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Veröffentlicht am 17.05.2021

Ein ganzes langes Leben im Kampf für Glaube und Freiheit

Die Götter der Dona Gracia
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Lissabon am Anfang des 16. Jahrhunderts, hier ist es nicht möglich, dem jüdischen Glauben anzugehören. Die Menschen müssen sich als Christen ausgeben, sich taufen lassen und nach dem katholischen Glauben ...



Lissabon am Anfang des 16. Jahrhunderts, hier ist es nicht möglich, dem jüdischen Glauben anzugehören. Die Menschen müssen sich als Christen ausgeben, sich taufen lassen und nach dem katholischen Glauben leben. Nur im Verborgenen kann die jüdische Gemeine ihre eigenen Rituale und Gebete leben. Gracia Mendes fällt es schwer, sich diesen Verboten anzupassen. Sie wird mit einem Mann verheiratet, der nach außen hin ein gläubiger Katholik zu sein scheint. Zunächst hasst Gracia ihren Mann, sie glaubt ihn dabei gesehen zu haben, wie er in Not geratene Glaubensbrüder um ihr letztes Geld bringt. Doch dann entdeckt sie die Wahrheit und die Liebe zu ihrem Mann. Gemeinsam nehmen sie den Kampf auf, um möglichst viele Leben zu retten. Letztendlich müssen sie aus Lissabon fliehen und fern der Heimat weiter kämpfen. Für Gracia beginnt eine Flucht quer durch Europa über viele Jahre.

Der Roman „Die Götter der Dona Gracia“ wurde bereits 2009 unter dem Titel „Die Gottessucherin“ veröffentlicht. Ich lese die Bücher von Peter Prange ganz gern, dieses Buch kannte ich jedoch noch nicht. Hier schildert der Autor ausführlich das Leben der Juden im 16. Jahrhundert. Tod und Verfolgung, Folter und Mord waren an der Tagesordnung. Die Frau Dona Gracia Mendes ist historisch belegt. Sie ist bekannt dafür, ihren Glaubensbrüdern vor Verfolgung und Folter bewahrt zu haben. Das Handelshaus Mendes hatte die nötigen finanziellen Mittel dazu, um die Männer und Frauen außer Landes zu bringen und ihnen zu einer neuen Zukunft zu verhelfen.

Peter Prange ist es gelungen, ein anschauliches Bild dieser Epoche aufzuzeigen. Seine Protagonisten hat er eindrucksvoll beschrieben. Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht der jüdische Glaube. Der Autor erzählt ausführlich vom Schicksal dieser Menschen. Es werden nicht nur die Fluchten erzählt, sondern auch von den Ritten und Gebräuchen, von den Gebeten und dem Glauben im Allgemeinen. Durch das Handelshaus Mendes erfährt man viel darüber, wie weitverzweigt die Handelswege dieser Epoche waren.

Gracia Mendes ist eine starke Protagonistin, sie dominiert die gesamte Handlung. Während sie am Anfang noch nicht wirklich greifbar ist, entwickelt sie sich im Laufe der Handlung weiter. Sie ist eine Kämpferin, die für ihre Ziele alles opfert. War sie mir zu Beginn fast unsympathisch, ändert sich das im Laufe der Zeit. Ihr Schicksal ist bewegend und faszinierend zu gleich. Die Liebe zu ihrer Familie und ihrem Glauben schildert der Autor genauso eindrucksvoll wie den Kampf ums Überleben.

Allerdings gibt es noch einige Protagonisten mehr, die die Handlung vorwärtstreiben. Es sind so gar recht viele Charaktere in dieser Handlung. Dem Autor ist es mithilfe dieser Menschen gelungen, eine authentische Geschichte zu erzählen.

Am Ende des Buches steht eine ausführliche Zeittafel, die noch einmal alle wichtigen Ereignisse zusammenfasst und gleichzeitig Fiktion und Wahrheit trennt. Ich fand es informativ und auch wichtig, dass es da ist, da hier noch mal einige Details erzählt werden.

Fazit:

„Die Götter der Dona Gracia“ erzählt eine eindrucksvolle Geschichte über eine Frau und ihre Familie. Die Flucht und die Suche nach Freiheit und Liebe werden anschaulich geschildert. Das Leben im 16. Jahrhundert in Europa wird facettenreich erzählt. Auch wenn das Leben von Gracia Mendes nicht immer einfach zu lesen war, habe ich es gern gelesen. Es gab interessante Einblicke in die jüdischen Traditionen, einige spannende Details über das Machtgefüge von Kirche und Staat in Europa und ein paar schaurige Einzelheiten der Inquisition. Auch wenn es weniger schöne Momente in dieser Handlung gab, hat mir die Mischung gut gefallen. Gracia Mendes war eine beeindruckende Frau dieser Epoche und ihr Leben interessant zu lesen.

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Veröffentlicht am 14.05.2021

Gemeinsame Spurensuche in der Sommerfrische

Der tote Rittmeister
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Gemeinsame Spurensuche in der Sommerfrische

Viktoria Berg verbringt auch den Sommer 1913 wieder auf Norderney. Die Sommerfrische in diesem schönen Seebad bietet ihr Erholung und gleichzeitig die Möglichkeit, ...

Gemeinsame Spurensuche in der Sommerfrische

Viktoria Berg verbringt auch den Sommer 1913 wieder auf Norderney. Die Sommerfrische in diesem schönen Seebad bietet ihr Erholung und gleichzeitig die Möglichkeit, eine ihrer Schülerinnen zu besuchen, die sich hier erholen soll. Auch der Journalist Christian Hinrichs befindet sich auf der Insel. Dann jedoch wird die Idylle unterbrochen, ein toter Rittmeister wird am Strand gefunden. Und die Schülerin von Viktoria vermisst ihre Freundin, dass kleine Mädchen scheint spurlos verschwunden zu sein. Was ist hier nur geschehen? Diese Frage stellt sich nicht nur Viktoria, sondern auch Christian, gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach der Wahrheit.


Ein Jahr ist vergangen, seit Viktoria und Christian gemeinsam ihren ersten Fall auf Norderney gelöst haben. Die beiden jungen Leute waren sich näher gekommen, aber nun stellt sich heraus, dass sie in ihrer Zeit nicht so leben können, wie sie eigentlich wollen. Viktoria ist Lehrerin und als solche darf sie keine Beziehung eingehen. Für Christian ist dies nur schwer zu begreifen. Ihr vergangenes Jahr war nicht einfach. Nun möchte Viktoria sich ein wenig erholen und Christian geht seiner Arbeit als Journalist nach, als die beiden unverhofft auf der Insel wieder zusammentreffen.

Elsa Dix hat es gut verstanden, die Umstände dieser Zeit zu beschreiben. Ihre Protagonisten müssen sich in ihr Schicksal fügen und dies hat die Autorin auch glaubwürdig in Szene gesetzt. Für eine Frau gab es in dieser Zeit nicht viele Möglichkeiten, entweder heiraten oder arbeiten, beides war nicht möglich. Elsa Dix hat dieses Problem für Viktoria gut dargestellt. Die Gefühle von Viktoria und Christian fließen mit in die Handlung ein und ermöglichen einen Einblick in ihre Gefühlslage.

Gleichzeitig erzählt die Autorin eine interessante Kriminalgeschichte. Sie legt Spuren und lenkt ihre Leser ab. Die Suche nach dem Mörder des Rittmeisters und die Suche nach dem vermissten Kind wechseln sich ab. Mir hat diese Mischung wieder gut gefallen. Ich konnte nicht nur mit den Charakteren mitfiebern, sondern habe auch mit Spannung verfolgt, wie gerade diese so unterschiedlichen Protagonisten zueinanderfinden oder wie wohl ihre Weichen für ihr weiteres Leben gestellt werden.

Fazit:

„Der tote Rittmeister“ ist ein unterhaltsamer Krimi in der Sommerfrische von Norderney im Jahre 1913. Er erzählt eine interessante Krimihandlung und gleichzeitig einige spannende Details aus diesem Jahr. Die Geschichte lässt sich leicht und locker lesen, sie ist auch durchaus einzeln lesbar, nicht nur gibt es einige kleine Rückblende, sondern die Handlung ist in sich abgeschlossen.

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Veröffentlicht am 09.05.2021

Starke Frauen gehen ihre eigenen Wege

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein ewiger Traum
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Magda Fuchs hat schwere Zeiten hinter sich. Im Berlin der 20er-Jahre will sie sich eine neue Existenz aufbauen. Sie nimmt die Stelle einer Polizeiärztin an. Doch Berlin ist so ganz anders als ihre Heimatstadt. ...



Magda Fuchs hat schwere Zeiten hinter sich. Im Berlin der 20er-Jahre will sie sich eine neue Existenz aufbauen. Sie nimmt die Stelle einer Polizeiärztin an. Doch Berlin ist so ganz anders als ihre Heimatstadt. Viel Zeit zum Eingewöhnen bleibt ihr nicht, schon der erste Fall fordert ihr Einiges ab. Berlin ist Licht und Schatten zugleich. Hier muss sie beweisen, dass sie als Ärztin leben kann. Magda lernt weitere Frauen kennen, die sich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. Ina arbeitet als Fürsorgerin und Ruth ist sogar Rechtsanwältin. Die beiden Frauen haben ihren Platz im Leben schon gefunden. Und dann ist da noch Celia, die in einer erzwungenen Ehe lebt und sich nichts sehnlicher wünscht als die Freiheit. Für Magda sind es ungewöhnliche Begegnungen, die aber auch dafür sorgen, dass sie ihr eigenes Leben hinterfragt. Berlin ist so viel mehr als nur eine große Stadt. Kann sie für die junge Frau eine neue Heimat werden? Kann sie hier ihre Träume verwirklichen?

Der neue Roman von Helene Sommerfeld spielt in den Anfängen der 20er-Jahre in Berlin. Hauptsächlich liegt der Fokus auf Frauen, die sich in einer neuen Welt zurechtfinden wollen. Sie wollen nicht mehr nur am Herd stehen und Kinder betreuen, sondern hinaus in die Welt. Der Erste Weltkrieg ist gerade erst vorbei und viele Frauen haben gelernt, sie können so viel mehr als nur den Haushalt schmeißen. Magda durfte Medizin studieren, Ruth ist Anwältin geworden und Ina arbeitet als Fürsorgerin und versucht das Leben von Kindern zu verbessern. Celia ist zwangsverheiratet worden und kämpft jetzt dafür, ihre Freiheit zu erlangen. Dieser Kampf um die eigene Selbstbestimmung verbindet die Frauen. Sie begegnen sich und verändern dadurch das eigene Schicksal. Das Berlin dieser Zeit ist genau der richtige Schauplatz dafür. Berlin ist wild und aufregend. Voller Hoffnung und Zuversicht und gleichzeitig auch abgrundtief schlecht. Magda als Polizeiärztin bekommt dies deutlich vor Augen geführt.

In dieser Zeit steckt die Polizeiarbeit noch in ihren Anfängen. Morde aufzuklären war noch schwierig und Spurensicherung fast unmöglich. Von daher war ich etwas überrascht in dem Zusammenhang von einer Polizeiärztin zu lesen. Im Laufe der Handlung wird aber schnell klar, dass Magda nicht als Polizistin in dem Sinne arbeitet, sondern eine Ärztin ist, die für die Polizei arbeiten soll und aufgegriffene Kinder und Prostituierte untersuchen und betreuen soll. Eine Arbeit, die sonst eben keiner machen wollte. Der Autorin ist es gelungen, diesen Teil der Polizeiarbeit glaubhaft in Szene zu setzen, gleichzeitig erfährt man durch Magda, wie in dieser Zeit mit Kindern umgegangen wurde. Es war nicht immer leicht zu lesen und stellenweise sehr traurig. Aber gerade das Helene Sommerfeld nicht nur das glitzernde, schillernde Berlin der 20-Jahre gezeigt hat, hat mir gut gefallen. Sie geht in die Tiefe und erzählt von Schicksalen, die sich so keiner wünscht und vorstellen kann.

Der Erzählstil ist dabei zwar locker und leicht zu lesen, aber stellenweise eben auch ziemlich traurig und düster. Gleichzeitig gelingt es der Autorin aber auch, die Stadt lebendig werden zu lassen. Sie lässt einige ihrer Charaktere so reden, wie sie es gewohnt sind und so findet auch die Berliner Schnauze seinen Weg in die Handlung. Mordermittlungen und der tägliche Kampf um die Kinder wechseln sich ab. Die Spannung steigt und wird auch über einige Zeit gehalten. Erst im letzten Drittel des Buches wird es etwas ruhiger und einige private Szenen der Protagonisten treten in den Vordergrund. Die Geschichte klingt dann langsam aus, aber nicht ohne einige lose Fäden zu hinterlassen, die einen kleinen Vorgeschmack darauf geben, dass es bald einen weiteren Teil mit Magda Fuchs geben wird.

Fazit:

„Das Leben ist ein ewiger Traum“ ist der Auftakt einer neuen Trilogie von Helene Sommerfeld. Erzählt wird die Geschichte einiger junger Frauen, die ihr Leben selbst bestimmen wollen. Der Kampf um die eigene Freiheit und um Liebe und Anerkennung nimmt seinen Lauf. Ich habe diesen ersten Teil gern gelesen, auch wenn er nicht immer einfach zu lesen war. Die Gewalt und die Traurigkeit, die das Leben so kurz nach dem Ersten Weltkrieg schrieb, machen die Handlung nicht unbedingt einfach, dafür aber vielschichtig und interessant.

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Veröffentlicht am 30.04.2021

Liebe und Leid liegen so nah beieinander

Trümmerland
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Andrada und Nelu sind in ihrem Heimatort das Liebespärchen schlechthin. Nelu verspricht ihr die Ehe, doch erst muss er in den Krieg. 1941 nimmt das nationalsozialistische Rumänien an dem Feldzug gegen ...



Andrada und Nelu sind in ihrem Heimatort das Liebespärchen schlechthin. Nelu verspricht ihr die Ehe, doch erst muss er in den Krieg. 1941 nimmt das nationalsozialistische Rumänien an dem Feldzug gegen die Russen teil und Ion Nicolescu, genannt Nelu marschiert als junger Offizier mit. Er ist stolz darauf, der deutschen Einheit unter Oberfeldwebel Schmidt dienen zu dürfen. Auf die Schikanen, die ihn erwarten würden, war er nicht vorbereitet. Aus den 6 Monaten, den dieser Feldzug dauern sollte, wurden für Nelu Jahre. Er gerät in Gefangenschaft und sein Leben ändert sich schlagartig. Andrada bleibt in der Heimat zurück. Die Einsamkeit macht ihr zu schaffen. Wie von selbst entdeckt sie ihre Liebe zu dem Bauern Cristian. Freunde waren sie schon lange.

Die Autorin Silvia Hildebrandt habe ich schon einige Zeit im Netz gesehen, ihre Bücher weisen schöne Cover auf. Als ich dann gefragt wurde, ob ich gern mal eines ihrer Bücher lesen möchte, konnte ich nicht widerstehen. Ich entschied mich für ihr neuestes Buch „Trümmerland“ und ich wurde nicht enttäuscht.

Die Geschichte von Nelu, Cristian und Andrada ist nicht nur spannend, sondern erzählt auch die Geschichte Rumäniens erst im 2. WK und dann die politische Entwicklung danach. Über Rumänien aus dem 20. Jahrhundert habe ich tatsächlich noch nichts gelesen. Umso interessanter fand ich dann die Handlung hier. Die politischen Unruhen in dieser Zeit sind anschaulich beschrieben. Im Vordergrund steht natürlich das Verhältnis von den drei Protagonisten. Nelu, der beim Militär seinen Dienst tut und später zur Staatssicherheit wechselt, während Andrada in ihrem Heimatdorf verzweifelt um ihre Liebe kämpft und Cristian zwischen allem steht.

Die Beziehung dieser drei Charaktere hat die Autorin wunderbar in Szene gesetzt. Es ist ihr gelungen, eine facettenreiche Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte von Liebe und Leid, von Verständnis und Hoffnungen, geprägt von dem Glauben an eine bessere Zukunft. Mir fiel es tatsächlich leicht, mich auf diese Charaktere einzulassen, mit ihnen zu Lieben und zu Leiden zu hoffen und zu bangen. Auch wenn es nicht immer leicht zu lesen war, einige Szenen doch recht bedrückend beschrieben wurden, hat mir die Gesamtheit der Geschichte gut gefallen.

Der Erzählstil von Silvia Hildebrandt ist dabei vielleicht nicht immer einfach zu lesen, sie beschreibt nicht nur ihre Protagonisten in allen Einzelheiten, sondern auch die Ereignisse bildhaft. Von daher sind sie nicht immer etwas für schwache Nerven. Die Liebesgeschichte ist von bittersüßer Schwere und sicher nichts für Romantiker, aber mir hat sie vermutlich gerade deswegen gut gefallen. Die Autorin hat es verstanden, die Zerrissenheit der Menschen, ihre Sehnsucht nach Freiheit und Selbstbestimmung in dieser fiktiven Handlung zum Leben zu erwecken.

Fazit:

„Trümmerland“ ist zwar der dritte Roman von Silvia Hildebrandt, aber eigentlich der erste Band ihrer Trilogie über ihr Rumänen im 20. Jahrhundert. Mich hat er nicht nur gut unterhalten, ich habe auch über ein Land und seine Menschen gelesen, von denen ich so noch nichts gelesen habe. Vielen Dank für diese wunderschöne und gleichzeitig traurige Geschichte.

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Veröffentlicht am 29.04.2021

Gelungener Krimi mit historischem Hintergrund

Das doppelte Gesicht
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Emil Graf ist dem grauen des Krieges entkommen. Er bekommt jetzt seine Chance bei der Münchner Polizei. Diese wird von den Amerikanern angeleitet und überwacht, aber Emil will alles dafür geben, um erfolgreich ...



Emil Graf ist dem grauen des Krieges entkommen. Er bekommt jetzt seine Chance bei der Münchner Polizei. Diese wird von den Amerikanern angeleitet und überwacht, aber Emil will alles dafür geben, um erfolgreich zu sein. Es ist August des Jahres 1945 als Emil zu einem Mordfall gerufen wird. Die aus dem amerikanischen Exil kommende Journalistin Billa Löwenfeld hat den Mann, den sie eigentlich interviewen sollte, Tod aufgefunden. Warum musste Viktor von Dietlitz sterben? Er ist gerade erst aus dem Krieg heimgekehrt und offenbar ein unschuldiger Mann. Alles sieht nach einem einfachen Fall aus, doch dann tauchen zwei weitere Tote auf, beide auf die gleiche Weise gestorben. Was ist hier los?

Der Krimi „Das doppelte Gesicht“ hat seinen Handlungsort in München. Es ist Sommer 1945 und der Krieg gerade so zu Ende. Die Menschen leben zwischen Hoffen und Bangen, immer auf der Suche nach Lebensmitteln und mit der Frage beschäftigt, wie soll es weitergehen? Heidi Rehn hat diese dramatische Zeit zum Hintergrund für ihren Krimi gewählt. Sie hat es verstanden, diese Zeit anschaulich zu schildern. Emil Graf, der Ermittler stellt sich hier die Frage, warum musste Viktor von Dietlitz sterben? Was hat er getan, um diese Strafe zu verdienen? Auf der Suche nach Antworten stellt sich aber auch automatisch die weitere Frage, was gehört dazu, um schuldig zu sein?

Ihm zur Seite steht Billa Löwenfeld, sie ist eine junge jüdische Frau, die mit ihrer Mutter nach Amerika geflohen war, um am Leben zu bleiben. Jetzt will sie ihre Heimatstadt wiedersehen und herausfinden, ob sie noch hier leben kann. Es ist bedrückend zu lesen, wie diese beiden jungen Menschen mit ihrer Vergangenheit umzugehen lernen.

Man sieht Emil deutlich das schlechte Gewissen ihr gegenüber an, aber auch wie er nach und nach Gefühle für Billa entwickelt und diese eigentlich nicht zulassen will. Beide müssen sich ihrer Vergangenheit und ihren Ängsten stellen.

Mir hat diese Mischung aus Krimi und Roman gut gefallen. Heidi Rehn hat es glaubhaft verstanden, diese schwierige Zeit in Worte zu fassen und authentisch zu schildern. Die Zusammenhänge sind auch nicht zu offensichtlich, sodass nicht zu schnell klar war, wer eigentlich hinter der Tat steckte. Die Spannung konnte die Autorin von Seite zu Seite steigern und auch halten. Deutlich spürt man beim Lesen, dass der historische Hintergrund gut recherchiert wurde. Es ist ihr gelungen, diesen Hintergrund mit ihrer fiktiven Handlung zu verbinden. Ich fand diese Mischung gelungen.

Fazit:

„Das doppelte Gesicht“ ist ein spannender Kriminalroman mit nicht leicht zu durchschauenden Wendungen, gleichzeitig ist er ein packender historischer Roman über die Zeit nach dem 2. WK. Mir hat die Geschichte von Emil und Billa gut gefallen und ich bin gespannt, wie es weitergehen wird. Ich mag historische Krimis, die eine Gute fiktive Handlung erzählen und gleichzeitig einen interessanten historischen Hintergrund aufweisen.

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