Wahrlich düster!
Die Götter müssen sterbenAusgesprochen düster, blutig und gewalttätig; jedoch zugleich empowernd, unkonventionell und sensibel - kurzum, eine großartige, feministische Erzählung des Trojanischen Krieges, die ich nur empfehlen ...
Ausgesprochen düster, blutig und gewalttätig; jedoch zugleich empowernd, unkonventionell und sensibel - kurzum, eine großartige, feministische Erzählung des Trojanischen Krieges, die ich nur empfehlen kann!
Griechische Mythologie? Starke Frauen? Call me in! Dieses Buch schrie förmlich danach, von mir gelesen zu werden - gelesen und geliebt.
Denn BAMM, was für ein kraftvolles Buch. Düster, grausam, blutig - aber auch empowernd und sensibel. Frauen, die ein selbstbestimmtes Leben führen und alle, die sie daran hindern wagen, eines besseren belehren. Ich liebe die Diversität der Figuren hinsichtlich Genderidentität und sexuelle Orientierung. Polyamorie, nichtbinäre Geschlechtsidentität, Homo- und Bisexualität stehen jedoch nicht im Rampenlicht, sondern fügen sich unaufgeregt in die Rahmenhandlung ein - wie auch die rücksichtsvolle und bewusste Sprache. Die war mein erster Roman mit Neopronomen und geschlechtsneutralen Pluralformen; wer da Befürchtungen haben sollte: Nicht nötig!
Die Triggerwarnung finde ich auch positiv erwähnenswert - ist ja bei Weitem nicht selbstverständlich; für dieses Buch aber mehr als angebracht. Krieg ist blutig, Krieg ist grausam. Und Krieg ist voller sexueller Gewalt. So auch das Buch, gerade im mittleren Teil.
Die Figurendichte erfordert ein hohes Maß an Konzentration, zumal einige Namen ähnlich anmuten und viel Dynamik herrscht. Weder thematisch noch vom Aufbau her also "leichte Lektüre", sondern ein dichter, fordernder Roman. Auch die Perspektivwechsel tragen zur Komplexität bei und erhöhen noch weiter die Dramatik und Spannung, sodass ich vollständig in den Kosmos eintauchte. Und während die Autorin hervorragende Recherchearbeit geleistet hat, schmückte sie geschickt aus, deutete um und ergänzte raffiniert, sodass sie dem Trojanischen Krieg einen ganz neuen Spin verpasste; eine andere Perspektive einnahm als die der schillernden "Helden" aus Ilias und Odyssee.
Ausgesprochen gut gefallen hat mir auch, wie Bendzko nicht idealisiert oder verklärt - die Welt ist nicht schwarz oder weiß. Ihre Amazonen mögen eine noch so fortschrittliche und erstrebenswerte Gesellschaft aufgebaut haben; perfekt war und ist aber (noch) keine. Auch bei ihnen sind Ungerechtigkeit und Unterdrückung nicht ausgemerzt.
Mit diesem Buch habe ich meinen ersten Ausflug in das Genre der Dark Fantasy gewagt - und es definitiv nicht bereut; habe ich doch eine großartige Geschichte mit hervorragendem World Building, überzeugenden Emotionen und Entwicklungen sowie facettenreichen Charakteren lesen dürfen. Das Ende ist in sich abgeschlossen und zugleich ein neuer Auftakt - sollte es weitergehen, werde ich mit Freuden in die Welt von Areto, Clete und Co zurückkehren!