spannendes Debüt, das Dickers Talent für besondere Charaktere zeigt
Die letzten Tage unserer VäterDickers Debütroman „Die letzten Tage unserer Väter“, im Original bereits im Jahr 2010 veröffentlicht und nun auch auf deutsch, ist ganz anders als seine großen Erfolge aber nicht weniger fesselnd.
In diesem ...
Dickers Debütroman „Die letzten Tage unserer Väter“, im Original bereits im Jahr 2010 veröffentlicht und nun auch auf deutsch, ist ganz anders als seine großen Erfolge aber nicht weniger fesselnd.
In diesem Roman widmet sich Joël Dicker einem nur wenig behandelten geschichtlichen Thema. Seine Hauptfigur, der 22-jährige Franzose Paul-Émile, wird Ende 1940 für eine geheime britische Spionageeinheit angeworben. In Großbritannien erfährt er mit einer Gruppe Rekruten verschiedenen Alters eine harte Ausbildung. Sie haben wenig Kontakt zur Außenwelt, auch ihre Familien wissen nicht, wo sie sich befinden und in welchem Auftrag, die Rekruten kennen sich untereinander nur mit ihren neuen Spitznamen. Paul-Émile, genannt Pal, fällt es insbesondere schwer, seinen Vater in Paris zurückgelassen zu haben, zu dem er ein enges Verhältnis pflegt.
Nach der Ausbildung werden alle, die bis zum Ende durchgehalten haben, per Fallschirm hinter den feindlichen Linien in Frankreich abgesetzt, um dort im Untergrund gegen die deutsche Besatzung zu agieren, Sabotage zu verüben, das französische Widerstandsnetz auszubauen oder schwarze Propaganda zu verbreiten.
Während der Ausbildung haben sich Freundschaften zwischen den Rekruten gebildet, so dass sie zwischen den Missionen immer wieder Kontakt zueinander suchen und sich beispielsweise in London gemeinsam eine Wohnung anmieten, die zum Anlaufpunkt wird.
Im Mittelpunkt des Romans stehen Themen wie Freundschaft, Kameradschaft, Treue und Verrat. Auch in diesem Debüt zeigt sich schon Dickers Talent, sehr glaubhafte Figuren zu entwickeln mit viel Liebe zum Detail und eine große Nähe zu den Charakteren zu schaffen.
Lediglich das Verhältnis von Pal zu seinem Vater wirkt etwas zu dick aufgetragen, mit der Figur des Vaters konnte ich nicht warm werden, er erscheint zu lebensfern, ist in einer Art Scheinwelt gefangen, und emotional zu sehr auf seinen Sohn fixiert. Dieser Teil des Romans ist mir zu pathetisch geraten, auch wenn er ansonsten spannende Unterhaltung bietet und mit seinen kritischen Gedanken zum Thema Krieg und dessen Auswirkungen für die Menschen gerade vor dem Hintergrund des aktuellen Weltgeschehens zum Nachdenken anregt.
Die ungekürzte Hörbuchfassung wird von Torben Kessler ebenso überzeugend und fesselnd gelesen wie die übrigen Romane Joël Dickers.