Häufig sind zweite Teile schwierig, weil einem der erste Teil gefallen hat, man hohe Erwartungen an den Folgeband hat und diese dann oft nicht erfüllt werden können. Das war hier absolut nicht der Fall. ...
Häufig sind zweite Teile schwierig, weil einem der erste Teil gefallen hat, man hohe Erwartungen an den Folgeband hat und diese dann oft nicht erfüllt werden können. Das war hier absolut nicht der Fall. Ich war überrascht, dass Ivy, die wir im ersten Band begleiten, nicht mehr die Hauptprotagonistin ist, und ich war mir nicht sicher, ob ich mit einer neuen Person “einverstanden” bin. Aber die Autorin Christina Rey hat es geschafft, dass ich wieder – wie im ersten Teil – mitgefiebert habe, wissen wollte, wie es weitergeht und nicht erwarten konnte zu erfahren, wie es weiter geht. Es war nicht spannend wie bei einem Thriller, aber trotzdem spannend, weil ich keine Idee hatte, wie die Geschichte ausgehen würde.
Wir erleben Ranjana, die wir als Nebencharakter schon aus dem ersten Band kennen, die von Indien nach Afrika flieht, wie sie sich dort lernt zu behaupten, obwohl ihr Schlimmes angetan wird. Nachhaltig beeindruckt hat mich die Beschreibung der Großwildjagd. Natürlich war mir klar, dass in Afrika gejagt wird, aber es dann so beschrieben zu bekommen, hat mich wirklich berührt. Mir war genauso klar, dass Zootiere irgendwann mal eingefangen wurden, um sie auszustellen und zu züchten. Aber wie es hier beschrieben wird, wie brutal es zuging und wieviele Verluste es gab, das hat mir doch nochmal einen anderen Blickwinkel eröffnet.
Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt, kann das Buch weiterempfehlen und fand auch die Covergestaltung besonders gelungen.
Dass Michaela Grünig tolle Romane schreiben kann, die sich über einen langen Zeitraum erstrecken, wissen wir schon seit der Trilogie um das Palais Heiligendamm. Nun legt sie eine neue Reihe vor und diese ...
Dass Michaela Grünig tolle Romane schreiben kann, die sich über einen langen Zeitraum erstrecken, wissen wir schon seit der Trilogie um das Palais Heiligendamm. Nun legt sie eine neue Reihe vor und diese steht dem ersten Erfolg in nichts nach.
“Blankenese - Zwei Familien” handelt von John Casparius und Leni Hansen, die sich ineinander verlieben. Beiden hat das Schicksal übel mitgespielt und dennoch sind es zwei sehr unterschiedliche Charaktere aus verschiedenen Gesellschaftsschichten. Umso besser ergänzen sie sich. Beide Protagonisten habe ich schnell ins Herz geschlossen und wollte immer wissen, wie es denn mit ihnen weitergeht. Die Politik zu dieser Zeit macht ihnen das Leben nicht einfach, es ist die wohl traurigste Zeit Deutschlands. Und dennoch spürt man ihren Willen, immer weiterzumachen.
Der Schreibstil von Michaele Grünig ist wieder ganz wundervoll, zum Mitfiebern und -fühlen. Soweit ich weiß, soll es eine Trilogie werden und ich freue mich jetzt schon sehr auf Band 2 und 3.
Matthew Perry ist berühmt geworden als Chandler von “Friends” - meine absolute Lieblingsserie. Und trotzdem finde ich toll, dass wir hier eine Biographie über Matthew lesen, nicht über Chandler. Natürlich ...
Matthew Perry ist berühmt geworden als Chandler von “Friends” - meine absolute Lieblingsserie. Und trotzdem finde ich toll, dass wir hier eine Biographie über Matthew lesen, nicht über Chandler. Natürlich kommt die Serie im Buch vor, sie gehört zu seinem Leben, aber sie ist nicht der Mittelpunkt des Buches. Stattdessen lesen wir von seiner Kindheit, die nicht gerade einfach war. Seine Eltern waren viel zu jung, als er zur Welt kam und haben sich dann auch schnell getrennt. Und obwohl sie ihr Bestes gegeben haben für seine Erziehung, macht es eben doch viel mit der Psyche und dem Selbstbewusstsein, wenn man zeitig im Leben von Vater zu Mutter pendelt (allein im Flugzeug!!), die beide neue Partner und Kinder haben und man sich nirgends richtig zugehörig fühlt. Schnell hat er entdeckt, dass er ein Talent für Späße und Witze hat, mit denen er angespannte Situationen verbessern kann. Das war dann sein Merkmal, seine Aufgabe im Leben: witzig sein, andere zum Lachen bringen, lockere Atmosphäre kreieren.
In der Biographie erfährt man ausführlich, wie und warum er süchtig wurde, was das mit ihm gemacht hat und wie er den Weg wieder rausgefunden hat. Manchmal schreibt er etwas wirr von der Chronologie her, springt in den Zeiten und Vorfällen und mir fiel es schwer nachzuvollziehen, in welchem Lebensabschnitt wir uns gerade befinden. Es ist aber auch nicht so schlimm, dass man es nicht mehr lesen könnte. Und es hat mir das Gefühl gegeben, dass an diesem Buch kein Ghostwriter saß, sondern wirklich er selbst. Ich denke, er hat den Text diktiert und dann sind ihm hier und da noch ein paar Sachen eingefallen und darum springt es so hin und her.
Sehr ehrlich spricht er auch über Beziehungen. Er hatte immer tolle hübsche Frauen an seiner Seite, die ihn geliebt haben und um die ihn jeder beneidet hat. Aber wenn es mit der Partnerin dann enger wurde und eine ernste Beziehung begann, hat er sie schnell beendet. Er konnte mit zu viel Nähe nicht umgehen. Vielleicht auch das aufgrund der fehlenden Stabilität in seiner Kindheit. Ein Psychologe hätte eine wahre Freude an dem Buch.
Im Vorwort schreibt Lisa Kudrow ganz kurz über ihre Freundschaft und die Serie. Aber das war mir eigentlich zu wenig. Wenn jemand so krank ist und man mit ihm arbeitet, hätte es mich sehr interessiert, aus ihrer Sicht zu erfahren, ob sie davon wusste? Hat man gerochen, dass er getrunken hat? Konnte er sich überhaupt noch Texte merken? Kann man als Kollegin irgendwie helfen? Für mein Empfinden hat sie sich da zu leicht rausgenommen, dafür, dass es im Buch so tief geht, blieb sie zu sehr an der Oberfläche.
Das Buch zeigt einen sehr reflektierten Mann, der zurückschaut auf sein Leben, genau erkennt, wo er die falsche Abzweigung genommen hat und vor allem auch warum. Und der trotzdem seinen Frieden mit der Vergangenheit gemacht hat und jetzt hoffnungsvoll in die Zukunft schaut. Super interessant zu lesen. Von mir trotzdem einen halben Stern Abzug für die fehlende klare Gliederung, da hätte der Lektor meiner Meinung nach nochmal etwas dran schleifen können. Schade, dass er erst so spät im Leben seine Süchte besiegt hat und jetzt so erwachsen wirkt. Ich hätte ihn mir ganz wunderbar als Ehemann und Familienvater vorstellen können.
Ein Satz noch zum Cover: das Foto gefällt mir ganz gut. Ein Mann mit Falten und Narben, der schon so einiges hinter sich hat. Schaut man sich aber aktuelle Interviews an, dann sieht er dort doch etwas anders aus: aufgedunsen, fülliger. Ich hoffe von Herzen, dass das kein Hinweis auf einen Rückfall ist.