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Veröffentlicht am 23.02.2023

spannender Auftakt einer neuen Krimireihe im Großraum Berlin

Die Schuld, die uns verfolgt
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Kann man sagen, dass einem die Lektüre eines Krimis Spaß gemacht hat? Zumindest war das mein erster spontaner Gedanke, nachdem ich „Die Schuld, die uns verfolgt“ von Alexander Oetker und Thi Linh Nguyen ...

Kann man sagen, dass einem die Lektüre eines Krimis Spaß gemacht hat? Zumindest war das mein erster spontaner Gedanke, nachdem ich „Die Schuld, die uns verfolgt“ von Alexander Oetker und Thi Linh Nguyen beiseitegelegt habe.
Analog zu dem gemischten Autorenduo sind es zwei Polizisten, die in diesem Auftakt einer neuen Krimireihe im Mittelpunkt stehen. Adam Schmidt ist Kriminalhauptkommissar bei der Berliner Polizei, seine Frau Linh Polizeioberkommissarin in Rheinsberg. An einem heißen Sommertag werden beide morgens fast zeitgleich zu Einsätzen gerufen. Adam erfährt von der Entführung eines kleinen Mädchens aus einer Kita in Berlin-Wedding, bei Linh entpuppt sich der Alarm aus einer Bankfiliale in einem kleinen Ort in der Nähe von Rheinsberg als ein bewaffneter Banküberfall mit Geiselnahme.
Neben den parallel erzählten Handlungssträngen zu diesen Fällen gibt es Rückblenden zu Linhs Kindheit, die sich mit der Biografie der Autorin decken, und der Leser erfährt nach und nach, wie Adam und Linh sich kennen gelernt haben und welche Schuld die beiden zusammenschweißt.
Die Geschichte ist durch die unterschiedlichen Perspektiven abwechslungsreich, die Fälle sind spannend und bergen beide einige unerwartete Entwicklungen. Es gibt sowohl brutale Szenen als auch Momente mit einem erfrischenden Humor.
Ein paar der Charaktere sind etwas stereotyp, was mich aber nicht gestört hat, sondern zu dem Krimi passt. Adam Schmidt zeigt im Verlauf, dass er mit einigen inneren Dämonen zu kämpfen hat, die ihn im Dienst manchmal im Weg stehen, zu brisanten Szenen führen und ihn in den Augen einiger Kollegen zu einer tickenden Zeitbombe machen.
Das bietet viel Potential für die Fortsetzung der Reihe, und auch wenn die Fälle in diesem Band am Ende abgeschlossen sind, macht es neugierig, wie es für Adam und Linh in der Zukunft weiter geht.

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Veröffentlicht am 17.11.2022

ein düsterer Krimi, der durch seine psychologische Tiefe überzeugt

Was wir verbergen
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Mit „Was wir verbergen“ setzt Arttu Tuominen seine außergewöhnliche Krimireihe um eine finnische Ermittlergruppe fort. In dieser auf 6 Bände ausgelegten Serie steht jeweils ein anderer Ermittler im Mittelpunkt, ...

Mit „Was wir verbergen“ setzt Arttu Tuominen seine außergewöhnliche Krimireihe um eine finnische Ermittlergruppe fort. In dieser auf 6 Bände ausgelegten Serie steht jeweils ein anderer Ermittler im Mittelpunkt, diesmal ist es Polizeioberkommissar Henrik Oksman, der als Person in den Fokus rückt.
Als in der Hafenstadt Pori auf einen besonders bei queeren Partybesuchern beliebten Nachtclub ein Bombenanschlag verübt wird, bei dem 5 Menschen ums Leben kommen und viele verletzt werden, übernimmt Henrik Oksman mit einem mulmigen Gefühl die Ermittlungen. Am Abend des Anschlags war er selbst Besucher des Nachtklubs, ein Geheimnis, dass er um jeden Preis wahren möchte.
Kurz nach dem Anschlag wird im Internet ein Bekennervideo veröffentlich, indem ein Mann, der sich selbst „der Gesandte“ nennt, seinen Hass gegen Homosexuelle und die gleichgeschlechtliche Ehe propagiert. Er spricht im Namen Gottes, droht mir dessen Zorn und fordert die Menschen auf, ihn in seinem Feldzug gegen sexuelle Minderheiten zu unterstützen. Das Video verbreitet sich rasant in den sozialen Medien und findet nicht zuletzt in der rechten Szene Unterstützer.
Auch dieser Band überzeugt wieder durch seine psychologische Tiefe und die fein gezeichneten Charaktere. Henrik Oksman versucht in seinem Job eine Katastrophe durch einen weiteren Anschlag zu verhindern, während privat sein Leben kurz vor dem Kollaps steht. Es darf auf keinen Fall ans Licht kommen, dass er der Mann ist, der in Frauenkleidern den Nachtklub kurz vor dem Anschlag verlässt und den die Polizei als wichtigen Zeugen sucht. In kleinen Szenen wird deutlich, wie sehr seine Erziehung ihn geprägt hat und wie tief die Scham sitzt, die ihn hindert, sich zu seinen Gefühlen zu bekennen. Interessant sind hier die subtilen Parallelen zwischen Oksman und dem Täter.
Der Krimi ist düster und zugleich beklemmend aktuell. Der Autor bezieht eine klare Stellung und verurteilt den Hass gegen Fremde und die queere Community, die geschürt durch die sozialen Medien und deren Druck schnell in Gewalt und Attentate ausufern kann.
Mir gefällt auch in diesem Band wieder die Mischung aus inneren und äußeren Konflikten, die die Geschichte lebendig und authentisch wirken lassen, die persönliche Verstrickung der Ermittler in die Ereignisse trägt zusätzlich zu der Spannung bei. Und auch wenn „Was wir verbergen“ nicht ganz die Komplexität seines Vorgängers erreicht, werde ich die Reihe auf jeden Fall weiter verfolgen und kann sie Fans von skandinavischer Spannungsliteratur sehr empfehlen.

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Veröffentlicht am 06.11.2022

spannender Reihenauftakt in eisiger Kulisse

Kalt und still
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Mit „Kalt und Still“ startet die schwedische Autorin Viveca Sten eine neue Krimireihe mit einer neuen Hauptfigur und an einem ungewohnten Schauplatz im winterlichen Skiort Åre.
Hanna Arlander ist 34 Jahre ...

Mit „Kalt und Still“ startet die schwedische Autorin Viveca Sten eine neue Krimireihe mit einer neuen Hauptfigur und an einem ungewohnten Schauplatz im winterlichen Skiort Åre.
Hanna Arlander ist 34 Jahre alt, als Anfang Dezember ihre gewohnte Welt zusammenbricht. Nach Differenzen in ihrem Job bei der Stockholmer Polizei wird ihr angeraten, sich auf eine andere Stelle zu bewerben, ihr Freund verlässt sie für eine andere und lässt ihr nur wenige Tage, aus seiner Wohnung auszuziehen. Rettung findet Hanna bei ihrer älteren und gut organisierten Schwester Linda, die ihr anbietet, bis auf weiteres in ihrem Ferienhaus in Åre unterzukommen, und dort in Ruhe zu überlegen wie es weiter geht. Hanna nimmt das Angebot an und versinkt zunächst in Verzweiflung. Als sie erfährt, dass ein junges Mädchen nach einer Lucia-Feier nachts nicht nach Hause gekommen ist, beteiligt sich Hanna an der Suche nach Amanda, kein einfaches Unterfangen bei minus 20 Grad und hohem Schnee. Auch das Auftauchen eines eingeschüchtert wirkenden jungen Mädchens, das als Reinigungskraft im Haus ihrer Schwester auftaucht, lässt Hanna neugierig werden, da Fälle von Gewalt gegen Frauen ihr nicht nur beruflich ein Dorn im Auge sind.
Hanna beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und kommt bald mit der örtlichen Polizei in Kontakt. Dort leitet Daniel Lindskog mit viel Engagement aber zu wenig Personal die Ermittlungen und versucht den Spagat zwischen Job und Familie mit einem neugeborenen Baby hinzubekommen.
Tempo und Spannung sind hoch in diesem Krimi, dennoch kommt auch die menschliche Seite nicht zu kurz. Der Leser erlebt Hannas und Daniels Zwiespälte ebenso mit wie die angespannte Situation Amandas vor ihrem Verschwinden. Sie hat etwas erlebt, dass sie belastet aber nicht mit einem Erwachsenen zu besprechen wagt.
Als Leser erlebt man hautnah mit, wie die Polizei unter Hochdruck an der Lösung des Falls arbeitet, es gibt viele Spuren und Verdächtige, als Leser kann man miträtseln und spekulieren, was tatsächlich passiert ist. Etwas unrealistisch fand ich lediglich die Geschichte von Amandas Familie, ich hätte erwartet, dass es in einem solchen Fall in irgendeiner Weise psychologische Hilfe gegeben hätte.
Insgesamt finde ich diesen Reihenauftakt vielversprechend mit interessanten Charakteren und werde die Augen offen halten nach einer Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 27.10.2022

schöne Fortsetzung der Reihe mit Kreuthner in Schwierigkeiten

Herzschuss
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In „Herzschuss – Jedes Verbrechen hat eine Geschichte“ ist es einmal nicht Leo Kreuthner, der eine Leiche findet, sondern Clemens Wallner entdeckt den getöteten Lokalpolitiker Philipp Gansel in einem verschneiten ...

In „Herzschuss – Jedes Verbrechen hat eine Geschichte“ ist es einmal nicht Leo Kreuthner, der eine Leiche findet, sondern Clemens Wallner entdeckt den getöteten Lokalpolitiker Philipp Gansel in einem verschneiten Hotelrohbau, allerdings nachdem jemand nachgeholfen und ihm ein Zettel mit den Koordinaten zugesteckt hat.
Leo Kreuthner fällt in diesem Band eine besondere Rolle zu. Die Ehefrau des Toten ist seine Jugendliebe Philomena, vor kurzem hat Leo diese überraschend wiedergesehen und sehr zu seinem Unmut miterlebt, wie diese von ihrem Mann grob behandelt wurde. Ehe er es sich versieht, ist er der Hauptverdächtige in diesem Fall und wird in Haft genommen. Wie es Kreuthners Art ist, findet er einen Weg, dennoch an der Aufklärung des Falls mitzuwirken, wenngleich er dabei für einige Unruhe und Verwicklungen sorgt.
Für Abwechslung sorgt ein neues Gesicht bei der Kripo Miesbach, Wallners neue Chefin Franka Tiedemann macht Druck bei den Ermittlungen, kann mit ihrer humorvollen und Art und ihrem Sinn für Ironie bei Wallner aber nach und nach Pluspunkte sammeln.
Auch Opa Manfred ist wieder mit dabei, trotz seiner inzwischen 91 Jahre hat er nichts von seinem Charme verloren und lässt sich gerne von Kreuthner zu der einen oder anderen Eskapade überreden.
Auch dieser Band hat mir in der Hörbuchfassung wieder großes Hörvergnügen beschert, woran der Sprecher Michael Schwarzmeier einen großen Anteil hat. Mit seinem Vortrag trifft er genau den richtigen Ton, die Charaktere sind durch unterschiedliche Stimmlagen und Dialekte klar zu unterscheiden, was die Geschichte umso lebendiger werden lässt.
Mir gefällt in dieser Reihe die Mischung aus spannendem Kriminalfall und humorvollem Unterton, die zum Teil sehr speziellen und dabei doch bodenständigen Charaktere sind mir im Laufe der Zeit ans Herz gewachsen. Es ist nicht der erste Band, in dem Kreuthners Verhalten insbesondere in seiner Rolle als Polizist Grenzen überschreitet, hier werden ein paar Augen zu viel zugedrückt und die Glaubwürdigkeit etwa strapaziert. Das Schluss lässt jedoch hoffen, dass in dieser Reihe noch lange nicht das Ende erreicht ist, und dafür muss Kreuthner auf jeden Fall die Möglichkeit behalten, bei den Ermittlungen mitzumischen.

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Veröffentlicht am 23.10.2022

komplex, abwechslungsreich und spannend

Die Spur der Luchse
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In „Die Spur der Luchse“, dem bereits 10. Fall für die Ermittler Ingrid Nyström und Stina Forss, geht das Autorenduo etwas andere Wege, dennoch ist der Krimi ähnlich komplex und spannend wie seine Vorgänger.
Unweit ...

In „Die Spur der Luchse“, dem bereits 10. Fall für die Ermittler Ingrid Nyström und Stina Forss, geht das Autorenduo etwas andere Wege, dennoch ist der Krimi ähnlich komplex und spannend wie seine Vorgänger.
Unweit von Växjo drohen in einem småländischen Naturschutzgebiet Eskalationen in einem Protestcamp gegen den Neubau einer Trasse für einen Hochgeschwindigkeitszug. Während eines Einsatzes als Vermittlerin stürzt Ingrid Nyström in eine Fallgrube und verletzt sich schwer. Ihr Chef sieht darin einen tätlichen Angriff, da Nyström in dem Fall jedoch nicht selbst ermitteln kann und ein Eingreifen der Säpo ablehnt, wird Stina Forss zurück nach Växjo beordert. Stina Forss nimmt den Auftrag mit Unbehagen an, wer die früheren Bände kennt, der weiß um die Hintergründe und das angespannte Verhältnis zwischen den Ermittlerinnen.
Als dann jedoch in demselben Waldgebiet eine Gruppe von vier jugendlichen Schülern mit einer Lehrkraft als vermisst gemeldet werden, die großangelegte Suchaktion von einem Waldbrand erschwert wird, zwei der Jungen tot aufgefunden werden sowie eines der Mädchen zwar lebend aber schwer traumatisiert, bleibt keine Zeit für Befindlichkeiten. Stina Forss setzt gemeinsam mit Ingrid Nyström alles daran, den Fall zu lösen und die weiterhin verschwundene 4. Schülerin zu finden.
Diesmal steht kein Fall aus der Vergangenheit im Mittelpunkt der Ermittlungen, stattdessen sorgen ineinander verflochtene Verbrechen und sich überschlagende Ereignisse für Spannung, politische Einflüsse und Verwicklungen erschweren die Aufklärung. Nebenbei rücken die Autoren einige gesellschaftskritische Aspekte in den Fokus. Die wechselnden Erzählperspektiven mit vielen persönlichen Eindrücken der Ermittler sowie eingeschobene Kapitel aus der Sicht eines Schülers sorgen für Abwechslung.
Das Tempo ist hoch, die verletzte Ingrid Nyström gönnt sich keine Pause und kommt körperlich an ihre Grenzen. Schon in früheren Bänden haben die Ermittler nicht an persönlichem Einsatz gespart, hier wird das sehr auf die Spitze getrieben, es nimmt dem Krimi Authentizität, wenn es nur eine Handvoll Ermittler zu geben scheint, die tagelang rund um die Uhr im Einsatz sind, selbst wenn sie mit einer Krankschreibung ins Krankenhaus gehören.
Ansonsten hat mich der Krimi mit seiner packenden Geschichte wieder überzeugt, es hat mich gefreut, die beiden Ermittlerinnen erneut in einer Zusammenarbeit zu erleben und das Ende lässt hoffen, dass dieser 10. Band noch nicht das Ende der Reihe darstellt.

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