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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.01.2020

Atmosphärisch wirr

Nebelinsel
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Magisch düsterer Abriss einer Insel voller Geheimnisse und archaischer Traditionen, der jedoch einiges an Konzentration bedarf, um alle Verwicklungen und Geflechte zu durchblicken.


Von klassischer Fantasy ...

Magisch düsterer Abriss einer Insel voller Geheimnisse und archaischer Traditionen, der jedoch einiges an Konzentration bedarf, um alle Verwicklungen und Geflechte zu durchblicken.


Von klassischer Fantasy habe ich mich ja in letzter Zeit abzuwenden begonnen und suche stattdessen nach unkonventionellen Geschichten...

... und die wurden mir in diesem Buch wahrlich geboten! Nebelinsel ist kein in sich kohärenter Roman, sondern eine Kurzgeschichtensammlung, wobei jedoch alle Geschichten auf der selben Insel spielen und immer wieder Figuren und Ereignisse aufgegriffen werden. Eine fabelhafte Idee, die jedoch auch viel Konzentration benötigt, um alles einordnen zu können. Mir hätte neben der wunderbaren Karte noch eine Figurenauflistung geholfen ^^

Der Schreibstil wie auch die Handlung der Geschichten ist auf eine magische archaisch und zugleich von der Präsenz des Meeres geprägt. Alte Mythen und Bräuche, eine Gesellschaft voller Geheimnisse... Ich LIEBE die Atmosphäre dieses Buches, auch wenn mir das rückständige Frauenbild nicht gefiel. Andererseits gehörte es einfach zum Setting.

Die volkstümlichen Bräuche, der (Aber-)Glaube und die Natur Neverness´ sind von der Isle of Man inspiriert, wozu die Autorin auch ein interessantes Kurzinterview gegeben hat.

Die Düsternis, die über der Insel schwebt, sowie der Fischgeruch und das Salz in der Luft konnte ich förmlich spüren; so eindringlich und bildlich schreibt die Autorin. Mindestens genauso beeindruckend ist ihre Fantasie, die diesen Mikrokosmos hat entstehen lassen. Eine Welt, in der Glück und Liebe nur wenig Platz haben; es stattdessen um das pragmatische Überleben und Ausleben von Traditionen geht und die dennoch einen märchenhaften Zauber hat. Den Zauber eines düsteren Märchens!

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Veröffentlicht am 07.12.2019

Ein Buch wie ein Kaleidoskop

Frankissstein
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Ein Buch wie ein Kaleidoskop: Facettenreich und bunt, kleinteilig und doch ein wunderschönes Gesamtbild formend. Frankenstein meets KI - wenn Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft verschmelzen... Ich bin ...

Ein Buch wie ein Kaleidoskop: Facettenreich und bunt, kleinteilig und doch ein wunderschönes Gesamtbild formend. Frankenstein meets KI - wenn Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft verschmelzen... Ich bin begeistert und geflashed von diesem Spiel mit Realität und Fiktion, Grenzen des Tu- und Denkbaren - definitiv nicht mein letztes Buch der Autorin!



Frankenstein hatte ich damals im Englischunterricht als Schullektüre, von der Mutter der Autorin habe ich vor einer Weile "Eine Verteidigung der Rechte der Frauen" gelesen, das als der Beginn des Kampfes für Frauenrechte in Europa angesehen wird - als ich also dieses Buch in der Vorschau entdeckte, war ich begeistert. Mit hohen Erwartungen und Vorfreude begann ich dieses Buch - und wurde nicht enttäuscht, denn es ist...

Facettenreich & bunt
Dieses Buch schien nur darauf gewartet zu haben, jetzt von mir gelesen zu werden, so sehr knüpft es an vieles an, womit ich mich momentan beschäftige. Frauenrechte früher und heute, LGBTIQ, Karl Marx, Identität,Per Anhalter durch die Galaxie, KI, ewige Jugend, Psychiatrie...

Definitiv ist dieses Buch nicht einfach irgendeine Geschichte, die man mal so eben liest, ist sie doch voller Denkimpulse und Material für weitere Überlegungen, Recherchen und Diskussionen!

Zersplittert & bruchstückhaft
Keine kohärente Geschichte, sondern viele Splitter und Fragmente, die lose durch Parallelen, das Frankenstein-Motiv und Zitate zusammengehalten werden. Ganz viel Unklarheit, gerade im offenen Ende, aber auch zwischendurch immer das Gefühl, nur Beobachterin zu sein, nicht Zuhörerin.

Gleichzeitig alles stimmig; so muss es sein. Das Ende wie die losen Fäden. Denn es geht nicht wirklich um Ry und Viktor, Ron, Claire und Polly, oder auch um Mary Shelley und ihr Monster nicht - sondern um die abstrakten Konzepte dahinter.Die automatisierte Zukunft und was das für uns bedeutet. Freiheit? Rechteverlust? Ewiges Leben? Gefühlslosigkeit?

Wunderschön & voller Kanten
Gerade der Schreibstil macht dieses Buch zu der Ungewöhnlichkeit, das es ist - ohne starre Kapitelstruktur, sondern in Sinnabschnitten, mit Perspektivwechseln und Zeitsprüngen,verwebt die Autorin nicht nur Realität und Fiktion auf meisterhafte Weise, sondern auch poetische Schönheit und vulgär-derbe Sprache.

Ein Buch voller Kontraste - nüchterne Wissenschaft und emotionsgeladener Kraftausdruck, Biologie/Anatomie und Lyrik, Kunst und Natur...Und wie bei einem Kaleidoskop gehören alle diese kantigen Bruchstücke doch zusammen, formen ein wunderschönes Ganzes. Je nach Blickwinkel, sieht jede*r etwas anderes und doch auch immer das Gleiche.

Auf dieses Buch muss mensch sich einlassen (können)- es ist kein Fernrohr und keine Glasscheibe, sondern ein Kaleidoskop. Die Autorin zeichnet kein klares Bild der Zukunft, ja nicht mal der Gegenwart und erlaubt auch keinen unverzerrten Blick auf die Vergangenheit.Stattdessen verwirrende Fragmente voller Schönheit und Kanten.Ich glaube, dieses Buch gehört zu jenen, die mensch entweder liebt oder hasst.

Nachdem ich mich über die Autorin und ihre anderen Bücher belesen habe, wurde mir klar, woher diese verrückte Verschmelzung von christlichem Glaube, futuristischer Wissenschaft und (sexueller) Selbstbestimmung kommt. Und ja, im Untertitel nennt sich das Buch "Eine Liebesgeschichte". Das ist das Buch und doch auch nicht (nur) - Dystopie und erschreckender Gegenwartsroman, gesellschaftskritisch und dann wieder "nur"Liebesgeschichte. Lest es einfach selbst ;)

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Veröffentlicht am 07.12.2019

Kriminalfall in matriarchaler Fantasywelt

Die Tote in der Tränenburg
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Ich liebe einfach alles an dieser Geschichte: Idee, Ausführung, Schreibstil, Welt... Und die Auflösung, genius! Das Buch ist sowohl für Hexenweltkenner als auch für -neulinge; für Krimileser und Nichtkrimileser.


Von ...

Ich liebe einfach alles an dieser Geschichte: Idee, Ausführung, Schreibstil, Welt... Und die Auflösung, genius! Das Buch ist sowohl für Hexenweltkenner als auch für -neulinge; für Krimileser und Nichtkrimileser.


Von Monika Loerchners matriarchaler Hexenwelt bin ich ja bereits ein großer Fan, sodass ich zu diesem Krimi nicht nein sagen konnte - auch wenn ich normalerweise keine Krimis lese!

Und was soll ich sagen; es hat mir ausnehmend gut gefallen! Ja, die klassische Krimihandlung - Täter*innensuche - steht klar im Fokus, aber zugleich ist dieses Buch eben auch Fantasy und wieder wunderbar denkanregend!

Wie schon in den beiden Hexenherz-Büchern schwebt über der eigentlichen Handlung die große Frage nach Gerechtigkeit und ob Ungleichheit jemals gerecht sein kann. All´ die tradierten Denkmuster, Vorurteile und Sprichwörter, die es in unserer Gesellschaft über Frauen und ihre vermeintliche Minderwertigkeit gibt, kehrt die Autorin um, legt einen Finger, nein die ganze Hand, in die Wunde der Nicht-Stichhaltigkeit der aufgeführten Argumente für Ungleichheit. Diese Verdrehungen, die "verkehrte Welt" brachte mich immer wieder zum Schmunzeln und gleichzeitig machten sie mich auch wütend bis hilflos, weil so und ähnlich argumentiert wird. Durch dieses Buch wird (wieder einmal) klar, was für ein Quatsch geschlechtsbegründete Ungleichheiten und -wertungen sind!

Abseits vom ernsten Content, der Nachdenklichkeit und Gesellschaftskritik überzeugte mich das Buch aber auch in seiner eigentlichen Handlung - die Aufklärung des Mordes ist nervenaufreibend, unvorhersehbar und kniffelig. Mit meinen Vermutungen bin ich immer mal wieder nah an des Rätsels Lösung gekommen, bin dann aber auch wieder und wieder Autorin und Charakteren auf den Leim gegangen. Das Ende hat es dann in sich und ich hoffe, dass das dann auch in der Hauptreihe noch aufgegriffen wird, denn das hat Sprengstoff und Potential!

Auch die neuen Charaktere habe ich ins Herz schließen können, sodass ich einem Wiedersehen mit ihnen nichts entgegenzusetzen hätte ^^

Wenn Krimis immer so fesselnd und anregend sind, sollte ich vielleicht das Genre wechseln, haha :D Ich bin auf jeden Fall angetan von diesem Buch und schon voller Vorfreude auf meinen nächsten Besuch im Goldenen Reich - egal ob Helena und Kolja, oder wieder in Krimiform ^^

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Veröffentlicht am 30.11.2019

Genial abstrus!

Die Fowl-Zwillinge und der geheimnisvolle Jäger (Die Fowl-Zwillinge 1)
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Eine grandiose Mischung aus Genialität, Abstrusität und daraus resultierender Situationskomik, sowie liebenswürdig-verschrobenen Charakteren!



Schon eine Weile ist's her, seit ich das letzte Mal mit ...

Eine grandiose Mischung aus Genialität, Abstrusität und daraus resultierender Situationskomik, sowie liebenswürdig-verschrobenen Charakteren!



Schon eine Weile ist's her, seit ich das letzte Mal mit Artemis & Unterwelt Abenteuer erlebt habe - große Freude also, mit den Zwillingen eine neue Serie unfassbarer Ereignisse zu beginnen!

Und was für eine explosive Mischung die beiden sind - ein Denker und ein Macher, nüchterne Wissenschaft und humorvolle Lebensfreude, Genialität und Spontanität. Wie schon in der Reihe um Artemis - eine skurrile Situation jagt die nächste, Situationskomik und Abstrusität vom Feinsten. Das Lesen regt die grauen Zellen an, aber auch die Mundwinkelmuskeln ^^

Ich liebe das hohe Tempo, die ständigen Überraschungen und unliebsamen Begegnungen und teuflischen Pläne - und die Bruderliebe zwischen Myles und Becket. Die beiden muss man einfach gernhaben! Aus Außenseitern und verkannten Genies entsteht ein perfektes Team - die Welfe, der Zwergtroll und die Zwillinge; ich kann die kommenden Abenteuer kaum abwarten ^^

Ungewöhnlich wie die Geschichte ist auch der hervorragende Schreibstil - die erzählende Stimme spult vor und rück nach Belieben, wechselt die Perspektive, verlangsamt und überspringt, listet auf, deutet an und friert den Moment ein, um ihn genau zu analysieren. Gefällt mir!

Dieses Buch ist von der ersten Seite an purer Lesespaß, rasantes Abenteuer und geniale Konzeption - kurzum, ich liebe es, bin wieder voll im Fowl-Universum und kann Verfilmung und zukünftige Bücher kaum abwarten!

Veröffentlicht am 30.10.2019

Als wäre es der zweite Band

Jumper. Im Netz der Welten
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Lesenswerte Fantasy mit wunderbarem Schreibstil, viel Fantasie und ungewöhnlichen Charakteren - auch wenn dieses Potential noch weiter ausgebaut werden können.


Piratenschiff?! Da war es um mich geschehen, ...

Lesenswerte Fantasy mit wunderbarem Schreibstil, viel Fantasie und ungewöhnlichen Charakteren - auch wenn dieses Potential noch weiter ausgebaut werden können.


Piratenschiff?! Da war es um mich geschehen, nach längerer Abstinenz griff ich wieder zu einem im.press-Titel :D

Und habe es nicht bereut. Wind im Haar, Salz in der Luft, Sehnsucht nach Freiheit?! #icantotallyrelate

Besonders gefiel mir, wie bunt die Geschichte ist - all´ die verrückten und phantastischen Welten und ihre Einwohner. Rubys Familie, Nerons Mannschaft - Ausgestoßene, Unangepasste, Regelbrecher. Gerade die besten Freunde hätten gerne noch mehr Raum bekommen dürfen, da sie erfrischend unkonform sind.

Während der Schreibstil angenehm zu lesen, voller Magie und Bilder und auch immer wieder Humor ist, merkt man an der Handlung doch, dass dieses Buch ein Debüt ist - während sich über die Kapitel alles langsam entwickelt, ist dann plötzlich der Endkampf da, der Schurke zwar angenehm menschlich (und nicht wie üblich das durch und durch verdorbene Monstrum) aber auch flach. Ich war zugegebenermaßen enttäuscht davon, wie wenig Twists und Überraschungen es bis zur Auflösung gab und dass es Ruby plötzlich verhältnismäßig leicht fiel, ihre Kräfte zu nutzen. Dass sie nicht als die unbezwingbare Superheldin startete, mochte ich, fand es aber unglaubwürdig wie schnell aus dem Mädchen, das sich vor allem und jedem fürchtet, die unerschrockene Kämpferin wurde.

Ähnlich übereilt kam mir die Liebesgeschichte vor, obwohl ich Ruby und Neron süß zusammen finde.

Gerade im ersten Teil des Buches hatte ich oftmals das Gefühl, einen zweiten Band zu lesen - und glaube, dass sich die Geschichte als solcher sogar besser machen würde! Mehr Weltenbau und Hintergrund, mehr gemeinsame Geschichte der Protagonisten, mehr Entwicklungsspielraum, mehr Welten... Gleichzeitig ist es auch erfreulich, endlich mal einen Einzelband statt den Auftakt zur fantasyüblichen Trilogie zu lesen ^^

Trotz meiner Kritik an der wenig überraschenden Handlung ist das Buch eine unterhaltsame Geschichte, die mit Charakteren und Schreibstil überzeugt. Ich kann mir definitiv vorstellen, künftige Bücher der Autorin zu lesen, da ich Potential sehe! :)