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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.12.2020

Luft nach oben

Oberkampf
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Jonas hatte zusammen mit seiner Freundin Claudia eine Vermittlungsagentur. Als sie die Agentur aufgeben müssen, stellen die beiden fest, dass auch zwischen ihnen die Luft raus ist und gehen von da an getrennte ...

Jonas hatte zusammen mit seiner Freundin Claudia eine Vermittlungsagentur. Als sie die Agentur aufgeben müssen, stellen die beiden fest, dass auch zwischen ihnen die Luft raus ist und gehen von da an getrennte Wege. Jonas reist nach Paris um dort eine Biografie über den Schriftsteller Richard Stein zu schreiben. Doch kurz nach seiner Ankunft geschieht der Anschlag auf Charlie Hebdo und Jonas hadert mit allem. Dennoch trifft er sich regelmäßig mit Stein und fängt auch eine neue Beziehung zu Christine, einer Französin an.

Hilmar Klute hat eine angenehme Sprache. In "Oberkampf" spricht er auch viele interessante Themen an, wie zB. den Anschlag auf Charlie Hebdo, die Beziehungen von Jonas zu Claudia und Christine, vergangene und neue Liebe, Freundschaft, Ausländerfeindlichkeit, Familienbande, Drogenproblemeund das leben als Schriftsteller. Aber in meiner Aufzählung merkt man schon, das ist ein bisschen viel für so wenig Platz. Die Themen werden leider nur angerissen, auf den Tisch gelegt und dann stehen gelassen, nicht weiter verfolgt, was ich ziemlich schade fand.Gerade von der französischen Situation nach dem Anschlag erfährt man nur sehr wenig, Christine zeigt Anzeichen einer Verarbeitung und Reaktion aber auch das verläuft im Sand, man geht dann doch lieber auf ein Konzert. Die abstruse Reise auf der Suche nach Steins Sohn wird ebenfalls nur schnell abgehandelt, vieles in einem Satz zusammengefasst und das wars. Und so geht es mir leider mit allen Themen. Sie sind da aber werden leider nur gestreift und nicht tiefer behandelt.

Die Figuren konnte ich mir zwar ganz gut vorstellen aber ihre Gefühle und Handlungen nicht richtig nachvollziehen. Warum tatensie das wassie taten und wie geht es ihnen damit? Das blieb mir auch am Ende ein Rätsel. Ich bereue es nicht, "Oberkampf" gelesen zu haben, aber ich hatte mir etwas anderes erhofft, mehr erwartet.

Veröffentlicht am 02.12.2020

Ich hatte mir mehr erhofft

Die zitternde Welt
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Wilhelm ist am Bau der Bagdadbahn beteiligt, er hat sich heimlich aus Wien davon gestohlen nach Anatolien und ist ziemlich überrascht, als seine zurückgelassene Freundin plötzlich vor der Tür steht - hochschwanger. ...

Wilhelm ist am Bau der Bagdadbahn beteiligt, er hat sich heimlich aus Wien davon gestohlen nach Anatolien und ist ziemlich überrascht, als seine zurückgelassene Freundin plötzlich vor der Tür steht - hochschwanger. Damit beginnt die Familiengeschichte von Maria und Wilhelm, die beiden geben sich als Ehepaar aus und leben ein gutes Leben in Anatolien. Maria geniest das Freisein, das sie nun zum ersten Mal erfahren darf. Abseits vom beengten Heim ihrer Eltern blüht sie auf und weiß sich durchzusetzen, sie lässt sich nicht mehr einengen, weder von ihrem Mann noch von sonst jemandem. Doch es kommt wie es kommen muss, das Leben kann nicht immer so gut bleiben, die beiden müssen Anatolien verlassen, ihre Kinder, in Anatolien geboren, können nur unter falschem Namen ausreisen, die Familie verliert ihren Zusammenhalt und die einzelnen Familienmitglieder müssen ins Ungewisse reisen.

Ich muss gestehen, ich hatte hier etwas ganz anderes erwartet. Tanja Paar hat durchaus eine angenehme Art zu schreiben und v.a. die historischen Begebenheiten und Schauplätze rund um den Bau der Bagdadbahn und das Leben in Anatolien fand ich richtig interessant! Paar schildert dem leser hier ein Leben, das ganz anders ist, als unseres und sie lässt Orte voller Farben entstehen. Leider konnten mich jedoch die Figuren überhaupt nicht berühren. Die Geschichte wird oftmals sehr verworren erzählt, immer wieder gibt es große Zeitsprünge, wo ich mir mehr Tiefe gewünscht hätte. Abseits vom historisch interessanten passiert auch leider nicht allzu viel interessantes in diesem Buch. Der Leser begleitet die einzelnen Familienmitglieder auf ihrem Weg aber auch hier fehlt es mir irgendwie an Tiefe, ihre Schicksale waren mir selbst am Ende noch ziemlich egal. Auch von den Nebencharakteren sticht keiner so wirklich hervor. Interessante Ansätze, aus denen man etwas hätte machen können, werden oft nicht weiter verfolgt, was ich ziemlich schade fand.

Am Ende hätte ich es wahrscheinlich besser gefunden, wenn sich die Autorin vielleicht auf einen Aspekt konzentriert hätte, das leben in Anatolien und Maria als vorausschauende Frau oder das Leben der Kinder und ihre Erlebnisse während des 1. Weltkriegs bzw. danach. Dieses Buch findet sicherlich seine Liebhaber, meins war es leider nicht.

Veröffentlicht am 05.11.2020

Die Kunstszene

Ein Mann der Kunst
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KD Pratz ist ein berühmter Künstler, doch er lebt alleine und zurückgezogen auf seiner Burg am Rhein wo er jeden Kontakt zu anderen Menschen vermeidet. Was er in den letzten 10 Jahren gemalt hat - und ...

KD Pratz ist ein berühmter Künstler, doch er lebt alleine und zurückgezogen auf seiner Burg am Rhein wo er jeden Kontakt zu anderen Menschen vermeidet. Was er in den letzten 10 Jahren gemalt hat - und ob überhaupt - weiß niemand so genau. Als ein Museum verkündet, einen Neubau seiner Kunst zu widmen, erklärt sich Pratz überraschenderweise dazu bereit den Förderverein des Museums auf seiner Burg zu empfangen. Dass dieses Aufeinandertreffen eines eigenbrötlerischen und weltverachtenden Künstlers und einem zusammengewürfelten Trupp Kunstbegeisterter nicht gut ausgehen kann, scheint da vorprogrammiert.

Kristof Magnusson schafft hier ein wirklich sehr amüsantes Portrait der Kunstszene. Das alles ist natürlich überspitzt dargestellt, doch man kann sich gut vorstellen, dass es diese Menschen gibt, sowohl auf Künstlerseite als auch auf der des kunstbegeisterten Fördervereins. Und dabei steckt hinter all dem Überspitzten wie immer auch ein Körnchen Wahrheit.

KD Pratz wirkt zunächst wie ein recht ungemütlicher und unfreundlicher Zeitgenosse ist dabei aber in seiner Verbisenheit und dem Genervtsein von Mensch und Welt auch sehr authentisch und unglaublich komisch. Und Magnusson zeigt auch den Menschen, der hinter dieser Fassde steckt, was mir gut gefallen hat. Die Dialoge zwischen Pratz und seinen Gästen sind voller Anfeindungen und Ironie und machen Spaß zu lesen. V.a. der um Harmonie bemühte Museumsleiter stößt mit dieser Gruppe so manches Mal an siene Grenzen. Aber auch die Mitglieder selbst verwickeln sich immer weiter in Reibereien untereinander und so entsteht eine ganz eigene Dynamik die spannend und amüsant ist und die man als Leser sehr gerne verfolgt. Und dabei ist man froh, dass man nur als unbeteiligter Beobachter fungiert. ;)

Trotz all dem Biss und der Komik, die Magnusson hier in seinem Roman über die Kunstwelt verarbeitet, hatte ich manchmal ach das Gefühl, es hätte irgendwie noch mehr kommen können. Oft verschwinden die Figuren allzu schnell aus dem Raum um eine richtige Diskussion entstehen zu lassen. So beharrt jeder mehr oder weniger auf seiner Meinung und ärgert sich nicht immer leise aber doch eher allein.

Fazit: Ein Buch das sich als auch Nicht-Kunstbegeisterter gut lesen lässt und den Leser zu unterhalten weiß, das aber vielleicht noch mehr gekonnt hätte.

Veröffentlicht am 05.11.2020

Die Kunstszene

Ein Mann der Kunst
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KD Pratz ist ein berühmter Künstler, doch er lebt alleine und zurückgezogen auf seiner Burg am Rhein wo er jeden Kontakt zu anderen Menschen vermeidet. Was er in den letzten 10 Jahren gemalt hat - und ...

KD Pratz ist ein berühmter Künstler, doch er lebt alleine und zurückgezogen auf seiner Burg am Rhein wo er jeden Kontakt zu anderen Menschen vermeidet. Was er in den letzten 10 Jahren gemalt hat - und ob überhaupt - weiß niemand so genau. Als ein Museum verkündet, einen Neubau seiner Kunst zu widmen, erklärt sich Pratz überraschenderweise dazu bereit den Förderverein des Museums auf seiner Burg zu empfangen. Dass dieses Aufeinandertreffen eines eigenbrötlerischen und weltverachtenden Künstlers und einem zusammengewürfelten Trupp Kunstbegeisterter nicht gut ausgehen kann, scheint da vorprogrammiert.

Kristof Magnusson schafft hier ein wirklich sehr amüsantes Portrait der Kunstszene. Das alles ist natürlich überspitzt dargestellt, doch man kann sich gut vorstellen, dass es diese Menschen gibt, sowohl auf Künstlerseite als auch auf der des kunstbegeisterten Fördervereins. Und dabei steckt hinter all dem Überspitzten wie immer auch ein Körnchen Wahrheit.

KD Pratz wirkt zunächst wie ein recht ungemütlicher und unfreundlicher Zeitgenosse ist dabei aber in seiner Verbisenheit und dem Genervtsein von Mensch und Welt auch sehr authentisch und unglaublich komisch. Und Magnusson zeigt auch den Menschen, der hinter dieser Fassde steckt, was mir gut gefallen hat. Die Dialoge zwischen Pratz und seinen Gästen sind voller Anfeindungen und Ironie und machen Spaß zu lesen. V.a. der um Harmonie bemühte Museumsleiter stößt mit dieser Gruppe so manches Mal an siene Grenzen. Aber auch die Mitglieder selbst verwickeln sich immer weiter in Reibereien untereinander und so entsteht eine ganz eigene Dynamik die spannend und amüsant ist und die man als Leser sehr gerne verfolgt. Und dabei ist man froh, dass man nur als unbeteiligter Beobachter fungiert. ;)

Trotz all dem Biss und der Komik, die Magnusson hier in seinem Roman über die Kunstwelt verarbeitet, hatte ich manchmal ach das Gefühl, es hätte irgendwie noch mehr kommen können. Oft verschwinden die Figuren allzu schnell aus dem Raum um eine richtige Diskussion entstehen zu lassen. So beharrt jeder mehr oder weniger auf seiner Meinung und ärgert sich nicht immer leise aber doch eher allein.

Fazit: Ein Buch das sich als auch Nicht-Kunstbegeisterter gut lesen lässt und den Leser zu unterhalten weiß, das aber vielleicht noch mehr gekonnt hätte.

Veröffentlicht am 05.11.2020

Magie, Vampire und ein Privatdetektiv

Der letzte Held von Sunder City
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Was passiert mit den magischen Wesen, wenn ihre Welt die Magie verliert? Das ist hier die zentrale Frage und die Antwort ist ganz einfach: Sie sterben, nicht sofort aber doch irgendwann. Sie verlieren ...

Was passiert mit den magischen Wesen, wenn ihre Welt die Magie verliert? Das ist hier die zentrale Frage und die Antwort ist ganz einfach: Sie sterben, nicht sofort aber doch irgendwann. Sie verlieren all ihre Macht und werden zu gewöhnlichen, oft missgestalteten Wesen. In dieser Zeit verschwindet der 400 Jahre alte Vampir Professor Rye, der an einer Schule für ehemals magische Wesen unterrichtete. Niemand weiß was passiert ist und so wird der Privatdetektiv Fetch Phillips engagiert ihn zu suchen.

Ein ziemlich interessantes Grundsetting, das den Leser hier erwartet. Hinter allem steckt natürlich der ewige Kamp von Magisch-Begabten und -Unbegabten. Letztere sind neidisch auf erstere und versuchen mit allen Mitteln, die Lücke zu füllen und gehen dafür über Leichen, im wahrsten Sinne des Wortes. Luke Arnold hat einen recht rasanten Schreibstil, der Leser wird mitten hinein geworfen in diese Welt in der die Magie verloren ging. Doch man findet sich ziemlich schnell zurecht und kann mit Fetch auf die Jagd nach dem Verborgenen gehen. Dabei entdeckt man allerhand Informationen und merkt schnell, dass nicht alles ist wie es scheint und dass vielleicht viel mehr hinter diesem einfachen Fall steckt als zunächst geahnt. Schön finde ich auhc, dass wir hier mit Fetch nicht den typischen Superhelden präsentiert bekomen. Vielmehr ist er eine Art Antiheld, der sich in der Vergangenheit zu sehr von seinen Gefühlen leiten lies, der aber dennoch ein gutes Herz hat und der seine Taten täglich bereut. Es zeigt, dass nicht jeder nur gut sein kann und auch nicht sein muss und dass man das Vergangene manchmal einfach hinter sich lassen muss um so aus seinen Fehlern zu lernen und sie in ZUkunft vermeiden zu können.

Obwohl alles oft Schlag auf Schlag geht hatte ich nie das Gefühl, dass es zu schnell geht. Dennoch bleiben dabei die ein oder andere Möglichkeit zur Charaktervertiefung etwas auf der Strecke, deswegen hier ein Stern Abzug. Die einzelnen Figuren haben durchaus alle ihre Besonderheiten und Eigenheiten aber waren dabei doch oft nicht richtig greifbar.

Das ist aber auch mehr oder wneiger der einzige Kritikpunkt. Man sollte hier natürlich keine tiefschürfende Abhandlung über die menschliche Psyche erwarten, aber das tut denke ich auch niemand. "Der letzte Held von Sunder City" ist eine sehr kurzweilige Jagd nach einem Vampir, mit allerhand versteckten Hinweisen und einem Antihelden, der doch nur das Gute will. Macht mich neugierig auf Band 2.