Profilbild von oceanloveR

oceanloveR

Lesejury Star
offline

oceanloveR ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit oceanloveR über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.11.2023

Wohlfühlfantasy

Girl, Goddess, Queen: Mein Name ist Persephone
0

Die Art von Jugendbuch, von der es mehr geben muss - inhaltlich überzeugend, spaßig zu lesen und mit gesunden Darstellungen von Liebe, Freundschaft und Auseinandersetzung mit eigenen Gefühlen und Zielen.




Bea ...

Die Art von Jugendbuch, von der es mehr geben muss - inhaltlich überzeugend, spaßig zu lesen und mit gesunden Darstellungen von Liebe, Freundschaft und Auseinandersetzung mit eigenen Gefühlen und Zielen.




Bea Fitzgeralds Interpretation von Hades und Persephone holte mich von der ersten Seite an ab. Und zwar literally von der ersten - mir gefiel das "Vorwort" ausgesprochen. Zu wissen, welchen potentiellen Inhalt ich (nicht) zu erwarten hatte, kreierte für mich ein angenehmes Leseklima.

Und wow, die Figuren. Ich liebe, wie sehr sich Persephone (und Hades) im Laufe des Buches weiterentwickelten; wie viel Wachstum da zu sehen war. Auch die Beziehung der Beiden zueinander ist davon geprägt und ich bin begeistert über das Level an Kommunikation - in Jugendbüchern läuft die Entwicklung zum Paar ja häufig non-verbal und in Sprüngen ab. Und ganz viel unangenehme Missverständnisse. Persephone und Hades hingegen sprechen viel miteinander und lernen, ihre Bedürfnisse zu formulieren und rücksichtsvoll miteinander zu sein. Keine unnötige Misskommunikation, die das Buch nur in die Länge zieht und Augenrollen auslöst, sondern Gespräche und Rückfragen. Das feiere ich - schade eigentlich, dass es mir auffiel; das sollte im echten Leben wie in Büchern immer so sein...

Und auch die Handlung an sich überzeugte mich - gerade weil nicht von einer Actionszene zur nächsten gehetzt wird, sondern Zeit für alltägliche Ratssitzungen, Feiern mit Freunden und Erkundungstouren ist. Dadurch hatte ich das Gefühl, die Unterwelt und Persephone kennenzulernen und bei der langsamen Rache mitzuwirken. Denn die Wut über die unfaire patriarchale Welt und der Wunsch, sie besser zu machen, treibt Persephone kontinuierlich an - ich habe es geliebt, ihr auf diesem Weg zu folgen. Spannend fand ich auch das Mutter-Tochter-Verhältnis, das nicht auf Verurteilung heruntergebrochen wird, sondern in seiner Komplexheit bestehen darf. Außerdem bin ich begeistert über die Frauenfreundschaften und wie Hades´ Bisexualität nur eine Randnotiz ist.

Die Narrativumkehr zieht Bea Fitzgerald zudem konsequent durch - Hades hat Persephone nicht geraubt; sie ist zu ihm gekommen. Nicht sie nimmt seinen Antrag an, sondern er ihren. Sie krönt sich zur Königin; nicht sie wird gekrönt. Viele Details und gleichzeitig ausdrucksstarke Szenen. Ich liebs.

Feminismus, Mythologie, ganz viel Humor und eine Prise Liebe - was für eine grandiose Kombination! Ich hatte viel Spaß und flog durch die Seiten, denn Bea Fitzgeralds Schreibstil liest sich wunderbar. Ich liebe die Schlagabtäusche zwischen Persephone und Hades und das Knistern zwischen den Beiden. Zudem gab es etliche Momente, in denen ich mich hervorragend mit Persephone identifizieren konnte und ihr oder der Autorin für gelungene Momente, Aussagen und Szenen applaudieren wollte. Ich feiere die Botschaften des Buches an junge Leser*innen - consent is sexy, Feminismus geht auch Männer was an, weil das Patriarchat tatsächlich auch sie einschränkt, Liebe ist schön, aber nicht das einzige Lebensziel und "vollständig" bist du allein schon, dafür brauchst du niemanden. 💥

Wohlfühlfantasy; der Begriff schwebte nach Beenden des Buches in meinem Kopf herum - genau das will ich künftig lesen. Denn auch wenn ich mittlerweile deutlich weniger Fantasy lese als früher, mag ich das Genre noch immer. Aber ich will keine toxischen Liebesbeziehungen mit problematischem Verhalten. Ich will keine Gewalt (gegen Frauen) nur um zu schocken bzw. ich will allgemein wissen, was ich (nicht) erwarten kann. Ich will starke Frauen, die Gefühle haben dürfen, lieben dürfen - und trotzdem selbstständig bleiben. Die nicht vollkommen in einer Beziehung aufgehen, sondern sie kontinuierlich prüfen und reifen. Ich will Frauenfreundschaften. Und all das bot mir Girl, Goddess, Queen - ich konnte die Liebesgeschichte genießen, weil sie realistisch und respektvoll war und gleichzeitig die eigentliche Handlung nicht überschrieb.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.10.2023

Violette Begeisterung

Das Stefan Zweig Album
0

Ein Sachbuch, das bereits durch seine hochwertige Gestaltung, das handliche Format und das angenehme Schriftbild begeistert und auch inhaltlich allen Erwartungen gerecht wird. Ein großes Bildmaterial ermöglicht ...

Ein Sachbuch, das bereits durch seine hochwertige Gestaltung, das handliche Format und das angenehme Schriftbild begeistert und auch inhaltlich allen Erwartungen gerecht wird. Ein großes Bildmaterial ermöglicht fast schon ein "Dabeisein".



Von Stefan Zweig habe ich ja bereits drei Bücher gelesen und mich in seinen Schreibstil verliebt. (Und immer noch nicht die Beiträge zu Magellan und Vespucci geschrieben, aber das ist eine andere Geschichte!) Über sein Leben wusste ich jedoch bisher wenig; mir war vage bewusst, dass er ins südamerikanische Exil ging und den Freitod wählte - mehr aber auch nicht.

Umso mehr freute ich mich über das Erscheinen eines Sachbuchs über ihn und noch viel mehr, es dann in den Händen zu halten - hat es doch ein wunderbares Format, eine großartige Haptik und eine ansprechende Gestaltung. Den Titel Album trägt das Buch zu Recht - eine umfangreiche Sammlung von Fotografien und Handschriften gaben mir die Möglichkeit, den Autor fast schon persönlich kennenzulernen. Ein Leben in Bildern, wahrlich!

Überhaupt - dem Buch gelingt es neben der Lebensgeschichte Zweigs auch dessen mitunter schwierigen oder zumindest etwas kauzigen Charakter darzustellen und brachte mich bisweilen zum Schmunzeln ob der Eigenarten von Stefan Zweig. Auch sein familiäres Umfeld und die politischen sowie gesellschaftlichen Umständen beleuchtet das Buch.

Ich habe jetzt auf jeden Fall Lust, noch mehr Bücher von Stefan Zweig zu lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 21.10.2023

Absolut begeistert

Gar es ohne Bares!
0

Was für eine geniale Idee - gut Kochen trotz und mit schmalem Geldbeutel! Ich habe viel Inspiration gefunden und ein paar Tipps & Tricks mitnehmen können.




Ich hätte nie gedacht, dass mir mal jemand ...

Was für eine geniale Idee - gut Kochen trotz und mit schmalem Geldbeutel! Ich habe viel Inspiration gefunden und ein paar Tipps & Tricks mitnehmen können.




Ich hätte nie gedacht, dass mir mal jemand durch ein Kochbuch sympathisch werden würde. Oder dass ich wegen eines solchen Buches so begeistert sein würde. But here we go.

"Gar es ohne Bares" ist erst einmal keine klassische Rezeptsammlung, in der auf Zitatenlisten stichpunktartige Anleitungen folgen, sondern ein erzählendes Kochbuch. Mir war nicht klar, dass ein Kochbuch respektvoll sein kann, aber Sebastian Maas ist es - in seiner Sprache und gegenüber kulturellem Eigentum, schmalen Geldbeuteln sowie vegetarischer/veganer Ernährungsweise. I like!

Das (Koch-)Buch beginnt mit Worten zu Armut und auch zwischen den Rezepten kommt Maas unterschiedlich spezifisch immer wieder auf gesellschaftliche Missstände und Probleme unserer heutigen Welt zu sprechen. Zusätzlich zwischen die Rezepte und persönlichen Einschübe zu den Gerichten streut er zudem Spartipps und kleinere Life-Hacks. Da werde ich sicherlich einiges ausprobieren.

Und erst recht bei den Mahlzeiten an sich - in drei (bzw. vier, wenn ich die Festtagsgerichte gesondert zähle) Preisgruppen sortiert und mit ansprechenden, aber sympathisch semi-professionellen Bildern versehen, löste bei mir der Großteil Lust auf Nachkochen aus. Sebastian Maas gibt zudem häufig Anmerkungen, wie ich Gerichte noch aufpeppen, variieren oder nach Lust und Laune auch komplett vegan oder eben mit Fleischbeilage kochen könnte. Seine Rezepte erfordern weder Hightechgeräte noch ausgedehnte Küchenerfahrungen - und alle Zutaten sind im Discounter zu bekommen. Sicherlich das perfekte Buch für Studierende - und eigentlich für alle Menschen; denn gut & günstig kochen, ist doch in unser aller Interesse!

Kurzum, ich kann dieses Kochbuch einfach nur allen ans Herz legen, feiere Sebastian Maas auch für kleine Spitzen wie "Starköchinnen und süddeutsche Hausmänner" und freue mich aufs Nachkochen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 10.10.2023

Gehetzt und zugleich langatmig

Das Vogelmädchen von London
0

Konnte mich über lange Strecken nicht packen und riss mich mit vulgären Ausrücken immer wieder aus dem Sog der ansonsten so anmutigen Beschreibungen. Plot und Setting haben viel Potential, das in meinen ...

Konnte mich über lange Strecken nicht packen und riss mich mit vulgären Ausrücken immer wieder aus dem Sog der ansonsten so anmutigen Beschreibungen. Plot und Setting haben viel Potential, das in meinen Augen nicht ausgeschöpft wurde.



Ich gebe es zu - das Cover hat mich magisch angezogen und neugierig auf das Buch gemacht. Und Theater, Liebe und eine Prise Magie im elisabethanischen London? Das klang vielversprechend!

Doch nach einem atemlosen Start folgte schnell Ernüchterung - obwohl die Handlung gerade zu gehetzt wirkte, empfand ich die Kapitel als langatmig. Über die Gemeinschaft und Fähigkeiten der Aviscultarier erfuhr ich wenig bis nichts; die Figuren blieben blass und unnahbar; die Liebesgeschichte konnte mich nicht berühren - ja mehr noch, sie hinterließ ein unangenehmes Gefühl bei mir.

Mehrmals war ich kurz davor, das Buch abzubrechen. Weil ich mich durch die Seiten schleppte, nicht mitfieberte und mich allgemein unwohl fühlte. Denn was zwischen den Buchdeckeln passierte, war teilweise entsetzlich schrecklich und schockierend, aber zugleich nüchtern geschildert und dadurch wenig ergreifend. Mat Osman nimmt kein Blatt vor den Mund - was sich auch in derber Sprache äußert, die mit seinem sonst zwischen prosaisch und schwülstig oszillierenden Schreibstil stark kontrastiert. Während Shay London in all seiner Hässlichkeit liebt und Schönheit überall zu finden vermag, während wunderbar bildliche und meisterhaft formulierte Beschreibungen diese Stadt der Vergangenheit fast schon greifbar machten, riss die unhistorische Ausdrucksweise mich immer wieder aus dem verzauberten Bann. "Ficken", "pissen", "Scheiße" und "Kotze" lese ich allgemein nicht gerne und schon gar nicht in einem magisch-angehauchten historischen Roman.

Im Nachhinein bin ich dennoch froh, das Buch beendet zu haben - zum einen beeindruckte mich die Eloquenz der Beschreibungen, wie es Osman gelingt Glanz und Elend zugleich einzufangen, und zum anderen stimmte mich das Ende dann milder. Während der Tumult auf den letzten Seiten mir zu konfus war, brachte der Epilog eine wohlwollende Stille, ein erleichtertes Aufatmen. Und einen der wenigen Momente, in denen ich Anteilnahme mit den Figuren und dem Geschehen fühlte. Schade, dass das nicht öfter passierte!

Überhaupt - die Geschichte hätte so großartig sein können; ein faszinierendes und schillerndes Setting, moralisch graue Figuren und Entscheidungen, ein Hauch von Magie und Übernatürlichem und mit Shay eine Protagonistin, die sich und ihren Weg - tastend und mit Rückschritten - finden muss. Mir fehlte jedoch der rote Faden; die Handlung mäanderte vor sich hin, Szene reihte sich an Szene und ich war bestürzt, aber nicht ergriffen.

Es bleiben auch etliche offene Fragen, denn obwohl das Buch verhältnismäßig lang ist, fehlte es mir an Worldbuilding - gerne hätte ich mehr über Shays Gemeinschaft und ihre Visionen erfahren. Zu beidem bekam ich nur Krumen hingeworfen, vage Andeutungen. Und auch der historische Kontext hätte für mich einer Einordnung bedurft - gerne eine Zeittafel oder zumindest ein Nachwort zu den wahren Ereignissen und realen Figuren. So blicke ich auf das Gelesene mit allerhand Zweifeln, weil doch vieles zu fantasievoll und dramatisch erscheint. Überhaupt; das Genre - sogar auf das Cover ist historischer Roman aufgedruckt, ich sortiere das eher als Jugendbuch mit historischem Setting und paranormalen Elementen ein.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.10.2023

Funke sprang leider nicht über

Ach, wie gut, dass niemand weiß ...
0

Eindeutig von jemandem geschrieben, der Märchen liebt und sich reichlich belesen hat - der Funke sprang bei mir jedoch leider nicht über. Kein mustread, aber für Märchenfans durchaus ein kurzweiliger Zeitvertreib.



Sprache ...

Eindeutig von jemandem geschrieben, der Märchen liebt und sich reichlich belesen hat - der Funke sprang bei mir jedoch leider nicht über. Kein mustread, aber für Märchenfans durchaus ein kurzweiliger Zeitvertreib.



Sprache finde ich ja grundsätzlich faszinierend und gerade die Herkunft von Sprichwörtern interessiert mich, sodass ich bei diesem Büchlein nicht nein sagen konnte. Witzigerweise ist mir erst jetzt beim Rezensionschreiben aufgefallen, dass ich vom Autor mit Da haben wir den Salat. In 80 Sprichwörtern um die Welt vor fünf Jahren schonmal ein Buch gelesen habe.

Genau wie damals punktet das Buch wieder mit charmanten Illustrationen und das reduzierte Farbkonzept war auch stimmig. Inhaltlich ist es ganz grob thematisch sortiert - Märchenausrufe zu Natur, Geschlechterrollen, Familie oder Hilfsmitteln etwa und auch Reime und Verse. Es gibt dann stets ein paar einleitende Worte und anschließend zu verschiedensten Sprichworten samt unterschiedlichen sprachlichen Ausprägungen ihre Bedeutung und märchenhafte Herkunft. Unterbrochen wird das Ganze ab und an durch Einschübe in Kästen - entweder weitere Ausführungen zu einem spezifischen Thema oder Listen und Aufzählungen.

Obwohl ich so vorfreudig war, fiel mir das Lesen des Büchleins schwer; leider schaffte Rolf-Bernhard Essig es nicht, mich mit seiner offensichtlichen Begeisterung für Märchen anzustecken. Ganz offensichtlich kennt er sich aus und hat auch fundiert recherchiert - bringt das dann aber fast schon hochnäsig rüber. Es kam mir vor wie Namedropping, wenn er auf Märchen nur á la "sollte ja allen bekannt sein; trivial" verwies und ich von diesen im Leben noch nicht gehört hatte. Hätte er gerne ein paar Worte zum Inhalt verlieren können, wenn er sie schon erwähnt.

Auch die Auswahl der Sprichworte an sich haute mich nicht vom Sockel - die einen waren unspektakulär, offensichtlich aus bestimmten Märchen und in ihrer Aussage klar; die anderen hatte ich teilweise noch nie gehört bzw. sind nicht im allgemeinen Sprachgebrauch. Darauf weißt Essig teilweise hin und schlägt sie zur Sprachbereicherung vor - charmant. Trotzdem habe ich leider nicht viel aus dem Buch mitgenommen.

Was mir neben der offensichtlichen Liebeserklärung an das (Vor-)Lesen von Märchen gefiel, war die Auseinandersetzung mit dem Vorbildspotential dieser teilweise uralten Geschichten. Gerade was Rollenklischees angeht, stehen Märchen ja oft in der Kritik - und Essig verweist darauf, dass nicht nur passive Prinzessinnen und Haudrauf-Kerle die Geschichten bevölkern, sondern dass durchaus inspirierende Darstellungen zu finden sind und überhaupt Fantasie Lesenden aller Altersgruppen das Leben bereichert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil