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Veröffentlicht am 28.02.2019

berührende Familiengeschichte

Worauf wir hoffen
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Fatima Farheen Mirza erzählt "Worauf wir hoffen" die Geschichte einer schiitischen indischen Familie, die in den USA lebt. Laila folgte dem Wunsch ihrer Eltern und heiratete Rafik, der in Amerika ...

Fatima Farheen Mirza erzählt "Worauf wir hoffen" die Geschichte einer schiitischen indischen Familie, die in den USA lebt. Laila folgte dem Wunsch ihrer Eltern und heiratete Rafik, der in Amerika lebte. Dort gründen die beiden eine Familie und ziehen ihre drei Kinder Hadia, Huda und Amar groß. Sie leben sehr religiös und vermitteln dies auch ihren Kindern. Die beiden Töchter sind sehr folgsam und passen sich den Regeln der Religion an. Nur der Sohn, der eigentlich der Stolz der Familie sein sollte, rebelliert und kann sich nicht mit dem Glauben der Eltern identifizieren. Oft kommt es zu Streitereien und schließlich läuft Amar von zu Hause weg. Die beiden Mädchen waren schon immer sehr ehrgeizig, besonders Hadia, die ein Medizinstudium anstrebt und alles tut um ihre Eltern stolz zu machen. 3 Jahre später schafft sie unvorstellbares: Sie heiratet den mann ihrer Wahl. Doch sie möchte diesen Tag nicht ohne ihren Bruder verbringen.

Die Geschichte ist in 4 Teile aufgeteilt. Dabei spielen einige Teile in der Gegenwart, andere in der Vergangenheit. Die Autorin schafft es sehr eindrücklich, die Gefühle der einzelnen Familienmitglieder zu vermitteln. Ihre Ängste und Sorgen, die erste Liebe, die nicht sein darf. Auch die Einschränkungen, die sie durch die Religion erfahren wird sehr deutlich, ebenso wie sie dazu stehen. Die Unsicherheiten im Umgang mit anderen und mit sich selbst, das Verhalten, die Zweifel, ob das Verhalten, das ihnen von klein auf vermittelt wurde, wirklich richtig ist. Auch die Kritik an der Religion und den Regeln durch Amar werden sehr deutlich. Er macht sich Gedanken, nimmt nicht einfach alles hin, es fällt ihm schwer, sich den Regeln zu unterwerfen. Die ungewollte Eifersucht, die zwischen den Kindern herrscht wird sehr deutlich. Sie versuchen ihre Eltern stolz zu machen, v.a. jedoch den Vater. Auch das Familienleben wird toll geschildert, die Eltern sind sehr unterschiedlich und doch vereint in der Liebe zu den Kindern.

Der Schreibstil ist richtig gut, das Thema der Religion wird sehr eindrücklich vermittelt. Was mich jedoch beim Lesen enorm gestört hat sind die Sprunghaftigkeit der beiden mittleren Teile. Wir erfahren, wie sich Laila und Rafik kennen lernten, wie das Leben in Amerika die letzten Jahre war, wie die Kindheit von Hadia, Huda und Amar verlief. Das alles wird aus wechselnden Perspektiven und ohne zeitlichen Zusmmanhang erzählt. Man springt hin und her, mitunter werden auch Themen plötzlich mehrere Kapitel später wieder aufgegriffen, dann jedoch aus einer anderen Perspektive. Das alles war sehr irritierend und es fiel mir manchmal sehr schwer, der Geshcihcte zu folgen, da man erst eine Weile brauchte, bis man das Erzählt in den Gesamtkontext einordnen konnte. Eine chronologischere Reihenfolge wäre hier sicherlich besser gewesen. Am Ende fügt sich zwar alles zusammen, dennoch war v.a. Teil 2 oft sehr anstrengend zu lesen.

Das Ende ist sehr offen gehalten. Zum ersten Mal erfährt man auch etwas über die Gedanken und Gefühle von Rafik, wie sein Leben sein Handeln beeinflusste. Das hat mir sehr gut gefallen, es rundet das Buch irgendwie ab, da er vorher immer auch irgendwie im Zentrum stand, ohne je zu Wort zu kommen. Das offene Ende hat mich überraschenderweise nicht gestört, so bleibt auch Raum für die eigene Fantasie.

"Worauf wir hoffen" ist ein Buch, dass zum Nachdenken anregt. Ein Buch über die eigenen Zweifel, über Religionszugehörigkeit, über Familie und Freundschaft. Als Außenstehender, der nichts mit dem Islam zu tun hat, wird das Leben dort sehr gut geschildert und mir hat es die Religion auch etwas näher gebracht. Man erfährt das Positive aber sieht auch das negative, dass nicht jeder sich daran anpassen kann. Die menschlichen Abgründe und Zwänge werden verdeutlicht und immer wieder habe ich mich gefragt, wie ich in bestimmten Situationen handeln würde. Lediglich der sprunghafte Aufbau hat mich gestört, ansonsten ist das Buch sehr empfehlenswert.

Veröffentlicht am 28.02.2019

Was ist dir wichtig im Leben?

Ein wirklich erstaunliches Ding
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April May, die 23-Jährige Protagonistin ist Grafikdesignerin und hat einen unterbezahlten Job in einem kleinen Start-Up. Auf dem nächtlichen Heimweg sieht sie plötzlich eine riesige Roboter-Skulptur, die ...

April May, die 23-Jährige Protagonistin ist Grafikdesignerin und hat einen unterbezahlten Job in einem kleinen Start-Up. Auf dem nächtlichen Heimweg sieht sie plötzlich eine riesige Roboter-Skulptur, die ihr vorher nie aufgefallen war. Kurzerhand ruft sie ihren besten Freund Andy an und gemeinsam drehen sie ein Video über "Carl", wie sie die Skulptur tauft. Am nächsten Morgen erwacht sie und kann es kaum glauben: Das Video hat schon tausende Klicks und Likes erreicht. Von da an geht alles ziemlich schnell. Überall auf der Welt sind weitere Carls aufgetaucht, insgesamt 64 Stück. Niemand kann sich erklären, woher sie kommen, noch wer sie dort aufgestellt hat. April wird zur Carl-Expertin und von nun an in unzählige Talk-Shows, etc. eingeladen. Über Nacht wurde sie mit einem einzigen Video berühmt.

Der Schreibstil ist sehr flüssig, die Sprache klar und deutlich. Etwas irritierend fand ich die ständigen Hinweise, dass der Leser ja wisse, was passiert sei etc., da man das nunmal nicht weiß. Auch wenn der ganze Roman in Form einer Berichterstattung aus Aprils Sicht aufgebaut ist, hätte man dies vielleicht anders lösen können. Es hat mich eher im Lesefluss gestört, als dass es mir das Gelesene näher brachte. Gedanken und Gefühle werden gut dargestellt finde ich, allerdings auch hier wieder nur aus Aprils Sicht, die die Dinge oft etwas egoistisch betrachtet und vieles nicht sieht (oder sehen will). Die Hintergründe sind gut recherchiert und man merkt, dass sich der Autor mit den verschiedenen Elementen seines Romans auseinander gesetzt hat.

Ich muss sagen, April war mir die meiste Zeit des Buches über ziemlich unsympathisch. Sie wirkt sehr naiv und lässt sich extrem leicht beeinflussen und ablenken. Sie scheint nicht wirklich eine eigene Meinung zu haben, die sie bis zum Schluss vertritt. Immer wieder will sie sich erwachsen und vernünftig verhalten, macht dann aber letztendlich genau das Gegenteil. Auch wie sie mit ihren Mitmenschen umgeht ist mehr als grenzwertig. Ob das nun die wirkliche April ist, oder ihr Verhalten vom Ruhm gebelendet ist, kann man beim Lesen nicht erkennen. Andy fand ich am Anfang etwas seltsam, da er über die vielen Likes völlig aus dem Häuschen war, er war jedoch im Laufe des Buches nicht so naiv und leichtgläubig wie April, sondern hat sich durchaus seine Gedanken gemacht, wie es scheint. Die anderen Charaktere waren alle schön beschrieben, aufgrund der Erzählweise blieben sie jedoch immer etwas entfernt und unscharf für mich. Das Ende lässt mich tatsächlich etwas sprachlos zurück. Damit hätte ich nicht absolut nicht gerechnet und obwohl ich April ziemlich nicht wirklich mochte, wünscht man ihr so etwas nicht. Das Ende ist auch sehr offen gehalten, was einerseits natürlich raum für die eigenen Vorstellungen lässt, aber andererseits hätte ich mir für diese Geschichte ein abgeschlossenes Ende gewünscht.

Zu Beginn des Buches ist April sehr 'unerfahren' was Social Media angeht, es ist ihr mehr oder weniger egal, sie betreibt es nur als Hobby und um ein paar schöne Schnappschüsse zu teilen. Dies ändert sich sehr schnell und schon am Ende des 1. Tages hat sie ihr Verhalten grundlegend geändert. Das kam etwas plötzlich für mein Empfinden, aber auch hier hat sie sich vorrangig von anderen beeinflussen lassen. Ich kann allerdings auch verstehen, dass April sich davon mitreisen lässt und es am Ende sogar als Sucht beschreibt. Das Verlangen nach Aufmerksamkeit und Bestätigung schlummert denke ich in uns allen. Folgender Satz von Maya beschreibt es sehr gut finde ich: "Du willst ein Publikum finden, das dich liebt, weil ich dir nicht genüge. Weißt du was? Das, was du dir jetzt holst wird auch nicht reichen,.." April schreckt vor der Bindung an andere Leute zurück und immer, wenn es ernst wird, will sie einen Rückzieher machen, verletzt die andere Person um sie loszuwerden. Durch die Berühmtheit im Netz wird sie plötzlich (vermeintlich) geliebt ohne dass sie etwas von sich dafür geben muss. Sie ist gefragt und jeder will sie sehen, ganz ohne die Nähe, vor der sie sich sonst so sehr fürchtet. Sehr oft habe ich beim Lesen den Kopf geschüttelt über Aprils Handeln und Gedanken, man würde sie gerne schütteln und dazu bringen, nochmal nachzudenken, bevor sie Dinge tut oder sagt, die sie hinterher bereut.

Die beiden Erzählstränge - Aprils Berühmtheit und das Geheimnis um die Carls - sind gut verknüpft, obwohl man die Science-Fiction-Elemente nicht unbedingt gebraucht hätte und sie für manche vielleicht sogar störend wirken könnten. Es geht hauptsächlich darum, wie wir uns als Menschen verhalten, sei es gegenüber fremdem oder auch gegenüber anderen Menschen. Die Rolle der sozialen Medien in der heutigen Gesellschaft wird thematisiert und realistisch dargestellt. Sowohl die positiven Aspekte (die Vernetzung untereinander, um das Miteinander und die Kommunaktion zu fördern) als auch das Negative (die Gefahren durch schlagartige (unverdiente ?) der Berühmtheit) werden angesprochen und der Leser wird angeregt sich zu überlegen, wie man selbst in solchen Situationen gehandelt hätte. Auch die Leichtigkeit anonymer Anfeindungen im Netz wird thematisiert, die oft zu viel schlimmerem als nur ein paar bösen Wörtern führen können.

Abschließend kann ich sagen, dass ich das Buch sehr gerne gelesen habe. Es zeigt deutlich die Probleme, die mit einer Karriere im Social-Media-Bereich einhergehen (können) und stellt den Leser vor die Frage, wie er sich verhalten würde. Das Buch beäugt Social Media aber auch das Verhalten und das Miteinander von Menschen kritisch und nicht nur einseitig. Für "ältere" Generationen, die nicht mit den heutzutage aktuellen Medien aufgewachsen sind, mag vieles sehr befremdlich wirken und vielleicht auch unverständlich und überzogen. Ich denke jedoch, dass die angesprochene Zielgruppe sich in vielem wiederfinden kann und das Buch vielleicht auch als Denkanstoß nutzen kann. Sollte man wirklich sein ganzes Handeln darauf ausrichten, mehr Follower, Likes & Klicks zu bekommen? Oder gibt es nicht noch viel mehr, dass das Leben ausmacht?

Veröffentlicht am 19.02.2019

naja..

Stella
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Es wurde schon viel diskutiert über dieses Buch. Friedrich, ein junger Schweizer aus einem reichen Elternhaus reißt in den Kriegsjahren nach Berlin um zu sehen ob die Gerüchte über Deportationen und co. ...

Es wurde schon viel diskutiert über dieses Buch. Friedrich, ein junger Schweizer aus einem reichen Elternhaus reißt in den Kriegsjahren nach Berlin um zu sehen ob die Gerüchte über Deportationen und co. stimmen. Seine Eltern leben mehr oder weniger getrennt, das Verhältnis zur Mutter ist schwierig. In Berlin angekommen lernt er Kristin kennen und ist sofot fasziniert von ihr. Sie beginnen eine Liebesbeziehung, Friedrich opfert sich auf für sie. Bis er eines Abends schließlich feststellt, dass sie nicht die ist, die sie vorgibt zu sein. Sie ist Stella Goldschlag, eine Jüdin.

Wenn man mal von der ganzen Debatte um die Figur Stella Goldschlag und ob man sie auf diese Weise in einem (fiktiven) Roman benutzen sollte, absieht, hat mir das Buch leider als Buch überhaupt nicht gefallen. Der Schreibstil ist mMn katastrophal, der komplette Anfang und diese abgehackten Sätze lesen sich, als hätte es ein Kind geschrieben und waren für mich furchtbar. (Hier muss ich allerdings anmerken, dass ich solche kurzen Sätze noch nie mochte.) Auch das Einfließen lassen der Prozessakten hat den Lesefluss nicht wirklich gefördert, da sie einfach ohne Zusammenhang irgendwo eingestreut wurden. Immer wieder dachte ich "jetzt wird das Lesen angenehmer" doch dann kam ein neuer Kapitelanfang. Der immer gleiche Aufbau der Kapitel mag einen gewissen Wiedererkennungswert beim Lesen haben, hat mich jedoch etwas gelangweilt. Auch die Dialoge fand ich überwiegend grauenhaft - unzusammenhängend und bruchstückhaft.

Über die Figuren Friedrich und Stella mag man nun denken was man möchte. Ja, Friedrich ist überaus naiv und man fragt sich, warum er Dinge tut. Man möchte ihn anschreien und fragen, warum er sich nicht wehrt, warum er nicht weiter nachdenkt. Allerdings ist das auch wieder sehr menschlich. Über Stella selbst erfährt man ja nun nicht wirklich viel. Warum sie getan hat, was sie getan hat bleibt zwar nicht konkret offen, doch geklärt wird es auch nicht. Das geht aber vermutlich auch gar nicht und muss es an dieser Stelle vielleicht auch gar nicht.

Ich denke man sollte "Stella" hauptsächlich als einen fiktiven Roman betrachten. Dabei wäre es vermutlich besser gewesen, wenn man eine andere Figur gewählt hätte. Denn so weckt der Roman den Anschein Dinge zu behandeln, die er bestenfalls anschneidet.

Veröffentlicht am 14.02.2019

traurig und doch gleichzeitig ermutigend

Die Antwort auf Vielleicht
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Adam ist Krebstaxifahrer, er fährt Patienten zur Behandlung im Krankenhaus und wieder zurück. Auf einer dieser Fahrten lernt er Jessi kennen, eine junge Frau mit einer 5-Jährigen Tochter. Ihr Schicksal ...

Adam ist Krebstaxifahrer, er fährt Patienten zur Behandlung im Krankenhaus und wieder zurück. Auf einer dieser Fahrten lernt er Jessi kennen, eine junge Frau mit einer 5-Jährigen Tochter. Ihr Schicksal nimmt ihn sehr mit und nach und nach verliebt er sich in sie.

Hendrik Winter hat ein wundervollen Schreibstil. Er schafft es, ein sehr bedrückendes Thema so darzustellen, dass man mitfühlt, aber dennoch nicht an der Geschichte verzweifelt. Mit Humor und einem guten Maß an Nachdenklichkeit nimmt er den Leser mit in die Geschichte um Adam und Jessi und lässt viele Gefühle aufleben beim Leser.

Jessi's Schicksal berührt einen sehr, hat sie doch eigentlich noch ihr ganzes Leben vor sich und sollte sich um ihre kleine Tochter kümmern können. Doch auch die anderen Charaktere, die während der Geschichte auftauchen, sind toll beschrieben und stehen beim Lesen neben einem. Nicht alle sind durchgängig sympathisch, viele der Charaktere haben Ecken und Kanten, aber genau das macht Menschen schließlich aus. Adam steckt fest in einem Leben, aus dem er gerne ausbrechen würde, doch er findet immer wieder Gründe dies nicht zu tun. Erst durch Jessi, die das Leben sieht, wie es ist und die am eigenen Leib erfahren musste, wie schnell es vorbei sein kann, schafft es ihn aufzuwecken. Auch bei mir hat sie mit ihren Worten immer wieder mitten ins Herz getroffen.

Das Buch ist trotz des Themas überhaupt nicht deprimierend, sondern zeigt einem viel mehr, dass man das Leben nutzen sollte und dass man manchmal einfach nur mutig sein muss um aus einem Vielleicht ein Ja zu machen. Ich bin sehr froh, diese Geschichte gelesen zu haben. "Die Antwort auf Vielleicht" ist eines der schönsten, traurigsten aber auch hoffnungsvollsten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe und ich kann es nur jedem ans Herz legen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Emotionen
  • Humor
  • Figuren
Veröffentlicht am 04.02.2019

eine magische Geschichte über Abenteuer, Familie und Freundschaft

Sturmwächter 1. Das Geheimnis von Arranmore
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Schon das Cover finde ich sehr schön. Es ist toll gestaltet, so dass es Kinder und Jugendliche anspricht, aber auch nicht zu kindisch, so dass es auch älteren Lesern gefallen kann. Es verspricht einen ...

Schon das Cover finde ich sehr schön. Es ist toll gestaltet, so dass es Kinder und Jugendliche anspricht, aber auch nicht zu kindisch, so dass es auch älteren Lesern gefallen kann. Es verspricht einen spannenden Roman, mit allerlei Abenteuern und rauschender See und jeder Menge Magie. Auch die Gestaltung der Seiten fand ich gelungen, jedes Kapitel hat zu Anfang immer eine kleine Zeichnung sowie einen einprägsamen Titel.

Auch der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Catherine Doyle hat einen sehr bildlichen, flüssigen Schreibstil, der es einem einfach macht, sich die Szenen vorzustellen und mitzuverfolgen und der einen direkt mitten in die Geschichte hineinversetzt. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Fionn Boyle dem Hauptcharakter und man erfährt auch viel über seine Gedanken und Gefühle. Diese werden schön beschrieben und ich musste manches Mal schmunzeln. Fionn soll zusammen mit seiner Schwester Tara die Sommerferien bei seinem Großvater auf einer kleinen irischen Insel verbringen. Nicht gerade die schönste Aussicht für den 11-jährigen Jungen, hat er doch Angst vor dem Meer und wäre sowieso viel lieber bei seiner Mutter zu Hause. Doch das geht nicht, denn seine Mutter leidet unter depressionen seit sein Vater vor langer Zeit im Meer ertrunken ist. Niemand weiß, wieso er damals alleine in den Sturm gefahren ist und Fionns Mutter hat es der Insel nie verziehen, dass sie ihr den mann geraubt hat. Schnell fällt Fionn auf, dass auf der Insel merkwürdige Sachen vor sich gehen: die Natur scheint lebendig und verändert sich ständig und auch die Bewohner, allen voran sein Großvater benehemen sich sehr seltsam. Nach und nach erfährt er, dass unter der Insel eine uralte böse Magierin schläft und dass es die Aufgabe des Sturmwächters ist, die Insel vor ihr und ihren Anhängern zu beschützen. Der aktuelle Sturmwächter ist, wie soll es anders sein, sein Großvater und jeder denkt, dass Fionn sein Nachfolger werden wird. Die Handlungen sind sehr lebhaft beschrieben und ich fand es nie langweilig. Das Erzähltempo war recht zügig, aber nicht zu schnell oder sprunghaft, so dass man der Handlung immer ohne Probleme folgen konnte. Die Kapitel waren nicht zu lang, so dass es auch für jüngere Leser einfach aufzuteilen ist.

Die Charaktere sind alle sehr autentisch beschrieben und die Dialoge fand ich oft sehr amüsant. Fionn ist einem auf Anhieb sympathisch und ich konnte seine Frustration, wenn er feststellte, dass man ihm mal wieder etwas verschwiegen hat, sehr gut nachvollziehen. Die Rivalitäten zwischen ihm und seiner Schwester sind ebenfalls sehr autentisch beschrieben und lassen die beiden lebendig werden. Taras Freund Bartley Beasly hingegen ist ein furchtbar unsympathischer Charakter, genauso wie der Rest seiner Familie. Die Großmutter ist von Hass zerfressen. Sie fühlt sich übergangen und beledigt und will nun endlich Rache nehmen an der Familie Boyle nehmen, wozu sie ihren Enkel anstachelt und mit negativen Gedanken beeinflusst. Ihm bleibt also gar nichts anderes übrige, als sich so zu verhalten wie er sich verhält. Seine Schwester Shelby hingegen scheint die Vorurteile ihrer Familie nicht zu teilen und ist mir sehr sympathisch. Die Figuren sind nicht zu glatt, sondern werden so beschrieben, wie die Menschen wirklich sind, was ich sehr schön fand.

Toll finde ich, dass Catherine Doyle auch ernste Themen in die Abenteuergeschichte mit einbringt, ohne sie jedoch zu schwer zu machen. Da wäre z.B. die Trauer und Depressionen von Fionns Mutter, die den Verlust ihres Mannes nie überwinden konnte. Dann das Älterwerden des Großvaters, der v.a. am Ende des Buches sehr vergesslich und gebrechlich wird. Auch der Hass der Familie Beasley, den sie sich über Jahrzehnte hinweg bewahrt hat ist ein eher ernsteres Thema. All dies zeigt auch, wie wichtig familiärer Zusammenhalt ist.

Catherine Doyle hat mit "Der Sturmwächter" eine wunderbare und magische Geschichte geschaffen, die von jedem gelesen werden kann, der bereit ist, sich auf eine magische Insel einzulassen. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht das Buch zu lesen.