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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.01.2020

tolle Geistergeschichte

City of Ghosts - Die Geister, die mich riefen
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Cassidy Blakes bester Freund ist ein Geist. Seit sie fast ertrunken wäre, kann sie Geister sehen und hinter den Schleiher in die Welt der Geister gehen. Und dann sind da noch ihre Eltern, selbsternannte ...

Cassidy Blakes bester Freund ist ein Geist. Seit sie fast ertrunken wäre, kann sie Geister sehen und hinter den Schleiher in die Welt der Geister gehen. Und dann sind da noch ihre Eltern, selbsternannte Geisterjäger, die im Zuge ihrer Fernsehshow den Sommer in Edinburgh verbingen, eine Stadt voller Gehiemnisse und natürlich auch Geister. Doch nicht alle Geister sind den Menschen freundlich gesinnt und so verstrickt sich Cassidy bald in eine Jagd auf Leben und Tod und muss dabei doch eigentlich noch so viel über ihre neue Gabe lernen.

Wie immer war ich begeistert vom Schreibstil von Victoria Schwab. Die Charaktere sind sehr lebendig und das Buch lässt sich flüssig lesen. Obwohl es sich hier um ein Kinderbuch handelt, würde ich es als alterslos bezeichnen, denn auch ältere Leser werden ihren Spaß an Cassidy und ihren Verbündeten haben. Die Geschichte war keineswegs vorhersehbar und ich fand sie wirklich spannend. Man fiebert richtig mit den Figuren mit und hofft bzw. bangt, wenn es kritisch wird.

Aber nicht nur die Charaktere haben mich überzeugt, sondern auch das ganze Setting. Victoria Schwab beschreibt Edinburgh so realistisch und v.a. das gruselige Feeling von den dunkleren Orten wird super vermittelt. Sie schafft es, Edinburgh interessant klingen zu lassen und auch bei der beschreibung des Wetters musste ich so manches Mal schmunzeln. Auch die Geisterwelt ist toll beschrieben und man kann sie sich richtig gut vorstellen. Dennoch war das Buch zu keiner Zeit zu gruselig, so dass es wirklich in jedem Alter gelesen werden kann.

Mit "City of Ghosts" hat Victoria Schwab ein schaurig schönes Geisterabenteuer für Jung und Alt geschaffen, das es zu lesen lohnt. Ich bin sehr gespannt auf den nächsten Teil.

Veröffentlicht am 25.12.2019

Was ist passiert vor all diesen Jahren?

Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod
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Im Zentrum steht die Geschichte um Max Schreiber, der in ein abgelegenes Bergdorf fährt um dort ein Buch über die Hexenverfolgung zu schreiben, über eine Frau, die auf unerklärliche Weise in ihrem Haus ...

Im Zentrum steht die Geschichte um Max Schreiber, der in ein abgelegenes Bergdorf fährt um dort ein Buch über die Hexenverfolgung zu schreiben, über eine Frau, die auf unerklärliche Weise in ihrem Haus verbrannte. Doch mit dieser alte Geschichte stößt er nur auf Ablehnung unter den Dorfbewohnern und so entwickelt sich sein Buch viel mehr zu einem Bericht über seine Zeit im Dorf. Langsam akzeptieren ihn die Dorfbewohner und Max verliebt sich in die geheimnisvolle Maria, die nach dem Tod ihrer Eltern verstummt ist. Doch auch Georg, zu dem Max so etwas wie eine Freundschaft aufzubauen beginnt, buhlt um die Aufmerksamkeit von Maria.

Diese weit zurück liegende Geschichte wird umrahmt von der Geschichte um John Miller, der zurück reist in das Land seiner Kindheit und die Gerüchte um seinen Cousin Max Schreiber ein für alle mal klären möchte.

Zunächst dachte ich, ich finde keinen richtigen Zugang zu der Geschichte, die Figuren und Handlungen zogen verschwommen an mir vorbei. Doch dann merkte ich, wie mich die Worte immer stärker fesselten, mich zum Weiterlesen drängten, sich einen Weg in mein Innerstes gruben und mich dort trafen, aufwühlten. Jäger findet Worte, die ohne Umschweife ihr Ziel treffen, sein Schreibstil etwas besonderes, eindringlich und schnörkellos und doch irgendwie einfühlsam und berührend. Man hat mit jedem verstrichenen Satz das Gefühl, weiter in die Geschichte vorzudringen, ja sogar vorzudringen in dieses verschneite Dorf in dem Max Schreiber und die anderen Dorfbewohner um ihr Leben bangen müssen, dieses verschneite Dorf, in dem sich schließlich eine Tragödie ereignete. Man hat das Gefühl, mitten unter ihnen zu sitzen.
Sowohl Max als auch John erzählen dem Leser ihre Geschichte und lassen dennoch Raum für eigene Urteile und Gedanken. Georg Jäger hat mit "Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod" einen sehr eindringlichen Roman geschaffen, der von einer unerwiderten Liebe, von Aberglauben, dem Kräftezehrenden Leben in den Bergen, Verlangen und Begehren und schließlich Tod handelt. Dabei hat mich die Sprache nach und nach immer mehr in ihren Bann gezogen und mich verzaubert, berührt, aufgerüttelt und überrascht. Unbedingt lesen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.12.2019

Ganz anders als erwartet

London NW
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Grob betrachtet geht es in "London NW" um vier junge Menschen, die alle in der gleichen Gegend aufgewachsen sind, deren Leben sich jedoch komplett verschieden entwickelte.

Drei der Figuren kannten sich ...

Grob betrachtet geht es in "London NW" um vier junge Menschen, die alle in der gleichen Gegend aufgewachsen sind, deren Leben sich jedoch komplett verschieden entwickelte.

Drei der Figuren kannten sich schon als Kinder: Nathalie, Leah und Nathan. Nathalie scheint es geschafft zu haben, sie ist eine erfolgreiche Anwältin, hat einen guten Mann und zwei Kinder. Auch Leah geht es gut, sie konnte ausbrechen aus den ärmlichen Verhältnissen, verdient zwa rnicht so viel wie Natalie, doch auch sie hat einen Mann, der sie liebt. Nathan hingegen ist noch immer gefangen in alten Gewohnheiten, drogensüchtig & ohne Geld lebt er auf der Straße. Der 4. ist Felix. Er hat viel probiert, ist abgestürzt, doch am Ende scheint er sein Leben in den Griff bekommen zu haben. Doch wenn man hinter die Kulissen schaut, ist nicht alles so, wie es scheint. Nicht alles ist perfekt oder schlecht, alle Charaktere schwanken und hadern mit ihrem Leben und ihren Entscheidungen.

Besonders faszinierend an "London NW" fand ich den Schreibstil. Das Buch ist in mehrere Teile untergliedert und jeder Teil hat eine ganz eigenständige Art zu sprechen. Zadie Smith wechselt zwischen knappen Formulierungen, fast schon gedichtartigen Absätzen und der Abfolge von unzusammenhängenden Gedanken zu tagebuchartigen Beobachtungen und kurzen Notizen von Gedanken. Aber auch der "klassische" romanhafte Aufbau und Schreibstil findet sich. Die Sprache von zadie Smith ist mitunter nicht ganz einfach, v.a. an den Anfang musste ich mich erst gewöhnen. Doch schließlich hat es Spaß gemacht sich auf die unterschiedlichen Abschnitte und ihre eigene Sprache einzulassen und zu versuchen hinter die Sätze zu schauen.

Die Handlung scheint nur grob einem Plot zu folgen, es werden eher einzelne Momente und Gegebenheiten im Leben unserer vier Protagonisten geschildert. Am Ende führt zwar alles irgendwie zusammen, doch ich glaube, das ist gar nicht so wichtig bei diesem Buch. Es geht um die Armut und das Abstreifen selbiger, aber auch um das Kinderkriegen und den Druck, den andere auf einen ausüben, wenn man keine Kinder möchte. Durch alle Teile zog sich das Thema Kinder und war für mich ein Bindeglied im Hintergrund. Wer will sie und warum, wer will sie nicht, was bedeuten Kinder für die einzelnen Figuren? Im Vordergrund stehen dabei Natalie und Leah, denn leider erfährt man über die beiden männlichen Protagonisten eher weniger. V.a. Nathan erschließt sich dem Leser lediglich durch Leah und Natalie, da er nicht selbst zu Wort kommt. Doch auch Nathan ist irgendwie ein Bindeglied, das die drei anderen Hauptfiguren zusammenführt.

"London NW" ist kein Buch, das man mal eben zwischendurch liest. Man sollte sich Zeit dafür nehmen und gewillt sein, sich auf die Sprache und das Abenteuer damit einzulassen. Zadie Smith zeichnet Figuren, die nicht perfekt sind, die alle etwas verbergen, etwas in ihrem Inneren vergraben und gerade deshalb nicht einfach nur sympathisch oder unsympathisch sind. Ich habe "London NW" gerne gelesen, v.a. wegen dem experimentieren mit der Sprache, doch am Ende hat es mich auch irgendwie etwas unbefriedigt zurück gelassen.

Veröffentlicht am 23.12.2019

schwankt zwischen tollen Sätzen und langweiligen Passagen

Radio Activity
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Nora hat die perfekte Radiostimme und gründet mit zwei Freunden einen Radiosender. Sie ist gerade erst wieder in ihre Heimatstadt zurückgekehrt und ist noch dabei den Verlust ihrer Mutter zu verarbeiten. ...

Nora hat die perfekte Radiostimme und gründet mit zwei Freunden einen Radiosender. Sie ist gerade erst wieder in ihre Heimatstadt zurückgekehrt und ist noch dabei den Verlust ihrer Mutter zu verarbeiten. Doch nicht nur die Trauer machtihr zu schaffen, sondern auch das Verbrechen, dessen Opfer ihre Mutter alsKind wurde. Doch der Fall ist verjährt, auf die Justiz kein Verlass, also fasst sie den Plan, den Täter mithilfe einer Rätselshow in ihrem Radiosenderzu fassen.

Der Schreibstil ist flüssig, die Sprache klar und dennoch blieben mir die Charaktere zu oberflächlich. Bis auf die Geschichte der Mutter blieben mir die Figuren ziemlich gleichgültig. Die Beweggründe für ihre Handlungen konnten mich nicht erreichen und auch ihre Gedanken blieben mir fern. Insgesamt hat mir etwas die Tiefe gefehlt bei den Charakteren. V.a. am Anfang wird auch ausführlich über das Entstehen des Radiosenders geredet, auch das hat mich jetzt eher weniger interessiert, mag jedoch für manch einen das besondere an dem Buch ausmachen.

Im Endeffekt war es ganz nett zu lesen, ich habe es am Endenicht bereut, doch begeistern konnte mich "Radio Activity" auch nicht gerade. Immer wieder schwankte mein Eindruck zwischen "toller Sprache mit berührenden Sätzen" und "langweilig".

Veröffentlicht am 23.12.2019

insgesamt nette Unterhaltung

Maschinen wie ich
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Charlie ist Anfang 30 und verliebt in seine jüngere Nachbarin Miranda. Als Charlie einen ›Adam‹ geliefert bekommt, einen der ersten lebensechten Androiden, kommen sich die beiden näher und werden schließlich ...

Charlie ist Anfang 30 und verliebt in seine jüngere Nachbarin Miranda. Als Charlie einen ›Adam‹ geliefert bekommt, einen der ersten lebensechten Androiden, kommen sich die beiden näher und werden schließlich ein Paar. Doch auch Adam entwickelt Gefühle für Miranda und so entspinnt sich eine Dreiecksgeschichte, die tragische Folgen hat.

Ian McEwan hat einen sehr flüssigen Schreibstil und es hat Spaß gemacht die Geschichte um Charlie und Miranda zu lesen. V.a. der Anfang, das langsame Annähern der beiden und das gemeinsame Entdecken von Adam ist toll geschildert. Doch nach und nach verstricken sich die drei in einem Wirrwarr aus Gefühlen und Handlungen, das manchmal etwas abstrus wirkte.

"Maschinen wie ich" wirft Fragen nach den Moralvorstellungen von Maschinen auf, aber auch deren Entwickeln von Gefühlen bis hin zum eigenständigen Denken und Handeln. Hat eine Maschine wie Adam das recht über seine Mitmenschen hinweg Dinge zu entschieden, die andere direkt betreffen, ja sogar in gefahr bringt? Ist es einer Maschine möglich entgegen der fürsie als richtig programmierten Moralvorstellung zu handeln und sich somit wie ein Mensch zu verhalten? Oder ist es gerade wichtig, dass sie es nicht kann? Was bedeutet es für die Maschine, Gefühle zu entwickeln, ja sogar zu lieben? Und kann sich ein Mensch umgekehrt in eine Maschine verlieben?

Die Gedankengänge, die Ian McEwan anstellt sind interessant, konnten mich am Ende allerdings nicht 100%ig überzeugen.