Ganz nett zu lesen
Die Zarin und der Philosoph (Sankt-Petersburg-Roman 2)Katharina die Große herrscht über Russland. Sie regiert mit harter Hand und hat gleichzeitig das Bedürfnis, ihr Land nach Westen zu öffnen. Die Zarin will Wissen und Recht nach Russland bringen und umgibt ...
Katharina die Große herrscht über Russland. Sie regiert mit harter Hand und hat gleichzeitig das Bedürfnis, ihr Land nach Westen zu öffnen. Die Zarin will Wissen und Recht nach Russland bringen und umgibt sich deshalb mit klugen Leuten aus Europa. Sie steht in Verbindung mit den Königshäusern Europas. Aber kann man ihr trauen? Will sie ihr Land wirklich neu ordnen? König Friedrich II. von Preußen entsendet einen Philosophen nach St. Petersburg. Er soll das Vertrauen der Zarin gewinnen und sein Spitzel sein. Für Stephan Mervier beginnt eine Reise ins Ungewisse. Er lernt eine Fürstin kennen, die klug ist, geschickt ihr Land regiert, aber auch vor Grausamkeiten nicht zurückschreckt.
Stephan entdeckt aber auch an sich selbst Seiten, die er so nicht gekannt hat.
Dieser Roman von Martina Sahler, ist mein erster Roman von ihr und leider habe ich übersehen, dass „Die Zarin und der Philosoph“ der zweite Band einer Reihe über St. Petersburg ist. Allerdings scheint er ein paar Jahre nach dem ersten Teil „Die Stadt des Zaren“ zu spielen und da mir beim Lesen eigentlich nichts fehlte, kann man die Bände unabhängig voneinander lesen.
Der Erzählstil der Autorin ist leicht und locker zu lesen. Sie versteht es, im richtigen Moment den Handlungsstrang zu wechseln, um so Spannung zu halten oder aufzubauen. Allerdings fand ich die eigentliche Handlung um den Philosophen Stephan Mervier jetzt nicht so fesselnd, wie ich zu Beginn gehofft hatte. Die Handlung plätschert ein bisschen vor sich hin.
Die Autorin erzählt ein wenig von den Zuständen in Russland, von der Armut und der Willkür der Mächtigen. Ein bisschen davon, wie es Menschen gab, die sich ein freies Russland ohne Leibeigenschaft und Adel wünschen. Menschen, die für ihre Sache eintreten und im Untergrund versuchen, die Bevölkerung für die Ungerechtigkeiten zu sensibilisieren. Aber eben immer nur von allem etwas und nichts wirklich überzeugend.
Ein weiterer Handlungsstrang befasst sich mit der Liebe, denn auch die gibt es reichlich in dieser Geschichte. Stephan ist mit seiner Frau in St. Petersburg angekommen, aber schon bald merken beide, dass ihre eigentlichen Ziele nicht mehr die sind, wie sie noch zu Anfang waren. So ist es wohl nur natürlich, dass er und seine Frau sich auch nach anderen Freunden umsehen. Aber auch hier war ich nicht wirklich überzeugt von ihrem Handeln. Obwohl ich nicht mal mit Bestimmtheit sagen könnte, was mir gefehlt hat. Der Funke ist einfach nicht recht übergesprungen.
Dabei ist eigentlich alles vorhanden, ein interessanter historischer Hintergrund, Liebesbeziehungen, wie man sie in einem Russlandroman wohl erwartet, politische Aspekte und eine Zarin, die alles bestimmt. Aber irgendwie konnte mich die Geschichte nicht wirklich überzeugen. Für mich plätscherte sie so vor sich hin. Mir waren die Protagonisten zu blass und unscheinbar. Ich konnte nicht wirklich mit ihnen Mitfühlen und fand nicht den Weg zu ihnen. Gern hätte ich mehr über die Zustände Russlands in dieser Zeit gelesen und nicht eine Liebesgeschichte, die nicht so recht weiß, wo sie hin will. Einzig der historische Hintergrund hat für mich die Geschichte gerettet.