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Veröffentlicht am 11.11.2018

Eine gut recherchierte Geschichte über das Leben einer unbekannten Dame

Die Rose des Herzogs
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Die Französische Revolution bestimmt das Leben am Ende des 18. Jahrhunderts. Die Menschen wünschen sich Freiheit und Gleichheit, aber es ist ein harter Kampf um dieses Gut. Charlotte de Rohan-Rochefort ...

Die Französische Revolution bestimmt das Leben am Ende des 18. Jahrhunderts. Die Menschen wünschen sich Freiheit und Gleichheit, aber es ist ein harter Kampf um dieses Gut. Charlotte de Rohan-Rochefort lebt in diesen Zeiten. Sie verliebt sich und kann allen Widrigkeiten zum Trotz, eine Verlobung durchsetzen. Aber das Glück ist nicht auf ihrer Seite. Ihr Verlobter folgt seinen Idealen und verliert dabei sein Leben. Erst einige Jahre später erlaubt sich Charlotte eine neue Liebe und eine neue Hoffnung auf ein Leben, aber die Revolution und ihre Folgen machen ihr einen Strich durch ihr Leben. Aber sie hält fest an ihrer Liebe zu Louis-Antoine von Bourbon-Condé und erlebt mit ihm Höhen und Tiefen.

Der Titel „Die Rose des Herzogs“ klingt zu nächst mal so, als würde es sich um einen Liebesroman im historischen Gewand handeln. Sicher ist es auch eine Liebesgeschichte, aber eine mit historischem Wissen. Erzählt wird das Leben der Charlotte Rohan-Rochefort. Sie lebte im 18. Jahrhundert und ist vielleicht nicht so bekannt wie so manch andere adlige Dame dieser Zeit. Dafür war ihr Leben aber spannend und traurig zu gleich. Marita Spang hat dieser Frau ein Gesicht gezeichnet, ihr Leben eingehaucht. Vor dem Hintergrund der Französischen Revolution und ihren Folgen erzählt die Autorin aus dem Leben dieser Frau. Von ihrer Liebe zu Louis-Antoine und von ihrem Kampf am Leben zu bleiben und nicht zwischen den Fronten aufgerieben zu werden. Gerade ihre Beziehung zu diesem Mann, ist geprägt von Ängsten aber auch erfühlt von Liebe.

Über die Zeit der Revolution und die Herrschaft Napoleons habe ich sicher schon einiges gelesen oder im TV gesehen, aber so intensiv, wie hier geschildert, dann eben doch noch nicht. Die Autorin erzählt von den Menschen dieser Zeit, wie sie nicht nur die Revolution erlebten, sondern mit ihr lebten. Es gab interessante Einblicke in die Zeit danach und die Machtergreifung Napoleons. Mich hat die Vielzahl der Protagonisten beeindruckt und vor allem das ganze Wissen, welches diese Geschichte begleitet. Gekonnt hat Marita Spang ihr historisches Wissen mit ihrer fiktiven Geschichte verwoben. Der Erzählstil ist dabei leicht zu lesen, und um die Orientierung nicht zu verlieren, stehen vor jedem Kapitel die Jahreszahlen.

Ein Personenregister, Karten, sowie ein ausführliches Nachwort mit Zeittafel, Glossar der fremden Begriffe und Quellenverzeichnis ist ebenfalls vorhanden. Es war interessant zu lesen, was Fiktion war und wie viel Wahrheit in dieser Geschichte drin steckt.

„Die Rose des Herzogs“ ist ein historischer Roman, der mit einigen spannenden Details über die Zeit des Endes, des 18. Jahrhunderts in Europa daher kommt. Es hat Spaß gemacht aus dem Leben von Charlotte Rohan-Rochefort zu lesen, auch wenn es nicht immer leicht war. Die Frau hatte ein bewegendes und gleichzeitig auch trauriges Leben. Aber sie hat die Hoffnung niemals aufgegeben und ihre Möglichkeiten gut genutzt. Ich habe sie gern ein Stück ihres Weges begleitet. Ihre Liebe zu Louis-Antoine hat mich berührt. Am Ende war ich traurig, sie gehen lassen zu müssen.

Veröffentlicht am 08.11.2018

Viel Schokolade, etwas Liebe und historische Einblicke in die Anfänge des 20. Jahrhunderts

Die Schokoladenvilla
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Schokolade ist im Jahre 1903 noch etwas Besonderes. Ihre Herstellung ist mit viel Arbeit verbunden. Arbeit, vor der sich Judith Rothmann nicht scheut. Sie ist die Tochter eines Schokoladenfabrikanten und ...

Schokolade ist im Jahre 1903 noch etwas Besonderes. Ihre Herstellung ist mit viel Arbeit verbunden. Arbeit, vor der sich Judith Rothmann nicht scheut. Sie ist die Tochter eines Schokoladenfabrikanten und ihr größter Traum, ist es einmal diese Fabrik zu leiten. Mit viel Herzblut entwickelt sie immer neue Leckereien und ignoriert die Pläne ihres Vaters. Dieser aber, möchte sie gewinnbringend verheirateten. Ausgerechnet mit einem Mann, den Judith nicht leiden kann.
Und dann begegnet sie auch noch Victor Rheinberger. Dieser junge Mann will sich in Stuttgart eine neue Existenz aufbauen. Ihre Begegnung verändert alles.

„Die Schokoladenvilla“ ist der Auftakt einer Reihe über das Leben am Anfang des 20. Jahrhunderts überwiegend in Stuttgart. Im Vordergrund steht die Herstellung von Schokolade, könnte man meinen, aber eigentlich ist sie nur ein Beispiel für die damaligen Abläufe in einer Fabrik und im Leben der Oberschicht allgemein. Judith entstammt einer Familie, die privilegiert leben darf, aber auch hier ist es nicht immer einfach. Judith erlebt am eigenen Leib, was es heißt, wenn der Vater über ihr Schicksal bestimmt. Anschaulich schildert die Autorin, welche Möglichkeiten die Frauen in dieser Zeit hatten. Nicht nur Judith verlässt die ihr vorgegebenen Pfade. Es war spannend, zu lesen, welche Möglichkeiten es wirklich für die Frauen der damaligen Zeit gegeben hat.

Aber nicht nur die Frauen hatten so ihre Probleme, auch bei den jungen Männern bestimmten die Väter die Wege. Victor Rheinberger versucht sich, diesem ebenfalls zu entziehen. Er ist dafür bis nach Stuttgart gereist. Hier findet er Menschen, die ihn unterstützen und ebenfalls Ziele und Träume lebendig werden lassen. Durch ihn erfährt man, wie sich das Leben abgespielt hat, bei den weniger betuchten Menschen. Victor muss sich seine Ziele hart erarbeiten.

Die einzelnen Charaktere hat Frau Nikolai intensiv ausgearbeitet. Ich hatte meinen Lesespaß bei diesem ersten Buch. Es gab nicht nur Probleme zu bewältigen, sondern auch so manchen Spaß mit einigen Protagonisten. Ich mochte vor allem die Vielfalt der Charaktere. Auch gerade kleine Nebenschauplätze lassen einen die Zeit beim Lesen vergessen. Hierbei ist dann auch deutlich zu spüren, wie gut Frau Nikloai recherchiert hat. Immer wieder fließen Ereignisse oder sogar Personen in die Geschichte ein, die so gelebt haben oder geschehen sind. Mir hat die Mischung aus historischem Wissen und fiktionaler Geschichte gut gefallen.

Am Ende des Buches befindet sich ein umfangreicher Anhang mit Personenregister, Glossar und einigen Informationen zu den historischen Hintergründen. Fiktion und Wahrheit werden auch noch beleuchtete.

Auch wenn „die Schokoladenvilla“ der Auftakt einer Trilogie ist, so ist das Ende in diesem Band, trotzdem angenehm zu lesen. Ich möchte natürlich wissen, wie es mit Judith und Victor und ihren Familien weitergeht, aber trotzdem hat mich der Schluss zufrieden zurückgelassen.

Veröffentlicht am 05.11.2018

Spannender Krimi im historischen Gewand

Die Tote im Fechtsaal
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Annie Troll hat es geschafft, sich als Frau eine kleine Fechtschule aufzubauen. Sie unterrichtet hauptsächlich Frauen, die lernen wollen, sich zu verteidigen. Doch dann findet sie in ihrem Fechtsaal eine ...

Annie Troll hat es geschafft, sich als Frau eine kleine Fechtschule aufzubauen. Sie unterrichtet hauptsächlich Frauen, die lernen wollen, sich zu verteidigen. Doch dann findet sie in ihrem Fechtsaal eine ihrer Schülerinnen Tod auf. Es ist eine bekannte Ballerina aus der Oper. In ihrer Verzweiflung wendet Annie sich an den Detektiv Daniel Raabe. Dieser wendet ganz neue Methoden zur Findung und Aufklärung von Verbrechen an. Er folgt der Theorie der Fingerabdrücke. Leider steht er mit dieser These allein da. Dann wird auch noch ein Anschlag auf Annie verübt. Alle Zeichen deuten zudem auf die Freimaurerloge. Wie hängt dies alles zusammen? Kann Raabe Annie überhaupt helfen?

Helga Glaesener hat einen spannenden historischen Krimi abgeliefert. Ihre Protagonisten gehen ihre ganz eigenen Wege. Annie Troll wird als eine Frau geschildert, die ihr Leben selbst bestimmt und mit ihrem Beruf sich ihre eigene Freiheit schafft. Sie hat ein freches Mundwerk und stellt sich mutig ihrem Leben.

Daniel Raabe hingegen stammt aus einer anderen Welt, er arbeitet als Detektiv, was um 1869 noch sehr neu ist, und hat schon so manchen Fall aufgeklärt. Durch Daniel erfährt man so einiges über die Methoden der Polizeiarbeit. Die Sache mit den Fingerabdrücken ist ganz neu und auch die Arbeit als Privatdetektiv wird belächelt. Aber Daniel Raabe überzeugt durch sein auftreten.

Als ich die ersten 100 Seiten gelesen hatte, hatte ich das Gefühl, als ob ich etwas verpasst hätte. So als gäbe es zu dieser Geschichte einen Vorgänger, aber so nach und nach klärte sich dieses Gefühl und die Erlebnisse aus Daniels Vergangenheit wurden immer deutlicher. Es entwickelte sich ein spannender Krimi. Mit den Mitteln dieser Zeit kam nach und nach Licht ins Dunkeln und Daniel der Wahrheit immer näher.

Überhaupt hat die Autorin die Lebensumstände der Menschen gut wiedergegeben. Die Armut der Leute wurde beleuchtet. Das Leben um 1869 im Allgemeinen und auch die Distanz zwischen Arm und Reich fließt mit ein. Der Erzählstil ist dabei leicht und locker zu lesen und die Dialoge zwischen Annie und Raabe sorgen auch schon mal für ein kleines Lächeln.

Für weitere Spannung sorgte aber auch das organisierte Verbrechen, wie wir heute sagen würden. Ein Mann, der durch Erpressung und Drohung versucht die Menschen in Angst und Schrecken zu versetzten. Mit Mord untermauert er sein Vorhaben und macht damit nicht nur Annie das Leben schwer. Ich fand es spannend, zu lesen, wie sich die einzelnen Ereignisse zu einem Ganzen zusammen gefügt haben. Nur der Schluss hat mich etwas ungläubig zurückgelassen. Ich vermute ganz stark, von dem Privatdetektiv Daniel Raabe wird es noch mehr zu lesen geben. Und vielleicht auch von Annie Troll denn ihre Beziehung zu Raabe ist auch noch nicht ganz geklärt.

Veröffentlicht am 24.10.2018

Spannende Einblicke in das Leben dreier Frauen am Rande der Krone

Um Reich und Krone
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Im Mittelpunkt von „Um Reich und Krone“ stehen die drei Schwestern der Familie Grey. Es ist Mitte des 16. Jahrhunderts als Jane Grey die Bühne betritt. Sie wird von ihrem machtbesessenen Vater zur Königin ...

Im Mittelpunkt von „Um Reich und Krone“ stehen die drei Schwestern der Familie Grey. Es ist Mitte des 16. Jahrhunderts als Jane Grey die Bühne betritt. Sie wird von ihrem machtbesessenen Vater zur Königin ausgerufen und erlangt damit eine traurige Berühmtheit. Ihr leben endet auf dem Schafott.

Dann übernimmt ihre Schwester Katherine diese Geschichte. Katherine ist eine lebenslustige junge Frau. Sie will Leben, sie will Lieben und eine Familie gründen. Leider steht sie damit Königin Mary im Weg und als diese dann den Thron für Elizabeth I. freiräumt wird es auch nicht besser. Katherine schafft, was den zwei so ungleichen Schwestern nicht gelungen ist, sie wird schwanger und trägt vermutlich den nächsten Erben für die Krone unter dem Herzen. Ihren Ungehorsam muss Katherine bitter bereuen.

Als letzte Grey-Schwester hat Mary ihren Auftritt. Sie ist nicht nur die jüngste Schwester, sondern auch kleinwüchsig. Niemand nimmt sie richtig ernst. So kann sie zunächst ihr Leben in einer trügerischen Sicherheit verbringen. Aber auch sie will sich nicht dem Willen der Königin beugen. Aber welchen Preis wird sie dafür zahlen, dass sie Königin Elizabeth die Stirn bittet und ihren eigenen Willen durchsetzt?

Philippa Gregory erzählt die Lebensgeschichte der drei Grey-Schwestern recht anschaulich. Sie hat sich dafür entschieden, die Frauen selbst ihre jeweilige Geschichte erzählen zu lassen. So beginnt sie zunächst mit Jane. Es war etwas seltsam die Gedanken einer Frau zu lesen, die kurz vor ihrem Tod stand und es auch irgendwie gewusst hat. Jane war mir manchmal doch etwas zu naiv. Das Unheil, das über sie hereinbrach, war so deutlich zu sehen, dass sie es auch hätte merken müssen. Aber immer wieder vertraut sie auf ihren Vater und dies bis zur letzten Stunde. Jane hatte sicher mein Mitgefühl, aber streckenweise ging sie mir einfach nur auf die Nerven mit ihrer Naivität. Als sie schließlich am Ende ihrer Geschichte angekommen war, war ich dann auch froh, dass es nun mit der nächsten Schwester weiterging. Ich habe über Jane Grey einfach schon besser Geschichten gelesen, als eben diese hier.

Katherine ist wohl als das ganze Gegenteil ihrer Schwester zu bezeichnen. Sie war lebenslustig und hat versucht mit ihrem Schicksal zurechtzukommen. Ich habe ihren Lebensweg dann mit Begeisterung verfolgt. Ich war mit ihr traurig, habe mich mit ihr gefreut, als sie dann doch schwanger wurde und für ihre Liebe einen Weg gefunden hatte. Ich habe sie nur schweren Herzens gehen lassen. Die Autorin hat es tatsächlich geschafft, so ein intensives Bild dieser Frau zu zeichnen, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen mochte. Diesen Abschnitt fand ich wesentlich besser und intensiver als den ersten Teil. Hier hat Frau Gregory mich erst richtig abgeholt und ich war gefangen in der Familiengeschichte der Greys.

Auch die dritte Grey-Schwester, Mary, hat mich gut unterhalten. Eigentlich war mir bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht bewusst, dass es drei Schwestern gab, die mit der Macht Elizabeth ein Problem hatten. Philippa Gregory schildert anschaulich aus dem Leben dieser Frauen. Gleichzeitig bekommt man einen schönen Überblick darüber, wie sich die Macht in dieser Zeit zusammensetzte. Eigentlich wird auch deutlich, dass auch Elizabeth mit ihrer Situation völlig überfordert war.

Insgesamt gesehen hat mir „Um Reich und Krone“ gut gefallen. Der Erzählstil der Ich-Perspektive erlaubt einen direkten Einblick in das Seelenleben der Protagonisten und fordert einen gleichzeitig beim Lesen. Es ist nicht einfach, sich mit der Seele eines Menschen auseinander zusetzten, der kurz vor seinem Tod steht. Der Autorin ist es aber gut gelungen, das Leben dieser Menschen zu beschreiben. Ich war angenehm überrascht. Dieser Roman wird sicher nicht mein Letzter von dieser Autorin bleiben.

Veröffentlicht am 20.10.2018

Stabilitas loci - Beständigkeit

Stabilitas loci - Der Weg der Wiborada
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Vuiberat ist noch jung, als ein einschneidendes Erlebnis sie dazu bewegt, ihr Leben im Gebet zu verbringen. Eine Heirat kommt für die junge Frau nicht infrage. Ihr Weg führt sie zunächst ins Kloster von ...

Vuiberat ist noch jung, als ein einschneidendes Erlebnis sie dazu bewegt, ihr Leben im Gebet zu verbringen. Eine Heirat kommt für die junge Frau nicht infrage. Ihr Weg führt sie zunächst ins Kloster von St. Gallen, dann auf eine Pilgerreise nach Rom, um dann wieder in der Nähe des Klosters ein Leben als Einsiedlerin zu führen. Am Ende gerät sie in Bedrängnis durch den Abtbischof Salomon III. Sie kann ihr Leben nur dadurch retten, indem sie zustimmt, sich in eine Zelle einmauern zu lassen und eine Inkluse zu werden. Es scheint ein schwerer Weg für Vuiberat zu sein, aber sie liebt die Menschen und hilft, wo sie kann. Nicht nur mit Taten, sondern auch oft mit Worten und Gebeten.

Vuiberat lebte im 10. Jahrhundert in der Nähe des Klosters St. Gallen. Sie war eine junge Frau, die wohl ein schweres Leben hatte. Durch ihre Liebe zum Glauben ist es ihr aber gelungen, ihren Weg zu gehen. Sie hat den Bischof Salomon III. beraten, und noch so einige adlige Menschen dieser Zeit mehr. Dabei war sie wohl immer darauf bedacht, das Wohl ihrer Mitmenschen im Auge zu behalten. Sie gab so manchen Ratschlag, der befolgt wurde. Aus heutiger Sicht mag es schwer zu verstehen sein, dass sich eine Frau freiwillig in eine Zelle einmauern lies. So wie es überliefert wurde, war es bei Vuiberat wohl der Fall. 100 Jahre nach ihrem Tode wurde sie unter dem geläufigeren Namen Wiborada heiliggesprochen. Aber ob das wirklich für die erlittenen Qualen ein gerechter Preis war? Und hat diese Frau überhaupt gelitten oder waren diese Erfahrungen für sie der Weg zum Ziel? Genau wird sich dies sicher nie klären lassen.

Ich habe die Geschichte dieser Frau fasziniert gelesen. Sie hat ihren Frieden im Gebet gefunden. Die Autorin hat insgesamt ein stimmiges Bild von Wiborada erschaffen. Frau Zürcher erzählt davon, wie es vielleicht gewesen sein könnte und was diese junge Frau dazu bewegt hat, sich so intensiv dem Glauben hinzugeben. Immer wieder sind Bibelzitate eingefügt und erzählen davon, wie gut sich Wiborada mit den einzelnen Psalmen auskannte. Diese Psalmen sind zunächst in Latein zu lesen, werden aber gleich übersetzt, sodass ich nicht aus dem Lesefluss gerissen wurde. Diese Psalmen zeigen sehr schön, wie tief und intensiv Wiborada mit der Zeit mit ihrem Glauben verwuchs. Überhaupt lässt sich der Erzählstil gut lesen, und dass obwohl einige alte Begriffe ihren Weg in die Geschichte gefunden haben.

Es wird aber nicht nur einfach die Lebensgeschichte dieser Heiligen erzählt, sondern auch von der Politik aus dem 10. Jahrhundert. Das Land wurde von Kriegen erschüttert, der König war noch ein Kind und brauchte Führung und die Adligen sowie der Klerus unter sich dachten nur an ihre eigene Macht und ihren eigenen Reichtum. Hier war nun eine Frau, die offen für die Wünsche der Menschen war. Sie stand ihnen zur Seite, heilte ihre Wunden und gab ihnen Ratschläge fürs Leben. Für die Menschen, die an ihrer Seite lebten, war sie der Mittelpunkt ihrer Welt. Sie folgten ihr, wo auch immer sie hinging und sorgten für sie.

„Stabilitas loci. Der Weg der Wiborada“ ist ein historischer Roman, der etwas Besonderes ist. Er erzählt nicht nur eine Geschichte einer Heiligen, sondern verleiht ihr ein Gesicht. Der Autorin Dorothe Zürcher ist es gelungen, ein authentisches Bild dieser jungen Frau aus dem 10. Jahrhundert zu zeichnen. Eine Frau, die vielleicht eine Heilige, eine Märtyrerin oder einfach nur ein bisschen verrückt war. Ich habe dieses Buch sehr gern gelesen und vor allem einiges von einer Frau erfahren, die mir vorher kein Begriff gewesen ist. Wohl nicht zuletzt, weil ich mich in den Heiligenlegenden der Kirche nicht auskenne.