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Veröffentlicht am 30.09.2021

DAFUQ?

DAFUQ
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Anja ist politisch aktiv, auf einer nichtgenehmigten Demo gegen Korruption in der Regierung wird sie verhaftet und anschließend zu 10 Tagen Arrest verurteilt. Mit ihr in der Zelle sind 5 andere junge Frauen, ...

Anja ist politisch aktiv, auf einer nichtgenehmigten Demo gegen Korruption in der Regierung wird sie verhaftet und anschließend zu 10 Tagen Arrest verurteilt. Mit ihr in der Zelle sind 5 andere junge Frauen, alle wegen mehr oder weniger kleinen wegen Ordnungswidrigkeiten.

Mit DAFUQ bringt Kira Jarmysch den Lesenden das Leben dieser 6 Frauen näher, wenn auch nur teilweise. Denn so richtig kennen lernt man sie nicht. Sie erzählen episodenhaft aus ihrer Vergangenheit, teilen ihre Ansichten miteinander und streiten auch des Öfteren darüber. Doch mir als Leserin kommen sie dabei irgendwie nicht näher. Es klingt immer wieder Kritik an der Politik Russlands und insbesondere der Arrestsituation an, auch die Unterdrückung der Frau und mitunter Willkür der machthabenden Männer werden thematisiert. Leider geht beides oft unter in vermeintlich witzigen Episoden und einem seltsamen Abdriften ins Übernatürliche. Auch den Sinn der Dreiecksgeschichte in Anjas Vergangenheit habe ich nicht wirklich verstanden, es scheint sie zu belasten, blieb mir beim Lesen aber zu vage und hätte ich nicht gebraucht. Generell waren die Szenen der Gegenwart interessanter als das was Anja in ihren Gedanken resümiert.

Kira Jarmysh ist Pressesprecherin und Assistentin des russischen Oppositionsführers Alexei Nawalny. Um Politik geht es hier jedoch eheram Rande, viel mehr sind es Ausschnitte aus dem Leben 6 Frauen, die in der Langeweile der Arrestzelle hauptsächlich in ihren vergangenen und aktuellen Liebschaften schwelgen und Episoden aus ihrer Vergangenheit darlegen. Zwischendurch erhascht man einen Blick auf den Alltag im Arrest und die Wachhabenden, die teils regelkonform, teils teilnahmslos ihrer Arbeit nachgehen.

Der Schreibstil ist recht nüchtern, was vermutlich auch dazu beiträgt, dass mich die Geschichte nicht so richtig packen konnte. Es passt zwar zur Eintönigkeit in der Arrestzelle, schafft es jedoch nicht mein Interesse zu wecken. Man kann es gut lesen aber zwischendurch, v.a. wenn Anja in Gedanken versinkt, war es auch sehr ermüdend.

Am Ende weiß ich nun nicht so recht, was ich mit diesem Buch anfangen soll und werde wohl gedanklich schnell zu einer anderen Geschichte weiter gehen. Was am Anfang ziemlich vielversprechend klang, lässt mich nach der Lektüre leider ernüchtert und etwas ratlos zurück.

Veröffentlicht am 25.09.2021

Sehr bewegend

Der Mauersegler
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Jakob hat Blasenkrebs, aggressiv und schnellwachsend. Sein bester Freund Prometheus ist Onkologe und wird bald eine Patientenstudie zu einer neuen und bisher aussichtsreichen Therapieform beginnen. Trotz ...

Jakob hat Blasenkrebs, aggressiv und schnellwachsend. Sein bester Freund Prometheus ist Onkologe und wird bald eine Patientenstudie zu einer neuen und bisher aussichtsreichen Therapieform beginnen. Trotz Bedenken nimmt Prometheus seinen besten Freund in die Studie auf und plötzlich wird das Gelingen der Studie noch viel wichtiger und Prometheus setzt alles daran. - Schnitt. - Prometheus sitzt im Auto, verzweifelt, auf der Flucht, strandet hinter der dänischen Grenze im Meer. Dort trifft er auf Helle, Aslaug und ihre Ponys, die ihn bei sich aufnehmen.

Ich gebe zu, ich war ein kleines bisschen skeptisch vor der Lektüre. Die bisherigen Bücher von Jasmin Schreiber wurden angepriesen mit ihrem feinen Humor, was viele Leser begeistert. Für mich sind solche Bücher jedoch oft nichts. Dennoch hatte mich die Leseprobe von "Der Mauersegler" auf eine Art für sich eingenommen, dass ich es lesen wollte. Und ich wurde in großen Teilen nicht enttäuscht.

Jasmin Schreiber hat hier eine sehr ergreifende Geschichte über Freundschaft, Schuld und Verzeihen geschrieben. Die Verbindung zwischen Jakob und Prometheus ist äußerst tragisch, berührend und tränenreich. Nur langsam erschließt sich beim Lesen das ganze Bild, die ganze Katastrophe, vor der Prometheus davon läuft. Er ist voller unterdrückter Trauer, die überlagert wird von der Schuld und den Selbstvorwürfen, versagt zu haben. Schreiber erzählt das alles sehr ruhig und ganz ohne (den von mir gefürchteten) erzwungenen Humor.

Die Geschichte ist gegliedert in zwei Erzählstränge. Einerseits die Handlung um Jakob und Prometheus, in der sich die Freundschaft der beiden in episodenhaften Abschnitten entfaltet. In der Gegenwart steht die Handlung um Helle und Aslaug, die mich jedoch ab der Hälfte etwas genervt hat. Der Ponyhof und die 'Therapie' für Prometheus war mir zu klischeehaft und gewollt. Das alles läuft nach dem Motto "geh in die Natur, stell dich deinem Trauma und setz dich mit deiner Scjuld auseinander". Das hat mich irgendwann gelangweilt und war einfach nicht sonderlich interessant. Da beide Handlungstränge jedoch immer abwechselnd und sehr verwoben miteinander erzählt werden, habe ich gerne weiter gelesen. Und trotz einiger Klischees habe ich am Ende ein klitzekleines Tränchen verdrückt.

Als Fazit bleibt mir zu sagen, dass "Der Mauersegler" ein ergreifendes Buch über Freundschaft, Krankheit und Trauer ist, dass mir trotz einiger Klischees wirklich gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 14.09.2021

Sie sind zurück!

Die Rückkehr der Zwerge 1
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100 Zyklen sind vergangen seit wir zuletzt etwas von den Zwergen und dem Schicksal des Geborgenen Landes hörten. Doch nun sind sie zurück mit einem sagenhaften Fund. Goïmron aus dem Stamm der Vierten ist ...

100 Zyklen sind vergangen seit wir zuletzt etwas von den Zwergen und dem Schicksal des Geborgenen Landes hörten. Doch nun sind sie zurück mit einem sagenhaften Fund. Goïmron aus dem Stamm der Vierten ist ein miserabler Gemmenschnitzer und interessiert sich viel mehr für alte Aufzeichnungen und Artefakte. Als er zufällig ein altes Notizbuch findet ist er natürlich sofort Feuer und Flamme. Als ihm dann auch noch klar wird, dass dieses von Tungdil Goldhand, dem größten Helden der Zwergengeschichte, höchstpersönlich verfasst wurde, steht für ihn fest, er muss Goldhand suchen. Und mit seiner Hilfe die Stämme wieder vereinen und zu alter Größe führen. Natürlich gestaltet sich diese Suche alles andere als einfach, denn nicht alle sind so begeistert wie er von dem Gedanken an Goldhands Rückkehr. Dennoch kann er eine kleine Gruppe überzeugen und so begibt sich eine recht durchmischte Schar aus Zwergen, Elben und Menschen auf die Reise ins Graue Gebirge.

Ach was habe ich mich gefreut als ich in den Vorschauen gesehen habe, dass Markus Heitz seine Zwerge wieder auferstehen lässt. Ich bin ein großer Fan von Zwergen und Albae und habe die bisherigen Bücher verschlungen. Und auch nach ihrer Rückkehr haben mich die Kleinen sofort wieder in ihren Bann gezogen und ich bin mit großer Spannung ihren Heldentaten und Abenteuern gefolgt.

Der Schreibstil ist wie von Heitz gewohnt flüssig und sehr flott zu lesen. Er schafft es sowohl grandiose Kampfszenen zu schreiben als auch ruhigere Momente und die Gefühle seiner Figuren zu vermitteln. Man trifft einige wenige alte Bekannte, überwiegend treten jedoch neue Figuren, Helden und Gegner auf den Platz. So ist es auch für neue Leser ein leichtes in die Geschichte hineinzufinden, da ein Vorwissen nicht benötigt wird. Heitz zeigt oft seine Liebe zum Detail, er beschreibt sehr interessant die Erfindungen und Entwicklungen, gepaart mit Informationen zu Edelsteinen oder auch einfach nur schöne Landschaftsbeschreibungen. Dabei wird einem aber nie langweilig, sondern man lauscht interessiert. Was ich immer wieder toll finde in den Zwergen-Büchern ist, die Tiefe, die auch die gegnerischen Fraktionen bekommen, so gibt es auch hier wieder teilweise Handlungsstränge, die die Bösewichte besser beleuchten und sie sehr interessant machen.

"Die Rückkehr der Zwerge" ist in mehrere paralell verlaufende Handlungsstränge gegliedert. Nicht alle Handlungsstränge und Figuren sind dabei gleich spannend oder interessant gewesen, ich bin jedoch gespannt oben eben jene im zweiten Teil vielleicht eine größere Rolle spielen werden. Die Reise ins Graue Gebirge war jedoch unglaublich spannend geschrieben und Goïmron ist ein toller Charakter, der im Laufe des Buches beginnt über sich hinauszuwachsen. Manchmal war er mir etwas zu 'jammernd' doch überwiegend entwickelt er sich wirklich großartig. Ich hätte über einige andere gerne noch mehr erfahren, hoffe aber nun, dass sie im Laufe der Fortsetzung noch mehr Aufmerksamkeit bekommen.

Heitz hatte auf einer Lesung angekündigt, dass es am Ende einen bösen Cliffhanger geben wird und er hatte sowas von Recht. Er hätte sich kaum eine bessere und gleichzeitig schlechtere Stelle aussuchen können, so dass ich nun brennend auf die Fortsetzung warte. ;)

Veröffentlicht am 14.09.2021

Geschichten

Mein Sternzeichen ist der Regenbogen
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Rafik Schami versammelt in "Mein Stern ist der Regenbogen" verschiedenste Geschichten, die er grob in den Themengebieten Geburtstag, Lachen, Reisen, Geheimnis, Tiere und Sehnsucht zusammenfasst. Es sind ...

Rafik Schami versammelt in "Mein Stern ist der Regenbogen" verschiedenste Geschichten, die er grob in den Themengebieten Geburtstag, Lachen, Reisen, Geheimnis, Tiere und Sehnsucht zusammenfasst. Es sind Geschichten aus dem Leben verschiedenster Menschen und so sind auch ihre Geschichten sehr verschieden. Doch sie alle haben gemeinsam, dass sie mich mitnehmen in eine andere Welt.

Es ist eine gute Mischung aus Selbsterlebtem, fantastischen Gedankenspielen und Hören-Sagen. Geschichten voller Leben und Liebe aber auch immer wieder von Trauer und Bedrohung und dem Ankommen in einem anderen Land. In scheinbar belangloses webt er Themen wie Krieg und Verfolgung Politik, Verbrechen und Streitereien. Immer wieder musste ich lachen, doch auf anderen Seiten war die Erzählung plötzlich tieftraurig oder nachdenklich. Diesen Wechsel schafft Schami jedoch mühelos.

Dies war mein erstes Buch von Rafik Schami, doch sein Schreibstil hat mich für ihn eingenommen. Es ist sehr ruhig und dabei doch schön, mit melancholischen Anklängen. "Mein Sternzeichen ist der Regenbogen" ist eine wirklich schöne Sammlung von Erzählungen, die ich gerne gelesen habe.

Veröffentlicht am 10.09.2021

Der Wolf

Das Schwarze Lied
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»Das Schwarze Lied« ist das Finale der neuen Dilogie rund um Vaelin Al Sorna und seine neuen Abenteuer. Die Stahlhorde hat das Ehrwürdige Königreich verwüstet und droht auch die anderen Reiche zu überrennen. ...

»Das Schwarze Lied« ist das Finale der neuen Dilogie rund um Vaelin Al Sorna und seine neuen Abenteuer. Die Stahlhorde hat das Ehrwürdige Königreich verwüstet und droht auch die anderen Reiche zu überrennen. Der Krieg zwischen Kehlbrand und Vaelin spitzt sich zu, beide sind hasserfüllt und suchen nach einer Möglichkeit den anderen endgültig zu besiegen. Doch Vaelin kämpft noch an einer anderen Front, denn sein wiedererwecktes Lied verändert ihn und wird immer fordernder.

Auch "Das Schwarze Lied" kommt in Ryans typischem Stil daher, auch wenn es hier weniger Kämpfe gibt als in manch anderen seiner Bücher. Ich habe diese in der Vergangenheit immer mit Begeisterung gelesen und auch hier habe ich wieder vieles davon wieder entdeckt. Doch ich muss auch sagen, dass mich "Das schwarze Lied" nicht ganz so in seinen Bann schlagen konnte, wie erwartet. Es zeigt doch immer wieder deutliche Längen, v.a. im Mittelteil und ich hatte oft das Gefühl, die Handlung tritt irgendwie auf der Stelle. Die Figuren sind überwiegend alte Bekannte, die ich gerne wieder auf ihren Wegen begleitet habe. Auch die Handlung rund um das neue Lied, das in Vaelin singt, fand ich sehr interessant und spannend zu entdecken.

Doch insgesamt fehlten mir etwas die spannungsgeladenen Szenen und actionreiche Kämpfe. Beim Lesen habe ich immer wieder gemerkt, wie ich gedanklich abschweife und der Handlung nicht so interessiert folgte, wie ich gewünscht hätte. Nichtsdestotrotz ist "Das schwarze Lied" ein gelungener Abschluss und für alle Fans ein Muss, denn es bietet wieder viele Intrigen, Pläne, ungeahnte Wendungen und einfach ein Wiedersehen mit liebgewonnen Charakteren. Als Tipp vielleicht noch am Schluss: Ich denke, es bietet sich an, die beiden Teile eher zeitnah hintereinander zu lesen, denn ich habe doch einige Seiten gebraucht, bis ich wieder wirklich im Geschehen angekommen war.