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Veröffentlicht am 09.07.2023

Aufbruchsstimmung in Dresden

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie
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Dresden 1841: Elise Spielmann ist leidenschaftliche Violinistin. Ihr Talent kann sie allerdings nur im privaten Umfeld und auf kleineren Festlichkeiten zu Hause präsentieren. Für eine Frau schickt es ...

Dresden 1841: Elise Spielmann ist leidenschaftliche Violinistin. Ihr Talent kann sie allerdings nur im privaten Umfeld und auf kleineren Festlichkeiten zu Hause präsentieren. Für eine Frau schickt es sich nicht, in der Öffentlichkeit zu musizieren. In Elise bildet sich langsam ein kleines Aufbegehren, die gesellschaftlichen Pflichten einer Frau in Frage zu stellen und tut dies ebenso bei der arrangierten Verlobung mit dem wohlhabenden Adam Jacobi.

Als sich Elise auch noch Hals über Kopf in den Malergehilfen Christian Hildebrand verliebt, stellt Elise noch viel mehr in Frage…


Die Geschichte von Elise, Christian und den vielen anderen Charakteren ist stark mit der Historik der Semper Oper und der Stadt Dresden verwoben. Die Ausführungen der Charaktere kommen dabei jedoch nicht zu kurz und der/die Leser*in hat zu diesen einen einfachen Zugang.


Beim Lesen habe ich mich über viele interessante Fakten über Dresden gefreut. Ich selbst war schon häufig in dieser wunderschönen Stadt und habe dort auch die Theaterszene für mich entdeckt.


Ich würde gerne noch so viel mehr über Elises Zukunft und der der sympathischen Theaterschneiderin erfahren. Auch der nahestehende Aufstand wirkte schon greifbar am Ende des Buches.

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Veröffentlicht am 09.07.2023

Babel - so mächtig, wie der Name klingt

Babel
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Robin Swift, der eigentlich einen ganz anderen Namen trägt, wird im chinesischen Kanton geboren und wächst dort die ersten Jahre seines Lebens bei seiner Mutter auf. Als diese an Cholera stirbt und es ...

Robin Swift, der eigentlich einen ganz anderen Namen trägt, wird im chinesischen Kanton geboren und wächst dort die ersten Jahre seines Lebens bei seiner Mutter auf. Als diese an Cholera stirbt und es so scheint, als ob die Krankheit auch ihm das Leben kosten wird, begegnet ihm Professor Lovell. Dieser rettet ihm mittels eines Silberbarren und Magie das Leben , und bringt ihn nach London. Dort angekommen wird Robin auf eine Ausbildung als Übersetzer an der renommierten Oxford University vorbereitet. Nach Jahren des intensiven Lernens und strenger, manchmal auch gewalttätiger, Erziehung durch Professor Lovell darf Robin an dem Institut Babel sein Studium als Übersetzer beginnen.

Hier wird er in die magische Kunst des Silberwerkens eingeführt und erfährt so, wie die westliche Welt ihren Nutzen aus dem Silber zieht.

In Babel lernt er auch Ramy kennen. Ramy ist ebenfalls ein Babel-Student (oder Babbler, wie sie an der Uni genannt werden) und gebürtig aus Kalkutta. Sie sind sich sofort sympathisch und freunden sich an. Beide machen die Erfahrung, innerhalb Oxfords als "Exoten" behandelt zu werden und sind an jedem Tag dem Rassismus der weißen englischen Bevölkerung ausgesetzt. Einzig und allein in Babel werden sie akzeptiert. Hier studieren nämlich viele Menschen mit unterschiedlicher ethnischen Backgrounds. Warum das so ist und wieso für die Magie des Silberwerkens unterschiedliche Sprachen so wichtig sind, erfahren Robin und Ramy nach und nach. Und auch der zuerst romantische Blick auf Babel und Oxford bzw. England allgemein, rückt nach und nach in ein anderes Licht...


Mir hat "Babel" mit seinen Höhen, Tiefen und Längen sehr gut gefallen. Das Buch ist zwar an manchen Stellen etwas ausschweifend und ich hätte mir wiederum andere Abschnitte ausführlicher gewünscht, aber was "Babel" für das Fantasy Genre tut, ist einfach viel zu groß.

"Babel" ist nämlich nicht nur eine Geschichte über die Bedeutung von Sprache und Wörtern, angereichert mit Magie, sondern kommt auch erfrischend aufgeklärt mit einem rassismuskritischen Blick daher. Dabei erzählt Rebecca F. Kuang nicht nur von dem Phänomen des "White Saviorism" und der Ausbeutung anderer Länder durch den globalen Norden, sie lädt auch dazu ein, den romantischen Blick auf westliche Bildungsinstitutionen (hier am Beispiel eines teilfiktionalem Oxford) zu verlagern. Für mich ist dieses Buch unglaublich bereichernd gewesen und ich konnte daraus so viel ziehen (auch wenn hier vieles fiktional ist, wie die Autorin auch selbst zu Beginn des Buches erklärt).

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Veröffentlicht am 18.06.2023

Grandioser Auftakt einer queeren Romanreihe

Wie Wellen im Sturm
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Lou schreibt für ihr Leben gern. Vor allem hat es ihr das Fantasygenre angetan. In ihrer Welt erlebt die Drachenreiterin Kimari mit ihrem treuen Gefährten Arokh zusammen wilde Abenteuer und stehen in der ...

Lou schreibt für ihr Leben gern. Vor allem hat es ihr das Fantasygenre angetan. In ihrer Welt erlebt die Drachenreiterin Kimari mit ihrem treuen Gefährten Arokh zusammen wilde Abenteuer und stehen in der Gunst Prinzessin Lianas. Für diese hegt Kimari auch einseitige Gefühle. Eine Sache, mit welcher sich Lou sehr gut auskennt....
Als Lou die Möglichkeit bekommt, ihr Schreibtalent an einem renommierten Internat an der Nordseeküste zu vertiefen, nimmt sie diese trotz Ängste an. Dort trifft sie auf viele neue Schüler*innen, welche sie mit offenen Armen empfangen. Leider gehört ihre Zimmermitbewohnerin Mika nicht dazu. Diese zeigt Lou von Anfang an die kalte Schulter. Als sich Lou dann dem internatseigenen Fußballteam anschließen möchte, scheint dies nicht ganz einfach zu werden. Denn dort ist Mika die ehrgeizige Kapitänin.

"Wie Wellen im Sturm" ist ein großartiger Jugendroman von Alicia Zett, welcher sich nur so von selbst weg liest. Im Zentrum des Buchs steht Lou mit ihrer Geschichter rund um ihr Coming out und dem Weg zu sich selbst. Dies ist jedoch auch ein Roman über ein Mädchen, welches lernt, für sich selbst einzustehen und ihre Ziele und Träume zu verfolgen. Das Buch handelt aber auch von der ersten großen Liebe und Zweifel. An einem selbst, den eigenen Fähigkeiten und Gefühlen.
Alles in allem ist "Wie Wellen im Sturm" ein queerer Coming of Age Roman, welcher mit äußerst sympathischen Charakteren und einem wohligem Setting daher kommt. Dem Charme dessen kann man sich nur schwer entziehen und ich habe dises Buch so so gerne gelesen.

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Veröffentlicht am 06.06.2023

Ein etwas anderer Familienroman

3000 Yen fürs Glück
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Die Familie Mikuriya lebt in Tokyo. Die Großmutter und das Oberhaupt der Familie, Kotoko, lebt nach einer einfachen Regel: Wie man 3000 Yen verwendet, kann über ein ganzes Leben entscheiden. Kotoko hat ...

Die Familie Mikuriya lebt in Tokyo. Die Großmutter und das Oberhaupt der Familie, Kotoko, lebt nach einer einfachen Regel: Wie man 3000 Yen verwendet, kann über ein ganzes Leben entscheiden. Kotoko hat nie groß verschwenderisch gelebt und führt sorgsam ein Kakeibo, ein Haushaltsbuch. Mittels diesem verschafft sie sich einen Überblick über ihre Finanzen und realisiert, dass sie mit ihrer Altersvorsorge doch nicht so gut hinkommt wie gedacht. Ein Job muss her! Und das mit 73 Jahren.

Miho, Kotokos Enkelin, wünscht sich sehnlichst einen eigenen Hund. Kann sie sich diesen überhaupt leisten? Als sie auf Anraten ihrer Schwester Maho ihre Finanzen auflistet um ihre Fixkosten zu ermitteln, wird ihr jedoch bewusst, dass sie ziemlich viel Geld für unnötige Dinge ausgibt. Und falls sie sich den Traum vom eigenen Hund erfüllen möchte, müsste sie anfangen, zu sparen. Sie belegt einen Kurs zum Thema Sparen, welcher ihr in so mancher Hinsicht neue Perspektiven ermöglicht.

"3000 Yen fürs Glück" unterscheidet sich stark von den Romanen, welche ich sonst so lese. Durch den Fokus auf die Finanzen wirkt hier alles viel kopflastiger und bildet somit einen ganz anderen Zugangn zu den Charakteren und der Handlung. Das soll jedoch nicht bedeuten, dass hier die Charakterentwicklung oder die Gefühle außen vor bleiben. Im Gegenteil. Die Familie Mikuriya ist mir mit all ihren Mitgliedern sehr ans Herz gewachsen. Allen voran Kotoko empfinde ich als sehr stark und als tragende Figur des Buches.

Die Leserinnen erhalten nicht nur einen interessanten Einblick in japanische Familienstrukturen, sondern auch jede Menge Denkanstöße, wenn es um die eigenen Finanzen bzw. um das eigene Sparen geht. Beim Lesen des Romans stellt sich oft die Frage, wie wichtig Geld wirklich ist und welche Rolle es im Leben, für jeden persönlich spielt.

Ein klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 31.05.2023

Großartige Worte, aber wo bleibt die eigentliche Geschichte?

Idol in Flammen
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Akari betreibt einen relativ hochfrequentierten Blog über ihr Idol Masaki, Mitglied einer beliebten J-Pop Gruppe. Noch bevor Masaki als großer Musiker gefeiert wird, entdeckte Akari ihn als Kind bei einer ...

Akari betreibt einen relativ hochfrequentierten Blog über ihr Idol Masaki, Mitglied einer beliebten J-Pop Gruppe. Noch bevor Masaki als großer Musiker gefeiert wird, entdeckte Akari ihn als Kind bei einer Theateraufführung. Die Faszination für ihr Idol war geboren. Ihr erster Gedanke am Morgen gehört ihm. Sie jobbt in einem Lokal um sich seine Fanartikel leisten zu können. Akari findet Trost in Masakis Musik und den vielen Bildern und Artikeln im Internet.

Als genau dieser Masaki einen weiblichen Fan geschlagen haben soll, entbrennt nun ein Shitstorm auf Social Media. Akaris Welt gerät aus den Fugen und sie verliert immer mehr den Bezug zur Realität, der Schule und ihrer Familie.

"Idol in Flammen" hat mich beeindruckt. Rin Usami erzählt wirklich eindringlich von dem Zustand des bedingungslosen Anhimmelns, dem Fansein. "Mein Idol einfach nur zu lieben, macht mich glücklich, es reicht mir, und es soll sich bitteschön niemand einmischen. Ich wünsche mir keine Beziehung, bei der wir beide etwas füreinander empfinden, wahrscheinlich, weil ich so, wie ich jetzt bin, gar nicht von ihm gesehen oder akzeptiert werden will." (S. 63)

Die Ich-Erzählerin öffnet den Leser*innen ihre Welt, ganz nah und intim. Die Worte von Rin Usami sind wirklich gut gewählt. Alles in allem muss ich jedoch sagen, dass ich mir etwas anderes von dem Buch versprochen habe. In dem Buch kommt mir die J-Pop Kultur zu kurz. Und anstatt mehr von dem Idol und dem tatsächlichem Vorfall zu erzählen und / oder diesen aufzuklären, geht es hier um ein psychisch sehr fragiles Mädchen, welches immer weiter zerbricht. Leider empfand ich das Ende auch eher mittelmäßig.

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