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Veröffentlicht am 20.10.2018

Stabilitas loci - Beständigkeit

Stabilitas loci - Der Weg der Wiborada
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Vuiberat ist noch jung, als ein einschneidendes Erlebnis sie dazu bewegt, ihr Leben im Gebet zu verbringen. Eine Heirat kommt für die junge Frau nicht infrage. Ihr Weg führt sie zunächst ins Kloster von ...

Vuiberat ist noch jung, als ein einschneidendes Erlebnis sie dazu bewegt, ihr Leben im Gebet zu verbringen. Eine Heirat kommt für die junge Frau nicht infrage. Ihr Weg führt sie zunächst ins Kloster von St. Gallen, dann auf eine Pilgerreise nach Rom, um dann wieder in der Nähe des Klosters ein Leben als Einsiedlerin zu führen. Am Ende gerät sie in Bedrängnis durch den Abtbischof Salomon III. Sie kann ihr Leben nur dadurch retten, indem sie zustimmt, sich in eine Zelle einmauern zu lassen und eine Inkluse zu werden. Es scheint ein schwerer Weg für Vuiberat zu sein, aber sie liebt die Menschen und hilft, wo sie kann. Nicht nur mit Taten, sondern auch oft mit Worten und Gebeten.

Vuiberat lebte im 10. Jahrhundert in der Nähe des Klosters St. Gallen. Sie war eine junge Frau, die wohl ein schweres Leben hatte. Durch ihre Liebe zum Glauben ist es ihr aber gelungen, ihren Weg zu gehen. Sie hat den Bischof Salomon III. beraten, und noch so einige adlige Menschen dieser Zeit mehr. Dabei war sie wohl immer darauf bedacht, das Wohl ihrer Mitmenschen im Auge zu behalten. Sie gab so manchen Ratschlag, der befolgt wurde. Aus heutiger Sicht mag es schwer zu verstehen sein, dass sich eine Frau freiwillig in eine Zelle einmauern lies. So wie es überliefert wurde, war es bei Vuiberat wohl der Fall. 100 Jahre nach ihrem Tode wurde sie unter dem geläufigeren Namen Wiborada heiliggesprochen. Aber ob das wirklich für die erlittenen Qualen ein gerechter Preis war? Und hat diese Frau überhaupt gelitten oder waren diese Erfahrungen für sie der Weg zum Ziel? Genau wird sich dies sicher nie klären lassen.

Ich habe die Geschichte dieser Frau fasziniert gelesen. Sie hat ihren Frieden im Gebet gefunden. Die Autorin hat insgesamt ein stimmiges Bild von Wiborada erschaffen. Frau Zürcher erzählt davon, wie es vielleicht gewesen sein könnte und was diese junge Frau dazu bewegt hat, sich so intensiv dem Glauben hinzugeben. Immer wieder sind Bibelzitate eingefügt und erzählen davon, wie gut sich Wiborada mit den einzelnen Psalmen auskannte. Diese Psalmen sind zunächst in Latein zu lesen, werden aber gleich übersetzt, sodass ich nicht aus dem Lesefluss gerissen wurde. Diese Psalmen zeigen sehr schön, wie tief und intensiv Wiborada mit der Zeit mit ihrem Glauben verwuchs. Überhaupt lässt sich der Erzählstil gut lesen, und dass obwohl einige alte Begriffe ihren Weg in die Geschichte gefunden haben.

Es wird aber nicht nur einfach die Lebensgeschichte dieser Heiligen erzählt, sondern auch von der Politik aus dem 10. Jahrhundert. Das Land wurde von Kriegen erschüttert, der König war noch ein Kind und brauchte Führung und die Adligen sowie der Klerus unter sich dachten nur an ihre eigene Macht und ihren eigenen Reichtum. Hier war nun eine Frau, die offen für die Wünsche der Menschen war. Sie stand ihnen zur Seite, heilte ihre Wunden und gab ihnen Ratschläge fürs Leben. Für die Menschen, die an ihrer Seite lebten, war sie der Mittelpunkt ihrer Welt. Sie folgten ihr, wo auch immer sie hinging und sorgten für sie.

„Stabilitas loci. Der Weg der Wiborada“ ist ein historischer Roman, der etwas Besonderes ist. Er erzählt nicht nur eine Geschichte einer Heiligen, sondern verleiht ihr ein Gesicht. Der Autorin Dorothe Zürcher ist es gelungen, ein authentisches Bild dieser jungen Frau aus dem 10. Jahrhundert zu zeichnen. Eine Frau, die vielleicht eine Heilige, eine Märtyrerin oder einfach nur ein bisschen verrückt war. Ich habe dieses Buch sehr gern gelesen und vor allem einiges von einer Frau erfahren, die mir vorher kein Begriff gewesen ist. Wohl nicht zuletzt, weil ich mich in den Heiligenlegenden der Kirche nicht auskenne.

Veröffentlicht am 17.10.2018

Spannend erzählte Chronik über die Herrscher der Walachei

Das dunkle Herz der Welt
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Vladislav Draco und János Hunyadi lernen sich in Jugendjahren kenne und werden Freunde und Waffenbrüder. Alles ist gut, bis die Liebe zu einer Frau, ihre Freundschaft auf eine harte Probe stellt. Ihre ...

Vladislav Draco und János Hunyadi lernen sich in Jugendjahren kenne und werden Freunde und Waffenbrüder. Alles ist gut, bis die Liebe zu einer Frau, ihre Freundschaft auf eine harte Probe stellt. Ihre Wege trennen sich. Während Vladislav in die Heimat der Walachei in den Karpaten zurückkehrt, beginnt für seinen Freund der Aufstieg und die Karriere an dem Hof von König Sigismund von Luxemburg, dieser war unter anderem der König von Ungarn sowie römisch-deutscher König und Kaiser. Ein erbitterter Kampf um Macht und die Krone nimmt seinen Lauf.

Über den Zeitraum um die Mitte des 15. Jahrhunderts und gerade zu den Herrschern der Walachei und den Staaten drum herum, habe ich bis jetzt wenig gelesen. Liliana Le Hingrat erzählt eine spannende Geschichte über die Eroberung dieser Landstriche und vor allem über einen Herrscher, der verzweifelt versucht nicht zwischen den Mächten des Reiches aufgerieben zu werden. Nicht nur Sigismund will die Vorherrschaft in der Walachei, sondern auch die Osmanen fallen in die Länder ein. Für Vladislav Draco ist es eine Gratwanderung zwischen Leben und Tod, zwischen Treue, Verrat und Freundschaft.

Ein zweiter Handlungsstrang erzählt davon, wie der einstige Freund János Hunyadi seinen Aufstieg vom einfachen Ritter, zu einem der reichsten Männer Ungarns nimmt. Auch sein Weg ist nicht einfach, geprägt von Kämpfen und dem Spiel um die Macht.

Mir hat gut gefallen, wie die Autorin ihre Geschichte erzählt, sie lässt sich flüssig lesen, ist aber auch ungeschönt und schildert die grausamen Ereignisse der Zeit. Ich habe von einem Herrscher gelesen, von dem ich so noch nie etwas gehört hatte. Vielleicht nur mal den Hinweis, dass es sich bei Vladislav Draco um den Vater von Vlad Draculea handelt. Dieser Sohn erlangte ja eine traurige Berühmtheit.

Was mir außerdem gut gefallen hat, ist, wie die Autorin es geschafft hat, auch die alten Mythen aufleben zu lassen. Dazu hat sie einen Charakter erschaffen, der der Familie Draco sehr Nahe steht. Er hat die alten Bräuche praktiziert und die Familie gleichzeitig damit geschützt. Die Verbindung dieser unterschiedlichen Welten, der Kirche und dem alten Glauben ist ihr gut gelungen.

Obwohl es sich um das Debüt der Autorin im Bereich der historischen Romane handelt, hat dieses Buch einiges an Zusatzmaterial zu bieten. Es gibt Karten von Europa aus dieser Zeit, ein Personenregister und vor allem ein ausführliches Nachwort, welches Fiktion und Wahrheit trennt. Sogar das Cover meiner Taschenbuchausgabe ist schön anzusehen. Ich mag das Drachensiegel auf dem Buchdeckel.

„Das dunkle Herz“ ist der erste Band, der aus dem Leben der Familie Draco, der Herrscher der Walachei erzählt. Ausführlich und spannend schildert die Autorin, was es bedeutet in dieser Zeit sein eigenes Reich zu verteidigen. Von den Machtspielen der Mächtigen und Reichen und des Klerus. Was sich wirklich damals in den Jahren um 1440 zugetragen hat, kann sicher niemand mehr genau sagen, aber so, wie hier geschildert, könnte es durchaus gewesen sein. Ich hatte spannende bis atemberaubende Lesestunden. Ich freue mich vor allem darüber, dass ich direkt mit dem zweiten Band weiterlesen darf.

Veröffentlicht am 05.10.2018

Der verlorene Brief

Das Mädchen mit dem Edelweiß
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Jillian Cantor erzählt ihre berührende Liebesgeschichte auf zwei Zeitebenen. Da ist Katie im Jahre 1989, sie hat die Briefmarkensammlung ihres Vaters zu dem Philatelisten Benjamin gebracht. Er soll die ...

Jillian Cantor erzählt ihre berührende Liebesgeschichte auf zwei Zeitebenen. Da ist Katie im Jahre 1989, sie hat die Briefmarkensammlung ihres Vaters zu dem Philatelisten Benjamin gebracht. Er soll die Sammlung durchsehen und schauen, ob etwas von Wert darunter ist. Katie ihr Vater hat sein Leben lang diese Marken gesammelt. Ist mit ihr auf diversen Flohmärkten gewesen. Nun ist er alt und lebt in einem Pflegeheim, da er an Alzheimer erkrankt ist. Benjamin findet unter den Briefmarken dann einen alten ungeöffneten Brief. Auf diesem befindet sich eine Briefmarke, die ihm sehr seltsam vorkommt und so beginnt eine Suche nach der Vergangenheit. Wo kommt dieser Brief her und warum ist seine Marke mit dem Edelweiß etwas besonderes? Ihre Suche führt sie in das Jahr 1938.

Der zweite Handlungsstrang erzählt nun eben aus dieser Zeit. Der Leser lernt Menschen kennen, die in Österreich ihr Leben lebten. Von einem jungen Paar, das sich liebt. Von einer dramatischen Zeit und dem furchtbaren Kampf ums Überleben in dieser Zeit.

Die Autorin erzählt eine ganz besondere Geschichte und dies mit viel Gefühl. Sie erzählt aus dem Leben 1938, davon wie Briefmarken hergestellt wurden, aber hauptsächlich davon, was in dieser Zeit geschah, und wie die Menschen versuchten damit zu leben.

Christoph ist noch jung, als er bei dem berühmten Briefmarkenhersteller Faber in die Lehre geht. Faber und seine Familie sind Juden. Für Christoph ist es kein Problem, er fühlt sich wohl in dieser Familie. Berührend berichtet Cantor dann von dem Schicksal dieser Menschen. Ich konnte mich dieser Geschichte nicht entziehen, zu fesselnd war die Handlung.

Um die Spannung dementsprechend hochzuhalten, hat die Autorin im richtigen Moment den einen Erzählstrang verlassen, um im Jahre 1989 von Katie zu berichten. Ihre Suche nach dem Besitzer und dem Schicksal des Briefes ist nicht weniger spannend. Auch Katie hat einiges zu verarbeiten. Sie sorgt nicht nur für ihren Vater, auch durchlebt sie eben selbst eine schwierige Phase. Jillian Cantor hat die beiden Handlungen, wunderbar zu einer Geschichte verwoben. Sie hat mich gut unterhalten und mich teilhaben lassen, an ein Leben und ein berührendes Schicksal.

„Das Mädchen mit dem Edelweiß“ ist ein Liebesroman, der in die Tiefe geht. Die zwei Zeitebenen sorgen für Spannung und zeigen vor allem, wie die Vergangenheit mit der Gegenwart verwoben ist. Ich habe die Geschichte von Katie und Christoph gern gelesen.

Veröffentlicht am 03.10.2018

Spannend, wie alle Bücher dieser Reihe

Legenden des Krieges: Das zerrissene Land
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Es ist Winter im Jahre 1361 und endlich nach zwanzig Jahren Krieg, gibt es einen Frieden, jedenfalls bezeichnen die Könige der Länder es so. Weite Teile Frankreichs gehen an den König von England als Lösegeld ...

Es ist Winter im Jahre 1361 und endlich nach zwanzig Jahren Krieg, gibt es einen Frieden, jedenfalls bezeichnen die Könige der Länder es so. Weite Teile Frankreichs gehen an den König von England als Lösegeld für John II von Frankreich. Aber die Adligen des Landes sehen es anders, sie setzten alles daran, sich der Übergabe zu widersetzten. Und so entbrennt ein Kampf, gegen Söldnerbanden, mit erbarmungsloser härte.

„Das zerrissene Land“ schließt direkt an seinen Vorgänger „Der große Sturm“ an. Die Geschichte geht nahtlos weiter, ohne dabei auch nur etwas an Spannung zu verlieren.
Thomas Blackstones Aufgabe besteht darin das Land, weiter zu befrieden. Er soll marodierende Söldnerbanden unschädlich machen. Aber dann wird er selbst verraten und jetzt ist der Kampf für den König, sein eigener Kampf ums Überleben.

David Gilman versteht es zu erzählen, er kann die Spannung und vor allem das Niveau der Bücher halten. Nach wie vor macht es mir großen Spaß, hier zu lesen. Auch wenn es immer noch Schlachten zu schlagen gilt. Es ist doch immer wieder eine andere Schlacht, eine andere Situation und jedes Mal stellt sich die Frage, werden sie überleben oder von wem heißt es Abschied nehmen? Denn auch das gehört dazu. Einige müssen gehen, andere kommen dazu. Mir gefällt gut, wie Gilman seine Leser durch diese Zeit führt. Es gibt viel Interessantes zu lesen, viel Schreckliches aber auch einiges an historischen Informationen.

Gleichzeitig hat der Autor aber auch den Grundstein für die neue Generation gelegt. Nicht nur der Sohn von Blackstone findet seinen Weg, sondern auch einige andere junge Männer, die sich beweisen wollen. Dafür heißt es aber auch von Weggefährten Abschied nehmen, die schon sehr lange Thomas und seine Leser begleitet haben. Ein bisschen wehmütig kann einem dann schon werden, schließlich haben die Männer die Geschichte begleitet und geprägt.

„Legenden des Krieges Band 5“ steht seinen Vorgängern in nichts nach, es ist wie gehofft, spannend zu lesen. Jetzt heißt es leider warten auf den nächsten Teil, um zu erfahren, welche Abenteuer noch auf Thomas Blackstone und seine Begleiter warten.

Veröffentlicht am 01.10.2018

Streifzug durch 1000 Jahre Geschichte

Land im Sturm
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5 Abschnitte oder doch eher 5 kleine Bücher, gebunden in ein Großes.
Die Geschichte beginnt im Jahre 955 und erzählt von einer großen Schlacht gegen die Ungarn. Geht dann weiter durchs Mittelalter, um ...

5 Abschnitte oder doch eher 5 kleine Bücher, gebunden in ein Großes.
Die Geschichte beginnt im Jahre 955 und erzählt von einer großen Schlacht gegen die Ungarn. Geht dann weiter durchs Mittelalter, um dann über den 30 jährigen Krieg bis 1813 in die Zeit Napoleons zu wandern. Um schließlich 1848, zur Zeit der Revolution, zu enden.

Jeweils zu Beginn eines Abschnittes hat der Autor einen Prolog gesetzt, der die Ereignisse dieser Epochen zusammenfasst. Er erzählt dann kurze Lebensgeschichten seiner Protagonisten, und noch bevor der Leser sich richtig an die Charaktere gewöhnt hat, geht es in der Zeit auch schon weiter. Einziges richtiges Verbindungsglied zwischen den Zeiten ist ein alter Säbel und die Handwerkskunst des Schmiedens. Auch sind die einzelnen Charaktere immer irgendwie mit den vorangegangen verwandt. So gibt es bestimmte Handlungen zum Beispiel im 30. jährigen Krieg, die maßgeblich für das Leben der Menschen um 1848 verantwortlich sind.

Mir hat dieser Streifzug durch die Geschichte gut gefallen. Auch wenn ich der Meinung bin, dass die Protagonisten alle miteinander jeder für sich, ein eigenes Buch verdient hätten. Das Potenzial wäre sicher da gewesen, aber dann würde sich dieser Streifzug auch als langwierig erweisen. Mich hätte es nicht gestört, ich fand es aber auch so unterhaltend und hatte nicht das Gefühl, überhaupt 900 Seiten gelesen zu haben.

Jede Szene hat mich mitgenommen in eine spannende Zeit. Ich fand es interessant, wie es Ulf Schiewe geschafft hat, die so unterschiedlichen Zeiten dann doch irgendwie miteinander zu verbinden. Der Säbel, der von Generation zu Generation weitergegeben wurde und auch die Schmiede, die sich weiterentwickelt haben, prägen die Handlung. Und natürlich die einzelnen Charaktere und Familien.

Der Erzählstil von Ulf Schiewe lässt sich dabei gut lesen und man spürt eben, dass er sich mit der Geschichte Deutschlands auseinandergesetzt hat. Er hat spannende Epochen ausgesucht und daraus kurzweilige Unterhaltung gemacht. Hat man „Land im Sturm“ gelesen, hat man einen schönen Querschnitt durch die Geschichte hinter sich und auch einiges Neues erfahren. Ich hätte durchaus auch noch mehr Epochen lesen können, zu interessant waren die Ereignisse, auch wenn ich mir manches mal ein anderes Ende, der jeweiligen Geschichte gewünscht hätte, am Ende hat aber alles zusammengepasst und ich ein spannendes Buch gelesen.