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Veröffentlicht am 25.10.2023

Violette Begeisterung

Das Stefan Zweig Album
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Ein Sachbuch, das bereits durch seine hochwertige Gestaltung, das handliche Format und das angenehme Schriftbild begeistert und auch inhaltlich allen Erwartungen gerecht wird. Ein großes Bildmaterial ermöglicht ...

Ein Sachbuch, das bereits durch seine hochwertige Gestaltung, das handliche Format und das angenehme Schriftbild begeistert und auch inhaltlich allen Erwartungen gerecht wird. Ein großes Bildmaterial ermöglicht fast schon ein "Dabeisein".



Von Stefan Zweig habe ich ja bereits drei Bücher gelesen und mich in seinen Schreibstil verliebt. (Und immer noch nicht die Beiträge zu Magellan und Vespucci geschrieben, aber das ist eine andere Geschichte!) Über sein Leben wusste ich jedoch bisher wenig; mir war vage bewusst, dass er ins südamerikanische Exil ging und den Freitod wählte - mehr aber auch nicht.

Umso mehr freute ich mich über das Erscheinen eines Sachbuchs über ihn und noch viel mehr, es dann in den Händen zu halten - hat es doch ein wunderbares Format, eine großartige Haptik und eine ansprechende Gestaltung. Den Titel Album trägt das Buch zu Recht - eine umfangreiche Sammlung von Fotografien und Handschriften gaben mir die Möglichkeit, den Autor fast schon persönlich kennenzulernen. Ein Leben in Bildern, wahrlich!

Überhaupt - dem Buch gelingt es neben der Lebensgeschichte Zweigs auch dessen mitunter schwierigen oder zumindest etwas kauzigen Charakter darzustellen und brachte mich bisweilen zum Schmunzeln ob der Eigenarten von Stefan Zweig. Auch sein familiäres Umfeld und die politischen sowie gesellschaftlichen Umständen beleuchtet das Buch.

Ich habe jetzt auf jeden Fall Lust, noch mehr Bücher von Stefan Zweig zu lesen.

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Veröffentlicht am 21.10.2023

Absolut begeistert

Gar es ohne Bares!
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Was für eine geniale Idee - gut Kochen trotz und mit schmalem Geldbeutel! Ich habe viel Inspiration gefunden und ein paar Tipps & Tricks mitnehmen können.




Ich hätte nie gedacht, dass mir mal jemand ...

Was für eine geniale Idee - gut Kochen trotz und mit schmalem Geldbeutel! Ich habe viel Inspiration gefunden und ein paar Tipps & Tricks mitnehmen können.




Ich hätte nie gedacht, dass mir mal jemand durch ein Kochbuch sympathisch werden würde. Oder dass ich wegen eines solchen Buches so begeistert sein würde. But here we go.

"Gar es ohne Bares" ist erst einmal keine klassische Rezeptsammlung, in der auf Zitatenlisten stichpunktartige Anleitungen folgen, sondern ein erzählendes Kochbuch. Mir war nicht klar, dass ein Kochbuch respektvoll sein kann, aber Sebastian Maas ist es - in seiner Sprache und gegenüber kulturellem Eigentum, schmalen Geldbeuteln sowie vegetarischer/veganer Ernährungsweise. I like!

Das (Koch-)Buch beginnt mit Worten zu Armut und auch zwischen den Rezepten kommt Maas unterschiedlich spezifisch immer wieder auf gesellschaftliche Missstände und Probleme unserer heutigen Welt zu sprechen. Zusätzlich zwischen die Rezepte und persönlichen Einschübe zu den Gerichten streut er zudem Spartipps und kleinere Life-Hacks. Da werde ich sicherlich einiges ausprobieren.

Und erst recht bei den Mahlzeiten an sich - in drei (bzw. vier, wenn ich die Festtagsgerichte gesondert zähle) Preisgruppen sortiert und mit ansprechenden, aber sympathisch semi-professionellen Bildern versehen, löste bei mir der Großteil Lust auf Nachkochen aus. Sebastian Maas gibt zudem häufig Anmerkungen, wie ich Gerichte noch aufpeppen, variieren oder nach Lust und Laune auch komplett vegan oder eben mit Fleischbeilage kochen könnte. Seine Rezepte erfordern weder Hightechgeräte noch ausgedehnte Küchenerfahrungen - und alle Zutaten sind im Discounter zu bekommen. Sicherlich das perfekte Buch für Studierende - und eigentlich für alle Menschen; denn gut & günstig kochen, ist doch in unser aller Interesse!

Kurzum, ich kann dieses Kochbuch einfach nur allen ans Herz legen, feiere Sebastian Maas auch für kleine Spitzen wie "Starköchinnen und süddeutsche Hausmänner" und freue mich aufs Nachkochen.

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Veröffentlicht am 10.10.2023

Gehetzt und zugleich langatmig

Das Vogelmädchen von London
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Konnte mich über lange Strecken nicht packen und riss mich mit vulgären Ausrücken immer wieder aus dem Sog der ansonsten so anmutigen Beschreibungen. Plot und Setting haben viel Potential, das in meinen ...

Konnte mich über lange Strecken nicht packen und riss mich mit vulgären Ausrücken immer wieder aus dem Sog der ansonsten so anmutigen Beschreibungen. Plot und Setting haben viel Potential, das in meinen Augen nicht ausgeschöpft wurde.



Ich gebe es zu - das Cover hat mich magisch angezogen und neugierig auf das Buch gemacht. Und Theater, Liebe und eine Prise Magie im elisabethanischen London? Das klang vielversprechend!

Doch nach einem atemlosen Start folgte schnell Ernüchterung - obwohl die Handlung gerade zu gehetzt wirkte, empfand ich die Kapitel als langatmig. Über die Gemeinschaft und Fähigkeiten der Aviscultarier erfuhr ich wenig bis nichts; die Figuren blieben blass und unnahbar; die Liebesgeschichte konnte mich nicht berühren - ja mehr noch, sie hinterließ ein unangenehmes Gefühl bei mir.

Mehrmals war ich kurz davor, das Buch abzubrechen. Weil ich mich durch die Seiten schleppte, nicht mitfieberte und mich allgemein unwohl fühlte. Denn was zwischen den Buchdeckeln passierte, war teilweise entsetzlich schrecklich und schockierend, aber zugleich nüchtern geschildert und dadurch wenig ergreifend. Mat Osman nimmt kein Blatt vor den Mund - was sich auch in derber Sprache äußert, die mit seinem sonst zwischen prosaisch und schwülstig oszillierenden Schreibstil stark kontrastiert. Während Shay London in all seiner Hässlichkeit liebt und Schönheit überall zu finden vermag, während wunderbar bildliche und meisterhaft formulierte Beschreibungen diese Stadt der Vergangenheit fast schon greifbar machten, riss die unhistorische Ausdrucksweise mich immer wieder aus dem verzauberten Bann. "Ficken", "pissen", "Scheiße" und "Kotze" lese ich allgemein nicht gerne und schon gar nicht in einem magisch-angehauchten historischen Roman.

Im Nachhinein bin ich dennoch froh, das Buch beendet zu haben - zum einen beeindruckte mich die Eloquenz der Beschreibungen, wie es Osman gelingt Glanz und Elend zugleich einzufangen, und zum anderen stimmte mich das Ende dann milder. Während der Tumult auf den letzten Seiten mir zu konfus war, brachte der Epilog eine wohlwollende Stille, ein erleichtertes Aufatmen. Und einen der wenigen Momente, in denen ich Anteilnahme mit den Figuren und dem Geschehen fühlte. Schade, dass das nicht öfter passierte!

Überhaupt - die Geschichte hätte so großartig sein können; ein faszinierendes und schillerndes Setting, moralisch graue Figuren und Entscheidungen, ein Hauch von Magie und Übernatürlichem und mit Shay eine Protagonistin, die sich und ihren Weg - tastend und mit Rückschritten - finden muss. Mir fehlte jedoch der rote Faden; die Handlung mäanderte vor sich hin, Szene reihte sich an Szene und ich war bestürzt, aber nicht ergriffen.

Es bleiben auch etliche offene Fragen, denn obwohl das Buch verhältnismäßig lang ist, fehlte es mir an Worldbuilding - gerne hätte ich mehr über Shays Gemeinschaft und ihre Visionen erfahren. Zu beidem bekam ich nur Krumen hingeworfen, vage Andeutungen. Und auch der historische Kontext hätte für mich einer Einordnung bedurft - gerne eine Zeittafel oder zumindest ein Nachwort zu den wahren Ereignissen und realen Figuren. So blicke ich auf das Gelesene mit allerhand Zweifeln, weil doch vieles zu fantasievoll und dramatisch erscheint. Überhaupt; das Genre - sogar auf das Cover ist historischer Roman aufgedruckt, ich sortiere das eher als Jugendbuch mit historischem Setting und paranormalen Elementen ein.

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Veröffentlicht am 07.10.2023

Funke sprang leider nicht über

Ach, wie gut, dass niemand weiß ...
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Eindeutig von jemandem geschrieben, der Märchen liebt und sich reichlich belesen hat - der Funke sprang bei mir jedoch leider nicht über. Kein mustread, aber für Märchenfans durchaus ein kurzweiliger Zeitvertreib.



Sprache ...

Eindeutig von jemandem geschrieben, der Märchen liebt und sich reichlich belesen hat - der Funke sprang bei mir jedoch leider nicht über. Kein mustread, aber für Märchenfans durchaus ein kurzweiliger Zeitvertreib.



Sprache finde ich ja grundsätzlich faszinierend und gerade die Herkunft von Sprichwörtern interessiert mich, sodass ich bei diesem Büchlein nicht nein sagen konnte. Witzigerweise ist mir erst jetzt beim Rezensionschreiben aufgefallen, dass ich vom Autor mit Da haben wir den Salat. In 80 Sprichwörtern um die Welt vor fünf Jahren schonmal ein Buch gelesen habe.

Genau wie damals punktet das Buch wieder mit charmanten Illustrationen und das reduzierte Farbkonzept war auch stimmig. Inhaltlich ist es ganz grob thematisch sortiert - Märchenausrufe zu Natur, Geschlechterrollen, Familie oder Hilfsmitteln etwa und auch Reime und Verse. Es gibt dann stets ein paar einleitende Worte und anschließend zu verschiedensten Sprichworten samt unterschiedlichen sprachlichen Ausprägungen ihre Bedeutung und märchenhafte Herkunft. Unterbrochen wird das Ganze ab und an durch Einschübe in Kästen - entweder weitere Ausführungen zu einem spezifischen Thema oder Listen und Aufzählungen.

Obwohl ich so vorfreudig war, fiel mir das Lesen des Büchleins schwer; leider schaffte Rolf-Bernhard Essig es nicht, mich mit seiner offensichtlichen Begeisterung für Märchen anzustecken. Ganz offensichtlich kennt er sich aus und hat auch fundiert recherchiert - bringt das dann aber fast schon hochnäsig rüber. Es kam mir vor wie Namedropping, wenn er auf Märchen nur á la "sollte ja allen bekannt sein; trivial" verwies und ich von diesen im Leben noch nicht gehört hatte. Hätte er gerne ein paar Worte zum Inhalt verlieren können, wenn er sie schon erwähnt.

Auch die Auswahl der Sprichworte an sich haute mich nicht vom Sockel - die einen waren unspektakulär, offensichtlich aus bestimmten Märchen und in ihrer Aussage klar; die anderen hatte ich teilweise noch nie gehört bzw. sind nicht im allgemeinen Sprachgebrauch. Darauf weißt Essig teilweise hin und schlägt sie zur Sprachbereicherung vor - charmant. Trotzdem habe ich leider nicht viel aus dem Buch mitgenommen.

Was mir neben der offensichtlichen Liebeserklärung an das (Vor-)Lesen von Märchen gefiel, war die Auseinandersetzung mit dem Vorbildspotential dieser teilweise uralten Geschichten. Gerade was Rollenklischees angeht, stehen Märchen ja oft in der Kritik - und Essig verweist darauf, dass nicht nur passive Prinzessinnen und Haudrauf-Kerle die Geschichten bevölkern, sondern dass durchaus inspirierende Darstellungen zu finden sind und überhaupt Fantasie Lesenden aller Altersgruppen das Leben bereichert.

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Veröffentlicht am 26.09.2023

Die See ruft...

Die Bibliothek der sieben Meere
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Mit diesem Buch in See zu stechen und die sieben Meere aus dem Lesesessel heraus zu erkunden, ist ein Vergnügen - egal ob für bibliophile Landratten oder Shantysingende mit Salzwasser in den Adern.



Bereits ...

Mit diesem Buch in See zu stechen und die sieben Meere aus dem Lesesessel heraus zu erkunden, ist ein Vergnügen - egal ob für bibliophile Landratten oder Shantysingende mit Salzwasser in den Adern.



Bereits als ich diesen Titel in der Vorschau entdeckte, war ich aufgeregt - und noch viel me(e)hr, als ich das Schätzchen dann in den Händen hielt: Leineneinband, Lesebändchen und fernes Wellenrauschen...

Und was soll ich das sagen?! Das hier wird eine langweilige Besprechung, denn außer absoluter Begeisterung kann und möchte ich euch zu dem Buch gar nicht erzählen.

Dem Autor gelingt es, die vielschichtige und schon immer da gewesene Faszination der Menschheit für das Meer in Worten einzufangen und aus der Literatur zugleich hervorzuholen. Dabei zeigt sich Pechmann als vielbelesener Experte, ohne unangenehmes name dropping zu betreiben; ich fühlte mich nicht belehrt und einem Dozenten ausgesetzt, sondern inspiriert und wie in einem Gespräch mit Gleichgesinnten. Wenn ich Werke und Autor*innen kannte, löste das ein heimeliges Gefühl aus und bei Unbekanntem Lust und Neugier, da mal reinzublättern.

Auch die Einteilung in die sieben Kapitel, die sieben Meere der Mythen, des Unbekannten, der Abenteuer, der Arbeit, des Unheils, der Angst und der Leidenschaften gefiel mir; gab es doch somit eine thematische Untergliederung, die jedoch genauso fließend wie das titelgebende Element selbst ist. Aus wie vielen Perspektiven die Menschen sich dem Meer genähert haben, wie unterschiedlich sie es bewerteten und welch variierende Rollen es im Leben spielen kann, ist literarisch eindrucksvoll nachvollziehbar - da sind romantisierte und verklärte Vorstellungen, Fernweh und Abenteuerlust, Angst und Verlust, alltägliches Arbeiten und erholsamer Urlaub, Natur und Naturgewalt; so viele Aspekte! Pechmann schaut hier weit über den Tellerrand "klassischer" Meeresliteratur, also solcher, die das Meer explizit thematisiert, hinaus und erzählt auch von Werken, in denen es nur am Rande oder in Vorstellungen vorkommt. Der Kanon ist leider fast ausschließlich westlich, aber zumindest nicht rein-männlich.

Immer wieder finden Zitate und Auszüge von Gedichten, Romanen und anderen literarischen Werken ihren Weg auf die Seiten des Buches, aber auch Pechmanns Schreibstil an sich ist wunderbar und voller Faszination für das Meer. Ein wahres Lesevergnügen!

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