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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.02.2020

Lässt leider ziemlich nach

Die Bagage
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Josef und Maria leben zusammen mit ihren Kindern am Rande eines Dorfes, sie zählen als Außenseiter sind jedoch allgemein akzeptiert, auch wenn Maria von den Frauen beneidet wird, da sie als die Schönste ...

Josef und Maria leben zusammen mit ihren Kindern am Rande eines Dorfes, sie zählen als Außenseiter sind jedoch allgemein akzeptiert, auch wenn Maria von den Frauen beneidet wird, da sie als die Schönste gilt. Doch dann muss Josef ind en Krieg und Maria bleibt allein zurück. Und wird schwanger.

"Die Bagage" erzählt die Geschichte einer Familie zu Zeiten des Krieges, wie es ist als Frau alleine zurückzubleiben und nichts zu essen zu haben. Aber auch was der Krieg mit den Soldaten macht schimmert immer wieder zwischen den Zeilen durch. Die Zeiten des Heimaturlaubs, in denen Josef zurückkehrt, haben mich sehr berührt. Die Veränderungen, die er durchlebt konnte man förmlich spüren. Leider muss ich jedoch sagen, dass sich die Geschichte ziemlich schnell in den alltäglichen Belanglosigkeiten der Bagage verliert. Die Sprache ist manchmal sehr sperrig, aber alles in allem lies sich das Buch recht flüssig lesen. Aber irgendwie konnten mich vieel Passagen nicht richtig packen, das Leben von Maria und ihren Kindern blieb mir gleichgültig. Lediglich die Szenen mit dem Bürgermeister oder wenn Josef nach Hause kam haben mich erreicht, da sie sehr intensiv beschrieben waren.

Auch ist der Klappentext etwas irreführend, da er die vermutung nahelegt, es ginge in dem Buch um Grete. Dabei spielt sie eher eine untergeordnete Rolle und wie es war in einer solchen Familie zu leben bleibt weitesgehend ungesagt. Die Erzählerin springt immer wieder in den Zeitebenen, greift vor um dann wieder an einem früheren Handlungsstrang zurückzukehren. Das hat mich jedoch nicht sehr gestört, da es gut in den Fluss der Geschichte eingebaut hat. Allerdings las sich die geschichte v.a. ab der Hälfte immer wieder sehr episodenhaft und der rote Faden schien stellenweise ein bisschen verloren zu gehen.

"Die Bagage" war für mich ein interessantes Buch, dass jedoch viel Potential nach oben ungenutzt gelassen hat.

Veröffentlicht am 26.01.2020

Eine Reise durch die Geschichte

Das Evangelium der Aale
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Das ganze Leben von Patrik Svensson aber v.a. seine Kindheit war geprägt von den Aalen. Er verbindet diese seltsamen Lebewesen mit seinem Vater, mit dem er beim Aalfischen die schönsten gemeinsamen Stunden ...

Das ganze Leben von Patrik Svensson aber v.a. seine Kindheit war geprägt von den Aalen. Er verbindet diese seltsamen Lebewesen mit seinem Vater, mit dem er beim Aalfischen die schönsten gemeinsamen Stunden verbracht hat. Jetzt im Erwachsenenalter befasst er sich im "Evangelium der Aale" erneut mit ihnen und versucht zu ergründen, was es mit dem Mysterium Aal auf sich hat. Dabei kehrt er zurück an den Ursprung der Welt und stellt sich auch der Frage nach dem Menschsein. In diesem Buch geht es aber auch immer wieder um den Tod und das Töten von Tieren. Wer damit also nicht zurecht kommt, sollte hier vielleicht lieber Abstand nehmen.

Patrik Svensson ist an der schwedischen Aalküste aufgewachsen und studierte anschließend Sprachen und Literatur, was man seinem Buch auch anmerkt. Mit einer sprachlichen Leichtigkeit und fundiertem Wissen schlägt er Brücken zwischen Wissenschaft und Kunst, führt den Leser durch die Geschichte großer Philosophen, lenkt das Auge auf verschiedene Kulturen und Religionen, schweift durch literarische Werke verschiedener Epochen und untermalt dasalles mit seiner ganz persönlichen Geschichte. Er schafft es, dem Leser Wissen zu vermitteln ohne dass es diesem bewusst ist. Wie nebenbei erfährt man Ungeahntes, taucht ein in die Wissenschaft und streift mit Svensson durch die gewaltige Natur. "Das Evangelium der Aale" regt zum Nachdenken und Reflektieren an. Die Frage nach dem Entstehen des Aals beschäftigte schon viele Menschen über viele Jahrhunderte und ist eng verbunden mit der Frage nach dem Menschsein und wie sich der Mensch in seiner Umgebung bewegt. Der Aal wird zum Symbol für Leben aber auch für den Tod, denn beides ist noch immer ein ungelöstes Rätsel.

Veröffentlicht am 23.01.2020

Eine Privatdetektivin ermittelt in einem London voller Geheimnisse und Überraschungen

Die Ewigkeit in einem Glas
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Bridie Devine ist eine Privatdetektivin und Expertin für allerlei medizinischeund chirurgische Probleme. Beides ist im London des Jahres 1863 doch sehr ungewöhnlich aber Bridie ist auch keine gewöhnliche ...

Bridie Devine ist eine Privatdetektivin und Expertin für allerlei medizinischeund chirurgische Probleme. Beides ist im London des Jahres 1863 doch sehr ungewöhnlich aber Bridie ist auch keine gewöhnliche Frau. Sie erhält den Auftrag, die Tochter eines Adligen wiederzufinden, die scheinbar entführt wurde. Doch um das Kind ranken sich Geheimnisse und auch ihr Auftraggeber veräät Bridie nicht alles. Auf ihrer Suche nach dem Kind wird sie unterstützt von Ruby, einem Geist, und Cora, ihrer Assistentin bzw. Hausmädchen.

Der Schreibstil und die Art Dinge zu beschreiben aber auch die Welt an sich erinnerte mich bisweilen stark an die Reihe um Peter Grant von Ben Aaronovitch, was mich jedoch nicht wieter störte, da ich diese ebenfalls mag. Jess Kidd lässt ein London entstehen in dem Geister und andere Kuriositäten nichts besonderes sind, auch wenn nicht jeder sie sehen kann. Die Figuren sind mir alle recht schnell ans Herz gewachsen, denn Kiddbeschreibt sie sehr lebendig. Die Suche nach dem Kind entwickelt sich schnell tiefer als erwartet, Bridie muss neben dem aktuellen Fall auch noch mit ihrer Vergangenheit kämpfen. Erzählt wird die Geschichte nämlich in zwei Zeitebenen: 1863 und 1843. Die beiden Zeitebenen überlagern sich immer mehr und nach und nach entdeckt der Leser zusammen mit Bridie die Zusammenhänge zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Der Wechselzwischen den zwei Ebenen fand ich sehr gelungen und übersichtlich, es hat die Handlung spannend gemacht und ihr nicht geschadet,wie das manchmal der Fall ist.

Jess Kidd hat mit "Die Ewigkeit in einem Glas" ein schönes Stück Literatur geschaffen, das mich durchweg gut unterhalten hat. Lediglich die Namen fand ich manches Mal etwas gewöhnungsbedürftig und sperrig. So habe ich z.B. bis zum Schluss immer wieder Birdie statt Bridie gelesen.

Veröffentlicht am 19.01.2020

solider Auftakt mit Luft nach oben

Eve of Man (I)
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Es wurden nach und nach immer weniger Mädchen geboren, bis es schließlich ganz aufhörte. 50 Jahre lang kamen nur männliche Kinder auf die Welt, bis eines Tages Eve geboren wird.Fortan lebt sie in einem ...

Es wurden nach und nach immer weniger Mädchen geboren, bis es schließlich ganz aufhörte. 50 Jahre lang kamen nur männliche Kinder auf die Welt, bis eines Tages Eve geboren wird.Fortan lebt sie in einem Turm, nur umgeben von den Müttern, die sich um sie kümmern, und Holly einer Computerprojektion, die von Menschen gesteuert wird. Als sie 16 Jahre alt wird, soll sie sich aus drei Kandidaten einen Partner auswählen. Doch sie hat sich langsamin Bram, einen der Holly-Piloten verliebt.

Die Grundidee ist nicht super neu, aber eine gute Ausgangssituation. Eve ist daseinzige Mädchen seit Jahren und wird deswegen weggesperrt um ihr Überleben zu sichern. Man gaukelt ihr eine heile Welt vor umsie nicht zu entmutigen und versucht sie nach den eigenen Vorstellungen zu formen, einerseits um das Ziel zu erreichen, andererseits um seine Machtpositionen zu festigen. Soweit so gut. Dann kommt der leider oftmals typische Jugendbuchtwist, sie trifft einen Jungen, verliebt sich unsterblich in ihn und fängt an zu rebellieren und an allem zu zweifeln. Das hat mich jetzt hier nicht allzu sehr gestört, da die Story trotzdem noch gut geschrieben und angenehm zu lesen war. Allerdings war es stellenweise schons ehr theatralisch und unrealistisch.

Die Charaktere fand ich alle ganz gut, am meisten erreichen konnten mich jedoch Bram und die Rebellen. Eve war mir, vielleicht bedingt durch ihre Jahrelange Abgeschiedenheit, etwas zu naiv und egoistisch rebellisch. Ich konnte zwar oft ihre Beweggründe irgendwie verstehen, aber sie schwankte mitunter sehr radikal zwischen zwei Meinungen. Bram handelte für mich auch sehr egoistisch, für ihn zählte nur, dass er mit Eve zusammen kommt, der Rest war nur Mittel zum Zweck. So manche Pläne für Eve konnte ich zwar nicht nachvollziehen - z.B. warum es nur drei Kandidaten gab - dennoch war die Geschichte nach anfänglichem Dahinplätschern doch noch recht spannend ab der Hälfte. Medizinische Logikfehler bezüglich der Frage, ob Eve die Menschheit wirklich alleine retten kann oder nicht haben mich jetzt nicht sonderlich gestört. Eve if Man ist ja kein Fachbuch sondern eine Jugenddystopie, da sehe ich über sowas auch mal hinweg.

Alles in allem ein solider Auftakt, der mich neugierig macht, wie es weiter geht.

Veröffentlicht am 13.01.2020

intensiv

Kleine Feuer überall
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Im Haus der Familie Richardson brennt es, jemand hat alle Zimmer angezündet. Noch ist nicht ganz klar, wie es dazu kommen konnte, doch der Verdacht fällt schnell auf die rebellische Tochter. Eigentlich ...

Im Haus der Familie Richardson brennt es, jemand hat alle Zimmer angezündet. Noch ist nicht ganz klar, wie es dazu kommen konnte, doch der Verdacht fällt schnell auf die rebellische Tochter. Eigentlich ist das Leben der Richardsons eine musterhafte Vorstadtidylle, Elena ist eine erfolgreiche Journalistin bei der Lokalzeitung, ihr Mann ein angesehener Anwalt und auch die Kinder verhalten sich mustergültig, bis auf die Jüngste. Doch dem Tag des feuers geht eine ganz eigene Geschichte voraus, denn nicht alles ist so, wie es von außen wirkt. Und da sind da noch Mia und Pearl, die neuen Mieter von nebenan.

Der Anfang ging etwas langsam voran, doch dann entwickelte sich eine Spannung und Dringlichkeit, die mich zwang weiterzulesen. Celeste Ng erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven. Dabei sprigt sie zwar immer zwischen Gegenwart und Vergangenheit, aber niemals wurde es unübersichtlich sondern sie webt dadurch ein Bild, das sich wie ein Puzzle nach und nach zusammensetzt. Die Figuren zeichnen sich v.a. dadurch aus, dass sie alle nicht so sind, wie sie zu sein scheinen. Sie alle haben Geheimnisse, Dinge die nur sie wissen, Dinge die sie verbindet oder auch voneinander trennt. Dabei schafft es Ng, die Figuren sehr vielschichtig darzustellen und sie für den Leser interessant zu machen. Man möchte erfahren, wie sich alles ereignet hat und was wirklich in der Vergangenheit passiert ist. Alle Figuren haben etwas eigenes, das sie lebendig erscheinen lässt.

Die Handlung ist durch den zeitlichen Wechsel aber auch den Schreibstil sehr spannend aufgebaut. Man rätselt und versucht zu verstehen, was passiert ist, aber ganz klar wird es erst am Schluss. Der Schluss erklärt zwar, wie es zu dem feuer kam, doch den weiteren Verlauf lässt er offen. das gibt dem Leser die Möglichkeit sich eine eigene Fortsetzung zu erdenken.

Celeste Ng hat wieder mal ein sehr spannendes Buch über Familien geschrieben, das uns zeigt, dass es nicht immer einfach ist, sich zwischen richtig und falsch zu entscheiden.