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Veröffentlicht am 19.02.2019

naja..

Stella
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Es wurde schon viel diskutiert über dieses Buch. Friedrich, ein junger Schweizer aus einem reichen Elternhaus reißt in den Kriegsjahren nach Berlin um zu sehen ob die Gerüchte über Deportationen und co. ...

Es wurde schon viel diskutiert über dieses Buch. Friedrich, ein junger Schweizer aus einem reichen Elternhaus reißt in den Kriegsjahren nach Berlin um zu sehen ob die Gerüchte über Deportationen und co. stimmen. Seine Eltern leben mehr oder weniger getrennt, das Verhältnis zur Mutter ist schwierig. In Berlin angekommen lernt er Kristin kennen und ist sofot fasziniert von ihr. Sie beginnen eine Liebesbeziehung, Friedrich opfert sich auf für sie. Bis er eines Abends schließlich feststellt, dass sie nicht die ist, die sie vorgibt zu sein. Sie ist Stella Goldschlag, eine Jüdin.

Wenn man mal von der ganzen Debatte um die Figur Stella Goldschlag und ob man sie auf diese Weise in einem (fiktiven) Roman benutzen sollte, absieht, hat mir das Buch leider als Buch überhaupt nicht gefallen. Der Schreibstil ist mMn katastrophal, der komplette Anfang und diese abgehackten Sätze lesen sich, als hätte es ein Kind geschrieben und waren für mich furchtbar. (Hier muss ich allerdings anmerken, dass ich solche kurzen Sätze noch nie mochte.) Auch das Einfließen lassen der Prozessakten hat den Lesefluss nicht wirklich gefördert, da sie einfach ohne Zusammenhang irgendwo eingestreut wurden. Immer wieder dachte ich "jetzt wird das Lesen angenehmer" doch dann kam ein neuer Kapitelanfang. Der immer gleiche Aufbau der Kapitel mag einen gewissen Wiedererkennungswert beim Lesen haben, hat mich jedoch etwas gelangweilt. Auch die Dialoge fand ich überwiegend grauenhaft - unzusammenhängend und bruchstückhaft.

Über die Figuren Friedrich und Stella mag man nun denken was man möchte. Ja, Friedrich ist überaus naiv und man fragt sich, warum er Dinge tut. Man möchte ihn anschreien und fragen, warum er sich nicht wehrt, warum er nicht weiter nachdenkt. Allerdings ist das auch wieder sehr menschlich. Über Stella selbst erfährt man ja nun nicht wirklich viel. Warum sie getan hat, was sie getan hat bleibt zwar nicht konkret offen, doch geklärt wird es auch nicht. Das geht aber vermutlich auch gar nicht und muss es an dieser Stelle vielleicht auch gar nicht.

Ich denke man sollte "Stella" hauptsächlich als einen fiktiven Roman betrachten. Dabei wäre es vermutlich besser gewesen, wenn man eine andere Figur gewählt hätte. Denn so weckt der Roman den Anschein Dinge zu behandeln, die er bestenfalls anschneidet.

Veröffentlicht am 14.02.2019

traurig und doch gleichzeitig ermutigend

Die Antwort auf Vielleicht
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Adam ist Krebstaxifahrer, er fährt Patienten zur Behandlung im Krankenhaus und wieder zurück. Auf einer dieser Fahrten lernt er Jessi kennen, eine junge Frau mit einer 5-Jährigen Tochter. Ihr Schicksal ...

Adam ist Krebstaxifahrer, er fährt Patienten zur Behandlung im Krankenhaus und wieder zurück. Auf einer dieser Fahrten lernt er Jessi kennen, eine junge Frau mit einer 5-Jährigen Tochter. Ihr Schicksal nimmt ihn sehr mit und nach und nach verliebt er sich in sie.

Hendrik Winter hat ein wundervollen Schreibstil. Er schafft es, ein sehr bedrückendes Thema so darzustellen, dass man mitfühlt, aber dennoch nicht an der Geschichte verzweifelt. Mit Humor und einem guten Maß an Nachdenklichkeit nimmt er den Leser mit in die Geschichte um Adam und Jessi und lässt viele Gefühle aufleben beim Leser.

Jessi's Schicksal berührt einen sehr, hat sie doch eigentlich noch ihr ganzes Leben vor sich und sollte sich um ihre kleine Tochter kümmern können. Doch auch die anderen Charaktere, die während der Geschichte auftauchen, sind toll beschrieben und stehen beim Lesen neben einem. Nicht alle sind durchgängig sympathisch, viele der Charaktere haben Ecken und Kanten, aber genau das macht Menschen schließlich aus. Adam steckt fest in einem Leben, aus dem er gerne ausbrechen würde, doch er findet immer wieder Gründe dies nicht zu tun. Erst durch Jessi, die das Leben sieht, wie es ist und die am eigenen Leib erfahren musste, wie schnell es vorbei sein kann, schafft es ihn aufzuwecken. Auch bei mir hat sie mit ihren Worten immer wieder mitten ins Herz getroffen.

Das Buch ist trotz des Themas überhaupt nicht deprimierend, sondern zeigt einem viel mehr, dass man das Leben nutzen sollte und dass man manchmal einfach nur mutig sein muss um aus einem Vielleicht ein Ja zu machen. Ich bin sehr froh, diese Geschichte gelesen zu haben. "Die Antwort auf Vielleicht" ist eines der schönsten, traurigsten aber auch hoffnungsvollsten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe und ich kann es nur jedem ans Herz legen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Emotionen
  • Humor
  • Figuren
Veröffentlicht am 04.02.2019

eine magische Geschichte über Abenteuer, Familie und Freundschaft

Sturmwächter 1. Das Geheimnis von Arranmore
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Schon das Cover finde ich sehr schön. Es ist toll gestaltet, so dass es Kinder und Jugendliche anspricht, aber auch nicht zu kindisch, so dass es auch älteren Lesern gefallen kann. Es verspricht einen ...

Schon das Cover finde ich sehr schön. Es ist toll gestaltet, so dass es Kinder und Jugendliche anspricht, aber auch nicht zu kindisch, so dass es auch älteren Lesern gefallen kann. Es verspricht einen spannenden Roman, mit allerlei Abenteuern und rauschender See und jeder Menge Magie. Auch die Gestaltung der Seiten fand ich gelungen, jedes Kapitel hat zu Anfang immer eine kleine Zeichnung sowie einen einprägsamen Titel.

Auch der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Catherine Doyle hat einen sehr bildlichen, flüssigen Schreibstil, der es einem einfach macht, sich die Szenen vorzustellen und mitzuverfolgen und der einen direkt mitten in die Geschichte hineinversetzt. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Fionn Boyle dem Hauptcharakter und man erfährt auch viel über seine Gedanken und Gefühle. Diese werden schön beschrieben und ich musste manches Mal schmunzeln. Fionn soll zusammen mit seiner Schwester Tara die Sommerferien bei seinem Großvater auf einer kleinen irischen Insel verbringen. Nicht gerade die schönste Aussicht für den 11-jährigen Jungen, hat er doch Angst vor dem Meer und wäre sowieso viel lieber bei seiner Mutter zu Hause. Doch das geht nicht, denn seine Mutter leidet unter depressionen seit sein Vater vor langer Zeit im Meer ertrunken ist. Niemand weiß, wieso er damals alleine in den Sturm gefahren ist und Fionns Mutter hat es der Insel nie verziehen, dass sie ihr den mann geraubt hat. Schnell fällt Fionn auf, dass auf der Insel merkwürdige Sachen vor sich gehen: die Natur scheint lebendig und verändert sich ständig und auch die Bewohner, allen voran sein Großvater benehemen sich sehr seltsam. Nach und nach erfährt er, dass unter der Insel eine uralte böse Magierin schläft und dass es die Aufgabe des Sturmwächters ist, die Insel vor ihr und ihren Anhängern zu beschützen. Der aktuelle Sturmwächter ist, wie soll es anders sein, sein Großvater und jeder denkt, dass Fionn sein Nachfolger werden wird. Die Handlungen sind sehr lebhaft beschrieben und ich fand es nie langweilig. Das Erzähltempo war recht zügig, aber nicht zu schnell oder sprunghaft, so dass man der Handlung immer ohne Probleme folgen konnte. Die Kapitel waren nicht zu lang, so dass es auch für jüngere Leser einfach aufzuteilen ist.

Die Charaktere sind alle sehr autentisch beschrieben und die Dialoge fand ich oft sehr amüsant. Fionn ist einem auf Anhieb sympathisch und ich konnte seine Frustration, wenn er feststellte, dass man ihm mal wieder etwas verschwiegen hat, sehr gut nachvollziehen. Die Rivalitäten zwischen ihm und seiner Schwester sind ebenfalls sehr autentisch beschrieben und lassen die beiden lebendig werden. Taras Freund Bartley Beasly hingegen ist ein furchtbar unsympathischer Charakter, genauso wie der Rest seiner Familie. Die Großmutter ist von Hass zerfressen. Sie fühlt sich übergangen und beledigt und will nun endlich Rache nehmen an der Familie Boyle nehmen, wozu sie ihren Enkel anstachelt und mit negativen Gedanken beeinflusst. Ihm bleibt also gar nichts anderes übrige, als sich so zu verhalten wie er sich verhält. Seine Schwester Shelby hingegen scheint die Vorurteile ihrer Familie nicht zu teilen und ist mir sehr sympathisch. Die Figuren sind nicht zu glatt, sondern werden so beschrieben, wie die Menschen wirklich sind, was ich sehr schön fand.

Toll finde ich, dass Catherine Doyle auch ernste Themen in die Abenteuergeschichte mit einbringt, ohne sie jedoch zu schwer zu machen. Da wäre z.B. die Trauer und Depressionen von Fionns Mutter, die den Verlust ihres Mannes nie überwinden konnte. Dann das Älterwerden des Großvaters, der v.a. am Ende des Buches sehr vergesslich und gebrechlich wird. Auch der Hass der Familie Beasley, den sie sich über Jahrzehnte hinweg bewahrt hat ist ein eher ernsteres Thema. All dies zeigt auch, wie wichtig familiärer Zusammenhalt ist.

Catherine Doyle hat mit "Der Sturmwächter" eine wunderbare und magische Geschichte geschaffen, die von jedem gelesen werden kann, der bereit ist, sich auf eine magische Insel einzulassen. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht das Buch zu lesen.

Veröffentlicht am 01.02.2019

ein schöner Jugendroman

Der Prinz der Elfen
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In dem Buch dreht sich alles um die beiden Geschwister Hazel und Ben. Sie leben in Fairfold, einem kleinen Örtchen, dessen Wald wimmelt von magischen Kreaturen, dem kleinen Volk. In ebendiesem Wald steht ...

In dem Buch dreht sich alles um die beiden Geschwister Hazel und Ben. Sie leben in Fairfold, einem kleinen Örtchen, dessen Wald wimmelt von magischen Kreaturen, dem kleinen Volk. In ebendiesem Wald steht auch seit Jahrzehnten ein gläserner Sarg in dem ein Elfenprinz schläft, der von allen nur der gehörnte Junge genannt wird. Hazel und Ben verbringen ihre Kindheit immer wieder dort und reden mit dem geheimnisvollen schlafenden Jungen und erzählen ihm Geschichten. Mittlerweile sind die beiden keine Kinder mehr, als plötzlich der Sarg aufgebrochen wird und der Elfenprinz verschwindet.

Hazel und Ben sind sehr unterschiedlich. Seit Ben ein kleiner Junge war ist er gezeichnet von einer Elfe, die ihm eine magische Begabung für die Musik verleiht. Mit seiner Musik kann er Menschen wie Fabelwesen verzaubern. Als die beiden Geschwister noch klein waren, haben Sie zusammen im Wald Monster gejagt, Hazel als Ritter mit einem Schwert, während Ben die Wesen mit seiner Musik betörte. Doch plötzlich versiegt seine Gabe und die Musik mag ihm nicht mehr so Recht gelinge. Daraufhin schließt Hazel einen Pakt mit dem Erlkönig, der sie auch ihr weiteres Leben lang verfolgen soll.

Die Geschichte erzählt von der Liebe zwischen Geschwistern aber auch der Vernachlässigung durch die Eltern, so dass die Kinder schon früh auf sich alleine gestellt sind. Sie zeigt aber auch, dass Geheimnisse eine Beziehung belasten kann, dass unausgesprochene Ängste und Vorwürfe oft gar nicht so wahrgenommen werden vom Gegenüber. Schön finde ich, dass der Roman über die gängigen Szenarien hinausgeht und Themen wie Homosexualität und Traurigkeit aufgreift. Die Liebesgeschichten der beiden Geschwister ist anhand der gefühle sehr jugendlich beschrieben, drängt sich jedoch nicht in den Vordergrund, was ich sehr gut finde. Sie entwickelt sich eher nach und nach. Neben Ben und Hazel treffen wir auch noch ihren Freund Jack. Er ist ein Wechselbalg, dass nach einem Missglückten Austausch bei den Menschen aufwächst. Obwohl er schon immer bei den Bewohnern von Fairfold lebt, gehört er nie ganz dazu und als sie einen Schuldigen suchen, fällt die Wahl schnell auf ihn. So wird ein weiteres Thema, die Ausgrenzung und Einsamkeit, aufgegriffen.

Holly Black vermischt in ihrer Geschichte die reale Welt mit der Welt der Elfen, Kobolde und anderen Fabelwesen. Dabei ist Fairfold wie eine Insel inmitten 'normaler' Orte, die keinen Zugang mehr zu der magischen Welt um sie herum haben. Man begegnet allerlei Wesen aus Mythen und Sagen wie z.B. Kobolde, Feen, Elfen oder auch dem Erlkönig, der viele Charakterzüge aus dem gleichnamigen Gedicht aufweist. Auch die gängigen Abwehrtechniken für das kleine Volk tauchen auf, wodurch ein schöner Bezug zu den alten Geschichten udn Legenden geschaffen wird. Der Schreibstil ist locker und dem Alter der Zielgruppe entsprechend, aber auch nicht zu kindlich, so dass es durchaus auch den älteren Lesern Spaß machen kann.

Die Charaktere fand ich schön beschrieben, lediglich beim Elfenprinz hätte ich mir etwas mehr erhofft. Er bleibt sehr unnahbar, was vielleicht aber auch an dem Charakter selbst liegt. Die Abenteuer fangen erst ab der Hälfte des Buches so richtig an und ich finde, der Klappentext übertreibt ein klein wenig. Insgesamt hatte ich etwas mehr Spanung erwartet. Dennoch hat das Lesen viel Spaß gemacht, nur war es eben nciht so mitreisend wie der Klappentext suggeriert. Es war mehr ein Aufarbeiten der Vergangenheit von Ben, Hazel und ihrem Freund Jack. Alles in Allem finde ich, dass "Der Prinz der Elfen" ein guter Jugendroman ist, der viele wichtige Themen aufgreift und den ich gerne gelesen habe.

Veröffentlicht am 22.01.2019

grandios!

Gargoyle
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Erzählt wird alles aus der Sicht eines namenlosen Ich-Erzählers. Er ist gutaussehend, drogenabhängig, hatte eine schwere Kindheit und lebte im Erwachsenenalter ein ausschweifendes Leben als Pornodarsteller ...

Erzählt wird alles aus der Sicht eines namenlosen Ich-Erzählers. Er ist gutaussehend, drogenabhängig, hatte eine schwere Kindheit und lebte im Erwachsenenalter ein ausschweifendes Leben als Pornodarsteller und -produzent. Bis zu dem Tag an dem er selbstverschuldet einen Autounfall hat: Sein Wagen kommt von der Straße ab, überschlägt sich und fängt schließlich Feuer. Durch Zufall überlebt er den Unfall ist jedoch fortan entstellt und sein kompletter Körper verbrannt. Notgedrungen lässt er die Therapie über sich ergehen, doch insgeheim fasst er den Plan, sich sofort nach seiner Entlassung das Leben zu nehmen. Dies plant er bis ins kleinste detail, als plötzlich eine andere Patientin an seinem Bett steht: Marianne Engel. Sie behauptet, sie kenne ihn schon ihr Leben lang und sie wären vor 700 Jahren ein Liebespaar gewesen, sie eine deutsche Nonne, er ein Söldner, der ebenfalls verbrannt wurde. Irgendwie schafft sie es, den Lebenswillen des Erzählers wieder anzufachen, wodurch ist nicht ganz klar. Sie wird zum Dauergast im Krankenhaus, erzählt ihm von ihrer vermeintlich gemeinsamen Vergangenheit sowie weitere Geschichten über 2 Liebende. Schnell wird ihm klar, dass Marianne an Schizophrenie leidet. Wie selbstverständlich zieht der Erzähler nach seiner Entlassung zu ihr und ihm wird das Ausmaß ihrer Krankheit bewusst. Marianne ist eine gefragte Bildhauerin, die ausschließlich Gargoyles meißelt, oder mit ihren Worten ausgedrückt "sie aus dem Stein befreit". Während ihrer Arbeit durchlebt sie immer wieder mahnische, selbstzerstörerische Phasen in denen sie sich nur auf das Meißeln konzentriert. Sie vergisst zu essen, zu trinken und auch zu schlafen und niemand kann zu ihr durchdringen. Dies geht so lange gut, bis sie zusammenbricht. Traten diese Phasen früher nur 1-2x pro Jahr auf, häufen sie sich nun und sie ist am Ende schließlich nur noch Haut und Knochen. Sie arbeitet mit religiösem Eifer und ist der Meinung ihre drei Meister und Gott verlangen von ihr, die Gargoyles fertig zu stellen, da sie nicht mehr lange zu leben hätte.

Die Liebesgeschichte zwischen Marianne und dem Erzähler ist ein Herantatsen, nicht richtig fassbar, alles entwickelt sich nur sehr langsam, sie scheinen vertraut und doch gänzlich unbekannt. Wer eine Zurschaustellung von Gefühlen erwartet, wird enttäuscht, alles bleibt sehr zurückhaltend und die Gefühle des Erzählers kann man zwar immer wieder erahnen , doch so richtig zeigen sie sich erst am Ende des Buches. Der Autor schreibt sehr zynisch, fast schon brutal, Verbrennungen, Behandlungsmethoden und vieles mehr werden sehr detailgenau geschildert. Man merkt beim Lesen, dass er sich ausführlich mit der jeweiligen Materie befasst hat. Für mich gehört das zum Buch dazu, macht es erst zu etwas besonderem, doch viele mag diese Erzählweise abschrecken. Auch ich musste hin und wieder schlucken bei manchen Beschreibungen. Dennoch berührt mich die schonungslose Sprache auch immer wieder und ich finde die bildhafte Sprache macht es leichter, sich manche Dinge vorzustellen. (Ob man das nun möchte, sei dahingestellt.)

Die einzelnen Erzählstränge und Geschichten werden gut verknüpft, so dass es beim Lesen nie langweilig oder irgendwie verwirrend wurde. Obwohl vieles zusammenhanglos scheint und sich über mehrere Jahrhunderte erstreckt ist die Geschichte rund und am Ende passt alles zusammen. Der Roman an sich beschreibt keine große oder dramatische Handlung, es wird der Alltag im Leben des Verbrennungsopfers geschildert, durchbrochen von den erzählten Geschichten. Dies mag manchen langweilig erscheinen, ich fand es hingegen überhaupt nicht störend. Beim lesen fragt man sich "Kann das sein? Was ist real und was nicht?". Die geschihten sind wunderschön geschrieben, alle haben ein tragisches Ende, doch man man konnte die Liebe zwischen den Zeilen fühlen. Das verhalten von marianne spitzt sich immer weiter zu und man fragt sich unweigerlich, wie weit kann sie gehen, und v.a. wie würde man selbst an der Stelle ihres Mitbewohners handeln? Auch die Versuche ihr zu helfen scheitern an der Byrokratie, doch man fragt sich "hätte man mehr tun können, mehr tun sollen?". Das Ende fand ich etwas abrupt, dennoch ist das in meinen Augen nur ein sehr kleiner Minuspunkt.

Ich muss gestehen das Cover hat mich im ersten Moment überhaupt nicht angesprochen, aber ich wurde positiv überrascht. Beim Titel Gargoyle und dem Klappentext hätte ich zunächst an eine Liebesgeschichte mit ein bisschen Fantasyhintergrund gedacht, doch diese beschreibung wird dem Buch nicht gerecht. Es ist kein typischer Liebesroman mit romantischen Szenen, keine Fantasy-geschichte mit epischen Schlachten oder neuen Welten, aber auch kein rein historischer Roman, der die Vergangenheit schildert. Es ist nichts von alledem, aber doch irgendwie alles zusammen. Ich persönlich bin restlos begeistert, das Buch ist aufgrund von Sprache und "fehlender" Handlung nicht für jeden geeignet.