Leserunde: Matthew Perry
Friends, Lovers and the Big Terrible ThingIch hatte zuerst gar nicht auf dem Schirm, dass Matthew Perry eine Autobiografie veröffentlichen wollte. Aber als kleiner Fan der Serie Friends hat mich sein Gesicht auf dem Cover sofort neugierig gemacht. ...
Ich hatte zuerst gar nicht auf dem Schirm, dass Matthew Perry eine Autobiografie veröffentlichen wollte. Aber als kleiner Fan der Serie Friends hat mich sein Gesicht auf dem Cover sofort neugierig gemacht. Als ich den Klappentext gelesen habe, war ich sehr überrascht von dem Inhalt den mich erwarten sollte. Ich kannte nur seinen witzigen und liebenswürdigen Charakter aus der Serie, dass er im wahren Leben aber mit Suchterkrankungen zu kämpfen hatte, war mir nicht bewusst.
Als ich das Buch gelesen habe, hatte ich sehr viele gemischte Gefühle. Matthews Art zu schreiben ist sehr emotional für den Leser. Ich habe sehr großen Respekt vor seiner Ehrlichkeit und dass er neben einer Sucht auch einige Fehler seiner Vergangenheit reflektiert. Man hat das Gefühl, dass er mit dem Schreiben der Biografie ein weiteres Mal verssucht hat, zu verarbeiten. Er beleuchtet sehr viele Aspekte seines privaten Lebens. Familie, Karriere, Freundschaft, Liebe, Bindungsangst und natürlich ist auch seine Suchtgeschichte eine große Thematik. Trotzdem unterlegt er alle diese ernsten Aspekte mit sehr viel ironischem Humor. Ein wenig, wie wir den Schauspieler auch aus Friends kennen.
Als Angehörige einer suchtkranken Person kann ich das Buch alleine aus dem Grund weiterempfehlen, weil man viel über das Innenleben des Suchtkranken und die Krankheit selbst lernen kann. Ich hatte mir als Wunsch für das Buch gesetzt, die Krankheit und die Erkrankten in ihrem Denken und Funktionieren besser verstehen zu können, und das hat Matthew mit seinem Buch geschafft. So furchtbar wie das Gefangensein in der Sucht ist, so brutal ehrlich beschreibt er sie auch.
Ich fand den Schreibstil super angenehm, kann aber nicht beurteilen, wie viel durch die Übersetzung ins Deutsche von seiner originalen Schreibart noch übriggeblieben ist. Es gab zwei Dinge, die mich ein wenig an dem Buch gestört haben. Die eine war vor zwei Wochen noch stark im Internet diskutiert und muss entsprechend hier nicht auch noch angesprochen werden. Die andere war seine Sortierung der Kapitel. Sicherlich haben sie aufeinander aufgebaut, allerdings hat man immer wieder den Faden verloren, in welchen Zeitabschnitt seines Lebens sich Matthew gerade befindet. Die Geschehnisse wurden nicht in der Reihenfolge erzählt und die Kapitel waren auch nicht mit Zeiteinordnungen gekennzeichnet.
Alles in allem, trotzdem eine sehr empfehlenswerte Autobiografie. Gerade wenn man sich in die Thematik der Suchterkrankungen einlesen möchte oder sich wie ich ein besseres Verständnis für die betroffenen Personen wünscht. Erwartet werden kann auf Leserseite Mitgefühl, Verständnis, Betroffenheit und einige seeehr private Momente in Matthews Leben.