Historisch spannend, mit Krimielementen
Die Glasmacherin
Marie ist die Tochter eines Glasvogts aus dem Schwarzwald Anfang des 18. Jahrhunderts. Schon früh lernt sie, dass sie als Frau keine Rechte hat. Nach einem heftigen Streit mit dem Vater zieht die junge ...
Marie ist die Tochter eines Glasvogts aus dem Schwarzwald Anfang des 18. Jahrhunderts. Schon früh lernt sie, dass sie als Frau keine Rechte hat. Nach einem heftigen Streit mit dem Vater zieht die junge Frau zu ihrem Onkel und dieser weist sie in die Kunst des Aschenbrennens ein. Der Gedanke, diesen Beruf zu erlernen und sich so selbst versorgen zu können, treibt Marie an. Zudem hat sie ein uneheliches Kind, was ihr Leben nicht unbedingt einfacher macht, aber sie gibt nicht auf. Ein ähnliches Schicksal erleidet die Priorin Wiltrudis, sie lebt in dem Kloster Berau. Die Nonne hat über Jahre in dem Glauben gelebt, ihr Sohn wäre tot zur Welt gekommen. Jetzt hat sie Hinweise bekommen, dass das nicht der Fall ist. Sie macht sich auf die Suche und ahnt nicht, welche Wendungen das Leben für sie bereithält.
Die Autorin Birgit Hermann war mir bisher kein Begriff, doch das Buch „die Glasmacherin“ klang für mich interessant. Also habe ich mich auf diese Geschichte eingelassen und wurde nicht enttäuscht. Erzählt wird das Leben von Marie und Wiltrudis aus dem 18. Jahrhundert. Es sind beides Frauen, die das Leben leben, welches Männer für sie ausgesucht haben, aber beide Frauen wollen ihr Schicksal selbst bestimmen.
Mit Marie lernt man das Leben der Glasmacher im Schwarzwald kennen. Die Autorin hat dazu interessante Details zusammen getragen. Sie schildert ausführlich, wie Glas hergestellt wurde und was dafür alles notwendig war. Das Leben dieser Menschen ist nicht unbedingt einfach gewesen, aber ihre Gemeinschaft hat ihnen doch ein einigermaßen sicheres Leben möglich gemacht. Ich hab spannende Einblicke in die Kunst der Glasherstellung im 18. Jahrhundert bekommen.
Der zweite Handlungsstrang erzählt unter anderem von Wiltrudis. Sie wurde als junge Frau dazu gezwungen, Nonne zu werden, auch der Aufstieg zur Priorin hat ihr das Leben nicht einfacher gemacht. Mit ihr erfährt man, wie mächtig Mönche gewesen sind. Das Leben von Wiltrudis wurde von Ihrem Abt bestimmt. Sie versucht aus diesem Kreis auszubrechen, was die Autorin auch glaubwürdig geschildert hat. Mit der Geschichte von Wiltrudis und ihrem Abt erfährt man aber auch gleichzeitig, in wieweit die Klöster mit dem Handel der Handwerker verwoben sind und wie groß ihr Einfluss und ihre Macht waren.
Der Erzählstil von Birgit Hermann ist wohl als vielschichtig zu bezeichnen. Nicht nur facettenreich und bildhaft schildert sie die Ereignisse, sondern sie schweift auch immer wieder ab und erzählt von den Ereignissen des 18. Jahrhunderts und von den Zusammenhängen der Klöster und des Handwerks. Mir haben diese Ausführungen gut gefallen. Dadurch erstand ein schönes Gesamtbild dieser Epoche. Auch gibt es noch einige Handlungsstränge mehr, die von mehreren anderen Protagonisten erzählen. Diese kleinen Geschichten in der Geschichte verweben das Leben von Marie und Wiltrudis zu einem großen Gesamtbild. Mir hat dieser Erzählstil gut gefallen. Ich habe mit Marie leiden können und ihren kleinen Sohn direkt ins Herz geschlossen, aber auch einige andere Charaktere hat die Autorin gekonnt in Szene gesetzt. Mir hat diese Geschichte sehr gut gefallen. Zudem gab es auch noch spannende Szene, da jemand unterwegs war, der Rache nehmen wollte. Diese Kriminalgeschichte hat die Autorin geschickt mit dem historischen Hintergrund verwoben. Sie wurde aber nie zu vordergründig, eigentlich stand immer mehr das Leben der Menschen im Fokus dieser Geschichte.
Fazit:
„Die Glasmacherin“ ist eine interessante Geschichte über zwei Frauen, die ihr Leben selbst bestimmen wollen. Spannend erzählt die Autorin Birgit Hermann aus dem Leben dieser Charaktere und lässt sie lebendig werden, gleichzeitig schildert sie authentisch aus dieser Epoche und vor allem aus dem Schwarzwald. Ich habe mich nicht nur gut unterhalten gefühlt, sondern war regelrecht gefangen in dieser Geschichte.