Der große Traum vom Fliegen
Der Sonne so nah
Der Traum vom Fliegen faszinierte schon Ikarus vor etlichen Jahrhunderten, jetzt ist es Otto Lilienthal, der die Störche beobachtet und sich denkt, „so müsste man fliegen können“. Er beobachtet und probiert ...
Der Traum vom Fliegen faszinierte schon Ikarus vor etlichen Jahrhunderten, jetzt ist es Otto Lilienthal, der die Störche beobachtet und sich denkt, „so müsste man fliegen können“. Er beobachtet und probiert einiges aus. Ihm zur Seite steht immer sein Bruder Gustav. So ziemlich zur selben Zeit hat ein weiterer Junge den großen Traum vom Fliegen im Kopf. Es ist Ferdinand Graf von Zeppelin. Aber Ferdinand will nicht wie die Störche fliegen, sondern mit einem Schiff durch die Lüfte fahren. Technik und Mechanik faszinieren ihn, doch der Wille seines Vaters ist es, dass der junge Graf eine Militärkarriere macht. Die Welt des Fliegens bleibt somit zunächst zurück.
In seinem neuen Roman erzählt Axel S. Meyer aus den Anfängen des Fliegens. Geschildert wird das Leben von Otto Lilienthal und seiner Familie sowie parallel dazu aus dem Leben von Ferdinand Graf von Zeppelin. Auch wenn die beiden Männer der Traum vom Fliegen vereinen sollte, sehen sie doch in dem jeweils anderen eher einen Konkurrenten.
Die beiden Lebensläufe werden parallel zueinander erzählt und eigentlich haben sie nicht viele gemeinsame Schnittpunkte. Ich fand es spannend, davon zu lesen, wie die Familien gelebt haben. Wie die Männer auf die Idee, sich dem Fliegen zu widmen, gekommen sind. Der Wettstreit, welche Technik eher den Luftraum erobert, wird anschaulich geschildert. Fliegen mit einem Fluggerät oder durch die Lüfte schweben mit einem Ballon, immer abhängig vom Wind der Gezeiten.
Das Leben von Otto verlief so ganz anderes als das von Ferdinand. Während die Lilienthals für ihren Lebensunterhalt kämpfen mussten, hatte es der Graf einfach, so scheint es auf den ersten Blick jedenfalls zu sein. Doch schnell stellt sich heraus, wer Träume hat, muss für die Erfüllung dieser Träume auch kämpfen, egal ob arm oder reich. Die Lebenswege von Otto und Gustav sowie Ferdinand werden anschaulich geschildert. Aber nicht unbedingt das Leben der Männer steht im Mittelpunkt, sondern eher der Traum vom Fliegen und die Technik, die dahinter steckt. Hier erfährt man dann eben auch, wie sich die einzelne Art zu fliegen gestaltet hat. Bei einigen Szenen musste ich schon schmunzeln, als ich sie mir im Detail vorgestellt habe. Die Mischung aus guter Unterhaltung und technischem Wissen dieser Epoche ist dem Autor gelungen.
Der Erzählstil ist dabei leicht und locker zu lesen und mit einer ordentlichen Prise Humor gewürzt. Die Entwicklung der einzelnen Arten zu fliegen war spannend. Der Weg bis zum fertigen Fluggerät beschwerlich und steinig, aber auch ein echtes Abenteuer.
Die Aufmachung dieses Hardcovers finde ich zudem gelungen. Die Fotos gleich zu Beginn erzählen schon ein Stück der vorliegenden Geschichte und der Prolog stimmt auf die bevorstehende Reise ein.
Fazit:
„Der Sonne so nah“ erzählt von Männern, die einen großen Traum hatten und ihn auch nie aus den Augen verloren haben. Ich habe diese Geschichte sehr gern gelesen und mich dabei nicht nur gut unterhalten gefühlt, sondern auch einiges interessantes Neues erfahren.