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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein humorvoller und bewegender Roman mit wundervollen Charakteren

Die sieben Tode des Max Leif
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Auch wenn das Jahr noch kurz ist, kann ich jetzt schon sagen, dass das Buch „Die sieben Tode des Max Leif“ garantiert eines meiner diesjährigen Highlights sein wird. Es kommt selten vor, dass mich ein ...

Auch wenn das Jahr noch kurz ist, kann ich jetzt schon sagen, dass das Buch „Die sieben Tode des Max Leif“ garantiert eines meiner diesjährigen Highlights sein wird. Es kommt selten vor, dass mich ein Buch emotional so beschäftigt und nahe geht. Man nimmt es der Autorin eindeutig ab, dass sie sich lange und intensiv mit der Hauptfigur Max Leif beschäftigt hat, denn dieser wirkt so lebendig und glaubhaft, als würde eine reale Persönlichkeit aus seinem Leben berichten.
Max Leif ist 41 Jahre alt, als unter anderem ein unerwarteter Herzinfarkt und der Tod seines besten Freundes einen Umbruch in seinem Leben einläuten. Max, der als erfolgreicher Musikproduzent ein turbulentes Leben gewohnt ist, wird sich plötzlich seiner Verletzlichkeit bewusst, beginnt in sich hinein zu horchen und entwickelt sich zu einem waschechten Hypochonder. Warum fühlt er sich plötzlich so schlecht? Was für Krankheiten könnte er ausbrüten?
Max Leif erzählt in der Ich-Perspektive aus seinem Leben, der Leser kann über mehrere Monate an seinen Leiden, Gedanken und Problemen teilhaben. Das klingt tragisch und ist es auch in einigen Momenten, es überwiegt jedoch ein humorvoller und oft ironischer bis sarkastischer Ton, beim Lesen habe ich oft zwischen Weinen und Lachen geschwankt.
Das Buch ist abwechslungsreich erzählt, ein von Max streng gehütetes Geheimnis sorgt für zusätzliche Spannung.
Zu unterhaltsamen und amüsanten Szenen tragen auch die Charaktere bei, die Max zur Seite gestellt werden. Insbesondere seine russische Putzfrau Jekaterina Poljakow und Max‘ resolute Hausärztin Dr. Bärbeißer sind echte Originale und Sympathieträger.
Das kann man von Max nicht unbedingt behaupten, für meinen Geschmack ist Max oft zu nervig und überzogen, dennoch ist er mir ein Stück ans Herz gewachsen, ich habe mit ihm gelitten und mich manchmal maßlos über sein Verhalten geärgert.
Für mich ist dieser Roman rundum gelungen und hat meine Erwartungen deutlich übertroffen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unterhaltsamer Krimi mit kleinen Schwächen

Von Herzen
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Der Leser wird ohne einführende Worte mitten ins Geschehen geschubst. Gleich im ersten Kapitel geschieht ein Mord, eine abgewiesene Geliebte ermordet im Affekt ihren Exfreund.
Damit scheint der Fall klar ...

Der Leser wird ohne einführende Worte mitten ins Geschehen geschubst. Gleich im ersten Kapitel geschieht ein Mord, eine abgewiesene Geliebte ermordet im Affekt ihren Exfreund.
Damit scheint der Fall klar zu sein, doch es stellt sich schnell heraus, dass der ermordete Arzt Andreas Wilkens es mit der Treue nicht sehr genau genommen hat, und die Täterin nur schwer zu entlarven. Die Berliner Polizei muss tiefer in der Vergangenheit des Opfers graben, um der Täterin auf die Spur zu kommen. Natalie Sperling als verantwortliche Ermittlerin hat dabei nicht nur Unterstützung von ihren Kollegen, denn da gibt es noch ihr Maskottchen, den weißen Stoffhasen Harvey, der in kritischen Situationen ihre Gedanken ordnet und als ihre innere Stimme fungiert.
Mir haben der Stil und der Ton des Krimis sehr gut gefallen. Die Geschichte ist locker erzählt, Natalies kleine „Macke“ mit Harvey lockert die Handlung auf, die Charaktere wirken lebensnah und auch dadurch sympathisch, dass sie sich selbst nicht zu ernst nehmen. Die Geschichte ist komplex und verzwickt, es gibt immer wieder Rückschläge, auch weil in der Zusammenarbeit unter den Kollegen nicht immer alles glatt läuft. Das macht die Geschichte glaubhaft und spannend, andererseits liegt in der zu großen Komplexität auch eine Schwäche der Geschichte. Es gibt einige Handlungsstränge, die nicht zuende gedacht erscheinen, die Motivation der Täterin bleibt im Dunkeln, die Geschichte endet sehr abrupt, ohne eine wirklich zufriedenstellende Auflösung.
Insgesamt war der Krimi unterhaltsam, etwas weniger Komplexität in der Geschichte hätte aber auch gereicht und in einigen Punkten mehr Raum für Tiefe gegeben.

Veröffentlicht am 15.09.2016

nicht überzeugend

Tödliche Hoffnung
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Der Krimi „Tödliche Hoffnung“ von Tove Alsterdal nimmt sich des brisanten Themas Menschenhandel an, konnte mich in der Ausführung aber nicht wirklich überzeugen. Hauptfigur ist die Amerikanerin Alena Cornwall, ...

Der Krimi „Tödliche Hoffnung“ von Tove Alsterdal nimmt sich des brisanten Themas Menschenhandel an, konnte mich in der Ausführung aber nicht wirklich überzeugen. Hauptfigur ist die Amerikanerin Alena Cornwall, die Schauplätze liegen jedoch zum größten Teil in Europa, insbesondere in Frankreich und Spanien.
Als ihr Mann, der Journalist Patrick Cornwall, von einer Recherchereise nach Paris nicht mehr meldet, sondern seiner Frau einige Fotos und Notizen schickt, macht diese sich ebenfalls dorthin auf um zu ergründen, wo er geblieben ist und welcher Story er auf der Spur ist.
Alena arbeitet am Theater und hat mit dem Journalismus wenig Erfahrung. Obwohl schnell klar ist, dass ihr Mann auf brisante Informationen gestossen ist und offenbar organisierten Verbrechern in die Quere gekommen, verhält sich Alena wie ein Elefant im Porzellanladen und lässt sich auch nicht von Drohungen abschrecken.
Ich habe ihren Charakter als nicht schlüssig empfunden. Wieso geht sie derartige Gefahren ein trotz deutlicher Warnungen? Sie ist zwar in Sorge um ihren Mann, gleichzeitig blendet sie Gefühle bewusst aus und scheint oft neben sich zu stehen. Diese gedämpften Emotionen sind zwar einerseits nachvollziehbar, bewirken aber auch einen gewissen Abstand zu ihrem Charakter, ich konnte als Leser nicht wirklich mit ihr mitfühlen oder leiden.
In einem zweiten Handlungsstrang erfährt der Leser einiges darüber, wie von Menschenhändlern mit Flüchtlingen umgegangen wird, und wie überfordert die Behörden an den Küsten Spaniens mit der Situation sind. Ein Zusammenhang der beiden Handlungsstränge wird erst sehr spät geschlossen.
Insgesamt fehlte mir bei diesem Krimi lange die Spannung, in der ersten Hälfte erschien er eher wie ein Liebesroman. Erst gegen Ende gewinnt die Geschichte an Tempo und actionreichen Einlagen, die jedoch nicht wirklich zum Rest der Geschichte und zu den Charakteren passen.
Insgesamt habe ich diesen Krimi aufgrund der fehlenden Spannung und der unglaubwürdigen Charaktere als Enttäuschung empfunden.

Veröffentlicht am 15.09.2016

tolle Idee, leider in der Umsetzung sehr schwerfällig

Die Rote Burg
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Der Krimi „Metropolis Berlin: Die rote Burg“ spielt vor reizvoller Kulisse im Berlin des Jahres 1926. Zu dieser Zeit liefen die Ermittlungsarbeiten noch deutlich anders ab als heute, wo technische Methoden ...

Der Krimi „Metropolis Berlin: Die rote Burg“ spielt vor reizvoller Kulisse im Berlin des Jahres 1926. Zu dieser Zeit liefen die Ermittlungsarbeiten noch deutlich anders ab als heute, wo technische Methoden zur Unterstützung und Beschleunigung eingesetzt werden können. Leider überträgt sich die Langatmigkeit der Ermittlung auf den gesamten Krimi, er zieht sich streckenweise sehr zäh dahin, es kommt nicht wirklich Spannung auf.
Dabei beginnt die Geschichte mit einer ebenso spannenden wie gruseligen Szene. Als im Zirkus Busch der Wärter morgens seine Löwen füttern will, macht er eine furchtbare Entdeckung. Ein Mann wurde dem Löwen regelrecht zum Fraß vorgeworfen. Kommissar Martin Forster steht vor schwierigen Ermittlungen, schon die Identifizierung des Opfers ist unter damaligen Bedingungen eine Herausforderung. Es ist viel Intuition gefordert, oft hilft der Zufall nach oder es werden Informanten geködert. Viele der Ermittlungserfolge unterliegen jedoch eher dem Zufall als dem Geschick des Kommissars. Einschneidende Hinweise bekommt der Kommissar beispielsweise von einer selbsternannten Wahrsagerin. Sein Assistent Roth wirkt oft überlegter und intelligenter als Forster.
Das Flair Berlins in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts ist gut eingefangen, die Charaktere wirken jedoch sehr farblos bis klischeehaft, die Dialoge habe ich oft als sehr steif und hölzern empfunden. Ebenso wie bei seinem zahlreichen Liebschaften geht Martin Forster auch mit den Verdächtigen eher unsensibel um. Darunter sowie unter der Langatmigkeit der Geschichte, leidet der Krimi, es kommt keine wirkliche Spannung auf.
Interessant finde ich wiederum, dass die Handlung dieses Buches mit zwei weiteren Romanen verknüpft ist. Einige Personen und Szenen aus „Die rote Burg“ tauchen auch in „Das Palais Reichenbach“ von Josephine Winter sowie in „Champagner, Charleston und Chiffon“ von Ulrike Bliefert auf. Der Leser des ebooks bekommt die Möglichkeit, an diesen Stellen in die anderen beiden Bücher hinein zu schnuppern. Das ist eine geschickte Werbung aber auch eine tolle Idee, das Potential eines ebooks auszuschöpfen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

ein raffiniertes Verwirrspiel

Böse Absichten
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„Böse Absichten“ von Keigo Higashio ist ein Krimi der besonderen Art, hier steckt die Tücke quasi im Detail. Aufgrund des reduzierten Schauplätze und dem Stil der Geschichte, erinnert es in vielem an ein ...

„Böse Absichten“ von Keigo Higashio ist ein Krimi der besonderen Art, hier steckt die Tücke quasi im Detail. Aufgrund des reduzierten Schauplätze und dem Stil der Geschichte, erinnert es in vielem an ein Kammerspiel.
Der Krimi spielt in Japan, die übertrieben höfliche und zurückhaltende Art, in der die Protagonisten miteinander umgehen, schafft beim Leser eine gewisse Distanz, lässt die Geschichte sehr fremdartig erscheinen. In Westeuropa würde man beispielsweise nicht von Herrn Nonoguchi und Herrn Hidaka sprechen.
Der Mordfall, um den es sich in der Geschichte dreht, geschieht bereits am Anfang des Buches und erscheint unspektakulär. Der Schriftsteller Kunihiko Hidaki wird in seinem Haus erdrosselt und erschlagen aufgefunden, einen Tag bevor er gemeinsam mit seiner Frau nach Kanada auswandern will. Entdeckt wird der Tote von seiner Frau sowie von seinem Freund und Schriftsteller-Kollegen Nonoguchi. Nonoguchi ist es auch, aus dessen Sicht das Auffinden der Leiche sowie die Ereignisse am Tag der Tat geschildert werden.
Seine Aufzeichnungen zu den Tatumständen dienen auch der Polizei als Ermittlungsgrundlage. Der ermittelnde Kommissar Kaga, der Nonoguchi von früher kennt, als beide als gleichzeitig als Lehrer an einer Schule tätig waren, stößt sich jedoch bald an Details und kann den Täter schnell entlarven.
Im weiteren Verlauf geht es dann in erster Linie darum, nicht nur den Tathergang zu rekonstruieren, sondern vor allem dem Motiv auf die Spur zu kommen. Es wechseln Abschnitte mit Nonoguchis Aufzeichnungen sowie Kagas Ermittlungsprotokollen und seinen Schlüssen dazu.
Spannend ist weniger die Handlung, der Leser wird dadurch bei der Stange gehalten, dass er gedanklich mitermittelt und mehrfach in die Irre geführt wird. Die Sprache wirkt genau gewählt, der Leser muss genau lesen, um alle Feinheiten aufzunehmen.
Das Buch hat mich sehr gefesselt und manchmal zum Schmunzeln gebracht, gegen Ende kamen dann jedoch Längen auf, weil zu viele Details von zu vielen Seiten beleuchtet wurden. Zudem erscheint mir die Auflösung am Ende nicht wirklich schlüssig, das Motiv erklärt in meinen Augen nicht die Komplexität, mit der die Tat geplant und begangen wurde.