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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.10.2021

der bisher schwächste Band der Reihe

Meeressarg (Ein Fabian-Risk-Krimi 6)
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Wer sich bei dem Thriller „Meeressarg“, dem 6.Band aus Stefan Ahnhems Reihe um den Ermittler Fabian Risk, die Arbeit leicht macht, und einfach den Klappentext kopiert, disqualifiziert sich selbst, denn ...

Wer sich bei dem Thriller „Meeressarg“, dem 6.Band aus Stefan Ahnhems Reihe um den Ermittler Fabian Risk, die Arbeit leicht macht, und einfach den Klappentext kopiert, disqualifiziert sich selbst, denn die Inhaltsangabe dort weicht in wichtigen Details von der eigentlichen Handlung ab.
In der Tat spielt Kim Sleizner, der Polizeichef von Kopenhagen, in diesem Band eine wichtige Rolle. Schon in den vergangenen Fällen hat er bewiesen, welch skrupelloser Charakter in ihm steckt. Um seine Ziele zu erreichen geht er über Leichen und schreckt weder vor Misshandlungen noch vor Vergewaltigungen zurück. Eine besondere Fehde gilt der ehemaligen Kopenhagener Ermittlerin Dunja Hougard, die seit ein paar Monaten untergetaucht ist, um in Eigeninitiative Beweise für die zwielichtigen Geschäfte Sleizners zu finden. Dazu überwacht sie ihn gemeinsam mit zwei technisch versierten Bekannten und bereitet sich auf eine Konfrontation vor. Als ein hochrangiger Mann des dänischen Nachrichtendienstes zusammen mit einer unbekannten Frau in einem Auto auf dem Grund des Hafens vor Kopenhagen tot aufgefunden wird und Sleizner dadurch aufgeschreckt, sieht sie ihre Chance.
Fabian Risk spielt diesmal eher eine Nebenrolle, er ist nach einer Verletzung noch nicht wieder im Dienst. Nach einem privaten Schicksalsschlag beginnt er ebenfalls in Eigeninitiative zu ermitteln, sein Weg führt dabei unter anderem auch nach Kopenhagen.
Auch wenn der Band mit einem Mordfall beginnt, stehen die Ermittlungen dazu nicht im Fokus. Stattdessen stellt er eine Eskalation der früheren Ereignisse dar, in denen sich die Unstimmigkeiten zwischen Kim Sleizner und Dunja Hougard aber auch Fabian Risk zu gegenseitigem Hass aufgeschaukelt haben. Die Fälle um Fabian Risk haben schon immer schonungslose Schilderungen zu brutalem Vorgehen enthalten, gleichzeitig jedoch anspruchsvolle Ermittlungen mit komplexem Aufbau. Dieser Band wirkt dagegen eher plump angelegt und ist allzu vorhersehbar. Für mich geht der Autor hier zu weit, die Geschichte ist mir zu unglaubwürdig, allzu viele Charaktere drehen geradezu durch, zu viele Polizisten setzen sich über Gesetze und ethische Grenzen hinweg, um ihre Interessen durchzusetzen. In meinen Augen ist dies der schwächste Band der Reihe, man sollte zumindest die letzten Bände kennen, um die Beweggründe der Hauptfiguren und die Zusammenhänge zu verstehen, auch wenn einige Hinweise eingestreut wurden.

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Veröffentlicht am 13.10.2021

ein spannender 9.Band

Der rote Raum
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Die bisherigen Krimis des Autorenduos um Ingrid Nyström und Stina Forss waren ein Garant für spannende Lesestunden, und auch der neue, der tatsächlich schon 9.Band, steht dem in Nichts nach. Dabei war ...

Die bisherigen Krimis des Autorenduos um Ingrid Nyström und Stina Forss waren ein Garant für spannende Lesestunden, und auch der neue, der tatsächlich schon 9.Band, steht dem in Nichts nach. Dabei war ich zunächst skeptisch, wurde doch die Geschichte um Stina Forss und die Vergangenheit ihres Vaters, die sich von Anfang an durch alle Bände zog, beim letzten Mal aufgelöst, und Stina hat den Ort Växjö und ihre Kollegen dort verlassen.
Doch die Autoren haben dies gut gelöst, die beiden Hauptfiguren arbeiten nicht mehr zusammen, müssen aber jeweils sehr rätselhafte Fälle klären, bei denen Einzelheiten durchaus auf eine Verbindung hinweisen, während beide mit ihren eigenen inneren Dämonen aus der Vergangenheit kämpfen.
In Växjo wird ein Mann tot aufgefunden, dem nach dem Tod sein Herz entnommen wurde und durch ein seltenes Gestein ersetzt. Stina Forss muss in den Norden Schwedens nach Kiruna reisen und einen sogenannten Locked-Room-Fall lösen. Ein Unfall entpuppt sich als ein rätselhafter Mord, der mit alten Riten der Sami verknüpft sein könnte.
Im Gegensatz zu den früheren Bänden gibt es diesmal keinen historischen Kern in der Geschichte, dafür werden aktuelle gesellschaftliche Bezüge aufgegriffen und man erfährt einiges Interessantes über das Leben der Sami und die Probleme der Bevölkerung im Norden Schwedens. Bereits der Titel „Der rote Raum“ deutet auf erschreckende Einflüsse im Darknet hin.
Stina Forss bleibt sich selbst treu und gerät bei ihren unvermeidlichen Alleingängen in mehr als eine brenzlige Situation. Ingrid Nyström ist mit sich selbst noch nicht wieder im Reinen, kann sich aber auf ihre Truppe verlasen. Diese hat zudem Unterstützung bekommen durch eine junge neue Kollegin, die von Knutsson und Delgado hofiert wird, aber bald zeigen kann, was in ihr steckt.
Mir hat auch dieser neue Band wieder sehr gut gefallen, die parallelen Handlungsstränge erhöhen die Spannung. Einige kursiv gedruckte Szenen scheinen zunächst so gar nicht zum Rest zu passen, sorgen aber für Spekulationen und eine erhöhte Aufmerksamkeit beim Lesen.
Die Figuren wirken im Großen und Ganzen authentisch, Stina Forss ist da ein Fall für sich, ist aber wichtig für die Balance in der Reihe. Die Handlung wirkt wie immer gut recherchiert, ist diesmal nicht ganz so komplex wie in einigen anderen Bänden, die Mischung hat mir aber wieder gut gefallen, die Hauptfiguren kommen als Persönlichkeiten nicht zu kurz, kleine Intermezzi lockern den Verlauf auf, die Fälle und ihre Lösung stehen aber immer im Vordergrund.

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Veröffentlicht am 03.10.2021

ein weiterer außergewöhnlicher Krimi des Autors

Der Tod und das dunkle Meer
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Stuart Turtons zweiter Roman „Der Tod und das dunkle Meer“ ist ebenso außergewöhnlich wie sein erster Roman, er ist keine leichte Kost mit seiner komplexen Geschichte, kann aber ein spannender Schmöker ...

Stuart Turtons zweiter Roman „Der Tod und das dunkle Meer“ ist ebenso außergewöhnlich wie sein erster Roman, er ist keine leichte Kost mit seiner komplexen Geschichte, kann aber ein spannender Schmöker sein, wenn man sich darauf einlässt.
Da der Autor bewusst darauf verzichtet, seine Romane irgendeinem Genre unterzuordnen, unterlasse ich den Versuch, diese Geschichte damit zu umschreiben. Sie spielt vor historischer Kulisse, Schauplatz der Handlung ist überwiegend ein Segelschiff der Ost-Indien-Kompanie, das im Jahr 1643 eine mehrmonatige Reise von Indonesien nach Amsterdam antritt. Neben der wertvollen Fracht befinden sich auch einige Passagiere an Bord, zum Beispiel Generalgouverneur Jan Haan mit seiner Frau Sara Wessel und Tochter Lia auf dem Rückweg nach Europa, wo er auf die Aufnahme in einen einflussreichen Rat hofft.
Die Reise steht unter keinem guten Stern, kaum sind die Passagiere an Bord, als sich Zeichen mehren, dass ein Teufel an Bord sein Unwesen treibt, mordet und allen an Bord Versprechungen macht, wenn sie seinen dunklen Mächten folgen. Der private Ermittler Samuel Pipps wäre prädestiniert, die seltsamen Vorfälle zu untersuchen, hat er doch gerade für den Generalgouverneur einen Schatz gefunden, doch er befindet an Bord in Arrest. So macht sich sein Assistent und Freund Arent Hayes mit Unterstützung von Sara Wessel an diese Aufgabe.
Der Beginn zieht sich etwas, da zunächst die Figuren vorgestellt und die Umstände erklärt werden, doch mit Zuspitzung der Ereignisse steigt die Spannung. Der Roman erinnert mit seiner Szenerie an frühere Mantel-Degen-Filme, die Figuren wirken lebendig, auch weil der Autor sich die Freiheit nimmt, seine Figuren nicht immer historisch korrekt handeln und sprechen zu lassen.
Die Vielzahl an Charakteren macht es nicht immer leicht, beim Lesen den Überblick zu behalten, mir hat die außergewöhnliche Mischung insgesamt aber wieder sehr gut gefallen. Die Geschichte ist abwechslungsreich und originell, der Stil, in dem die Rätsel gelöst werden müssen, erinnert zusammen mit der Art, wie einige der Figuren auftreten, an die Kriminalromane Arthur Conan Doyles. Das Ende habe ich als etwas schwach empfunden, was dem Lesevergnügen aber nicht wirklich schadet, ich werde auf jeden Fall nach weiteren Werken Stuart Turtons die Augen offenhalten.

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Veröffentlicht am 20.09.2021

Ein Familiendrama mit Thrillerelementen

Die andere Tochter
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Toni, Inhaberin einer Entrümpelungsfirma, erleidet bei einem Unfall schwere Verätzungen an den Augen. Nach einer erfolgreichen Transplantation erhält sie ihre Sehfähigkeit zurück, das Ereignis hinterlässt ...

Toni, Inhaberin einer Entrümpelungsfirma, erleidet bei einem Unfall schwere Verätzungen an den Augen. Nach einer erfolgreichen Transplantation erhält sie ihre Sehfähigkeit zurück, das Ereignis hinterlässt in ihrem Leben jedoch nachhaltige Spuren. Als sie den Angehörigen der Spenderin in einem Brief ihren Dank übermittelt, erhält sie überraschend eine persönliche Antwort. Als Toni sich entschließt, die Mutter der jungen Frau, der sie ihre neue Sehkraft verdankt, persönlich kennen zu lernen, taucht sie tief in das Leben der Spenderin ein. Es scheint sich der Glamour, der diese kreative junge Frau umgeben hat, auch auf Toni auszuwirken, sie bekommt im wahrsten Wortsinn den Eindruck, durch deren Augen sehen zu können. In den Flashbacks, die sie seit der Operation heimsuchen, meint sie deren Botschaften erkennen zu können. Ihre Fixierung auf die fremde Familie reißt gleichzeitig alte Wunden in der Beziehung zu ihren leiblichen Eltern auf. Zu spät begreift sie, in welchem Ausmaß sie manipuliert wurde, und dass auch in ihrer eigenen Familie ein Geheimnis schlummert, dem sie sich stellen muss, um ihre Probleme zu lösen.
Der Roman ist einerseits sehr intensiv durch die Nähe zu der Hauptfigur Toni, an deren Gefühlen der Leser unmittelbar teilhat. Andererseits waren ihre Gedanken und Gefühle für mich oft nicht nachvollziehbar, die Art und Weise, wie die tote Spenderin auf Tonis Wesenszüge Einfluss nimmt, waren mir zu esoterisch und abstrakt.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen, ebenso der Aufbau des Buches, der sich in 2 Zeitschienen der Wahrheit hinter den zum Teil verstörenden Ereignissen nähert. Die Schilderungen sind oft sehr bildhaft und lassen die Geschichte lebendig wirken, die Erfahrung der Autorin im Verfassen von Drehbüchern für Kriminalfilme wirkt sich hier positiv aus und sorgt dafür, dass man beim Lesen klare Bilder vor Augen hat.
Die verarbeiteten Themen um Organspende, Beutekunst der Nazizeit und die Auswirkungen von Traumata, sind sehr ambitioniert und informativ, jedoch fast etwas viel für ein einziges Buch.
Auch wenn die Handlungen der Charaktere für mich nicht immer nachvollziehbar waren, hat mich diese sehr emphatisch erzählte Geschichte berührt und in seinem Verlauf immer wieder überrascht.

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Veröffentlicht am 10.08.2021

eine beklemmende Familiengeschichte

Die Überlebenden
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Alex Schulmans Roman „Die Überlebenden“ ist fiktiv aber autobiographisch inspiriert, beim Lesen habe ich mich oft gefragt, wie viel dieser beklemmenden Familiengeschichte wohl aus persönlichen Erfahrungen ...

Alex Schulmans Roman „Die Überlebenden“ ist fiktiv aber autobiographisch inspiriert, beim Lesen habe ich mich oft gefragt, wie viel dieser beklemmenden Familiengeschichte wohl aus persönlichen Erfahrungen entstammen mag, für den Autor hoffe ich, nicht allzu vieles.
In zwei Zeitschienen bekommt der Leser einen Eindruck vom Leben dreier Brüder und ihrer Eltern in der Vergangenheit und der Gegenwart. Dabei werden die Szenen in der Gegenwart in umgekehrter Reihenfolge wiedergegeben und mit Rückblenden eines schicksalhaften Sommers durchsetzt.
Beide Zeitstränge beginnen am selben Ort, an dem Sommerhaus der Familie am Ufer eines schwedischen Sees, zu dem die Brüder Nils, Benjamin und Pierre als Erwachsene zurückkehren, um dort die Asche ihrer verstorbenen Mutter zu verstreuen.
In der Vergangenheit sind die Jungen sieben, neun und 13 Jahre alt, und schon zu dieser Zeit zeigt sich das ambivalente Verhältnis der Familienmitglieder zueinander, das am Ende des Sommers weitere Risse bekommt. Die Idylle am See ist trügerisch, die Jungs buhlen um Aufmerksamkeit durch ihre Eltern, die jedoch meist mit sich selbst beschäftigt sind, kurze gemeinsame Aktionen und Zuneigungsbekundungen können nicht über das allgemeine Desinteresse der Eltern an ihren Söhnen hinwegtäuschen. Der Vater schürt eher noch den Wettbewerb unter der Jungen, wobei sein durch Alkohol getrübtes Urteilsvermögen zu einigen kritischen Situationen führt.
Es ist oft beklemmend zu lesen, wie ratlos die Kinder dem unberechenbaren Verhalten ihrer Eltern ausgesetzt sind, sie einerseits aufeinander angewiesen sind, dann aber wieder in Streit und Rivalität verfallen, sowohl in der Vergangenheit als in der Gegenwart. Liebe und Verrat liegen stets dicht beieinander.
Die Stärke des Romans liegt insbesondere in den Szenen der Vergangenheit, die bildhaften Darstellungen muten filmisch an, die Gegenwartsschiene erschient etwas distanzierter.
Die Schilderungen wirken erschreckend authentisch, obwohl man wenig über die Charaktere erfährt und nur nach und nach einige wenige Informationen über die Geschichte der Familie erhält. Das Buch ist keine leichte Kost, insbesondere bei der rückwärts erzählten Geschichte der Gegenwart drohte ich manchmal den Faden zu verlieren.
Insgesamt hat mich der Roman sprachlich und inhaltlich mit seiner Ausdrucksstärke beeindruckt, auch nach Beendigung des Buches hallt seine Düsternis nach und lässt mich die Geschichte nicht los.

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