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Veröffentlicht am 12.04.2023

Zuflucht und Hoffnung in der Bücherei Bethnal Green

Die Bibliothek der Hoffnung
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In ihrer Geschichte,, Die Bibliothek der Hoffnung " nimmt die Autorin mit in die unterirdische Bücherei nach Bethnal Green.
Auf wahren Begebenheiten basierend wird die Geschichte von Clara und ihrer Freundin ...

In ihrer Geschichte,, Die Bibliothek der Hoffnung " nimmt die Autorin mit in die unterirdische Bücherei nach Bethnal Green.
Auf wahren Begebenheiten basierend wird die Geschichte von Clara und ihrer Freundin Ruby erzählt, die im 2. Weltkrieg in Londoner Stadtteil Bethnal Green in einem stillgelegten U-Bahnschacht eine Bücherei betreiben.
Dieser U-Bahnschacht hat für viele Menschen , die bei einem Luftangriff 1940 , dem Blitz, die einzige sichere Zuflucht bedeutet. Dort lebten mehrere tausend Menschen. Es war wie eine kleine unterirdische Stadt, mit Theater, Café, Tanzschule und eben den vielen geretteten Büchern.
Die verwitwete Kinderbibliothekarin Clara Button rettet nach dem verheerenden Bombenangriff die Bücher ihrer Bücherei und baut mit Hilfe ihrer Freundin Ruby Munroe die unterirdische Bibliothek auf. Diese Bücher geben den vielen Menschen im Shelter( dt. Zuflucht, Schutz ) ein wenig das Gefühl eines normalen Lebens. Obwohl Clara und Ruby selbst schwere Päckchen zu tragen haben, sind sie für ihre Besucher immer da. Besonders Clara kümmert sich liebevoll um die Kinder,die auch Tunnelratten genannt werden, und zum Teil gar kein normales Leben außerhalb kennen. So bringt sie Sparrow zum Lesen , kümmert sich um Marie und Beatie, die von den Jersey-Inseln evakuiert wurden.
Als sie auf ihrem Weg im Dunkeln überfallen wird, kommt ihr der Rettungssanitäter Billy zu Hilfe. Es knistert zwischen ihnen, doch Clara traut sich nicht zu lieben, obwohl ihr Mann schon seit einigen Jahren gefallen ist. Auch Billy scheint ein Geheimnis zu haben. Ruby dagegen ist nach außen hin eine Frohnatur, doch auch sie hat Schlimmes erlebt , was sie nicht vergessen kann.
Die Freundinnen sind immer füreinander da und meistern gemeinsam Hindernisse, die ihnen das Leben und Menschen in den Weg legen. Sie sind unglaublich, eine Stütze für die Gemeinschaft. Die Bücher geben so viel Kraft , Mut und Hoffnung, lassen die Menschen die Welt draußen vergessen, geben Hoffnung auf ein normales Leben, wenn der Krieg endlich vorbei ist.
Trotz aller Widrigkeiten und Grausamkeiten versuchen sie ihr Leben zu meistern und ihr eigenes Glück zu finden. Immer wieder müssen sie Rückschläge hinzunehmen. Ein Wunder, daß sie an manchem nicht zerbrechen, sondern immer wieder nach vorne schauen.
Die Geschichte hat mich sehr berührt, bei den liebevollen Beschreibungen ging mir das Herz auf und ich habe so mit Clara und Ruby gehofft, daß alles gut wird und sie eine glückliche Zukunft haben werden.
Den einzelnen Kapitel , aus den Perspektiven von Clara und Ruby erzählt, ist immer ein Spruch oder eine Aussage von Menschen, die mit Büchern zu tun haben, vorangestellt.

Die Sprecherin hat eine so tolle und mitreißende Art zu erzählen, daß ich am liebsten alles in einem Rutsch gehört hätte. Für alle Personen hatte sie jeweils eine besondere Stimmlage, die es einfach machte, alle auseinander zu halten. Besonders die Stimmung kam dadurch gut hervor.
Mich hat diese Geschichte sehr berührt. Besonders interessant fand ich, daß am Ende der Geschichte Kate Thompson über ihre Recherche berichtet. Die Aussagen von Zeitzeugen haben mich sehr bewegt.
Die Autorin hat ein Werk geschaffen, welches ich nicht so schnell vergessen werde. Die Menschen, die unter den ungewöhnlichen , schwierigen Umständen diesen Ort der Hoffnung geschaffen haben , verdienen Hochachtung.
Eine grandiose Verknüpfung von wahren Begebenheiten mit einer fiktiven Geschichte. Liebevoll dargestellte Charaktere , eine kraftvolle Gemeinschaft und eine ganz besondere Atmosphäre.
Ganz klare Leseempfehlung/ Hörempfehlung .

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Veröffentlicht am 12.04.2023

Grandioses Romandebüt! Tolle emotionale Familiengeschichte im traumhaften Timmendorf an der Ostsee

Die Frauen der Villa Sommerwind. Das Glück am Horizont.
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,, Das Glück am Horizont- Die Frauen der Villa Sommerwind " ist der erste Roman von Anna Husen. Was für ein grandioser Start! 

Diese äußerst gelungene Geschichte um Henriette und ihre Familie spielt in ...

,, Das Glück am Horizont- Die Frauen der Villa Sommerwind " ist der erste Roman von Anna Husen. Was für ein grandioser Start! 

Diese äußerst gelungene Geschichte um Henriette und ihre Familie spielt in  den Jahren 1903 bis 1929 in Timmendorfer Strand, einem  beschaulichen Ort an der Ostsee. 

Henriette kommt mit ihrem Vater und ihren zwei jüngeren Geschwistern nach Timmendorf,  um dort die Villa Sommerwind als Hotel zu führen.   Mit ihren 22 Jahren und dem Abschluss der Hotelfachschule steht sie dem Vater tatkräftig zur Seite. Nach dem Tod ihrer Mutter bei der Geburt ihres jüngsten Bruders vor 8 Jahren haben sie ein sehr inniges Verhältnis.  Sie macht alles, um ihren Geschwistern die Mutter zu ersetzen und die Familie zusammen zu halten.  Eines Taged kommt es jedoch zu einem verheerenden Streit mit ihrem Vater.  Enttäuscht und wütend läuft sie am Strand entlang und trifft im Nachbarort Niendorf auf den Fischersohn Ole, der sie vom ersten Moment an fasziniert.  Es ist die sprichwörtliche Liebe auf den ersten Blick. Eine Liebe , die nicht sein darf, denn ihr Vater hat bereits beschlossen,  daß sie Eduard Graff heiraten wird, den Sohn eines Architekten.  Sie fügt sich , bekommt die wunderbaren Zwillinge Julia und Christine.  Doch glücklich ist sie in dieser arrangierten und kalten Ehe nicht. Das Hotrl floriert, doch es beginnen unruhige Zeiten , die im 1. Weltkrieg münden. Das Hotel kämpft, genau wie die Männer, ihr Vater,  ihr Bruder und ihr Herzensmensch Ole , ums Überleben.  Sie arbeitet hart und sorgt dafür , daß das Hotel bestehen bleiben kann  und die Familie zusammen hält.  Halt und moralische Unterstützung erfährt sie von ihrer besten Freundin Mareike, die sie am ersten Tag in Timmendorf kennen lernte. Eine Freundin,  die immer zu ihr hält und iauch mal unverblümt ihre Meinung kund tut. So eine tolle Freundin sollte jeder haben. 

Anna Husen hat die Personen so sympathisch und liebevoll gezeichnet,  daß sie mir schnell ans Herz gewachsen sind. Durch die authentischen Beschreibungen fühlte ich mich wie ein Teil der Familie.  Die emotionale und gefühlvolle Geschichte hat mich begeistert.  Ich habe mich  mit Henriette gefreut , geliebt, gelitten,  gehofft , gebangt und auch geweint . Nicht nur einmal im Leben muß sie große Hürden überwinden,  gerade als Frau hat sie gegen Vorurteile und Widrigkeiten zu  kämpfen.  Sie ist eine starke Frau, die alles für ihre Familie macht. 

Durch die spannungsreichen,  abwechslungsreich aus den Perspektiven von Henriette,  Ole und Christine erzählt,  konnte ich tief in die Geschichte,  Gefühle und Gedanken der Protagonisten eintauchen.  Unerwartete Wendungen haben mich überrascht. 

Der Ort, der Strand , die Mode wurden so bildhaft beschrieben,  daß ich die salzige Meeresluft schmecken,  den Wind  und den Sand unter den Füßen spüren konnte. Gerne hätte ich die wundervollen Kleider , geschneidert von Mareike und ihrer Mutter Friederike, anprobiert. 

Von der ersten Seite an , hat mich diese Geschichte in den Bann gezogen.  Das Buch konnte ich kaum aus der Hand legen., wollte doch unbedingt erfahren,  ob Henriette ihr eigenes Glück erfahren darf. Sehr gut haben mir auch die stillen Zwiegespräche von Henriette mit ihrer  verstorbenen Mutter gefallen,  aus denen sie viel Kraft,  Mut und Hoffnung schöpft, 

Anna Husen hat einen fulminanten Roman geschaffen,  der aufzeigt,  daß Freude, Trauer, Glück und Unglück manchmal ganz nah beieinander liegen und in allen Menschen etwas Gutes steckt, auch wenn es manchmal nicht so scheint. 

Von ganzem Herzen empfehle ich  diese wunderbare,  spannungsreiche  und berührende Geschichte weiter. Schon jetzt warte ich sehnsüchtig auf die Fortsetzung von dieser Geschichte.  




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Veröffentlicht am 11.04.2023

Endlich wieder auf Norderney im Inselsalon

Goldene Zeiten im Inselsalon
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Die Autorin Sylivia Lott nimmt im dritten Teil ihrer Norderney-Saga , Goldene Zeiten im Inselsalon "  den Leser mit in die Jahre 1920 bis 1929..  Auf die Familie Fisser / Merkur kommen bewegte Zeiten auf ...

Die Autorin Sylivia Lott nimmt im dritten Teil ihrer Norderney-Saga , Goldene Zeiten im Inselsalon "  den Leser mit in die Jahre 1920 bis 1929..  Auf die Familie Fisser / Merkur kommen bewegte Zeiten auf Norderney und in  Berlin zu. 

Die abwechslungsreichen Kapitel erzählen jdad Geschehen jeweils aus der Perspektive von Salonbesitzerin Frieda, ihrer Tochter Lissy,  der besten Freundin Grete und Schwiegermutter Jakomina. 

Frieda hat den Frieseurmeisteri Paul Merkur geheiratet,  um den Salon nach dem Tos ihres Mannes weiterhin führen zu dürfen. Aus anfänglicher Distanz entsteht so langsam eine Beziehung aus der Sohn Bonno hervorgeht.  Ein kleiner Sonnenschein,  der die Freiheiten des Insellebens genießen kann.  Tochter Lissy zieht es hingegen nach abgeschlossener Friseurlehre nach Betlin. Hinein in die aufregend pulsierende Stadt und das selbständige Leben. Sie bildet sich zur Schönheitsexpertin weiter und lernt Ivo Sartorius kennen und lieben. Er ist einige Jahre älter und hat den Ruf ein Lebemann zu sein. Wieder diese Liebe ihr Glück bedeuten? 

Auch Friedas Freundin Grete ist mit ihrem Mann Max Lubinus inzwischen eine feste Institution aus der Insel. Sie hilft ihrem Mann in seiner Arztpraxis,  kümmert sich um die drei gemeinsamen Kinder und führt Wohltätigkeitsveranstaltungen durch. Obwohl sie glücklich ist, bietet ihr Leben nicht nur eitel Sonnenschein.  

Durch die kurze Einführung der Personen am Anfang des Buches war ich schnell wieder mittendrin im Leben von Frieda, ihrer Familie und Freunden.  Der Zeitgeist auf der Insel , die schwierigen Zeiten während der Wirtschaftskrise mit Inflation,  als abends das Gehalt von morgens schon fast nichts mehr wert war, und der folgende Aufschwung sind wunderbar authentisch dargestellt.  Auch weitere historische Begebenheiten wurden geschickt mit der Geschichte verwoben.  

Auch das Leben von Lissy in Berlin, mit seinem Glanz,  aber auch der  Schattenseiten , ist so bildhaft beschrieben,  daß ich mich dort direkt hineinversetzt fühlte. Die Frisuren  und die aktuelle Mode tauchten als Bilder vor meinen Augen auf. Der Glamour und die Verlockung der Filmindustrie ist deutlich zu spüren.  

Die Charaktere sind auch diesmal wieder so liebevoll,  lebendig  und realistisch gezeichnet,  daß sie mir wie eigene Familie erschienen. Ich konnte mich jederzeit in ihre Gedanken und Gefühle hineinversetzen. Ich habe mit ihnen gelacht , gehofft, gebangt, geweint und natürlich auch gefreut.  Sehr gut gelungen finde ich die Darstellung der Entwicklungen der einzelnen Personen,  besonders Lissy hat mich berührt.  

Der Schreibstil ist sehr schön flüssig  und bildhaft. Die Geschichte hat mich von Beginn an so sehr gefesselt,  daß die Seiten nur so flogen und ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. 

Im Anhang befindet sich noch das Rezept von Friedas legendären Mandelkeksen, die eine besondere Rolle in der Geschichte spielen.  

Ich freue mich schon auf den 4. Band der Reihe,,  Neue Träume im Inselsalon " der im März 2024 erscheinen wird. 

Sehr gerne empfehle ich diese wunderbare Geschichte allen weiter,  die Lust auf Familie,  Nordseefeeling im historischen Gewand haben. Mir hat das Wiedertreffen mit alten Bekannten sehr gut gefallen.  

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Veröffentlicht am 08.04.2023

Wunderbarer Auftakt mit Nordseefeeling

Wo der Seewind flüstert. Die St.-Peter-Ording-Saga
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In ihrem Roman ,, Wo der Seewind flüster- Die St.-Peter-Orfing- Ssga " entführt Tanja Janz den Leser ins Jahr 1959 / 1060 nach Sankt Peter-Ording und Gelsenkirchen.
Ebba Freese , alleinstehend, vermietet ...

In ihrem Roman ,, Wo der Seewind flüster- Die St.-Peter-Orfing- Ssga " entführt Tanja Janz den Leser ins Jahr 1959 / 1060 nach Sankt Peter-Ording und Gelsenkirchen.
Ebba Freese , alleinstehend, vermietet Zimmer an Urlaubsgäste , um über die Runden zu kommen. Da ihr die Arbeit im Sommer zuviel wird, bittet sie ihre Schwester in Gelsenkirchen, ihre Tochter Sabine zu ihr zu schicken, damit sie etwas Unterstützung hat. Sabine hat gerade ihren Abschluss der Frauenfachschule in der Tasche und freut sich auf einen unbeschwerten Urlaub mit Freunden am Gardasee, süßes Nichtstun und Dolce Vita fest im Blick. Für Sabines Eltern ist es selbstverständlich, daß Sabine an die Nordsee fährt, denn : für die Familie ist man immer da und hilft ,wo es nötig ist.
Obwohl sie der Reise nach Italien nachtrauert, ist sie schnell vom Zauber Nordfrieslands gefangen. Von der Landschaft, den netten Menschen und von Tom, der abends mit seinen Kumpels Musik macht. Sie fühlt sich so wohl, ist verliebt und möchte am liebsten in SPO bleiben. Doch ihre Stelle in der Gelsenkirchener Polizeikantine wartet auf sie . Daher muss sie traurig gestimmt , die Nordsee und Tom verlassen.
Wird sie zurück nach SPO kommen können und hat ihre zarte Liebe zu Tom eine Chance für die Zukunft? Findet es selbst heraus!

Schon nach wenigen Seiten war ich begeistert von der Geschichte. Tanja Janz schildert das Leben dieser Jahre lebendig und authentisch. Die frische Luft, der Wind waren förmlich zu spüren. Der aufkommende Tourismus an der Nordsee bringt neue Möglichkeiten in den ( noch ) kleinen beschaulichen Ort. In Gelsenkirchen, im Pott, ist dagegen durch den Bergbau der wirtschaftliche Aufschwung deutlicher zu spüren. Das Lebensgefühl in beiden Städten wird lebendig beschrieben, der Zeitgeist ist perfekt eingefangen.
Der Zusamnenhalt in der Familie, aber auch das Akzeptieren von Elternentscheidungen, dabei seinen eigenen Weg zu finden , wird sehr gekonnt dargestellt. Ich fühlte mich in der Zeit zurück versetzt und war eine Zeitlang Teil der Familie.
Sabine ist mir von Anfang an sympathisch, auch Rita , ihre beste Freundin, die ihr immer wieder gut zuspricht und Mut macht, gefällt mir sehr. Auch Tante Ebba und die anderen Charaktere muß man einfach gern haben, da sie so liebevoll dargestellt sind.
Die Geschichte hat mir durch den leichten und flüssig zu lesenden Schreibstil so wunderbare Lesestunden beschert. Die abwechslungsreichen Kapitel , mal in Gelsenkirchen, mal in SPO, in genau richtiger Länge , ließen die Seiten nur so fliegen.
Das Buchcover mit der radelnden Frau durch die Dünenlandschaft mit dem typischen Pfahlbau passt perfekt zur Geschichte. Es lässt mich sofort Urlaubsgefühl und Sehnsucht nach SPO spüren. Der farbige Buchschnitt macht das Buch zusätzlich zu etwas Besonderem.
Für mich war es das erste Buch von Tanja Janz . Ich bin so begeistert von ihrer Art zu schreiben, daß ich auf jeden Fall noch viel mehr von ihr lesen werde.

Da die Geschichte der erste Teil einer Trilogie ist, bin ich schon jetzt sehr gespannt auf die Fortsetzung und freue mich schon jetzt auf ein Wiedertreffen mit den liebgewonnenen Charakteren im Jahr 1978. Er wird im Januar 2024 erscheinen.

Von ganzem Herzen empfehle ich diesen wunderbaren Auftakt zur St-Peter-Ording-Saga weiter.

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Veröffentlicht am 07.04.2023

Toll und lesenswert. Äußerst gekonnte Verknüpfung einer historischen Geschichte mit einem spannenden Kriminalfall

Die Bahnhofsmission
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Die Autorin Veronika Rusch nimmt in ihrem Roman ,, Aller Tage Hoffnung- Die Bahnhofsmission "  den Leser mit in  das Jahr 1908,  schildert   die Anfänge der Bahnhofsmission  am Schlesischen Bahnhof in ...

Die Autorin Veronika Rusch nimmt in ihrem Roman ,, Aller Tage Hoffnung- Die Bahnhofsmission "  den Leser mit in  das Jahr 1908,  schildert   die Anfänge der Bahnhofsmission  am Schlesischen Bahnhof in Berlin. Dort kommen viele junge Frauen  aus den ländlichen Gebieten an, die auf der Suche nach einer Anstellung sind. Leider werden sie häufig bereits bei der Ankunft am Bahnhof von dubiosen Schleppern abgefangen,  die sie dann  in die Prostitution zwingen.  

Als Alice, Tochter eines angesehenen Professors der Charité,  mit ihrer schwangeren Schwester Constanze mit dem Zug auf dem Weg nach Hause in Berlin ist, holt sie die fiebernde Gerda in ihr Abteil, damit sie nicht noch kranker wird.  Auf dieser Zufahrt lernt sie auch den jungen Offizier Heinrich kennen, mit dem sie sich wunderbar unterhalten kann. In Berlin angekommen,  versucht ein Mann, Pavel,  die junge Gerda mitzunehmen,  die entgegen der Absprache nicht von ihrer Freundin abgeholt wurde. Nathalie,  eine kleine resolute Frau der Bahnhofsmission geht dazwischen und kümmert sich um Gerda. Sie bringt sie im Johannisstift unter, damit sie zunächst gesund werden kann .

Weil Alice die Frau mit der weißen Armbinde der Bahnhofsmission aufgefallen ist, macht sie sich auf Weg zum Bahnhof,  um sich nach ihrer kleinen Reisebekanntschaft zu erkundigen.  So lernt sie die Arbeit der Bahnhofsmission kennen und beschließt,  dort auch mitzuhelfen. Das geht nur heimlich, denn  ihre gutbürgerlichen Eltern würden es keinesfalls erlauben. In den Augen der gehobenen Gesellschaft ist es vornehmlich die Aufgabe einer Frau, zu heiraten , eine Familie zu gründen und den Haushalt zu führen.  Alice will das nicht. Sie hat den  Traum,  eines Tages Ärztin zu sein und Menschen zu helfen.  Das war damals in Deutschland leider noch nicht möglich. 

Auch Natalie ist in der Bahnhofsmission tätig. Als Tochter eines Puppenspielers hat sie ihre ärmliche Kindheit im Wanderzirkus verbracht. Eines Tages konnte sie dem jähzornigen Vater dort entfliehen und kam über Umwege später nach Berlin. Auch dort musste sie sich durchkämpfen, musste schwierige Zeiten überstehen,  bis sie das Glück hatte, bei der Bahnhofsmission ein neues Leben zu beginnen.  Es ist ihr wichtig, hilfebedürftigen Menschen , besonders den jungen Frauen und Mädchen,  zur Seite zu stehen. Doch vielen, und gerade den Schleppern ist die Arbeit der Bahnhofsmission ein Dorn im Auge. Pavel droht Natalie direkt. 

Trotz der Standesunterschiede freunden sich Natalie und Alice an. Als Gerda verschwindet,  macht sich Natalie auf die Suche nach ihr. Dabei kommt heraus, daß Gerda nicht die erste verschwundene junge Frau ist. Wie hängen diese Fälle zusammen?  Der Leser  darf gespannt sein. 

Die Autorin beschreibt authentisch die Charaktere der Protagonisten  Die unterschiedlichen  Lebenswelten,  sowohl in der gehobenen Gesellschaft,  wie auch das einfache Leben Natalies und das in der Unterwelt, wo Glücksspiel, Prostitution und auch Mord an der Tagesordnung stehen , werden bildgewaltig dargestellt.  Es entstanden schnell Bilder vor meinen Augen. Das hektische Atmosphäre,  das  Leben auf dem Bahnhof konnte ich direkt fühlen . Sowohl Natalie,  als auch Alice und ihre Schwester Constanze machen interessante Entwicklungen durch, die perfekt dargestellt werden.  

Der damalige Zeitgeist ist perfekt eingefangen,  die Stellung der Frauen und der Kampf der Frauenrechtlerinnen ums Wahlrecht wird sehr gut dargestellt.  

Im Laufe der Geschichte erfährt der Leser immer mehr von der Vergangenheit der Protagonisten,. Die historischen Anfänge der Bahnhofsmission und ihre Arbeit werden geschickt mit der Geschichte von Natalie,  Alice und den anderen Personen verknüpft. Es entwickelt sich ein äußerst spannender Kriminalfall um verschwundene junge Frauen,  bei der auch Natalie in große Gefahr geht. 

Der Schreibstil ist so flüssig , die Entwicklung der Geschichte so spannend,  daß ich mich kaum von der Geschichte lösen konnte.  Es fiel mir äußerst schwer,  das Buch aus der Hand zu legen, weil ich unbedingt wissen wollte,  wie es weitergeht, so gefangen war ich von der Handlung.  Ich fühlte mich mittendrin im  Geschehen und habe mit den Personen gehofft, gebangt und mich über ihren Mut gefreut.  

Mit dieser Geschichte ist es der Autorin auf grandiose Weise gelungen,  einen historischen Kriminalroman mit der Lebensgeschichte zweier starker Frauen zu verknüpfen und den Leser zugleich die Anfänge der Bahnhofsmission hautnah miterleben zu lassen.  Von ganzem Herzen empfehle ich diese beeindruckende und spannende Geschichte weiter.  Das Ende lässt auf eine Fortsetzung hoffen,  die ich schon jetzt kaum erwarten kann.  

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