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Veröffentlicht am 02.05.2022

eine verschachtelte Geschichte mit leichten Längen, das Hörbuch leidet unter der affektierten Sprecherin

Der Tote aus Zimmer 12
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„Der Tote aus Zimmer 12„ ist mein erster Krimi von Anthony Horowitz, als Autor ist er mir ansonsten in erster Linie durch seine Jugendbuch-Reihe „Alex Rider“ ein Begriff gewesen. Da ich schon einiges positives ...

„Der Tote aus Zimmer 12„ ist mein erster Krimi von Anthony Horowitz, als Autor ist er mir ansonsten in erster Linie durch seine Jugendbuch-Reihe „Alex Rider“ ein Begriff gewesen. Da ich schon einiges positives über seine Bücher gehört habe und mich der Klappentext mit der Geschichte über ein Buch im Buch neugierig gemacht hat, habe ich die Gelegenheit ergriffen, mir das Hörbuch in ungekürzter Version anzuhören.
Das Hörbuch ist von zwei Sprechern gelesen, Katja Danowski spricht den Hauptteil der Geschichte, der in der Gegenwart angesiedelt ist, Volker Hanisch den in die Handlung eingebetteten Krimi „Atticus unterwegs“ des fiktiven Autors Alan Conway.
Die Geschichte ist komplex, Aufhänger ist zwar das Verschwinden der jungen Cecily, im Mittelpunkt steht jedoch ein vor 8 Jahren in einem Hotel in Südengland begangener brutaler Mord. Die Tat geschah ausgerechnet am Tag der Hochzeit Cecilys, bei der Lektüre des Romans „Atticus unterwegs“ 8 Jahre danach findet sie in dem Buch einen Hinweis darauf, dass der fasche Täter verurteilt wurde, sie verschwindet jedoch spurlos, bevor sie ihren Verdacht konkretisieren kann. Ihre Eltern beauftragen die ehemalige Lektorin Alan Conways damit herauszufinden, was Cecily entdeckt hat, und ihre Tochter zu finden. Susan Ryeland versucht als eine Art Privatdetektivin die Spuren des damaligen Mordes neu aufzurollen, das Verschwinden Cecilys spielt jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Im Stil eines Whodunit-Krimis spricht sie mit den damals beteiligten Personen und Zeugen und arbeitet sich durch das Material Alan Conways, denn dieser war mit dem Toten bekannt und hat damals ebenfalls die Personen befragt als Inspiration für seinen Roman „Atticus unterwegs“.
Die Geschichte klingt komplex, ist jedoch in erster Linie verschachtelt. Die Spannung insbesondere der Rahmenhandlung leidet sehr darunter, dass die gleichen Fakten immer wieder aufs Neue erzählt werden, zwar aus der Sicht unterschiedlicher Personen, jedoch ergeben sich dabei kaum neue Erkenntnisse. Da bietet es eine willkommene Abwechslung, als Susan Ryeland nicht mehr weiterweiß und zu der Lektüre von „Atticus unterwegs“ greift, dessen Geschichte sich als deutlich kurzweiliger und unterhaltsamer entpuppt als der eigentliche Krimi.
Beim Hörbuch spielen dabei die Sprecher eine nicht unerhebliche Rolle, Volker Hanisch liest den eigebetteten Krimi deutlich souveräner und zum Stil passender als Katja Danowski. Ihre Lesung habe ich als uninspiriert und gekünstelt bis affektiert empfunden. Ich habe die Abspielgeschwindigkeit erhöht und war mehrfach kurz davor, das Hörbuch abzubrechen, weil ich zusätzlich zu den Längen in der Handlung ihren Vortrag als nervig empfunden habe.
Gegen Ende bekommt die Geschichte noch ein paar unerwartete Entwicklungen und die für den Stil typische Aufklärung vor den versammelten wichtigsten Beteiligten. Was sich am Anfang hinzog, wird am Ende sehr plötzlich aufgelöst, die Schlussfolgerungen waren für meinen Geschmack etwas zu sehr intuitiv. Mich konnte das Hörbuch insgesamt nicht überzeugen, mehr von dem Autor zu lesen. (Die Rezension bezieht sich auf die ungekürzte Lesung mit einer Spieldauer von 739 Minuten.)

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Veröffentlicht am 02.05.2022

ein schöner "Whodunit"-Krimi aus Schweden

Der Tod macht Urlaub in Schweden
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Der Krimi „Der Tod macht Urlaub in Schweden“ ist der Auftaktband eines schwedischen Autorenduos um eine Reihe von Morden in der Region Österlen. Der Titel passt ebenso wenig zu der Geschichte wie das schwedische ...

Der Krimi „Der Tod macht Urlaub in Schweden“ ist der Auftaktband eines schwedischen Autorenduos um eine Reihe von Morden in der Region Österlen. Der Titel passt ebenso wenig zu der Geschichte wie das schwedische Holzhaus auf dem Cover, das zwar Aufmerksamkeit erweckt, aber alles andere als typisch ist für die dänisch geprägte Region im Süden Schwedens, in der hyggelige Steinhäuser vorherrschen. Da mir schon einige Krimis von Anders de la Motte sehr gut gefallen haben, war ich neugierig genug auf diese Zusammenarbeit mit Måns Nilsson, um darüber hinwegzusehen, und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht.
Der Krimi wird als Cozy-Crime vermarktet, und wenn schon nicht „fröhlich gemordet“ wird, so hebt sich die Geschichte doch deutlich und sehr erfreulich ab von vielen düsteren und blutigen Spannungsromanen aus Skandinavien.
Mitten im schwedischen Hochsommer wird in einem kleinen Küstenort eine prominente Maklerin in ihrem Musterhaus tot aufgefunden. Zufällig ist gerade der Stockholmer Ermittler Peter Vinston vor Ort, der aufgrund seiner Krankschreibung einen Erholungsurlaub in der Nähe seine Tochter und Ex-Frau verbringt. Auch wenn einiges nach einem Unfall aussieht, unterstützt Vinston die in Mordfällen unerfahrene örtliche Polizistin Tove Esping bei den Ermittlungen, an Feinden mangelt es der getöteten Maklerin nicht, ihr Bauprojekt war unter der Bevölkerung mehr als umstritten.
Der Krimi lebt von seinen originellen Charakteren und seinem launigen Erzählton mit viel unterschwelligem Humor. Peter Vinston und Tove Esping könnten unterschiedlicher nicht sein, was zu einigen amüsanten Szenen führt. Es ist zu schön, wenn der stets förmlich auftretende Vinston in seinem frisch gebürsteten Anzug in Toves Auto einsteigen soll, in dem es vor Hundehaaren nur so wimmelt.
Die Geschichte erinnert an klassische „Whodunit“-Krimis im Stil von Agatha Christies Miss Marple oder Hercule Poirot. Der Schauplatz und die Charaktere sind begrenzt, am Ende gibt es ein Treffen der wichtigsten Beteiligten, auf dem der Fall aufgeklärt und der Täter entlarvt wird.
Mir hat der Krimi gut gefallen, er bietet abwechslungsreiche Unterhaltung mit einem spannenden Fall, bei dem man als Leser miträtseln kann und die eine oder andere Überraschung erlebt.

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Veröffentlicht am 24.04.2022

ein intelligenter und bewegender Roman um eine besondere Protagonistin

Eine Frage der Chemie
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Bonnie Garmus‘ Debut „Eine Frage der Chemie“ ist ein bemerkenswerter Roman, emotional und mitreißend, obwohl seine Hauptfigur eher spröde und sachlich daherkommt.
Elizabeth Zott ist eine intelligente junge ...

Bonnie Garmus‘ Debut „Eine Frage der Chemie“ ist ein bemerkenswerter Roman, emotional und mitreißend, obwohl seine Hauptfigur eher spröde und sachlich daherkommt.
Elizabeth Zott ist eine intelligente junge Frau, deren Herz für die Wissenschaft brennt. Im Amerika der 50er Jahre werden Frauen jedoch an den Universitäten und in wissenschaftlichen Laboren nicht akzeptiert, in den Augen der Allgemeinheit taugen sie maximal als Laborassistentin, gehören bestenfalls im trauten Heim an den Herd. Elizabeth
akzeptiert die klischeehaften Herabwürdigungen nicht, sondern übergeht diese mit einer Mischung aus Sturheit und Naivität in der Erwartung, durch ihre Leistung Anerkennung erfahren zu können.
In Calvin Evans, einem hoch angesehenen jungen Wissenschaftler, findet sie einen Seelenverwandten und die Liebe ihres Lebens, doch das Glück währt nicht lange, und um ihren Lebensunterhalt zu sichern, landet Elizabeth schließlich im Fernsehen in einer eigenen Kochshow, in der sie Kochen zu einer Wissenschaft werden lässt. Auch hier zeigt Elizabeth, dass sie sich selbst treu bleibt und sich nicht nach den Vorstellungen anderer verbiegen lässt. Sie präsentiert dem Publikum nicht nur schmackhafte und nahrhafte Rezepte, sondern garniert die Sendung mit wissenschaftlichem Hintergrundwissen und pragmatischen Lebensweisheiten. Ihre Authentizität sorgt für eine Beliebtheit, die nicht zu ihrer spröden und unnahbaren Art zu passen scheint. Mit ihrer Beharrlichkeit auch bei Rückschlagen macht sie den Menschen Mut, ihre Ziele nicht aus den Augen zu verlieren und sich von Vorurteilen und Klischees nicht unterkriegen zu lassen.
Der Roman bewegt, auch wenn seine Titelfigur oft unnahbar wirkt. Es ist erfrischend und beängstigend zugleich mitzuerleben, mit welchem Selbstverständnis Elizabeth davon ausgeht, dass Männer und Frauen gleich befähigt sind und gleichberechtigt behandelt werden sollten. Umso absurder und irrationaler erscheint das herabwürdigende Verhalten nicht nur der meisten Männer, sondern auch anderer Frauen, denen Elisabeth‘ selbstbewusstes Auftreten ein Dorn im Auge ist. Diese Reaktionen erscheinen unglaublich und überzogen, leider sind steckt allzu viel Wahrheit dahinter, und es ist erschreckend zu wissen, dass weltweit immer noch viel zu viele Frauen um Gleichberechtigung in der Gesellschaft kämpfen müssen.
Die Geschichte überzeugt durch seine lebendigen Charaktere und seine geistreiche Geschichte mit ernsten, aber auch amüsanten Passagen. Man mag kaum glauben, dass es sich um ein Debüt handelt, so überzeugend ist die Geschichte, Bonnie Garmus findet nicht nur bei ihrer Hauptfigur sondern auch bei den übrigen Charakteren immer den richtigen Ton.
Im Hörbuch verleiht Luise Helm, die ich schon von einigen anderen Lesungen kenne, Elizabeth Zott und ihren Mitstreitern auf einfühlsame und gelungene Weise eine Stimme.

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Veröffentlicht am 04.04.2022

ein leider sehr unglaubwürdig wirkender 2.Band

Die andere Schwester
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In dem Kriminalroman „Die andere Schwester“ lässt das Autorenduo Peter Mohlin und Peter Nyström ihren Hauptcharakter John Adderley in seinem zweiten Fall im schwedischen Karlstad ermitteln.
Der ehemalige ...

In dem Kriminalroman „Die andere Schwester“ lässt das Autorenduo Peter Mohlin und Peter Nyström ihren Hauptcharakter John Adderley in seinem zweiten Fall im schwedischen Karlstad ermitteln.
Der ehemalige FBI-Agent John Adderly ist in den USA bei einem Einsatz gegen ein nigerianisches Drogenkartell entlarvt worden und im Rahmen des Zeugenschutzprogramms in seiner alten Heimatstadt gelandet. Nachdem der Fall, in den sein jüngerer Halbbruder involviert war, aufgeklärt wurde, sollte er Schweden längst verlassen haben, doch er möchte seinen ehemaligen Kollegen und guten Freund Trevor noch einmal treffen, der aus den USA angereist ist. Zur selben Zeit wird John an Ermittlungen zu der Ermordung der Geschäftsführerin einer neuartigen Dating-App beteiligt. Ein Verdächtiger ist schnell ausgemacht, was John entgegenkommt, da ihn seine eigene Vergangenheit gerade einholt und zunehmend bedroht.
Die Geschichte ist komplex und abwechslungsreich erzählt, es wird schnell klar, dass der Fall nicht so einfach ist, wie es anfangs scheint. Ein zentrales Thema ist die konfliktbehaftete Beziehung der Ermordeten zu ihrer jüngeren Schwester Alicia, deren Brisanz in Rückblenden nach und nach aufgedeckt wird. Dieser ist spannend erzählt, wenn auch insgesamt etwas zu sehr vorhersehbar, und Alicia zieht mit ihren ewigen Alkoholexzessen wenig Sympathien auf sich.
Bei der Geschichte um John Adderley und seinen Kollegen Trevor haben die beiden Autoren meiner Meinung nach jedoch etwas zu dick aufgetragen. John wirkt sehr naiv, agiert unprofessionell und sabotiert polizeiliche Ermittlungen für seine persönlichen Zwecke. Durch diese Verwicklungen erscheint die Handlung zunehmend wirr und unglaubwürdig. Schon im ersten Band hatte ich Probleme, mit der Figur Johns warm zu werden, in der Fortsetzung erschient er mir zunehmend unsympathisch. Ein derart unehrenhafter Polizist wie John Adderley ist für mich als tragender Charakter in einer Krimireihe nicht geeignet. Für eine Fortsetzung kann mich bei diesem Band auch das offen gehaltene Ende nicht interessieren.

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Veröffentlicht am 29.03.2022

https://wasliestdu.de/rezension/eine-stimmungsvolle-familiengeschichte-um-vier-besondere-schwestern

Sommerschwestern
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In dem Roman „Sommerschwestern“ von Monika Peetz werden vier Schwestern von ihrer Mutter zu einem gemeinsamen treffen in den holländischen Küstenort Bergen eingeladen. Mit diesem Ort sind viele Kindheitserinnerungen ...

In dem Roman „Sommerschwestern“ von Monika Peetz werden vier Schwestern von ihrer Mutter zu einem gemeinsamen treffen in den holländischen Küstenort Bergen eingeladen. Mit diesem Ort sind viele Kindheitserinnerungen verknüpft, denn die Familie hat dort jedes Jahr ihren Sommerurlaub verbracht, bis vor 20 Jahren ihr Vater dort bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen ist. Dieser Unfall bedeutete einen jähen Einschnitt in der Familie, die Mutter Henriette war mit der Situation überfordert und konnte nicht verhindern, dass ihre Töchter Doro, Yella, Amelie und Helen sich von ihr und voneinander immer weiter entfernt haben.
Die Mutter macht ein großes Geheimnis um den Anlass des Treffens, so dass sich die Schwestern zunächst allein den Erinnerungen aus ihrer Kindheit stellen müssen. Die vier sind sehr verschieden, jede trägt ihre eigenen kleinen Konflikte mit sich herum. Je mehr die Schwestern sich annähern und auf den Spuren ihrer Vergangenheit wandeln, um die Beweggründe ihrer Mutter zu verstehen, um so mehr erfährt auch der Leser über ihr Leben und die Ereignisse, die sie geprägt haben. Die Schwestern waren sich nie näher als zu den Zeiten ihrer Sommerurlaube in Holland, 20 Jahre später bekommen sie die Chance, den Zusammenhalt der „Sommerschwestern“ neu aufleben zu lassen.
Der Roman ist in erster Linie aus der Sicht Yellas erzählt, der zweitgeborenen Tochter und selbst Mutter von zwei kleinen Söhnen. Sie hatte schon immer ein schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter, kommt ihr hier aber ein Stück näher und findet in der Ruhe des kleinen Ortes die Muße, ihr Leben und ihre Beziehung zu ihren Schwestern zu reflektieren.
Auch wenn es Konflikte gibt und die Schwestern erkennen müssen, dass nicht alles aus ihrer Erinnerung ganz den Tatsachen entspricht, überwiegt in dem Roman die positive Stimmung. Die Charaktere sind liebevoll angelegt, aus dem Buch sprüht eine derartige Faszination der Ruhe und Sommeridylle der holländischen Küste, dass man sofort seinen Koffer packen und ein paar Tage dort ausspannen möchte.
Das Ende wird für meinen Geschmack etwas zu sehr geschönt und durch eine rosarote Brille betrachtet, der Rest der Geschichte wirkt zum Glück deutlich glaubwürdiger und weniger kitschig und wartet mit einigen überraschenden Wendungen auf, so dass ich mir gut vorstellen kann, in einer Fortsetzung der Reihe den Weg der Schwestern weiter zu verfolgen.
Im Hörbuch hat mir Ilka Teichmüller als Sprecherin mit ihrer sympathischen Stimme sehr gut gefallen, ihr Vortrag passt sehr gut zu der Geschichte.

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