“ durch das Buch, was im Original-Titel „Calling Major Tom“ noch deutlicher wird. Auch bei der Idee zu der Performance dieses Titels hat sich der Autor anderweitig inspirieren lassen (unter den Stichworten „astronaut space oddity“ wird man dazu schnell fündig), die Geschichte ist aber so liebenswert erzählt, dass ich ihm das nicht wirklich übel nehmen kann.
Neben einer gehörigen Prise britischem Humor steckt viel soziale Kritik in dieser Geschichte. Es ist ein Buch darüber, allein zu sein oder sich allein gelassen zu fühlen, aber auch darüber gemeinsam zu kämpfen und seine Stärken zu entdecken. Ich werde mir den Autor merken und freue mich auf weitere Werke dieser Art.

Veröffentlicht am 08.07.2018

die zauberhafte und berührende Geschichte einer Familie in Persien

Als die Tage nach Zimt schmeckten
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Noor ist 17 Jahre alt, als ihr Vater sie im Jahr 1984 gemeinsam mit ihrem älteren Bruder vom Iran in die USA schickt, um sie vor den unsicheren Zeiten nach der Revolution in ihrem Heimatland zu bewahren. ...

Noor ist 17 Jahre alt, als ihr Vater sie im Jahr 1984 gemeinsam mit ihrem älteren Bruder vom Iran in die USA schickt, um sie vor den unsicheren Zeiten nach der Revolution in ihrem Heimatland zu bewahren. Als 30 Jahre später Noors Leben durch das Scheitern ihrer Ehe ein Riß erhält, kommt der Brief ihres Vaters mit der Bitte, sie in Teheran zu besuchen, gerade recht. In den Sommerferien packt sie eine Tasche und reist mit ihrer 15-jährigen Tochter Lily in ihre alte Heimat. Ihre Großelter väterlicherseits sind viele Jahre zuvor von Russland in den Iran ausgewandert, haben dort das Café Leila eröffnet und sich in das Land und die Kultur verliebt. Noors Vater Zod führt immer noch dieses Café, das zwischenzeitlich um ein Hotel erweitert wurde, gemeinsam mit langjährigen Angestellten, die fest mit dem Café und der Familie verbunden sind.
Der Roman schlägt einen Bogen zwischen dem weltoffenen Persien damals und der teils rauen und gewalttätigen Wirklichkeit heute. Insbesondere für Lily ist es nicht immer leicht, die ihr fremde Kultur zu verstehen und zu akzeptieren. Aber auch ihre anfängliche Ablehnung wird durch de Zauber des Cafés und der dort lebenden Menschen nach einer Weile gebrochen. Das Café bildet eine Art Oase in der manchmal harten Wirklichkeit Teherans heute. In Rückblenden erhält der Leser einen Einblick in die nicht immer einfache Familiengeschichte der Familie Yadegar, der gegenseitige Liebe und Vertrauen insbesondere bei der Bewältigung schwieriger Zeiten eine Stütze war.
Donia Bijan schafft mit ihrer bildhaften und oft poetischen Sprache ein lebendiges Bild vom Leben in diesem für mich fremdartigen Land. Ich hatte beim Lesen oft das Gefühl, die Gerüche aus der Küche des Cafés in der Nase spüren zu können, das fröliche Lachen der Menschen im Café klang in meinen Ohren, ich habe Tränen der Freude, der Trauer und des Entsetzens geweint und selten ein Buch erlebt, dass mich derart berührt. Donia Bijan zeigt die widersprüchlichen Seiten dieser faszinierenden Stadt, Noor ist das Bindeglied zwischen der westliche Welt und den Besonderheiten der persischen Kultur.
Donia Bijans Debütroman, der im Juli 2018 im Ullstein-Verlag erschienen ist, hat mich auf 384 begeistert und ist für mich persönlich eine der Buchhighlights des Jahres.

Veröffentlicht am 18.06.2018

spannendes Thrillerdebüt

Der Alphabetmörder (Ein Grall-und-Wyler-Thriller 1)
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Lars Schützs Debüt, das im Juni im Ullstein-Verlag erschienen ist, erzählt auf 384 Seiten eine spannende und temporeiche Geschichte, die mir sehr gut gefallen hat.
Im Westerwald wird in einem Gehege eines ...

Lars Schützs Debüt, das im Juni im Ullstein-Verlag erschienen ist, erzählt auf 384 Seiten eine spannende und temporeiche Geschichte, die mir sehr gut gefallen hat.
Im Westerwald wird in einem Gehege eines Wildparks eine grausam zugerichtete Leiche aufgefunden, ein laienhaft eintätowiertes „A“ lässt die Ermittler gleich auf eine gezielte Tat schließen. Nahezu zeitgleich wird wenig entfernt eine weiter Leiche aufgefunden, auch diese mit einer Tätowierung gezeichnet. Diesmal ist es der Buchstabe „B“, offensichtlich treibt hier ein Serienmörder ein perfides Spiel. Jan Grall und Rabea Wyler, Profiler des LKA in Frankfurt, werden zur Unterstützung der schnell eingerufenen SOKO „Alphabetmörder“ hinzugezogen. Für Jan Grall ist es die Rückkehr in die Heimat seiner Jugend, die er einige Jahre zuvor nach einschneidenden Ereignissen fluchtartig verlassen hat, neben der Lösung des Falls hat er mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen. Die Zeit drängt, denn es wird nicht nur eine weitere Leiche mit dem Buchstaben „C“ gefunden, sondern vor Jan Gralls Hotelzimmer wird der Buchstabe „Z“ als drohende Botschaft auf die Wand gemalt.
Der Thriller dreht sich um eine Serie von sehr brutalen Morden, die Schilderungen der Taten sind jedoch moderat gehalten, verzichten auf blutrünstige Details und lassen viel Raum für Kopfkino, was mir positiv aufgefallen ist, da ich seitenweise brutale Schilderungen von Gewalt als abstoßend und unangemessen empfinde. Es gibt wechselnde Spuren, verschiedene Personen verhalten sich verdächtig, heiße Spuren erweisen sich als Finte. Der Leser rätselt mit, die Charakterisierung der Hauptfiguren habe ich als gelungen und nachvollziehbar empfunden, der zunehmende Druck und die zeitweise Frustration wirken fast greifbar. Die psychopathische Figur des Täters kommt allerdings in meinen Augen etwas kurz, seine Beweggründe werden fast ausschließlich von Außen analysiert, Nähe zu den Taten entsteht nur durch Szenen, in denen ein gefangenes Opfer sein Martyrium beschreibt. Die Motivation zu den Taten in diesem Ausmaß habe ich als nicht wirklich plausibel empfunden, die Geschichte ansich ist aber komplex und spannend erzählt. Jan Grall als zentrale Figur ist ein interessanter Charakter, über den man in diesem Band einiges erfährt, er dürfte aber auch in Folgebänden für die eine oder ander Überraschung gut sein. Ich werde den Autor und diese Thrillerreihe im Auge behalten.

Veröffentlicht am 06.06.2018

Frauenpower durch die Jahrhunderte

Power Women – Geniale Ideen mutiger Frauen
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Dieses Buch erzählt in wundervoll illustrierter Form die Geschichten von 25 Frauen, die mit ihrem Handeln einen wichtigen Einfluss darauf hatten, dass unsere Welt so geworden ist, wie wir sie kennen. Diese ...

Dieses Buch erzählt in wundervoll illustrierter Form die Geschichten von 25 Frauen, die mit ihrem Handeln einen wichtigen Einfluss darauf hatten, dass unsere Welt so geworden ist, wie wir sie kennen. Diese Frauen haben auf ganz unterschiedliche Weise gewirkt, „eines haben alle diese Frauen gemeinsam: Sie sind oder waren Feministinnen — das heißt, sie sind der Überzeugung, dass Männer und Frauen ebenbürtig sind. (Was sie selbstverständlich sind.) Und sie haben sich geweigert, Männern den Lauf der Geschichte zu überlassen.“ Dieses Zitat aus dem Vorwort spiegelt gut die Kernaussage des Buches wieder, es will heutigen jungen Mädchen Mut machen, die eigenen Stärken zu entwickeln und selbstbewusst ihren eigenen Weg zu gehen.
Jeder der ausgewählten 25 Frauen, die in unterschiedlichen Epochen der Geschichte bis zur Gegenwart gelebt haben, sind dabei 4 Seiten gewidmet. In Kurzform werden Informationen zur Biografie der jeweiligen Person gegeben sowie zu ihren bemerkenswerten Taten oder Eigenschaften. Neben einer großformatigen Illustration der Figur wird jeweils noch ein passendes
Zitat angegeben und ein schöner Bezug zu den Leser/innen geschlossen. Zu aktuellen Fragen oder Problemen, die junge Mädchen von heute beschäftigen wird eine Frage gestellt und darüber spekuliert, wie die jeweilige berühmte Persönlichkeit in diesem Fall gehnadelt hätte.
Das Buch enthält eine schöne Mischung von bekannten und weniger Bekannten Frauen, die großes geleistet haben, dabei wird ein Bogen gespannt von der Antike mit Kleopatra bis zu Malala heute.
Einige Frauen haben besonders mutig gehandelt, sich für ein Anliegen eingesetzt, andere haben in der Wissenschaft großes geleistet, was gerade für Frauen in der Vergangenheit kein einfaches Feld war. Bei diesen 25 Frauen ist bestimmt eine dabei, mit der sich ein junges Mädchen von heute identifizieren und sich zum Vorbild wählen kann. Die Informationen sind jeweils knapp gehalten und vereinfacht aber für die Zielgruppe verständlich formuliert. Sie bieten aber vielleicht den Anreiz, sich mit der einen oder anderen Persönlichkeit in weiterführender Literatur näher zu beschäftigen.
Am Ende runden ein Persönlichkeitstest, in dem die Leser/innen ihre Stärken ermitteln können, und eine Zeitleiste das Buch ab. Mir hat das Buch mit seiner abgerundeten Mischung gut gefallen, es bietet einen leicht verständlichen Einstieg in Geschichtsthemen und kann junge Mädchen von heute darin bestärken, selbstbewusst ihren Lebensweg zu suchen.

Veröffentlicht am 05.06.2018

zu wenig Thrill, zu sehr Beziehungsgeschichte

The Stranger - Wer bist du wirklich?
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Bei Skia Sarginsons neuem Buch „The Stranger - Wer bist du wirklich?“ habe ich aufgrund der Veröffentlichung im Verlag beTHRILLED by Bastei und der Beschreibung einen spannenden Thriller erwartet, es handelt ...

Bei Skia Sarginsons neuem Buch „The Stranger - Wer bist du wirklich?“ habe ich aufgrund der Veröffentlichung im Verlag beTHRILLED by Bastei und der Beschreibung einen spannenden Thriller erwartet, es handelt sich jedoch in erster Linie um ein emotionales Beziehungsdrama mit einigen rätselhaften Ereignissen, selbst für die Einstufung als romantischer Thriller fehlt es meiner Meinung nach an Tiefe und Spannungsmomenten.
Angesiedelt ist die Geschichte in einem kleinen, beschaulichen englischen Dorf, in dem allerdings die Idylle trügt und einiges nicht so ist wie es scheint.
Gleich zu Beginn gibt es eine dramatische Szene, als Eleanor Zeugin wird, wie ihr Ehemann William bei einem Autounfall ums Leben kommt. Eleanor ist verunsichert, denn es passt so gar nicht zu Williams Charakter, dass er derart über die Landstrasse rast und dabei auch noch große Mengen Alkohol im Blut hat. Hinweise, dass William sie betrogen haben könnte, erschüttern ihr Bild von ihrem Ehemann. Hatte er noch weiteres vor ihr verborgen? Aber auch Eleanor selbst trägt seit vielen Jahren ein Geheimnis mit sich herum. Trost findet sie in der Arbeit in ihrer Bäckerei und wenig später in dem kurz nach ihr verwitweten Gutsbesitzer David Mallory. Auch der Wanderarbeiter Luca, der sich um den Garten ihres Cottages kümmert, wird zu einem wichtigen Begleiter.
Zwar flicht die Autorin in die Geschichte einige Ungereimtheiten ein und sät Zweifel an der Integrität einiger Charaktere, das wirkt aber insgesamt zu bemüht, um Nervenkitzel zu erzeugen. Eleanor als Hauptfigur handelt zu gleichmütig, auf auf Anfeindungen ihr gegenüber, ihre Emotionen wirken nicht glaubhaft, es kommt keine Atmosphäre auf.
Erst auf den letzten gibt es ein paar dramatische Entwicklungen, die Auflösung kann jedoch nicht wirklich überraschen, dazu fehlt dem Buch die Raffinesse, es ist zu vorhersehbar, wer hier zu den Bösen und we zu den Guten gehört. Das Buch ist flüssig zu lesen für meinen Geschmack aber zu seicht gehalten.