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Veröffentlicht am 20.02.2017

Nichts wünsche ich mir mehr

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Die sechzehnjährige Katha bemerkt kleine Stellen an ihrem Kopf, an denen ihr die Haare ausgefallen sind. Als sie dann die Diagnose “Alopezie” bekommt, bricht eine Welt für sie zusammen. Ein Leben komplett ...

Die sechzehnjährige Katha bemerkt kleine Stellen an ihrem Kopf, an denen ihr die Haare ausgefallen sind. Als sie dann die Diagnose “Alopezie” bekommt, bricht eine Welt für sie zusammen. Ein Leben komplett ohne Haare kann sie sich nicht vorstellen. Es fällt ihr immer schwerer, aus dem Haus zu gehen. Ihre Gedanken kreisen nur noch um die Frage “Was ist, wenn jemand was merkt?”

Die Autorin hat ein wundervolles und einfühlsames Buch geschrieben. In der Ich-Form aus Kathas Sicht erlebt der Leser hautnah mit, wie sich die Krankheit bei Katha bemerkbar macht und in welches psychische Loch sie dadurch fällt. Anfangs ist sie sehr ängstlich, hat kein Selbstvertrauen und will niemanden an sich heranlassen, nicht einmal ihre beiden besten Freundinnen. Im Laufe des Buches spürt und erlebt man dann, wie Katha sich langsam verändert. Sie wird stärker und selbstbewusster durch die Enttäuschungen und negativen wie auch positiven Erfahrungen. Diese Entwicklung zu erleben, ist wirklich toll und wird sehr verständlich dargestellt.

Die Personen sind durchgängig menschlich und gut vorstellbar beschrieben. Katha und ihre Gedanken und Gefühle und ihre Auseinandersetzung mit ihrer Krankheit sind sehr realistisch beschrieben. Das wurde sehr gut umgesetzt und ich konnte mich prima in sie hinein versetzen.

Auch Kathas Freundinnen sowie ihr Bruder samt Freundin sind mir ans Herz gewachsen. Sie bringen mit ihren Sprüchen und Aktionen unheimlich viel Humor in die Geschichte, so dass ich mehrmals lachen musste. Auch Kathas Eltern werden toll beschrieben, sind immer für sie da und unterstützen sie, wo und wie sie nur können.

Und Jasper, in den Katha sich verliebt hat, wird ebenfalls sympathisch beschrieben. Er hat eine wunderbar locker-leichte Art, so dass Katha sich sofort zu ihm hingezogen fühlt. Doch auch er darf nichts von ihrer Krankheit erfahren, denn sie hat Angst, dass er sich nicht mehr für sie interessiert. Die Entwicklung zwischen den beiden fand ich sehr schön und ich habe sie sehr gerne begleitet.

Das Buch fand ich sehr lesenswert und es hat mir die Krankheit “Alopezie” nahe gebracht und mich zum Nachdenken angeregt. Ich kann eine absolute Leseempfehlung aussprechen und vergebe fünf Sterne.

Veröffentlicht am 14.02.2017

Grausames Erbe

Grausames Erbe
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Das Leben der einundzwanzigjährigen Petty wird seit 18 Jahren von ihrem Vater bestimmt. Sie lebt wie eine Gefangene in ihrem Zuhause und wird von ihrem Vater tagtäglich durch ein knallhartes Überlebenstraining ...

Das Leben der einundzwanzigjährigen Petty wird seit 18 Jahren von ihrem Vater bestimmt. Sie lebt wie eine Gefangene in ihrem Zuhause und wird von ihrem Vater tagtäglich durch ein knallhartes Überlebenstraining getrieben, das nur zu ihrem Wohl sein soll. Auch ihr eintöniger Job auf dem Schrottplatz bietet keine große Abwechslung. Als ihr Vater dann überraschend stirbt, wird sie mit der realen Welt konfrontiert. Doch auch über seinen Tod hinaus hat ihr Vater Petty fest im Griff. Als sie sich aus diesem Griff befreien will, stößt sie auf Hinweise zu ihrer Vergangenheit, die sie nie sehen sollte. Sie will die Wahrheit herauszufinden, dabei muss sie plötzlich auch vor der Polizei flüchten - doch für solche Situationen hat ihr Vater sie ausgebildet.

Ich habe dieses Buch regelrecht verschlungen, denn es hat mich von Anfang an neugierig gemacht und gefesselt. Ich musste einfach immer weiterlesen.

Petty ist eine ganz besondere junge Frau. Sie wird in dem Buch als Sarah Connor aus Terminator betitelt, was ich total passend fand. Ich habe sie regelrecht als extrem durchtrainierte und intuitiv handelnde Kämpferin vor Augen gehabt. Als sie mit dem wahren Leben außerhalb ihres Zuhauses konfrontiert wurde, tat sie mir ein wenig leid, denn ihr Vater hat sie von all diesen Dingen fern gehalten. Die Hinweise auf ihre Vergangenheit lassen sie recherchieren, wobei ein ungeheuerlicher Verdacht aufkeimt, dem sie nachgehen muss. Dabei hat sie Unterstützung von dem jungen Dekker, der sie anfangs nicht ganz freiwillig begleitet. Doch die Sympathie zwischen den beiden war direkt spürbar. Die Beschreibungen, wie die beiden die Wahrheit suchten und dabei auch vor der Polizei flüchteten, gefielen mir sehr gut. Dieser Teil war ein wenig wie ein Roadtrip und interessant und spannend zu lesen.

Die ganzen Zusammenhänge zur Vergangenheit von Petty und ihrem Vater war für mich nicht durchschaubar. Anfangs dachte ich, ich hätte es durchblickt, aber dann gab es wieder eine Wendung. Erst zum Ende war dann das ganze Ausmaß der Geschehnisse klar und ich bekam einen neuen Blick auf Pettys Vater und seine Beweggründe, seine Tochter so zu erziehen, wie er es getan hat.

Die Spannung wurde am Anfang gut aufgebaut, sank in der Mitte etwas ab, um am Ende dann nochmal richtig nach oben zu gehen.

Ich fand das Buch unterhaltsam und spannend und habe es sehr gerne gelesen. Ich vergebe daher fünf Sterne.

Veröffentlicht am 13.02.2017

Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster - gefühlvoll und echt

Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster
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Fred ist geschieden und alleinerziehender Vater. Um seinem Leben mehr Sinn zu geben, hat er sich zum ehrenamtlichen Sterbebegleiter ausbilden lassen. Die erste Person, die er in den nächsten Tagen und ...

Fred ist geschieden und alleinerziehender Vater. Um seinem Leben mehr Sinn zu geben, hat er sich zum ehrenamtlichen Sterbebegleiter ausbilden lassen. Die erste Person, die er in den nächsten Tagen und Wochen begleiten wird, ist Karla. Doch Karla ist eine enorme Herausforderung für Fred, denn sie ist sehr stark und eigensinnig und auch ziemlich deutlich in ihren Worten und ihrem Handeln. Sie möchte nur ein wenig menschliche Nähe, allerdings nur zu ihren Bedingungen. Als Fred versucht, Karla mit ihrer Schwester zu versöhnen, geht das gehörig schief, so dass Karla Fred nicht mehr sehen möchte. Einzig Freds Sohn, der dreizehnjährige Phil, darf Karla noch regelmäßig besuchen, um ihre Konzertfotos zu archivieren. Doch Dank Hausmeister Kalffki, der Fred in einer brenzligen Situation ruft, ist Karla bereit, Fred noch eine Chance zu geben.

Dieser Roman hat mich wirklich berührt. Er ist in keinster Weise kitschig geschrieben, sondern einfach menschlich und echt und einfühlsam. Sehr interessant fand ich den Einblick in die Tätigkeit eines Sterbebegleiters, was keinesfalls leicht ist.
Der Aufbau des Buches ist sehr gut gelungen. Die Überschriften der Kapitel tragen den Namen der Person, aus deren Sicht man gerade liest. Durch diese verschiedenen Perspektiven bekam ich einen super Einblick in die Gedanken und Gefühle aller Personen.
Freds Zweifel, ob er alles richtig macht, waren nachvollziehbar. Als Sterbebegleiter zu arbeiten dürfte eine enorme Herausforderung sein. Als er dann einen Fehler machte und Karla den Kontakt unterbunden hat, tat er mir wirklich sehr leid. Immerhin hat er es nur gut gemeint und wollte Karla etwas Gutes tun. Dank eines günstigen Umstandes nehmen Karla und Fred wieder Kontakt auf, was mich gefreut hat.
Mich hat es sehr berührt, wie Fred und Karla miteinander umgegangen sind. In leisen Tönen wird die Sympathie zwischen den beiden deutlich und dass sie sich mögen und gegenseitig auch brauchen. Es gibt auch sehr emotionale Szenen, bei denen mir die Tränen kamen, weil ich es einfach schön fand, dass die beiden sich gegenseitig so viel zu geben haben.
Phil fand ich für sein Alter sehr erwachsen und vernünftig. Er ist kein typischer Teenager, sondern schreibt Gedichte und interessiert sich für Lyrik. Zwischen ihm und Karla entwickelte sich eine wie ich fand tiefe Verbundenheit. Phil hat sogar für Karla einen Song geschrieben, in dem er sie als Oma betitelt. Ihre Reaktion auf das Wort Oma ließ mich schmunzeln.
Neben dem doch sehr schweren Thema gibt es aber auch Situationen, die humorvoll geschrieben sind, wodurch die Schwere manchmal ein wenig genommen wurde. Und das Buch lässt mich nachdenklich auf das Thema Sterben und Sterbebegleitung blicken.

Dieses Buch ist für mich eine echte Bereicherung gewesen und ich vergebe fünf Sterne.

Veröffentlicht am 11.02.2017

Korrosion

Korrosion
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Die Seniorin Bernadette Berger wird kurz nach Weihnachten erschlagen in ihrer Wohnung aufgefunden. Sie hinterlässt ein Millionenerbe, das ihren Kindern zukommen soll. Allerdings ist dieses Erbe mit einer ...

Die Seniorin Bernadette Berger wird kurz nach Weihnachten erschlagen in ihrer Wohnung aufgefunden. Sie hinterlässt ein Millionenerbe, das ihren Kindern zukommen soll. Allerdings ist dieses Erbe mit einer bitteren Anklage verbunden, denn eines ihrer drei Kinder soll für den Tod ihres Mannes verantwortlich sein. Mit der Frage, wer die Schuld an dem Tod des eigenen Vaters trägt, beschäftigt sich Tom Winter, der Sicherheitschef ihrer Bank. Er begibt sich auf die Suche nach den Kindern, die mittlerweile regelrecht verstreut leben. Dabei gerät er in einen Strudel aus Missbrauch, Ausbeutung und Rache.

Dies war mein erstes Buch des Autors und es hat mir sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist klar und verständlich und ich konnte gut in die Geschichte eintauchen. Der Aufbau des Buches war gut strukturiert. Die Kapitel sind angenehm kurz und als Überschrift gibt es jeweils ein Datum und eine Uhrzeit, so dass ich stets den Überblick behalten habe. Zwischen diesen Kapiteln gibt es immer wieder kurze Rückblicke in kursiver Schrift auf einen Flüchtling und wie er nach Europa kam. Zu Beginn war mir die Bedeutung dieser Abschnitte nicht klar und sie haben mich daher etwas verwirrt, das änderte sich erst zum Ende hin und war dann nachvollziehbar.

Tom Winter ist mir sympathisch. Er wirkt sehr ruhig und gelassen mit einem wachen Geist. Seine Gedanken waren gut beschrieben und für mich nachvollziehbar. Zum Ende hin empfand ich ihn allerdings als viel zu tough und stark. Da er verletzt war, hätte er meiner Meinung nach einige Aktionen so gar nicht hinbekommen dürfen. An meiner Sympathie für ihn änderte das jedoch nichts.

Auch die weiteren Personen sind real und bildhaft beschrieben und ich konnte sie mir gut vorstellen. Insbesondere die Kinder der Verstorbenen waren hinsichtlich ihrer Charaktereigenschaften sehr gut gezeichnet.

Der Plot hat mir gut gefallen. Wie hängt der Tod des Mannes vor mehr als dreißig Jahren mit dem heutigen Mord an Bernadette Berger zusammen? Und welche Rolle spielt dabei ein Flüchtling? Ich machte mir zwar meine Gedanken, hatte aber keine richtige Idee hinsichtlich der Zusammenhänge. Am Ende wurde dann aber alles aufgeklärt und es blieben keine Fragen bei mir offen. Und ich musste feststellen, dass ich vom Autor ganz schön auf’s Glatteis geführt wurde. Doch das möchte man als Leser ja auch mal. Für mich hätte der Thriller allerdings gerne noch einiges spannender sein dürfen.

Insgesamt ein lesenswerter Thriller, dem ich vier Sterne gebe.

Veröffentlicht am 06.02.2017

Glücksmädchen - mir fehlte die Spannung

Glücksmädchen
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Es ist ein kalter und verregneter Tag, als die achtjährige Lycke mitten in Stockholm spurlos verschwindet. Die Kriminalreporterin Ellen Tamm soll sich dieses Falles annehmen und darüber berichten. Doch ...

Es ist ein kalter und verregneter Tag, als die achtjährige Lycke mitten in Stockholm spurlos verschwindet. Die Kriminalreporterin Ellen Tamm soll sich dieses Falles annehmen und darüber berichten. Doch dieser Fall erinnert sie schmerzlich an ihre Vergangenheit, denn ihre Zwillingsschwester ist vor vielen Jahren tödlich verunglückt. Bis heute macht Ellen sich Vorwürfe und gibt sich selbst die Schuld an dem Tod ihrer Schwester. Sie stürzt sich in die Suche nach Lycke und hofft, sie und auch sich selbst zu retten.

Das Cover und der Klappentext gefielen mir sehr gut und haben mich sehr neugierig auf das Buch gemacht. Dank des angenehmen Schreibstils ließ sich das Buch sehr zügig und flüssig lesen. Den Aufbau des Buches fand ich gelungen. Die Unterteilung ist in Tagen erfolgt, und diese Tage dann in verschiedene Personen und Uhrzeiten. So hatte ich einen sehr guten Überblick, wie viel Zeit seit Lyckes Verschwinden vergangen ist und aus wessen Perspektive ich gerade lese. Das hat mir gut gefallen, da es übersichtlich und strukturiert war.
Die Personen sind gut beschrieben und ich hatte ein Bild von ihnen vor Augen. Die Konflikte zwischen Lyckes geschiedenen Eltern und der neuen Ehefrau des Vaters wurden gut dargestellt, so dass ich mich gefragt habe, ob einer von ihnen die Schuld an Lyckes Verschwinden trägt. Es gab aber noch weitere Personen in Lyckes Umfeld, die ich als Täter in Erwägung gezogen habe. Allerdings muss ich sagen, dass ich mir bis zum Ende nicht sicher war und ich die Auflösung daher interessant fand.
Was ich jedoch vermisst habe, war leider die Spannung. Gerade bei einem Psychothriller erwarte ich eine enorme Spannung, die mich am Buch festhält. Das war hier leider nicht der Fall. Das Buch war interessant zu lesen und ich wollte auch wissen, wie es weitergeht, aber richtige Spannung kam bei mir nicht auf.
Ich vergebe drei Sterne.