Starke Frauen gehen ihre eigenen Wege
Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein ewiger Traum
Magda Fuchs hat schwere Zeiten hinter sich. Im Berlin der 20er-Jahre will sie sich eine neue Existenz aufbauen. Sie nimmt die Stelle einer Polizeiärztin an. Doch Berlin ist so ganz anders als ihre Heimatstadt. ...
Magda Fuchs hat schwere Zeiten hinter sich. Im Berlin der 20er-Jahre will sie sich eine neue Existenz aufbauen. Sie nimmt die Stelle einer Polizeiärztin an. Doch Berlin ist so ganz anders als ihre Heimatstadt. Viel Zeit zum Eingewöhnen bleibt ihr nicht, schon der erste Fall fordert ihr Einiges ab. Berlin ist Licht und Schatten zugleich. Hier muss sie beweisen, dass sie als Ärztin leben kann. Magda lernt weitere Frauen kennen, die sich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. Ina arbeitet als Fürsorgerin und Ruth ist sogar Rechtsanwältin. Die beiden Frauen haben ihren Platz im Leben schon gefunden. Und dann ist da noch Celia, die in einer erzwungenen Ehe lebt und sich nichts sehnlicher wünscht als die Freiheit. Für Magda sind es ungewöhnliche Begegnungen, die aber auch dafür sorgen, dass sie ihr eigenes Leben hinterfragt. Berlin ist so viel mehr als nur eine große Stadt. Kann sie für die junge Frau eine neue Heimat werden? Kann sie hier ihre Träume verwirklichen?
Der neue Roman von Helene Sommerfeld spielt in den Anfängen der 20er-Jahre in Berlin. Hauptsächlich liegt der Fokus auf Frauen, die sich in einer neuen Welt zurechtfinden wollen. Sie wollen nicht mehr nur am Herd stehen und Kinder betreuen, sondern hinaus in die Welt. Der Erste Weltkrieg ist gerade erst vorbei und viele Frauen haben gelernt, sie können so viel mehr als nur den Haushalt schmeißen. Magda durfte Medizin studieren, Ruth ist Anwältin geworden und Ina arbeitet als Fürsorgerin und versucht das Leben von Kindern zu verbessern. Celia ist zwangsverheiratet worden und kämpft jetzt dafür, ihre Freiheit zu erlangen. Dieser Kampf um die eigene Selbstbestimmung verbindet die Frauen. Sie begegnen sich und verändern dadurch das eigene Schicksal. Das Berlin dieser Zeit ist genau der richtige Schauplatz dafür. Berlin ist wild und aufregend. Voller Hoffnung und Zuversicht und gleichzeitig auch abgrundtief schlecht. Magda als Polizeiärztin bekommt dies deutlich vor Augen geführt.
In dieser Zeit steckt die Polizeiarbeit noch in ihren Anfängen. Morde aufzuklären war noch schwierig und Spurensicherung fast unmöglich. Von daher war ich etwas überrascht in dem Zusammenhang von einer Polizeiärztin zu lesen. Im Laufe der Handlung wird aber schnell klar, dass Magda nicht als Polizistin in dem Sinne arbeitet, sondern eine Ärztin ist, die für die Polizei arbeiten soll und aufgegriffene Kinder und Prostituierte untersuchen und betreuen soll. Eine Arbeit, die sonst eben keiner machen wollte. Der Autorin ist es gelungen, diesen Teil der Polizeiarbeit glaubhaft in Szene zu setzen, gleichzeitig erfährt man durch Magda, wie in dieser Zeit mit Kindern umgegangen wurde. Es war nicht immer leicht zu lesen und stellenweise sehr traurig. Aber gerade das Helene Sommerfeld nicht nur das glitzernde, schillernde Berlin der 20-Jahre gezeigt hat, hat mir gut gefallen. Sie geht in die Tiefe und erzählt von Schicksalen, die sich so keiner wünscht und vorstellen kann.
Der Erzählstil ist dabei zwar locker und leicht zu lesen, aber stellenweise eben auch ziemlich traurig und düster. Gleichzeitig gelingt es der Autorin aber auch, die Stadt lebendig werden zu lassen. Sie lässt einige ihrer Charaktere so reden, wie sie es gewohnt sind und so findet auch die Berliner Schnauze seinen Weg in die Handlung. Mordermittlungen und der tägliche Kampf um die Kinder wechseln sich ab. Die Spannung steigt und wird auch über einige Zeit gehalten. Erst im letzten Drittel des Buches wird es etwas ruhiger und einige private Szenen der Protagonisten treten in den Vordergrund. Die Geschichte klingt dann langsam aus, aber nicht ohne einige lose Fäden zu hinterlassen, die einen kleinen Vorgeschmack darauf geben, dass es bald einen weiteren Teil mit Magda Fuchs geben wird.
Fazit:
„Das Leben ist ein ewiger Traum“ ist der Auftakt einer neuen Trilogie von Helene Sommerfeld. Erzählt wird die Geschichte einiger junger Frauen, die ihr Leben selbst bestimmen wollen. Der Kampf um die eigene Freiheit und um Liebe und Anerkennung nimmt seinen Lauf. Ich habe diesen ersten Teil gern gelesen, auch wenn er nicht immer einfach zu lesen war. Die Gewalt und die Traurigkeit, die das Leben so kurz nach dem Ersten Weltkrieg schrieb, machen die Handlung nicht unbedingt einfach, dafür aber vielschichtig und interessant.