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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.05.2022

pur und mit Tiefe

Amelia
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Eine Geschichte über eine ziemlich verrückte Familie in der Gewalt und sehr merkwürdige Szenen an der Tagesordnung zu sein scheinen und trotzdem ein gewisser Zusammenhalt herrscht, sobald eine "Bedrohung" ...

Eine Geschichte über eine ziemlich verrückte Familie in der Gewalt und sehr merkwürdige Szenen an der Tagesordnung zu sein scheinen und trotzdem ein gewisser Zusammenhalt herrscht, sobald eine "Bedrohung" von außen auftritt.
Man wird in einen Strudel dramatischer Umstände und Ereignisse hineingezogen, dabei versteht die Autorin es jedoch so gut wie jede Beklemmung und Mitleid, die beim Lesen aufkommen könnten in eine beobachtende und schicksalsergebene Haltung zu verwandeln. Man muss sogar ziemlich oft schmunzeln, denn in fast Allem schwingt eine zweite Ebene und gewisse Komik mit.
Der Erzählstil hat mir unglaublich gut gefallen. Die Gefühle und Gedanken der Personen kamen sehr gut und oft mit viel Witz und/oder Tiefe rüber ohne Mitleid zu erheischen.
Besonders anrührend aber auch komisch waren die Erzählungen aus Sicht des Kindes:
Zum Beispiel das völlige Erstaunen des Kindes darüber, wie jemand seinen Vater so herrisch anreden kann, ob dieser jemand denn nicht wüsste wer und wie ihr Vater sei und Zack kriegt dieser jemand eins über den Latz gezogen.
Herrlich humorvoll werden auch gesellschaftliche Themen hinterfragt und kritisiert:
Im Verlauf von Amelias Geschichte hat Amelia z.B. einen rassistischen und frauenfeindlichen Freund, der sich haltlos in einer Grübelei verliert, ob es denn nun eigentlich schlimmer sei eine weiße Frau oder ein schwarzer Mann zu sein.

Ein energischer Roman, der viele Themen mit eindrucksvoller Tiefe behandelt: Familienpatriarchat, Gewalt, gesellschaftliche und politische Unruhen, psychische Krankheiten und vieles mehr. Trotz der ernsten Themen fesselt einen die Geschichte bis zum Schluss und eigentlich möchte man Amelia noch ein Stück weiter auf ihrem Weg begleiten.

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Veröffentlicht am 09.04.2022

Gewaltig und umwerfend schön

Singe ich, tanzen die Berge
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Ich bin noch ganz überwältigt von dem Roman. Etwas in derartiger Form habe ich noch nie gelesen. Es werden einem als Leser*in tausend neue Perspektive dargelegt. Solà erzählt mal aus Sicht von Mensch, ...

Ich bin noch ganz überwältigt von dem Roman. Etwas in derartiger Form habe ich noch nie gelesen. Es werden einem als Leser*in tausend neue Perspektive dargelegt. Solà erzählt mal aus Sicht von Mensch, dann aus Sicht von Toten oder Ungeborenen, aus Sicht von Hunden, Bären und Rehkitzen oder aus Sicht von Gebirgen, Pilzen und Gewitterwolken. Man wird in die Kapitel hineingesogen. Jedes Kapitel ist neu gedacht und meistens so ausdrucksstark und fesselnd, dass es für sich allein als Kurzgeschichte stehen kann. Poesie und Prosa reichen sich die Hände und aus jeder Zeile sprüht die kreative Energie der Autorin oder hast du dir etwa schon mal Gedanken darüber gemacht, was sich eine Gewitterwolke so denken mag?
Die Schönheit der Worte und Sätze ist umwerfend, als wenn man einer Komposition aus Glück lauscht.

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Veröffentlicht am 04.04.2022

Und in welcher Dimension existierst du gerade?

RABBITS. Spiel um dein Leben
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Ein Thriller, wie ich ihn bislang noch nicht gelesen habe. Es geht um das Spiel Rabbits, dieses Spiel spielt sich im realen Leben ab. Man muss Auffälligkeiten in seiner Umgebung registrieren und in diesen ...

Ein Thriller, wie ich ihn bislang noch nicht gelesen habe. Es geht um das Spiel Rabbits, dieses Spiel spielt sich im realen Leben ab. Man muss Auffälligkeiten in seiner Umgebung registrieren und in diesen Diskrepanzen versteckte Hinweise finden um weiterzukommen. Es geht um alles: einen riesigen Gewinn oder den Tod. Immer mehr Menschen verschwinden auf unerklärliche Weise während des Spiels, es scheint etwas nicht zu stimmen, irgendwas ist anders als in den letzten Spielrunden. K (der Hauptprotagonist) ist gebannt von Rabbits und steckt viel tiefer drin als er ursprünglich geplant hat...
Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Es ist thematisch ganz anders als alle bisher gelesenen Thriller. Es hat mich ein wenig an die Serien "Alice in Borderland" oder "Squid Game" erinnert, allerdings in sehr viel gewaltfreierer und geheimnisvollerer Weise. Teilweise fließen Elemente von Paranormalem und Sci-Fi ein. Eigentlich bin ich gar kein Fan von allzu Unrealistischem aber in diesem Fall hat mich die Vorstellung von mehreren Dimensionen gecatcht. Da am Ende doch noch einige Fragen offen bleiben, hätte die Geschichte durchaus Potenzial für einen zweiten Band.

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Veröffentlicht am 26.03.2022

wenig unterhaltsam

Bergers unverhoffte Reise
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Der Roman handelt von Max Berger, einem jungen Studenten, der als Hauslehrer mit Anne und ihren beiden Kindern auf eine mehrwöchige Schiffsreise nach Asien aufbricht. An Bord sind außerdem einige weitere ...

Der Roman handelt von Max Berger, einem jungen Studenten, der als Hauslehrer mit Anne und ihren beiden Kindern auf eine mehrwöchige Schiffsreise nach Asien aufbricht. An Bord sind außerdem einige weitere Passagiere. Der Roman konnte mich leider nicht überzeugen, da mir der Unterhaltungswert und auch ein roter Faden gefehlt haben. Über 2/3 des Buches passiert quasi rein gar nichts, dramatisches Highlight bis hierhin ist vermutlich, dass Max der verheirateten Anne den Rücken massiert hat und die Tochter dies gesehen hat.
Die Figuren sind unstet, man gewinnt kein klares Bild von ihnen, so wird zu Anfang bspw. betont, dass Max kein Interesse an festen Beziehungen zu Frauen oder gar Kindern hat, dann steht er aber doch irgendwie auf Anne, dann wieder auf eine andere Passagierin, am nächsten Tag wieder auf Anne und eigentlich sind Kinder ja auch doch nicht so schlimm.
Viele der Figuren sind schlicht überflüssig und dienen nur für höchst merkwürdige Dialoge oder sollte man lieber Monologe sagen? Man trifft sich bspw. auf dem Deck, hat angeblich schon lange darauf gewartet mit dem anderen ins Gespräch zu kommen um dann monologartig einen Teil seiner Lebens-/Krankengeschichte zu erzählen und sich ohne Weiterentwicklung des Gesprächs schlagartig mit Verweis auf die fortgeschrittene Stunde zu verabschieden.
Man wird von langweiligen Details geradezu gequält, der Butler zählt z.B. jede erdenkliche Frühstückseispezialität auf, immer wieder wiederholen sich Phrasen: dauernd schreckt wer aus seinen Gedanken auf oder wacht orientierungslos in seinem Bett auf.
Ich konnte dem Buch leider nicht viel abgewinnen, sowohl inhaltlich als auch erzählerisch und für die Figuren, konnte ich für mich leider kein Gefallen entwickeln.

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Veröffentlicht am 24.03.2022

Eine Ovation an die Sing(u)l(är)e Frau

Die Singuläre Frau
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In diesem Essay, ihrem 5. Buch, widmet Katja Kullmann der alleinstehenden Frau ein Buch voller Witz, Scharfsinn und Wiedererkennungsmomenten und gibt ihr einen neuen Namen: „die singuläre Frau“. Unabhängig, ...

In diesem Essay, ihrem 5. Buch, widmet Katja Kullmann der alleinstehenden Frau ein Buch voller Witz, Scharfsinn und Wiedererkennungsmomenten und gibt ihr einen neuen Namen: „die singuläre Frau“. Unabhängig, missachtet, oft ärmer als der Durchschnitt aber auch zufriedener und in den meisten Fälle überhaupt nicht einsam, so beschreibt sie die singuläre Frau heutzutage. Mit vielen Quellenbelägen schreibt sie über die Entstehung des Phänomens der alleinstehenden Frau und über ihren Einfluss auf die Entwicklung der Gesellschaft. Es geht ihr dabei nicht um die Verteufelung des Mannes sondern um eine kritische Haltung gegen die gesellschaftliche Erwartung, dass nur eine vergebene Frau eine glückliche (und in manchen Auffassungen auch vollwertige) Frau sein kann. Nachdem man dieses Buch gelesen hat sollte jedem klar sein, dass es in den meisten Fällen kein Grund dazu gibt, die Singles im Bekanntenkreis mit der Monsterfrage, wie Frau Kullman sie taufte, „Wieso bist du nicht verheiratet?“ zu belästigen. Frau Kullmann schlägt als Antwort die Gegenfrage „Wieso bist du nicht schlank?“ vor oder alternativ, an eine Pärchen gerichtet und mit viel Erstaunen vorgetragen: „>>Was mich die ganze Zeit schon interessiert, ich hoffe, ich trete Ihnen nicht zu nah, aber: Sind Sie fest zusammen? Ehrlich? Wie kommt das denn? Das passt gar nicht zu Ihnen. Was glauben Sie denn woran es liegt? << Man wird ja wohl noch fragen dürfen, wer wird denn gleich einschnappen?“
Empfehlenswert für alle Singles, die doch ab und zu mit dem Singledasein hadern, wenn auch nur auf Grund der gesellschaftlichen Erwartungen und nicht aus sich selbst heraus, sowie für alle Männer die glauben, sie wären ein Must-Have für jede Frau.

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