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Veröffentlicht am 14.11.2019

gut geschrieben

Das Ting
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Linus, Adam, Kasper und Niu, vier junge Menschen die zusammen ein Start-Up gründen und eine App entwickeln: Das Ting. Es sammelt körperbezogene Daten seiner Nutzer, wertet sie ausund gibt darauf aufbauend ...

Linus, Adam, Kasper und Niu, vier junge Menschen die zusammen ein Start-Up gründen und eine App entwickeln: Das Ting. Es sammelt körperbezogene Daten seiner Nutzer, wertet sie ausund gibt darauf aufbauend Handlungs- und Entscheidungsempfehlungen. Das Ting wird immer weiter entwickelt und hat einen ganz unterschiedlichen Einfluss auf die vier. In "Das Ting" verfolgen wir jede der vier Figuren getrennt und sehen welche vielfältigen Möglichkeiten ein solches Programm bietet, aber auch welche Gefahren es mit sich bringt.

Die ersten Szenen im Buch waren mir etwas zu langatmig und langweilig doch recht schnell war ich gefesselt von der Geschichte. Sowohl Schreibstil als auch Sprache haben mir sehr gut gefallen ud das Lesen sehr leicht gemacht ohne dabei jedoch zu seicht zu sein. Ganz im gegenteil, es werden wichtige Punkte angesprochen und der Leser kann sich seine eigene Meinung zu bestimmten Fortschritten und Handlungen der Figuren machen. Die vier Protagonisten könnten unterschiedlicher nicht sein, sie alle haben ihre eigenen Macken und Charakterzüge, die einem mehr oder weniger zusagen. Was mich jedoch besonders fasziniert hat ist die Entwicklung, die alle durchlaufen. Oft gab es einen Wendepunkt, den ich so absolut nicht erwartet hatte und am Ende wurden nochmal so einige Sympathien ins Gegenteil verkehrt. Dziuk schafft es die Figuren sehr menschlich darzustellen, man hat nicht das Gefühl eine Geschichte erzählt zu bekkommen, sondern reale Menschen vor sich zu haben und ihr Leben zu verfolgen. V.a. in Niu konnte ich mir sehr gut hineinversetzen, sie ist anfangs ein sehr labiler Charakter ihre Ängste und die Verzweiflung haben sich echt angefühlt und ich meinte schon fast, es selbst zu spüren. Aber auch die anderen Figuren wirken sehr realistisch. Linus, ein junger Mann, der immer das Gefühl hat sich beweisen zu müssen und es den Menschen in seinem Umfeld recht machen will, ihnen gefallen will, Adam, der selbst als erwachsener und vermeintlich erfolgreicher Mann immer noch unter seiner Herkunft aus ärmlichen und ausländischen Verhältnissen leidet und für Erfolg auch über Leichen gehen würde, und schließlich Kasper, der reiche Sohn eines Milliardenunternehmens, der sich mit der Familie verwirft, da er seine eigenen Ideen und Ideale umsetzen möchte. Sie alle sind sehr unterschiedlich und schaffen es dennoch zusammen ein Start-Up zu gründen und zusammenzuarbeiten.

Beim lesen des Buches habe ich mir viele Zeilen angestrichen, die mich berührten, traurig machen, zum Lachen brachten oder zum Nachdenken brachten. In "Das Ting" werden Fragen aufgeworfen, wie wir mit dem Verlangen nach Selbstoptimierung umgehen wollen und auch sollen, was mögliche Konsequenzen sein könnten, wenn die Welt immer mehr nach Fortschritt und Optimierung strebt. Die vier Gründer sehen die Zukunft und den Nutzen des Ting alle sehr unterschiedlich, bezogen auch auf ihre ganz eigenen Charakterzüge. Ich fand es sehr spannend, die ganzen Gedanken mitzuerleben und zu sehen, welche Auswirkungen das Ting auf die unterschiedlichen Wesenszüge der Protagonisten hat. Immer wiede rhabe ich mich gefragt, ob so unsere zukunft aussehen wird. Die Vision der Gründer durch das Ting eine Selbstoptimierung zu erreichen klingt im ersten Moment vielleicht gut, aber wenn man es genauer betrachtet, verliert man dadurch doch viel mehr als man gewinnt. Nur aus Fehlern kann man lernen, sich weiter entwickeln, umdenken. Wenn einem all die eigenen Entscheidungen abgenommen werden, wenn man sich nur noch mit Menschen umgibt, die einem ein Programm vorschlägt, was bleibt einem denn dann noch vom Leben? Man verliert so viele spannende und schöne Momente. Es ist doch das eigene Leben, da sollte man die Entscheidungen auch selbst treffen, und nicht etwas tun, das sich nicht gut anfühlt, nur weil einem ein Programm dazu rät. Werden wir, wie einer der Protagonisten im Buch sagt, zum "Spielball eines Programms, das alles über [uns] weiß, nichts vergisst und [uns] Befehle erteilt. Wie ein Gott."? Insgesamt behandelt das Buch sehr wichtige und spannende Fragen, finde ich.

Einen kleinen Kritikpunkt am Ende habe ich jedoch: So stark und menschlich die Hauptcharaktere im Buch sind, so blass bleiben für mich leider die Nebencharaktere. Man muss jedoch auch sagen, dass sie insgesamt nicht so viel zur Handlung beitragen, weswegen ich darüber hinwegsehen kann.

Ich glaube so etwas wie das Ting zu beschreiben ist wirklich schwierig, aber durch die unterschiedlichen Charaktere bekommt man einen ganz guten Eindruck von den vielen Möglichkeiten und Risiken. Artur Dzuik hat mit "Das Ting" ein tolles Buch geschrieben, dessen Charaktere mich begeistern konnten und das mich zum Nachdenken angeregt hat. Der Klappentext kann zwar etwas andere Erwartungen wecken, doch wenn man sich bewusst macht, dass er hier nicht vorrangig um die technische Entwicklung eines Programms geht sondern um die Auswirkungen, die es auf Menschen haben kann, wird man durch die aufgeworfenen Fragen sehr zum Nachdenken angeregt.

Veröffentlicht am 14.11.2019

Leider nicht "Schöner als Überall"

Schöner als überall
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Martin und Noah sind schon seit frühester Kindheit Freunde und Martin würde alles für Noah tun. Deswegen begleitet er ihn auch, als Noah mitten in der Nacht vor seiner Tür steht um einen Speer verschwinden ...

Martin und Noah sind schon seit frühester Kindheit Freunde und Martin würde alles für Noah tun. Deswegen begleitet er ihn auch, als Noah mitten in der Nacht vor seiner Tür steht um einen Speer verschwinden zu lassen, den Noah in einer durchfeierten Nacht von der Athene auf dem Münchener Königsplatz abgebrochen hat. Ihr Weg führt sie zurück in die Heimat, ein kleiner provinzieller Ort. Auch Mugo, Martins große Jugendliebe ist wieder zurück und lässt ihn sich erinnern an vergangene Zeiten.

So toll der Klappentext ist, so nichtssagend ist leider die tatsächliche Story. "Schöner als Überall" lässt mich wütend zurück. Wütend auf die Figuren, sei es Neben- oder Hauptcharaktere. Martin, Noah und Mugo sind sehr unterschiedlich aber alle rundum unsympathisch. Noah ist ein furchtbar ich-bezogener Charakter, egoistisch, er denkt, alles dreht sich nur um ihn, er will gefallen und verliert darüber die Wahrnehmung seiner Umgebung, er will immer im Mittelpunkt stehen und sieht nicht, wie es den Menschen um ihn herum geht. Mugo, die Rebellische, die gescheitert ist und nun zurück kehren musste zu ihrer Mutter. Sie war schon immer gegen alles, gegen die Provinz und die Menschen dort, gegen Regeln allgemein, sie will ausbrechen und ihre Meinung durchsetzen. Und schließlich Martin, ein schwacher Charakter, der sich nur durch die Werte anderer definieren kann, erst klammert er sich an Noah, dann an Mugo, übernimmt deren Gedanken und hat nichts eigenes. Sie halten sich alle für wichtig und suhlen sich dabei doch nur in Belanglosigkeiten. Und am Ende wissen plötzlich alle, was sie wollen und wie ihre Zukunft aussieht, haben Frieden geschlossen mit ihrem Dasein - wohl kaum.

Leider war auch der Schreibstil und die Sprache für mich nichts besonderes. Alles wird aus der Perspektive von Martin erzählt und klingt dabei wie eine Aneinanderreihung seiner Gedanken und Gefühle, nichts sticht heraus, alles ist ein Mischmasch aus Gedanken, Gefühlen und Gesprächsfetzen. Die Gespräche werden nicht wörtlich dargestellt sondern nur mit er sagte, sie sagte, ich sagte, was auf Dauer sehr ermüdend war. Auch konnte ich bis zum Schluss nicht erkennen, wo der Sinn in diesem Buch lag und was die Autorin damit aussagen oder bezwecken wollte.

Alles in allem ist "Schöner als Überall" deswegen für mich nur ein Sammelsurium aus unbedeutenden und langweiligen Momenten.

Veröffentlicht am 14.11.2019

sehr einfühlsam

Tage ohne Hunger
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Laure ist magersüchtig. Als sie sich nach langer Zeit dazu entscheidet, in eine KLinik zu gehen, ist sie mehr tot als lebendig, kann sich kaum auf den Beinen halten und spürt nichts mehr außer der Kälte, ...

Laure ist magersüchtig. Als sie sich nach langer Zeit dazu entscheidet, in eine KLinik zu gehen, ist sie mehr tot als lebendig, kann sich kaum auf den Beinen halten und spürt nichts mehr außer der Kälte, die sich in ihrem Körper ausgebreitet hat. Doch sie will leben, um jeden Preis und nimmt so auch die Maßnahmen in der Klinik bedingungslos an.

"Tage ohne Hunger" war erst mein 2. Buch von Delphine de Vigan, doch sie hat mich wieder so in ihren Bann geschlagen, dass sie zu meinen liebsten Autorinnen gehört. Sie hat einen ganz einzigartigen Schreibstil meiner Meinung nach. Nicht ausschweifend, eigentlich sehr knapp und nüchtern, aber trotzdem schafft sie es mit nur wenigen Worten solch große Gefühle in mir auszulösen. Sie schildert den Weg von Laure in der Ich-Perspektive und erzählt von der Kindheit und den Gefühlen, die sie in die Magersucht getrieben haben. Ich hatte das Gefühl, alles am eigenen Leib zu erfahren. Dabei hat es mich auch nicht gestört, dass nicht alles bis ins Detail erläutert wird, im gegenteil, das Auslassen von Hintergründen hat es für mich noch intensiver gemacht. Laure beschreibt sehr eindrücklich, warum sie aufgehört hat zu essen, beschreibt, die Macht, die Kontrolle, die sie dadurch empfindet, je dünner sie wird, desto lebendiger fühlt sie sich. Auch die Angst, über einen bestimmten Punkt hinaus zuzunehmen, beschreibt sie sehr einfühlsam und klar. Für sie bedeutet jedes Gramm Fett einen Verlust über ihr Leben.Die wenigen anderen Klinikbewohner, die sie trifft spielen zwar nur eine untergeordnet Rolle, doch auch sie werden so authentisch beschrieben, dass ich sie mir gut vorstellen kann.

Man mag daran zweifeln, ob sich ein Magersüchtiger wirklich so bedingungslos seiner Heilung hingeben würde, ganz ohne Widerstand. Doch ich glaube Laure hat begriffen, dass sie nur diese eine Chance hat, wenn sie weiterleben möchte, sie hat den Schritt aus eigenem Willen heraus getan. Und auch sie muss kämpfen, mit dem Ekel und dem Wunsch, die Kontrolle über ihren Körper zurückzubekommen, die beide dem Weiterleben im Weg stehen. Immer wieder muss sie sich zwingen nicht in alte Verhaltensmuster zu verfallen und ich finde diese Zwigespaltenheit wird sehr gut dargestellt.

Alles in allem hat mich Dephine de Vigan mit "Tage ohne Hunger" wieder nach nur wenigen Sätzen in ihren Bann gezogen. Es ist ein Buch, das einen Einblick gibt in die Gedanken und Gefühle einer Magersüchtigen, das mich zustiefst berührt hat und das sich zu lesen lohnt!

Veröffentlicht am 08.09.2019

ganz anders als erwartet und leider etwas enttäuschend

Washington Black
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Die Geschichte handelt von Washington Black, einem schwarzen Sklavenjungen, der 1830 auf einer Zuckerrohrplantage auf Barbados lebt. Die Bedingungen für die Sklaven sind furchtbar, sie müssen mit Gewalt ...

Die Geschichte handelt von Washington Black, einem schwarzen Sklavenjungen, der 1830 auf einer Zuckerrohrplantage auf Barbados lebt. Die Bedingungen für die Sklaven sind furchtbar, sie müssen mit Gewalt und Ablehnung leben. Doch Washington hat Glück, der Bruder seines Masters engagiert ihn als Assistenten und nimmt ihn mit auf eine Reise hinaus in die Welt.
Der Klappentext spricht von einer "Geschichte von Selbstfindung und Verrat, von Liebe und Erlösung. Und eine Geschichte über die Frage: Was bedeutet Freiheit?" Dies kann ich jedoch nicht 100% bestätigen. Washington Black ist ein Abenteuerroman und als solcher betrachtet sicherlich gut. Ich hatte jedoch leider etwas andere Erwartungen und wurde somit etwas enttäuscht. Was mir jedcoh durchweg richtig gut gefallen hat, ist die Sprache. Sie ist sehr einzigartig und dennoch perfekt für diese Geschichte. Edugyan schildert die Geschehnisse auf der Plantage ungeschönt und sehr bildhaft, es scheint fast so als würde man die Grausamkeiten selbst erleben. Auch die Umgebung wird immer toll beschrieben, man sieht sie förmlich vor sich. Die Figuren waren mal mehr mal weniger gut beschrieben, richtig Tiefe aufbauen konnte ich jedoch leider zu keiner so richtig. Lediglich Washington ist mir anfangs ans herz gewachsen, dieses Gefühl verliert sich jedoch im Laufe des Romans.

Das wäre auch einer der großen Kritikpunkte. Der Roman startet sehr stark nimmt jedoch ab dem ersten Drittel enorm ab.Die Autorin verliert sich in den handlungssträngen, es wird viel zu vieles angesprochen und versucht auf den 500Seiten unterzubringen. So entsteht ein sehr gehetztes Gefühl beimleser und leider bleibt so auch nicht genug Zeit für eine Charakter- oder Handlungsentwicklung.Es passiert etwas und innerhalb weniger Seiten ist es auch schon wieder abgehakt und das nächste Abenteuer startet. Das fand ich etwasschade, da hier vielPotential verschenkt wurde. Hinzu kommt, dass immer wieder sehr viele Andeutungen fallen gelassen wurden, die dann aber im späteren Verlauf des Romans keine Rolle mehr spielten. Auch hier habe ich mich gefragt, wozu man sie denn dann überhaupt anspricht? Manche der offenen Fragen wurden zwar geklärt, zu viele jedoch nicht. Dies hat mich nach Beenden des Romans sehr unbefriedigt zurück gelassen. Bedingt durch die vielen Themen durch die man richtiggehend durchrennt, tauchen auch so gut wie nie Probleme auf. Alles fügt sich immer wie zufällig zusammen und Washington kann alles reibungslos und schnell erledigen. Das empfand ichals enorm langweilig und auch unrealistisch. Auch so manche Wendung am Schluss war mir zu vorhersehbar und inhaltlich langweilig. Am Ende war ich dann leider ganz froh, dass das Buch nun fertig ist.

Ich bin etwas traurig, dass das Buch inhaltlich so extrem nachgelassen hat, da ich die Sprache wirklich einzigartig fand. Alles war unglaublich schön geschrieben, konnte mich jedoch leider immer weniger erreichen. Ich finde, entweder hätte sich die Autorin mehr Zeit und mehr Seiten nehmen sollen um die ganzen Ansätze, die sie einbringt besser einbauen zu können oder eben einfach weniger Wendungen einbauen. So war es für mich leider ales etwas unzusammenhängend und unbefriedigend. Im Ganzen also nichts besonderes sondern eher ein netter Abentteuerroman der leider gegen Ende enorm an Spannung verliert. 3 Sterne alleine wegen der wirklich tollen Sprache und dem doch recht guten Anfang.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Idee
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 03.09.2019

interessanter Blickwinkel auf eine Welt die nicht nur aus schwarz und weiß besteht

Ein anderer Takt
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In der kleinen Stadt Sutton irgendwo in den Südstaaten nimmt alles seinen Anfang. Der junge schwarze Farmer Tucker Caliban zerstört seine Felder, tötet die Tiere, zündet das Haus an und macht sich dann ...

In der kleinen Stadt Sutton irgendwo in den Südstaaten nimmt alles seinen Anfang. Der junge schwarze Farmer Tucker Caliban zerstört seine Felder, tötet die Tiere, zündet das Haus an und macht sich dann zusammen mit seiner Familie auf den Weg in Richtung Norden. Innerhalb weniger Tage folgt ihm die gesamte schwarze Bevölkerung des Bundesstaates und alle fragen sich, "Was ist passiert? Wie konnte es dazu komen?"

Dieser Frage geht Kelley mit einer sehr beeindruckenden Schreibweise nach. Erzählt wird alles aus der Sicht der weißen Bevölkerung im näheren Umfeld von Tucker. Wir erfahren mehr über seine Vergangenheit und rätseln selbst, was die Beweggründe für diesen Schritt waren. Kelley schreibt unglaublich bildhaft und einnehmend, ich fühlte mich stets mitgenommen in die Welt von Tucker ohne dabei doch ganz dazu zu gehören. Die Tatsache, dass alles aus der Sicht weißer Menschen erzählt ist, fand ich sehr interessant. Jede der erzählenden Figuren scheint andere Beweggründe zu sehen, andere Ursachen und alle sind irgendwie miteinander verbandelt. Dabei bleiben die wahren Gefühle und Gedanken von Tucker und seiner Familie jedoch auch unklar, sie schwingen zwischen den Zeilen ohne dass man sich sicher sien kann, ob es sich tatsächlich so verhält. Dies hat mich jedoch in keinster Weise gestört, sondern hat im Gegenteil den Roman noch eindrücklicher auf mich wirken lassen. Das Buch schlägt einen in seinen Bann und man fliegt förmlich durch die Zeilen.

Der Rassismus ist im ganzen Buch sehr präsent, mal deutlicher, mal hinter vorgehaltener Hand aber dennoch immer zu erkennen. Einige der Szenen haben mich erstaunt, andere mitgenommen, doch immer berührt. Der Umschwung weg von Rassismus vollzieht sich langsam, den schwarzen scheint es besser zu gehen, doch anhand der Gesten und Worte der Figuren merkt man, dass die Veränderung hin zur besseren Zukunft nur sehr langsam von statten geht, ja dass sich viele dagegen wehren und lieber an alten Mustern festhalten. So können sich auch manche nicht vorstellen, wieso Tucker geht, nach einer anfänglichen Verwirrtheit und gespielter Gleichgültigkeit entwickelt sich eine trotzige unbegründete Wut auf die Schwarzen und alle, die mit ihnen sympathisieren. Die Figuren waren für mich alle sehr authentisch, Kelley beschreibt sie auf eine Weise, die sie mich als alte Bekannte wahrnehmen lässt, als Menschen die ich schon ewig kenne. Dabei lässt er unmerklich eine Entwicklung ablaufen, die man so am Anfang des Romans nicht erwartet hat und die einen am Ende schockiert und seine bisherige Einschätzung nochmals überdenken lässt.

Fazit: Ein sehr wichtiger und mitreisender Roman, der mehr Leser braucht!