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Veröffentlicht am 24.08.2018

Spannende Familiensaga vor historischem Hintergrund

Das Weingut. In stürmischen Zeiten
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Irene ist eine Waise und muss sich glücklich schätzen, dass der Weinhändler Wilhelm Gerban sie in seinem Haushalt aufnimmt. Hier darf sie als Dienstmagd arbeiten. Zunächst ist sie auch zufrieden, aber ...

Irene ist eine Waise und muss sich glücklich schätzen, dass der Weinhändler Wilhelm Gerban sie in seinem Haushalt aufnimmt. Hier darf sie als Dienstmagd arbeiten. Zunächst ist sie auch zufrieden, aber dann verliebt sie sich in Franz, dem Erben des Hauses. Ihre Liebe kann nicht von Dauer sein. Eigentlich ist dies beiden klar, doch trotzdem stehen sie zueinander. Dann geschieht das Unglück, der Krieg bricht aus. Es ist das Jahr 1870. Franz stellt sich auf die Seite der Franzosen, er sieht sie im Recht, denn seine Mutter ist Französin und dadurch fühlt er sich verpflichtet. Sein Vater tobt. Er und sein Weingut sind deutsch. Für alle beginnen schwere Zeiten.

„Das Weingut In stürmischen Zeiten“ ist der erste Teil einer Familiensaga. Es beginnt zunächst mit der Familiengeschichte der Gerbans und erzählt aus dem Leben der Menschen im 19. Jahrhundert. Aber dann wandelt sich die Handlung. Im Jahre 1870 bricht der Krieg aus. Für das Elsass, in dem diese Geschichte spielt, ein schwerer Schicksalsschlag.

Beginnt die Geschichte zunächst auch völlig unspektakulär mit der Beziehung der jungen Leute und dem Leben in dieser Zeit. Steigert sich die Spannung immer mehr. Die Autorin führt den Leser mitten hinein in diese Auseinandersetzungen. Sie erzählt von den Schlachten und was es für die Menschen bedeutete. Sicherlich nicht immer etwas für schwache Nerven. Sie hat nichts beschönigt oder ausgelassen. Dafür erfährt man aber auch einige historische Details. Ich habe gerade aus dieser Zeit noch nicht wirklich viel gelesen und war gespannt.

Der bildhafte Erzählstil sorgt dafür, dass man schnell Bilder vor Augen hat. Er lässt einen nicht mehr los und so waren die 634 Seiten dann leider auch viel zu schnell gelesen.
Einiges an Zusatzmaterial ist zudem vorhanden. Es gibt Karten, ein Personenregister ein ausführliches Nachwort und einiges mehr. Ich finde es immer gut, wenn ein historischer Roman so angelegt ist.

Hinter dem Pseudonym Marie Lacrosse verbirgt sich die Schriftstellerin Marita Spang. Von dieser bin ich gut recherchierte historisch fundierte Romane gewohnt. Sie hat mich auch hier nicht enttäuscht. Auch wenn es einige hässliche Szenen gab, Krieg ist immer grässlich, hat mich „Das Weingut“ wunderbar unterhalten. Irene und Franz haben mir gut gefallen. Sie vertreten ihre Meinungen und lassen sich nicht beirren. Sie gehen ihren Weg, nach bestem Wissen und Gewissen. Glaubhaft schildert die Autorin aus dem Leben dieser Protagonisten und es klingt fast so, als hätten sie wirklich gelebt. Ich bin sehr neugierig darauf, wie ihrer beiden Leben weitergehen wird.

Veröffentlicht am 18.08.2018

Nicht immer leicht zu lesen, dafür aber unglaublich gut

Was wir zu hoffen wagten
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Felice, Ille und Willi, drei junge Menschen, die am Anfang ihres Lebens stehen. Es ist das Jahr 1911, die Drei sind gefangen in den Traditionen ihrer adligen Familie. Willi soll die Bank weiterführen, ...

Felice, Ille und Willi, drei junge Menschen, die am Anfang ihres Lebens stehen. Es ist das Jahr 1911, die Drei sind gefangen in den Traditionen ihrer adligen Familie. Willi soll die Bank weiterführen, aber er interessiert sich nur für den Film, fürs Kino. Felice soll heiraten. Einen Mann, den sie nicht will, aber sie will doch nur Jura studieren und als Juristin arbeiten. Und die kleine Ille will doch einfach nur geliebt werden. Sie heiratet einen Mann, nur um zu gefallen und dann zu fallen. Alle drei versuchen aus ihren vorbestimmten Wegen auszubrechen und sich selbst zu finden und dann kommt dieser alles vernichtende Krieg. Die Lebenswege werden neu gemischt.

Die Autorin Michaela Saalfeld war mir kein Begriff und so habe ich etwas skeptisch mit dem Lesen begonnen. Der Roman soll laut Klappentext die Geschichte der drei Geschwister erzählen. Gelesen habe ich dann über Freundschaften, über Liebe, über Zwänge und Traditionen. Davon was es bedeutet seinen eigenen großen Traum über alles zu stellen, auch auf die Gefahr hin alles zu verlieren. Felice ist so eine junge Frau. Sie will Jura studieren und auch arbeiten. Am Anfang des 20. Jahrhunderts noch fast unmöglich für eine Frau. Sie aber findet mit Beharrlichkeit, Wege ihr Ziel zu erreichen. Den Weg dieser starken Frau konnte ich nur mit Bewunderung folgen. Genau wie ihrem Bruder Willi, der zwar sehr ungestüm war, aber am Ende alles richtig gemacht hat. Geweint habe ich um Ille, die irgendwie nicht so recht wusste, wie sie im Leben zu Recht kommen sollte.

Aber die Autorin erzählt nicht nur aus dem Leben dieser jungen Menschen, sondern von dieser ganzen Zeit. Als Leser befindet man sich direkt mitten in diesen Jahren. Erlebt hautnah die Vorboten des Krieges und auch jenes Grauen dieses Krieges. Saalfeld erzählt von einer Stadt, die alles verlor. Ich habe geweint, um eine Stadt und um Menschen, die mir so ans Leseherz gewachsen sind.

„Was wir zu hoffen wagten“ ist nicht einfach nur eine Geschichte über Liebe und Krieg, es ist ein Roman, der wach rüttelt und förmlich danach schreit, „vergesst uns nicht“. Der Erzählstil ist dabei sicher nicht einfach zu lesen, zu schwer manchmal die Zeilen, gerade bei den Kriegsbeschreibungen, aber dafür immer mit dem Herzen dabei. Die Anfänge des Films und der Presse sind genauso dabei, wie das Erwachen der Frauen, die nicht mehr nur verheiratet werden wollen. Frauen, die immer Selbstbewusster werden und sich ihre Stellung in der Gesellschaft erkämpfen. In ihrem Nachwort klärt Frau Saalfeld noch Fiktion und Wahrheit. Schnell wird klar, an dieser Geschichte ist mehr Wahrheit wie Fiktion.

Michaela Saalfeld, eine Autorin, die ich mir merken werde. Ich bin gespannt, was uns diese Frau, noch zu erzählen hat.

Veröffentlicht am 14.08.2018

Nürnberg im Jahre 1621

Das Geheimnis der Papiermacherin
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Anna ihr Herz hängt an der Papiermühle ihres Vaters. Schon seit einiger Zeit leitet sie das Unternehmen, da der Vater häufig unpässlich ist. Sie macht ihre Sache gut, die Männer vertrauen ihr. Doch dann ...

Anna ihr Herz hängt an der Papiermühle ihres Vaters. Schon seit einiger Zeit leitet sie das Unternehmen, da der Vater häufig unpässlich ist. Sie macht ihre Sache gut, die Männer vertrauen ihr. Doch dann steht die Mühle kurz vor dem Bankrott. Schnell muss Geld her oder eine Idee, wie mehr zu verdienen ist. Dabei kommt sie Bartholomäus in die Quere. Der Mann kennt keine Gnade, wenn er der Ansicht ist, die Konkurrenz nicht gebrauchen zu können. Ausgerechnet dessen Bruder Johann trifft auf Anna. Auch wenn Anna vorgibt, diesen Mann nicht leiden zu können, ihre Blicke sprechen eine andere Sprache. Aber wie wird die Zukunft aussehen? Kann Anna Johann trauen oder arbeitet er für seinen Bruder?

Anna lebt mitten in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges in Nürnberg. Sie spürt, wie alle anderen, wie schwer das Leben wird. Die Beschaffung von Material zur Herstellung von Papier wird immer schwieriger. Das Geld dafür immer knapper. Der Krieg tobt vor den Toren Nürnbergs und bestimmt das Leben. Umso wichtiger sind Freundschaften und gute Geschäftsbeziehungen. Anna weiß ihre Freunde zu schätzen. Mutig kämpft sie für ihre Ziele und um den Erhalt der Freundschaften.

Andrea Bottlinger erzählt dabei eine ganz eigene Geschichte dieser Zeit. Ihre Protagonistin Anna ist eine junge und moderne Frau, die ihren Weg gehen will. Sie scheut auch nicht dafür zurück, mal andere Wege zu beschreiten. Sie entspricht damit wohl nicht dem Frauenbild dieser Zeit. Aber auch wenn es historisch vielleicht nicht ganz korrekt ist, hat es Spaß gemacht Anna auf ihren Weg, ein kleines Stück zu begleiten. Mich hat ihre Geschichte gut unterhalten. Auch wenn diese Geschichte in Zeiten des Dreißigjährigen Krieges spielt, ist dies jetzt nicht so vordergründig. Es findet Erwähnung und prägt sicher auch die Handlungen der Protagonisten, aber ist eben nicht Hauptthema. Anna steht hier im Mittelpunkt und der Erhalt ihrer Papiermühle und natürlich auch ihre Beziehung zu Johannes. Diese Beziehung ist nicht ganz einfach und das Zusammentreffen der beiden immer mit spritzigen Dialogen verbunden. Die Wege, die Anna beschreitet, sind vielleicht auch nicht immer, wie man sie erwartet, aber gerade das macht diese Geschichte für mich, zu guter Unterhaltung.

Ein Nachwort gibt es leider nicht und so bleibt es der Fantasie der Leser überlassen, ob die Papiermühle und ihre Bewohner ein reales Vorbild haben oder eher nicht. Die Geschichte von Anna und Johann macht in jedem Fall Spaß und lässt sich leicht und locker lesen. Ich hätte mir hier nur einen anderen Titel gewünscht als „Das Geheimnis der Papiermacherin“ irgendwie wird er der Geschichte nicht gerecht.

Veröffentlicht am 04.08.2018

Die Abenteuer zweier junger Frauen

Wüstenschwestern
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Ende des 19. Jahrhunderts wachsen die Schwestern Rebecca und Flora Hawes in Chicago heran. Rebecca ist eine junge Frau, die einen immensen Drang nach Wissen hat. Sie hinterfragt alles und zeigt großes ...

Ende des 19. Jahrhunderts wachsen die Schwestern Rebecca und Flora Hawes in Chicago heran. Rebecca ist eine junge Frau, die einen immensen Drang nach Wissen hat. Sie hinterfragt alles und zeigt großes Interesse daran, zu Reisen und unbekannte Orte zu erkunden. Besonders der Orient hat es ihr angetan. Ihre Schwester Flora hingegen ist die stillere. Sie ist voller Mitgefühl und immer darum bestrebt, den Armen zu helfen und die sichtbare Not zu lindern. Die Schwestern sind sich in Liebe zugetan und so gehen sie gemeinsam auf Reisen. Ihr wohl größtes Abenteuer führt sie in die Wüste Sinai.

Lynn Austin erzählt aus unterschiedlichen Perspektiven ihre Geschichte von den reiselustigen Schwestern und den Menschen, denen sie in ihrem Leben begegnet sind. Damit man beim Lesen aber nicht den Überblick verliert, steht vor jedem Kapitel, von wem gerade die Rede ist und in welcher Zeit die jeweilige Handlung spielt. Sie erzählt rückblickend aus mehreren Jahren. Dadurch entsteht der Eindruck, als wenn sich eine der Schwestern eben an die gemeinsame Vergangenheit erinnert. Mir hat diese Art des Erzählens gut gefallen. Es hebt die Spannung. Der Erzählstrang der Gegenwart, also der im Jahre 1892, führt durch die Geschichte und wird dann immer wieder von diesen Erinnerungen unterbrochen. So erfährt man so nach und nach, wie die Zusammenhänge sind.
Auch erzählt Austin von wichtigen, historischen Ereignissen des späten 19. Jahrhunderts. Die Verhältnisse in Chicago und das Leben der Menschen hat sie gekonnt in Szene gesetzt.

Allerdings sollte man bedenken, dieser Roman ist in einem christlichen Verlag erschienen. Der Glaube und die Liebe zu Gott ist ein großes Thema und findet immer wieder Erwähnung. Die Schwestern leben ihren Glauben offen aus und versuchen auch ihre Mitmenschen diesen Glauben näher zu bringen. Da es aber wunderbar in die Handlung passt, hat es mich trotzdem gut unterhalten.

Während ich das Buch gelesen habe, wurde ich gefragt, ob es sich um einen Liebesroman handelt. Jetzt kann ich auch diese Frage beantworten. Ja, es handelt sich um einen Liebesroman, aber nicht im üblichen Sinne. Allgegenwärtig ist hier die Liebe zu Gott. Für Rebecca ist sie enorm wichtig. Sie wird auch nicht müde, dies zu betonen. Sie ist sonst eine weltoffene Protagonistin, jemand der für ihre Rechte eintritt und sich für die schwächeren stark macht. Aber dies alles immer mit dem tiefen Glauben verbunden. Dieses Verhalten passt aber so wunderbar zu Rebecca und ihrer Schwester, dass ich „Wüstenschwestern“ sehr gern gelesen habe. Es ist ein Abenteuerroman, der von der Freiheit erzählt, aber eben auch von dem Glauben an Gott und auch in sich selbst.

Veröffentlicht am 31.07.2018

Und damals am Meer

Wenn wir wieder leben
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Gundi und ihre Freunde Julius, Erik und Lore träumen von der großen Karriere als Musiker. Sie geben alles für ihren Traum. Tatsächlich scheint ihnen das Glück gewogen zu sein, sie schaffen es mit ihrer ...

Gundi und ihre Freunde Julius, Erik und Lore träumen von der großen Karriere als Musiker. Sie geben alles für ihren Traum. Tatsächlich scheint ihnen das Glück gewogen zu sein, sie schaffen es mit ihrer Musik auf das Erholungsschiff Wilhelm Gustloff, dort bezaubern sie die Gäste. Doch in diesen Jahren ist es nicht einfach, den richtigen Weg zu finden. Es sind die Jahre um dem 2. WK. Dunkle Wolken ziehen am Horizont auf, denn Hitler fällt in Polen ein. Die Freunde haben ihre Heimat in Zoppot an der Ostsee und Gundi ist in Tadek verliebt. Dieser jedoch will nicht alles so hinnehmen, wie es kommt und geht in den Widerstand gegen das Nazi-Regime. Wie lange kann ihre Liebe das aushalten?

Charlotte Roth beschreibt das Leben vor dem Krieg und auch die Jahre, in denen dieser wütet. Die Menschen rund um Zoppot an der Ostsee nahe Danzig leben ihr Leben und fühlen sich sicher. Gundi hat nur ihren Traum vor Augen. Sie lebt und genießt ihr Leben in vollen Zügen. Diese überschäumende Art von ihr, hat die Autorin glaubhaft gestaltet. Gundi sprudelt über, wie Sekt in einem Glas. Manchmal war mir ihre Art schon ein wenig zu viel. Sie hat die Augen zu gemacht und nur ihr eigenes Leben gesehen. Sie hat für ihren Unterhalt gekämpft und für die Menschen, die sie liebte. Sie alle wollte sie immer gut versorgt wissen. Frau Roth beschreibt beängstigend genau, wie das Leben der jungen Frau verlaufen ist und wie schnell man auch mal das wahre Leben aus den Augen verlieren kann.

Leider hat mich diese Geschichte nicht von Anfang an in den Bann gezogen. Zu Beginn war Gundi mir einfach zu quirlig und aufgedreht und dabei auch nicht wirklich greifbar. Ich kam nicht mit ihr klar. Ab ca. der zweiten Hälfte des Buches war es dann anders. Ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen und war versunken in der Geschichte. Auch wenn Gundi mich nicht so begeistern konnte, der zweite Handlungsstrang, der im Jahre 1963 spielt und von Wanda erzählt, konnte es dafür umso mehr. Wanda ist auf den Spuren ihrer Familie und ihr Weg führt sie aus Berlin nach Zoppot am Meer. Für sie ist es nicht einfach, die Spuren der Vergangenheit zu finden und vor allem sie zu verstehen.

Auch wenn mich „Wenn wir wieder leben“ nicht zu 100 % erreicht hat, so war ich am Ende doch angetan und wünsche mir, dass Wanda ihr Glück machen wird, dass Gundi in einer besseren Welt ihre Liebe gefunden hat und das wir alle nie, niemals vergessen, was eins geschah. Charlotte Roth hat das Drama und die Schicksale dieser Menschen gekonnt erzählt.