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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.03.2017

beindruckender Psychothriller und Familiendrama

Perfect Girl - Nur du kennst die Wahrheit
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Im Winter ereignet sich nach einer Party ein tragischer Unfall, bei dem drei Jugendliche uns Leben kommen. Am Steuer sitzt die erst 14-jährige Zoe Guerin. Dieses Ereignis erschüttert Zoes Leben zutiefst, ...

Im Winter ereignet sich nach einer Party ein tragischer Unfall, bei dem drei Jugendliche uns Leben kommen. Am Steuer sitzt die erst 14-jährige Zoe Guerin. Dieses Ereignis erschüttert Zoes Leben zutiefst, auch die Ehe ihrer Eltern zerbricht daran. Nach ihrer Zeit im Jugendarrest, zieht Zoe mit ihrer Mutter Maria nach Bristol, wo deren Schwester Tess lebt. Dort beginnt ihr 2.Leben mit Marias 2. Ehe und einer neuen Familie. Auf einem gemeinsamen Klavierkonzert mit ihrem Stiefbruder kommt es jedoch zu einem Eklat, Zoes Geheimnis droht ans Licht zu kommen, und am nächsten Morgen ist Zoes Muttet tot.
In diesem Thriller wird das Geschehen in kurzen Kapiteln aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Dabei wird schnell klar, dass in dieser Familie hinter der glänzenden Fassade einige Geheimnisse lauern. Aufgrund der sehr persönlichen Schilderungen ist der Leser sehr nah dran an der Handlung. Dieser Thriller ist etwas besonderes, denn er dreht sich nicht um besonders psychopathische oder grausame Taten, sondern spielt raffiniert nicht nur mit den Gefühlen der Charaktere sondern auch mit denen der Leser. Wonach bemisst sich Schuld? Wäre ich selber fähig zu vergeben? Wiesehr lassen wir und von Vorurteilen und oberflächlichen Eindrücken leiten? Abgesehen von den Rückblenden findet das Geschehen in einer sehr kurzen Zeitspanne und einem sehr eingeschränkten Raum statt und erinnert damit ein wenig an ein Kammerspiel. Umso intensiver sind die Erlebnisse für einzelnen Personen und die zum Teil dramatischen Folgen für ihre weitere Zukunft. Das Buch hat mich inhaltlich und sprachlich sehr beeindruckt, der Spannungsbogen ist durchgehend hoch, ich mochte das Buch kaum aus der Hand legen. Dies wird ganz sicher nicht mein letztes Buch von Gilly Macmillan gewesen sein.

Veröffentlicht am 26.02.2017

interessantes Thema aber mit kleinen Schwächen

Glücksmädchen
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Die Journalistin Ellen Tamm hat im Alter von 8 Jahren bei einem tragischen Unfall ihre Zwillingsschwester Elsa verloren und dieses Trauma nie überwunden. Das Thema Tod lässt sie nicht los auch während ...

Die Journalistin Ellen Tamm hat im Alter von 8 Jahren bei einem tragischen Unfall ihre Zwillingsschwester Elsa verloren und dieses Trauma nie überwunden. Das Thema Tod lässt sie nicht los auch während ihrer Arbeit als Kriminalreporterin beim schwedischen Fernsehen. Als die 8-jährige Lycke von ihren Eltern als vermisst gemeldet wird, brechen Ellens Erinnerungen wieder durch und sie ist quasi besessen von dem Gedanken, Lycke zu retten. Je mehr sie in die Geschichte eintaucht, umso deutlicher wird jedoch, dass Lyckes Leben ihrem Namen nicht gerecht wird. Aufgerieben zwischen dem Rosenkrieg der Eltern und der Stiefmutter, der sie im Weg ist, hat Lycke sich immer mehr zurück gezogen und findet selbst in der Schule keine Freunde.
Der Thriller berührt, denn bei Lyckes Verschwinden geht es kaum jemanden um sie selbst, die Familie und auch Ellen sind mehr mit sich selbst beschäftigt, die Medien suchen nach einer bestmöglichen Vermarktung. Der Fokus liegt weniger beim Täter als vielmehr bei den Reaktionen und Emotionen der betroffenen Personen. Die Journalistin Ellen Tamm steht im Vordergrund, was vielleicht daran liegen mag, dass die Autorin wie ihre Protagonistin zeitweise bei einm TV-Sender gearbeitet hat.
Der Thriller spricht brisante Themen an, allerdings fehlt es etwas an Spannung und Ellens persönliche Geschichte steht ein wenig zu sehr im Mittelpunkt. Sie wird durch den Fall nicht nur indirekt an ihre eigene Vergangenheit erinnert, sondern gezielt manipuliert, um bei den Ermittlungen und Berichterstattungen ihre Grenzen zu überschreiten. Bei ihren Ängste und Beklemmungen gibt es zu viele Wiederholungen, das Motiv des Täters bleibt dabei leider etwas auf der Strecke. Abgesehen von Ellen bleiben die Charaktere etwas blass, da hätte man mehr herausholen können. Insgesamt ist dieses Buch jedoch ein vielversprechendes Debüt, in Schweden ist bereits der Folgeband erschienen, in dem Ellens Vergangenheit erneut mit einem Mordfall verquickt ist.

Veröffentlicht am 20.02.2017

ein außergewöhnliches Buch, spannend und komplex erzählt

Das Buch der Spiegel
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„Das Buch der Spiegel“ ist ein außergewöhnliches Buch, nicht nur aufgrund der Idee hinter der Geschichte, sondern auch aufgrund der ungewöhnlichen Erzählweise.
Zu Beginn erhält der Literaturagent Peter ...

„Das Buch der Spiegel“ ist ein außergewöhnliches Buch, nicht nur aufgrund der Idee hinter der Geschichte, sondern auch aufgrund der ungewöhnlichen Erzählweise.
Zu Beginn erhält der Literaturagent Peter Katz einen Auszug aus dem Roman des Autors Richard Flynn zur Begutachtung. Flynn erzählt darin eine sehr persönliche Geschichte aus seiner 27 Jahre zurückliegenden Studentenzeit. Damals war er privat mit dem Psychologieprofessor Joseph Wieder bekannt, dessen brutale Ermordung nie aufgeklärt wurde, Richard Flynns Leben aber nachhaltig beeinflusst hat. Nach all den Jahren haben neue Erkenntnisse seine Sicht auf die Vorfälle geändert, so dass er sich die Geschichte in Form eines Romans von der Seele geschrieben hat. An entscheidender Stelle endet das Manuskript, der Literaturagent ist jedoch von Stil und Inhalt der Geschichte so begeistert, dass er mit dem Autor Kontakt aufnehmen und das Buch veröffentlichen will. Leider muss er feststellen, dass Richard Flynn inzwischen verstorben und der Rest des Manuskripts nicht auffindbar ist. Die Geschichte lässt ihn nicht los, so dass er versucht die Wahrheit hinter der Geschichte zu ergründen.
Inklusive Richard Flynn sind es 4 Ich-Erzähler, die nacheinander jeder auf ihre Art zu der Aufklärung der Geschichte beitragen. Die Wechsel der Erzählperspektive sind klar voneinander abgegrenzt, die Charaktere unterscheiden sich deutlich voneinander und verleihen dem Buch so einen besonderen Charme. Am Ende sind nicht alle Fragen eindeutig geklärt, aber das passt zu der Aussage des Buches.
Es spielt gewissermaßen damit, dass die Wahrheit, die man zu kennen glaubt, oft nur einen Teil der tatsächlichen Wahrheit widerspiegelt und uns eine Realität vorgaukelt, die es so gar nicht gibt. Der Leser wird immer wieder in die Irre geführt und kann mit darüber nachgrübeln, wie die Ereignisse tatsächlich stattgefunden haben.
Ich finde dieses Buch mit seinen geschickten Wendungen sehr bemerkenswert, weil es viele Denkanstöße gibt und mit einer klaren Sprache eine wunderbare komplexe Geschichte erzählt.

Veröffentlicht am 03.02.2017

interessantes Thema aber mit kleinen Schwächen

Glücksmädchen
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Die Journalistin Ellen Tamm hat im Alter von 8 Jahren bei einem
tragischen Unfall ihre Zwillingsschwester Elsa verloren und dieses
Trauma nie überwunden. Das Thema Tod lässt sie nicht los auch während ...

Die Journalistin Ellen Tamm hat im Alter von 8 Jahren bei einem
tragischen Unfall ihre Zwillingsschwester Elsa verloren und dieses
Trauma nie überwunden. Das Thema Tod lässt sie nicht los auch während
ihrer Arbeit als Kriminalreporterin beim schwedischen Fernsehen. Als die
8-jährige Lycke von ihren Eltern als vermisst gemeldet wird, brechen
Ellens Erinnerungen wieder durch und sie ist quasi besessen von dem
Gedanken, Lycke zu retten. Je mehr sie in die Geschichte eintaucht, umso
deutlicher wird jedoch, dass Lyckes Leben ihrem Namen nicht gerecht
wird. Aufgerieben zwischen dem Rosenkrieg der Eltern und der
Stiefmutter, der sie im Weg ist, hat Lycke sich immer mehr zurück
gezogen und findet selbst in der Schule keine Freunde.

Der Thriller berührt, denn bei Lyckes Verschwinden geht es kaum jemanden
um sie selbst, die Familie und auch Ellen sind mehr mit sich selbst
beschäftigt, die Medien suchen nach einer bestmöglichen Vermarktung. Der
Fokus liegt weniger beim Täter als vielmehr bei den Reaktionen und
Emotionen der betroffenen Personen. Die Journalistin Ellen Tamm steht im
Vordergrund, was vielleicht daran liegen mag, dass die Autorin wie ihre
Protagonistin zeitweise bei einm TV-Sender gearbeitet hat.

Der Thriller spricht brisante Themen an, allerdings fehlt es etwas an
Spannung und Ellens persönliche Geschichte steht ein wenig zu sehr im
Mittelpunkt. Sie wird durch den Fall nicht nur indirekt an ihre eigene
Vergangenheit erinnert, sondern gezielt manipuliert, um bei den
Ermittlungen und Berichterstattungen ihre Grenzen zu überschreiten. Bei
ihren Ängste und Beklemmungen gibt es zu viele Wiederholungen, das Motiv
des Täters bleibt dabei leider etwas auf der Strecke. Abgesehen von
Ellen bleiben die Charaktere etwas blass, da hätte man mehr herausholen
können. Insgesamt ist dieses Buch jedoch ein vielversprechendes Debüt,
in Schweden ist bereits der Folgeband erschienen, in dem Ellens
Vergangenheit erneut mit einem Mordfall verquickt ist.

Veröffentlicht am 03.02.2017

eine märchenhafte Weihnachtsgeschichte

Ein Junge namens Weihnacht
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Mit dem Kinderbuch "Ein Junge namens Weihnacht" hat der Autor Matt Haig wieder einmal seine Erzählkunst bewiesen. Nachdem mir schon "Ich und die Menschen" mit seiner originellen Geschichte und seiner Wortgewandtheit ...

Mit dem Kinderbuch "Ein Junge namens Weihnacht" hat der Autor Matt Haig wieder einmal seine Erzählkunst bewiesen. Nachdem mir schon "Ich und die Menschen" mit seiner originellen Geschichte und seiner Wortgewandtheit ausgesprochen gut gefallen hat, wurden meine Erwartungen auch hier nicht enttäuscht. Das Buch nimmt den Leser mit auf eine Reise durch das winterliche Finnland ins Reich der Wichtel und erzählt eine Geschichte darüber, wie es zu dem heute allseits bekannten Mythos um den Weihnachtsmann gekommen ist. Den Weihnachtsmann selbst kennt jedes Kind, aber wer macht sich schon darüber Gedanken, wie es dazu gekommen ist? Matt Haig erzählt hier sehr bildhaft, wie es wohl gewesen sein könnte. Viele Details wie die Wichtel, Elfen oder auch sprechende Tiere lassen die Geschichte wie ein Märchen erscheinen und geben ihr einen besonderen Zauber.

Der kleine Nikolas wächst in ärmlichen Verhältnissen im ländlichen Finnland auf. Sein Vater Joel verdient mehr schlecht als recht mit Holzhacken ihren Lebensunterhalt, Nikolas begleitet ihn oft, zum Spielen besitzt t er lediglich eine aus einer Steckrübe geschnitzte Puppe. Eines Tages erhält der Vater die Gelegenheit, sich mit einer Gruppe Männer auf die Suche nach dem Reich der Elfen und Wichtel zu begeben und dafür reich entlohnt zu werden. Nikolas bleibt in der Obhut seiner Tante Carlota zurück, die sich jedoch als gemein und hartherzig entpuppt. So beschließt Nikolas davon zu laufen und seinen Vater zu suchen. Auf seiner Reise findet er die Freundschaft eines Rentiers, die Mütze seines Vaters und schließlich auch die Wichtel. Er erlebt schöne und schmerzliche Dinge, es ist ein langer Weg, bis er seine Bestimmung erreicht. Das Buch enthält ebenso magische wie grausame Momente, bei dem Hörbuch haucht der großartige Rufus Beck mit seiner differenzierten Lesung den Figuren Leben ein. Es gibt einige tolle Charaktere, neben Nikolas und Blitz hat uns auch die kleine Wahrheitselfe Pixi besonders gut gefallen.

Ich hatte eine zeitlang Zweifel, ob die Altersempfehlung mit 10 Jahren nicht etwas niedrig angesetzt ist, da ein paar Szenen recht brutal sind, allerdings findet man dergleichen auch bei klassischen Märchen, und meine Kinder im Alter von 10 bis 14 Jahren waren begeistert. Lediglich der Schluss zog sich etwas hin, hier wurde die Geschichte eher nachdenklich und hat an Spannung verloren, das hätte man etwas raffen können. Insgesamt ist dies jedoch eine wirklich schöne Weihnachtsgeschichte für Jung und Alt, die wir sicher im nächsten Jahr wieder zur Einstimmung in die Adventszeit hören werden.