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Veröffentlicht am 24.05.2020

eine spannende Ausgangssituation mit einer enttäuschend konstruierten Geschichte

Der Tunnel - Nur einer kommt zurück
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Sechs Freunde unternehmen wie jedes Jahr eine Bootstour durch Großbritanniens längsten und historischen Kanaltunnel, doch nach der zweistündigen Fahrt sind 5 der jungen Leute verschwunden. Der sechste, ...

Sechs Freunde unternehmen wie jedes Jahr eine Bootstour durch Großbritanniens längsten und historischen Kanaltunnel, doch nach der zweistündigen Fahrt sind 5 der jungen Leute verschwunden. Der sechste, der Bootsführer Matthew ist verletzt und kann sich an die Ereignisse während der Fahrt nicht erinnern. Als einziger Überlebender wird er schnell zum Sündenbock abgestempelt.
Der Journalist und Autor Robin Ferringham ist überrascht, als er von dem ihm unbekannten Matthew einen Anruf mit Bitte um Hilfe erhält, umso mehr als Matthew vorgibt, diesen Tip von Robins Frau Samantha bekommen zu haben, denn Sam ist vor drei Jahren während einer beruflichen Reise nach Huddersfield spurlos verschwunden. Aber Huddersfield ist nur wenige Meilen vom Standedge-Tunnel entfernt und Matthew kann durch einen Hinweis glaubhaft vermitteln, dass es tatsächlich Samantha war, die ihn gebeten hat, Robin zu kontaktieren.
So macht sich dieser auf nach Huddersfield, nicht nur um Matthew zu helfen und das Rätsel um das Verschwinden der 5 jungen Leute zu lüften, sondern vielmehr auch in der Hoffnung, dort die Spur seiner Frau aufnehmen zu können und seinen eigenen Verlust zu bewältigen.
In Huddersfield trifft Robin auf eine verschworene Gemeinschaft des Ortes, geprägt von Vorurteilen und Verbitterung. Er bekommt bald zu spüren, dass die Geheimnisse tiefer reichen und eine Einmischung Fremder nicht gewünscht ist.
Die Geschichte spannend und rätselhaft, allerdings versucht der Autor in weiten Teilen die Spannung dadurch hoch zu halten, dass Fakten nur angedeutet werden statt klar ausgesprochen. Die Charaktere, insbesondere der Polizeichef, verhalten sich irrational, Ermittlungsarbeit findet nicht statt und wird sogar unterbunden.
Im zweiten Teil des Buchs, das sich mit der Auflösung des Falls beschäftigt, werden dann plötzlich die tatsächlichen Ereignisse offen gelegt. Dieser Handlungsstrang ist ebenso tragisch wie brutal, wirkt jedoch zu sehr konstruiert und zusammen geschustert, um Spannung zu erzeugen.
Den Charakteren fehlt es an Glaubwürdigkeit, der Geschichte mangelt es an Logik, die Motive sind ebenso wenig nachvollziehbar wie die meisten Handlungen der Hauptpersonen.
Anfangs konnte mich die Ausgangssituation noch fesseln, insbesondere die Atmosphäre um die Vorverurteilung Matthews durch die Dorfbewohner und der manipulative Einfluss der Presse machen beklommen, der Thriller ansich kann nicht überzeugen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.09.2019

10 Jahre Eberhofer - das Buch ist kein Grund zum Feiern

Guglhupfgeschwader
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„Guglhupfgeschwader“ ist der inzwischen 10. Band um den bayrischen Dorfpolizisten Franz Eberhofer, der bei seinen Fans einen gewissen Kultcharakter errungen hat. Autorin Rita Falk lässt dieses Jubiläum ...

„Guglhupfgeschwader“ ist der inzwischen 10. Band um den bayrischen Dorfpolizisten Franz Eberhofer, der bei seinen Fans einen gewissen Kultcharakter errungen hat. Autorin Rita Falk lässt dieses Jubiläum auch innerhalb der Geschichte lebendig werden, so wird in Franz‘ Heimatort Niederkaltenkirchen der Kreisverkahr ihm zu Ehren mit großem Tamtam auf den Namen „Eberhofer-Kreisel“ getauft. Doch dem Namensgeber bleibt nicht viel Zeit für entspannte Feierlichkeiten, da sich Oskar, der als „Lotto-Otto“ im Dorf gemeinsam mit seiner Mutter den Lottoladen betreibt, vertrauensvoll an Eberhofer wendet. Er wird von gefährlichen Verfolgern bedroht, auch das Leben seiner Mutter steht auf dem Spiel. Franz nimmt sich beherzt und gewohnt unkonventionell der Sache an, auch sein Spezi Birkenberger ist natürlich wieder mit von der Partie.
Für mich war dieser Jubiläumsband leider eine Enttäuschung. In der Reihe war es schon immer so, dass ein Großteil ihres Charmes in den besonderen Charakteren lag, neben Franz Eberhofer und seiner teils kauzigen Familie gehören dazu auch der Birkenberger Rudi und Richter Moratschek. Diesmal ist jedoch noch weniger vom Krimicharakter finden als bei den letzten Bänden. Die Dorf- und Familiengeschichten überwiegen, wobei es wenig Neues gibt. Rudi ist vielleicht etwas zickiger als üblich, ansonsten gibt es die gewohnten Sticheleien, Eberhofer schlemmt sich wie gewohnt durch das Sortiment beim Simmerl oder schaut bei der Oma in die Töpfe.
Die Geschichte zieht sich in die Länge, von Ermittlungen ist kaum etwas zu spüren, Spannung baut sich gar nicht auf. Man bekommt den Eindruck, als sollten alle bekannten Figuren zumindest eine Erwähnung finden, der rote Faden fehlt, die Handlung wirkt zu sehr aus Altbewährtem zusammengebraut.
Einziger Lichtblick beim Hörbuch ist Christian Tramitz als Sprecher, der in meinen Augen Franz Eberhofer wunderbar verkörpert und der Geschichte das I-Tüpfelchen aufsetzt, dennoch wird für mich der 10.Band auch der letzte sein.

Veröffentlicht am 28.06.2019

anfangs interessante Love-Story, die aber im Verlauf abflacht

Love to share – Liebe ist die halbe Miete
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Beth O'Learys Debütroman klang nach einer originellen und amüsanten Idee á la Daniel Glattauers „Alle sieben Wellen“, konnte zum Ende hin meine Erwartungen aber immer weniger erfüllen.
Der Beginn der Geschichte ...

Beth O'Learys Debütroman klang nach einer originellen und amüsanten Idee á la Daniel Glattauers „Alle sieben Wellen“, konnte zum Ende hin meine Erwartungen aber immer weniger erfüllen.
Der Beginn der Geschichte ist spritzig und außergewöhnlich. Nach der Trennung von ihrem Freund Justin sucht Tiffy dringend in New York eine günstige Wohnung. Ihr Gehalt als Lektorin bei einem Verlag für Bastel- und DIY-Bücher ist zu knapp für die hiesigen Mieten, so dass bei einem sehr besonderen Wohnungsangebot zuschlägt. Leon braucht dringend Geld, um seinen Bruder unterstützen zu können. Er arbeitet im Nachtdienst und verbringt die Wochenenden bei seiner Freundin, in der übrigen Zeit kann Tiffy über die Wohnung verfügen, ohne dass die beiden sich dort begegnen müssen. Kann das gut gehen, die Wohnung mit einem Fremden zu teilen?
Auch wenn die beiden sich nicht treffen, muss der schüchterne und zurückhaltende Leons erst einmal verarbeiten, dass sich eine derart kreative Frau mit ihren bunten Accessoires in seiner Wohnung breit macht. Die beiden beginnen, über Post-It-Zettel zu kommunizieren und lernen sich auf diesem Weg nach und nach besser kennen.
Die Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht der quirligen Tiffy und des eher wortkargen Leons geschrieben, dadurch lernt der Leser die beiden kennen und einzuschätzen.
Es überrascht nicht wirklich, dass das starre Absprachengerüst der beiden irgendwann durcheinander gerät und zu einigen Verwirrungen führt.
Das Buch ist amüsant und flüssig geschrieben, der Stil in den unterschiedlichen Erzählperspektiven treffend zu den Charakteren von einander abgegrenzt. Insbesondere Leon ist mit seiner ruhigen, sensiblen Art und seinem sozialen Engagement ein Sympathieträger.
Mit der Annäherung Tiffys und Leons hat sich der Charme der Geschichte jedoch verabschiedet, sie ist immer mehr ins Banale abgerutscht und wird durch arg konstruiert wirkende Verwicklungen in die Länge gezogen. Im letzten Drittel des Buches habe ich mehrfach überlegt es abzubrechen, weil mich der Ausgang immer weniger interessiert hat.
Das Buch hatte Potential, dass es in meinen Augen nicht durchgehalten hat sondern zu einer beliebigen seichten Love-Story abgerutscht ist. Das kann man Lesen, verpasst aber auch nichts, wenn man es links liegen lässt.

Veröffentlicht am 28.03.2019

ein unterhaltsamer Krimi für Kinder - als Hörbuchversion qualitativ wenig gelungen

Der Fall des verschwundenen Lords
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Der Name der Titelheldin des Kinderbuchs „Der Fall des verschwundenen Lords – Ein Enola Holmes Krimi“ erinnert nicht zufällig an den bekannten britischen Detektiv Sherlock Holmes. Enola ist seine unbekannte ...

Der Name der Titelheldin des Kinderbuchs „Der Fall des verschwundenen Lords – Ein Enola Holmes Krimi“ erinnert nicht zufällig an den bekannten britischen Detektiv Sherlock Holmes. Enola ist seine unbekannte und deutlich jüngere Schwester, die ohne Kontakt zu ihren Brüdern mit ihrer Mutter auf dem Familiengut lebt. An Enolas 14.Geburtstag verschwindet ihre Mutter spurlos, lässt ihrer Tochter lediglich ein Buch über Blumen und ein selbstgestaltetes Büchlein mit Rätselcodes als Geburtstagsgeschenke zurück, die Enola zu raffinierten Geldverstecken führen und zu der Erkenntnis, dass ihre Mutter sich mit Absicht abgesetzt hat, um dem Regiment ihrer Söhne zu entkommen. Wenig später macht Enola sich auf der Suche nach ihrer Mutter auf den Weg in das düstere London des Jahres 1888.

Dabei wird sie per Zufall auf den Fall eines verschwundenen Lords aufmerksam, nach ihren Erfolgen mit den Rätseln ihrer Mutter werden ihre familiären Instinkte als Detektivin geweckt. Sie begibt sich auf die Spurensuche und stellt mit ihrer gewitzten Art selbst Scotland Yard in den Schatten.

Die Altersempfehlung des Buchs liegt bei 12-15 Jahren, aufgrund des Themas und der eher einfach gehaltenen Erzählung halte ich es für 10 bis 14-jährige Leser geeignet, auch wenn einige Begriffe wie Pompadour, Podexpolster oder gar Bordsteinschwalbe vermutlich für Erklärungsbedarf sorgen werden.

Die Ich-Erzählung aus der Sicht Enolas lässt das Buch sehr lebendig wirken und wird von vielen Dialogen gestützt. Da es sich um den ersten Band einer Buchserie handelt, bedarf es in den ersten Kapiteln einiger Erläuterungen zur Einführung der Personen und den Besonderheiten der Zeit, in der die Geschichte spielt. Der Fall um die Entführung des jungen Lords gerät dadurch etwas kurz, in den Folgebänden sollte das etwas anders aussehen.

Es gefällt mir, dass es sich bei der Audio-CD um eine ungekürzte Lesung handelt, so dass bei der Hörversion nichts von der Geschichte verloren geht. Luisa Wietzorek als Sprecherin habe ich allerdings als äußertst anstrengend empfunden. Ihre Stimme passt zu der jungen Hauptfigur, sie neigt jedoch sehr dazu, am Ende der Sätze so leise zu werden, dass die Satzenden verschluckt werden und kaum zu verstehen sind. Insbesondere Enola spricht sie passagenweise unangebracht leise, andere Figuren wesentlich lauter, sodass man ständig genötigt ist, die Lautstärke der CDs nachzustellen.

Inhaltlich ein schönes Buch, ich empfehle eher das gemeinsame Lesen oder Vorlesen mit den Kindern. Für die Geschichte würde ich 4 Sterne geben, für die Sprecherin und das darunter leidende Hörvergnügen ziehe ich einen Stern ab.

Veröffentlicht am 12.03.2019

anfangs spannend,am Ende sehr unglaubwürdig und enttäuschend

Einer wird sterben
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Der aktuelle Thriller „Einer wird sterben“ von Wiebke Lorenz basiert auf einer ebenso interessanten wie verstörenden Idee. In der ruhigen Blumenstraße, gelegen in einem gehobenen Viertel einer größeren ...

Der aktuelle Thriller „Einer wird sterben“ von Wiebke Lorenz basiert auf einer ebenso interessanten wie verstörenden Idee. In der ruhigen Blumenstraße, gelegen in einem gehobenen Viertel einer größeren Stadt, parkt eines Morgens ein schwarzer Mercedes. Die Insassen, ein Mann und eine Frau, bleiben über Tage in dem parkenden Auto sitzen, das sich nicht von der Stelle bewegt.
Im Haus gegenüber wohnt Stella Johannsen, die sich zu dieser Zeit allein in der geräumigen Villa aufhält, da ihr Mann Paul als Pilot einige Tage dienstlich unterwegs ist. Sie ist beunruhigt, als ihr bewusst wird, dass der Wagen genau an dem Tag aufgetaucht ist, an dem sie und ihr Mann vor sechs Jahren einen folgenschweren Unfall hatten, in einem schwarzen Mercedes. Je länger das Auto dort steht, umso nervöser wird sie, ihr Mann ist im Ausland schwer erreichbar und wiegelt ihre Ängste ab, weitere Zwischenfälle schüren Stellas Ängste.
Das Buch beginnt spannend, Stellas Paranoia sind durchaus nachvollziehbar, die Atmosphäre der Angespanntheit wird glaubhaft vermittelt. Im Verlauf der Geschichte beginnen Stellas Abhängigkeit von ihrem Mann Paul, ihre daraus resultierende Unselbstständigkeit und ihre zunehmende Hysterie jedoch anstrengend zu werden und zu nerven. Zusätzliche Ereignisse in der Nachbarschaft sollen vermutlich das Rätsel um die Absichten des parkenden Pärchens erhöhen, ziehen die Handlung aber in der zweiten Hälfte unnötig in die Länge.
Der Showdown in den letzten Kapiteln bietet eine überraschende Wendung und eine Auflösung, die aber derart konstruiert bis hanebüchen wirkt, dass sie der Geschichte das letzte Fünkchen Glaubwürdigkeit nimmt. Ich könnte dazu viele Details aufführen, müsste dann aber zu viel vom Ende der Handlung spoilern, was ich vermeiden möchte.
Die Charaktere bleiben eher farblos bis stereotyp, die Motivation und Ausführung der Aktionen sind nicht nachvollziehbar, hier wurde in meinen Augen viel Potential verschenkt. Die Täterfigur bleibt allzu sehr im Hintergrund bis Verborgenen, gerade in einem Psychothriller hätte man da deutlich mehr herausholen können. Sprachlich ist das Buch gut gemacht, inhaltlich entpuppt es sich insbesondere im letzten Drittel als Enttäuschung.