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Veröffentlicht am 07.02.2017

Vier Frauen gehen mit dem Leser auf eine Glaubensreise

Unterwegs mit dir (1)
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Cover und Gestaltung:
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Das Titelbild ist wunderschön. Farblich passt es mit den Pastelltönen gut zu einem Frauenroman. Die Silhouetten der vier Frauen, die sich an der Hand ...

Cover und Gestaltung:
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Das Titelbild ist wunderschön. Farblich passt es mit den Pastelltönen gut zu einem Frauenroman. Die Silhouetten der vier Frauen, die sich an der Hand nehmen, passt zum Titel "Unterwegs mit Dir", der haptisch durch eine Prägung hervorgehoben ist. Es fühlt sich toll an und als Hardcover macht das Buch auf jeden Fall einen hochwertigen Eindruck, das man gerne in die Hand nimmt.

Inhalt:
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Es geht um vier Frauen, die völlig unterschiedlich sind und in verschiedenen Lebensphasen stecken. Sie alle werden durch einen pflaumenfarbenen Flyer aufmerksam auf den Kurs "Geistliche Reise". In diesem Kurs geht es darum, unterschiedliche, geistliche Übungen kennenzulernen.So unterschiedlich wie die Frauen sind die Gründe, diesen Kurs zu besuchen. Aber ab dem Zeitpunkt an dem sie aufeinander treffen, beginnt eine Entwicklung, die nicht nur für sie selbst, sondern auch für den Leser eine sehr überraschende und letztendlich positive Richtung nimmt.

Mein Eindruck:
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Mir hat bereits die Einführung der vier Frauen gut gefallen: Es wurde jeweils ein Erlebnis aus der Kindheit erzählt und dann erfolgte ein Zeitsprung in die Gegenwart. Im Laufe des Romans erfährt man immer mehr über die Beweggründe der Frauen, indem zwischendurch Teile aus ihrer Kindheit eingestreut werden. Da ist Meg, 46 Jahre alt, alleinerziehende Mutter. Megs dominante Mutter, bei der sie bis vor Kurzem mit ihrer nun erwachsenen Tochter gelebt hat, ist tot, die Tochter hat soeben aus Studiengründen das Haus verlassen. Nun steht sie zunächst trauernd und orientierungslos da. Zu ihrer Schwester hat sie ein schwieriges Verhältnis. Hannah ist 39 und als Pastorin von ihrer Gemeinde zwangsweise in eine Sabbatzeit geschickt worden. Sie fühlt sich zunächst nutzlos und ihre Auszeit kommt ihr sinnlos vor. Die dritte im Bunde ist Mara, 50 Jahre, Mutter von 3 Kindern, die in einer glücklosen Ehe feststeckt und durch leidvolle Erfahrungen in ihrer Vergangenheit kein liebevolles Verhältnis zu sich selbst aufbauen konnte. Und die jüngste der Vier ist Charissa, eine ehrgeizige, kontrollsüchtige Studentin, die ursprünglich den Kurs nur besucht, um ihrem Doktorvater zu gefallen.
Ihnen allen ist es nicht bewusst und doch sehnen sie sich danach, so anerkannt und geliebt zu werden, wie sie sind. Auch wenn die Grundvoraussetzungen und Wege zum Ziel sehr unterschiedlich sind, so lernen sie durch diesen Kurs, dass der Weg gemeinsam viel besser gelingen kann. Das gemeinsam auf den Weg machen spiegelt sich auch wunderbar im Originaltitel "Sensible Shoes" wieder, einer vierteiligen Reihe, deren letzter Teil dieses Jahr auf englisch erscheinen soll.

Obwohl die Frauen so verschieden sind, oder gerade deshalb, hatte ich das Gefühl, dass ein Teil von jeder in mir steckt. Erst im späteren Verlauf des Romans gab es zwei, bei deren Entwicklung ich etwas mehr mitfieberte als bei den anderen beiden. Das lag daran, dass meine aktuellen, innerlichen Baustellen mit ihnen am größten waren. Die Charaktere sind mit ihren Ecken und Kanten allesamt sehr authentisch, sie könnten auch Personen aus meiner Nachbarschaft sein.

Das Spannende an diesem Buch ist zum einen die Mischung aus Roman und Kursbuch. Die Arbeitsblätter des Kurses "Geistliche Reise" sind im Buch mit abgedruckt, sodass man als Leser die Übungen selber durchführen kann. Zum anderen ist die Entwicklung der vier Frauen an sich sehr interessant, teilweise könnte man sagen, dass einige Frauen stellvertretend für mich Erkenntnisse gewannen, die ich mir zunutze machen konnte. Der Schreibstil ist toll, liest sich sehr leicht und hat sehr viele poetische Stellen. Theoretisch könnte man das Buch flüssig in einem Rutsch durchlesen. Doch es ist dadurch nicht oberflächlich, wie man vielleicht annehmen könnte, im Gegenteil: Man kann und sollte, immer wieder stehen bleiben und einzelne Passagen auf sich wirken lassen, um darüber nachzudenken.

Es gibt viele schöne Stellen, die ich mir in diesem Buch notiert habe, aber mein Lieblingszitat ist:

"[...] 'Blumen im Winter', wiederholte Hannah langsam. 'Das ist eine Metapher für das geistliche Leben, nicht?' Meg wirkte verwirrt. 'Wie meinst Du das?' 'Wir müssen uns an Gottes Liebeserklärung klammern, wenn wir durch die schwierigen und einsamen Zeiten unseres Lebens gehen. In den Wintern unsere Seele, wenn alles wegbricht, müssen wir an dem Versprechen Gottes festhalten, dass seine Liebe nie zu Ende geht.'" (S. 323f.)

Voraussetzung, von diesem Buch profitieren zu können, ist der Glaube an Gott bzw. die Suche nach ihm und die Bereitschaft, sich auf Veränderungen im Leben einzulassen. Wenn dies aber gegeben ist, kann einem dieses Buch tolle Impulse geben, über sich und sein Leben nachzudenken und sich spirituell und schließlich auch praktisch zu verändern. Zudem ist es ein Buch, dass man in verschiedenen Lebensabschnitten wieder zur Hand nehmen kann und dabei neue Erkenntnisse gewinnen wird. Für mich war es eine tolle Erfahrung und ich hoffe darauf, dass bald auch die Folgebände übersetzt werden, damit ich mit den Vier weiterreisen kann.

Fazit:
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Auftakt zu einer wundervollen, spirituellen (Roman-)Reise zu Gott und zu sich selbst - etwas ganz Besonderes!

Veröffentlicht am 07.02.2017

Gott geht selten einen geraden Weg

Liebe statt Furcht
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Cover und Gestaltung:
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Da die Autorin nun unter falschem Namen in Deutschland lebt, passt es gut, dass sie mit dem Rücken zum Betrachter steht. Hinzukommt, dass sie auf das ...

Cover und Gestaltung:
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Da die Autorin nun unter falschem Namen in Deutschland lebt, passt es gut, dass sie mit dem Rücken zum Betrachter steht. Hinzukommt, dass sie auf das Kreuz blickt und somit ihre Hingabe zum neuen Glauben symbolisiert wird. Durch die Klappenbroschur vorne und hinten wirkt es für ein Taschenbuch sehr stabil und liegt gut in der Hand.

Inhalt:
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Flor Namdar wurde 1964 im Iran geboren als Tochter einer kurdischen Sunnitin und eines persischen Schiiten. Sie lebt heute unter falschem Namen als Pastorin der einzigen persischsprachigen christlichen Gemeinde in Deutschland. Ihr Weg von der Muslimin zur Christin war kein Leichter. Als eins von 9 Kindern eines hohen Offiziers des Schahs verlebt sie zunächst eine sorglose Kindheit, in der es materiell an nichts fehlt. Doch als der Schah nach Rückkehr des Ajatollah Chomeini aus dem Exil im Jahre 1978 seine Macht verliert, wendet sich das Blatt. Plötzlich muss Flor samt Familie um ihr Leben fürchten. Schließlich müssen sie fliehen. Flor erlebt viele schreckliche Dinge und gerät in eine unglückliche Ehe. Als ihr alles zuviel wird, verübt sie einen Selbstmordversuch, der zum Glück misslingt. Sie begegnet Jesus, der ihr wieder Sinn in ihrem Leben gibt. Doch Christsein im Iran ist nicht ungefährlich, und nachdem sie auch noch um das Sorgerecht ihrer Tochter kämpfen muss, flieht sie nach Deutschland. Auch hier ist der Weg zunächst ein steiniger.

Mein Eindruck:
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"Was also ist meine Vision? Ich will helfen, den geistlich Heimatlosen eine Heimat zu bieten, und Gott da dienen, wo er mich braucht. Und ich will nie aufhören, nach seinem Weg zu fragen." (S. 249)

Flor Namdars Geschichte liest sich wie ein Abenteuer, der Stil ist flüssig und die Handlung packend erzählt. Sie beginnt mit ihrem Suizidversuch, dessen konkreter Ausgang erst mal offen gelassen wird, bevor es mit ihrer Kindheit weitergeht. Durch diesen Cliffhanger wird Spannung aufgebaut. Dadurch, dass man die historischen Ereignisse durch die Augen der Autorin hautnah miterlebt, bekommt man ein gutes Bild von den Geschehnissen und wie sie sich bei der Bevölkerung unmittelbar ausgewirkt haben. Einzelheiten und Erklärungen zu iranischen Sitten und uns fremden Begriffen werden in die Handlung geschickt eingeflochten und in Fußnoten auf der Seite erläutert. So wird lästiges hin und her blättern erspart. Ich habe viel dabei gelernt.
Dass, was Flor erlebt, kann man kaum begreifen. Die unfassbaren Misshandlungen und Tötungen, die sie und ihre Familie mitbekommt, mag man sich hierzulande nicht vorstellen. Ich hatte häufiger Tränen in den Augen, als mir klar wurde, dass das alles wirklich passiert ist. Hierzulande hat man keine Vorstellung davon, was es heißt, zu seiner Meinung und zu seinem Glauben stehen zu dürfen, ohne dass man um sein Leben fürchten muss. Durch dieses Buch wird einem wieder einmal deutlich, wie dankbar man dafür sein muss. Auch wenn ich wusste, dass es gut ausgeht, habe ich mitgefiebert und mehr als einmal habe ich auch tiefe Bewunderung für die Mutter empfunden, die eine starke und mutige Persönlichkeit war. Auch wenn die Autorin als Kind die Hilfsbereitschaft ihrer Mutter zuweilen als nervig empfindet (wer möchte schon morgens wildfremde Leute im Badezimmer), so sagt auch sie deutlich, dass diese bedingungslose Hilfsbereitschaft sie letztendlich stark geprägt hat, auch im Hinblick auf ihr Leben als Christin. Und unsereins kann und sollte sich eine Scheibe davon abschneiden!
Der Weg, auf dem die Autorin letztendlich zum christlichen Glauben findet, ist ungewöhnlich, aber erstaunlich zielstrebig verfolgt sie ihn und nimmt mit ihrer Begeisterung sogar einen Teil ihrer Familie mit.

Während etwa in den ersten beiden Dritteln des Buches Flors Geschichte größtenteils chronologisch nachvollziehbar geschildert wird, geht es im letzten Drittel vermehrt um ihre Arbeit in Deutschland und ihr neues Gemeindeleben. In diesem Teil war es für mich teilweise schwierig, die Ereignisse auf der Zeitschiene einzuordnen und auch was aus ihrer restlichen Familie und ihrer Tochter wird, ist mir etwas zu viel in den Hintergrund gerückt dabei. Dafür erfährt man hier sehr interessante Dinge zu den Schicksalen einzelner Gemeindemitglieder und bekommt dabei auch ein besseres Gespür für die Flüchtlinge, die aus verschiedenen, muslimisch geprägten Ländern zu uns finden.
So kann ich dieses Buch uneingeschränkt weiterempfehlen. Man erfährt viel über das Leben im Iran, den muslimischen Glauben und die Geschichte dieses Landes vor dem Hintergrund einer packend geschriebenen Biographie einer beeindruckenden Frau.

Fazit:
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Packend geschriebene Biographie einer beeindruckenden Frau aus dem Iran, die zum Christentum findet

Veröffentlicht am 01.02.2017

Lina mit der wuscheligen Löwenmähne

Lina Löwenmähne
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Cover und Gestaltung:
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Das Titelbild mit Lina und ihrer Löwenmähne, hier bestehend aus Waschschaum, Föhnen und Kämmen ist ein lustiger Eyecatcher, der gut zum Inhalt passt. ...

Cover und Gestaltung:
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Das Titelbild mit Lina und ihrer Löwenmähne, hier bestehend aus Waschschaum, Föhnen und Kämmen ist ein lustiger Eyecatcher, der gut zum Inhalt passt. Das Buch ist ein Hardcover mit stabilen Seiten, ein Teil des Titelbildes glänzt leicht. Das Buch liegt gut in der Hand und lässt sich bequem von kleinen Kindern durchblättern, ohne gleich geknickt zu werden.

Inhalt:
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Lina ist ein kleines Mädchen mit Wuschelhaaren, die sich nur schwer bändigen lassen. Nachdem die leidige Kämmprozedur mit bekanntem Ziepen endlich Erfolg hat, darf sie rausgehen zum Spielen. Natürlich hält die Frisur nicht lange und Lina kommt dreckig und zerzaust nach Hause. Also werden die Haare gewaschen, geföhnt und diesmal endgültig gezähmt. Eine gereimte Bildergeschichte für kleine zerzauste Zuhörer ab 2 Jahren.

Mein Eindruck:
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Jeder, dessen Kind etwas längere und teils lockige Haare hat, wird das Problem kennen: es ist schwer zu bändigen. Meine 3-jährige Tochter ist auch so eine Lina Löwenmähne und so hat uns das Thema gleich angesprochen. Das leidige Kämmthema wird hier mit viel Humor und liebevollen Bildern behandelt:

"Und diese wild zerzausten Strähnen
lassen sich nur mühsam zähmen.
Laut schreit Lina wie am Spieß,
denn das Kämmen ziept so fies:
'Ich werde mich nie mehr kämmen lassen!'"

Bei den Bildern gibt es immer etwas zu entdecken. So hat Lina zum Beispiel einen kleinen Stofflöwen, der sich in jedem Bild versteckt und meistens parallel zu Lina etwas mit seinen Haaren anstellt. Meiner Tochter hat es Spaß gemacht, den Löwen zu suchen und zu gucken, was er als nächstes treibt. Die Reime lassen den Text gut vorlesen und prägen sich schnell ein, sodass man sie schon schnell mitsprechen kann. Gut gefallen hat mir die Tatsache, dass teilweise die Schrift die Dynamik der Handlung wieder spiegelt. So war zum Beispiel "auf und ab" bei der Szene mit der Wippe schräg geschrieben: "auf" stand schräg nach oben, "ab" schräg nach unten. Das peppte den Text auf und gestaltete das Vorlesen lebendiger. Meine Tochter konnte sich gut mit Lina identifizieren und das Thema Kämmen war auf einmal weniger schlimm, weil Lina das schließlich auch machen muss. Die Länge der Geschichte war optimal für eine Gutenacht-Geschichte.

Dies ist das erste Buch des neu gegründeten pünktchen Kinderbuchverlages und erhält von uns eine klare Vorleseempfehlung! Wir sind gespannt auf weitere Bücher des Verlages.

Fazit:
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Das bekannte Kämmproblem für kleine Kinder mit lustigen Reimen und liebevollen Bildern aufbereitet - tolle Vorleseempfehlung für Kinder ab 2 Jahren

Veröffentlicht am 27.01.2017

Mit Mut und Gottvertrauen gegen das Unrecht kämpfen

Liebe ohne Grenzen
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Cover:
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Die Farben sind das, was man automatisch mit Indien assoziiert. Die lächelnde Hauptperson Pranitha schaut dem Betrachter direkt in die Augen und bewirkt, dass man das Buch unwillkürlich ...

Cover:
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Die Farben sind das, was man automatisch mit Indien assoziiert. Die lächelnde Hauptperson Pranitha schaut dem Betrachter direkt in die Augen und bewirkt, dass man das Buch unwillkürlich in die Hand nimmt.
Das Hardcover mit Schutzumschlag wirkt sehr hochwertig.

Inhalt:
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Pranitha wird als drittes von insgesamt vier Geschwistern in Indien geboren, die Eltern sind beide Missionarsärzte. Da ihre Babyhaut so rosa ist, wird sie fortan von allen nur "Pinky" genannt. Obwohl ihre Eltern als Christen anders leben, bekommt sie schon früh zu spüren, dass in Indien viel Ungerechtigkeit herrscht: Mädchen sind nicht so viel wert wie Jungen und es macht einen großen Unterschied, in welche Kaste man geboren wird. Obwohl per Gesetz Sklaverei abgeschafft ist, gibt es Schuldknechtschaft und Zwangsprostitution. Pranitha hat selbst keinen leichten Lebensweg. Als sie zufällig erfährt, dass sie von ihrer Mutter nicht geplant, sondern nur ein "Unfall" war, verschließt sie sich zunächst dem Guten, beginnt, zu rebellieren, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sie tyrannisiert später ihre Mitschüler und Mitstudenten und verhärtet innerlich. Doch dann gibt sie Gott eine neue Chance und dieser verändert ihr Leben radikal. Sie setzt sich für die Armen und Unterdrückten ein, auch wenn ihr eigenes Leben dabei in Gefahr ist. Obwohl sie durch eine OP nach einem Krebsleiden nur noch eine leise Stimme hat, verschafft sie sich Gehör und wird auch in einer Welt, die von Männern dominiert wird, respektiert und geachtet. Sie gründet eine eigene Familie und schließt viele Menschen, unabhängig von Kasten-, Geschlechter- oder Landesgrenzen in Ihr Herz und wird von ihnen geliebt. Gott ist dabei ihr steter Beschützer und Begleiter und dies ist ihre Geschichte.

Mein Eindruck:
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Ich war von dieser Biographie von Anfang an gefesselt. Der Einstieg beschreibt den Beginn einer Befreiungsaktion zweier Mädchen, die von ihrer Mutter als Sexsklaven verkauft werden sollen und so wird gleich Spannung aufgebaut. Die Kapitel sind recht kurz und aus der Sicht des Ich-Erzählers geschrieben. Trotz der Kürze ist das Wesentliche genannt, man hat nie das Gefühl, es ist oberflächlich, man kann sich Pranithas Gefühle und Erlebnisse sehr gut vorstellen. Dies und die Kürze der Abschnitte verleiten dazu, immer weiter lesen zu wollen. Das Leben von Pranitha wird weitestgehend chronologisch erzählt, aber Einschübe von Menschen, denen sie geholfen hat oder die zu ihren Freunden oder Kollegen gehören, lassen die Geschichte noch lebendiger werden, ebenso wie die Reihe von Fotos in der Mitte des Buches. Die Kapitel haben sprechende Überschriften, was mir sehr gut gefallen hat. Sehr schön fand ich auch, dass am Ende der meisten Kapitel ein passender Vers aus der Bibel angehangen ist. Man merkt beim Lesen immer wieder, wie stark Pranitha mit Gott verbunden ist und auf ihn baut, was durch die Bibelzitate noch mal verstärkt symbolisiert wird.
Auch wenn ich schon einige Dinge über Indien und seine Gesellschaft wusste, war ich doch sehr geschockt über einige Fakten, die hier ins Detail beschrieben und anhand dem Schicksal einzelner Menschen vor Augen geführt wurden. Ich hatte teilweise Tränen in den Augen und war gleichermaßen beeindruckt und tief berührt von der Zuversicht in Gott und der Stärke, die Pranitha (="Lebensgeberin") ausstrahlt. Über sich selbst sagt sie:

"Die wahre Quelle von meinem Mut ist keine willensstarke Entschlossenheit, sondern die bewusste Entscheidung, mich immer wieder daran zu erinnern, dass mein Leben Gott gehört und in seiner Hand liegt." (Klappentext)

Man merkt in jedem Satz, dass Ihre Liebe wirklich keine Grenzen kennt, ebenso wie ihre Einsatzbereitschaft und ihre tolle Schlagfertigkeit, die mich manches Mal auch schmunzeln ließ. Nebenher erfährt man hier auch über die verschiedenen Hilfsorganisationen und wird durch die Tipps am Ende des Buches inspiriert, sich selber zu engagieren.

Fazit:
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Mitreißende Biographie einer mutigen und faszinierenden Frau und ihr Kampf gegen das Unrecht in Indien, die zeigt: Jeder kann etwas tun!

Veröffentlicht am 19.01.2017

Spannender Bericht über Ebola und Gottvertrauen

Berufen, den Menschen zu dienen
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Cover:
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Das in die Kamera lächelnde Ehepaar Kent und Amber Brantly strahlt viel Glück und Zuversicht aus, was in einem starken Kontrast zum Wort "Ebola" des Titels zu stehen scheint. Man ...

Cover:
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Das in die Kamera lächelnde Ehepaar Kent und Amber Brantly strahlt viel Glück und Zuversicht aus, was in einem starken Kontrast zum Wort "Ebola" des Titels zu stehen scheint. Man weiß sofort, dass es gut ausgeht, wird aber gleichzeitig neugierig, wie der Kampf gegen diese fast immer tödlich endende Krankheit gewonnen wurde. Ich fand das Bild sehr ansprechend und im Nachgang des Buches konnte ich diese Zuversicht noch deutlicher spüren. Gut gewählt!

Inhalt:
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Das Ehepaar Kent und Amber Brantly, er Arzt, sie Krankenschwester, sind beide sehr gläubig und helfen anderen Menschen, wo sie können. Aus dieser Motivation heraus gehen sie nach Liberia, um dort in einem Krankenhaus den Menschen zu dienen und ihnen im Kampf gegen den Ebola-Virus zu helfen. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen passiert es: Kent hat sich mit Ebola angesteckt. Doch mit dem starken Vertrauen in Gott, der Unterstützung von Familie und Freunden gelingt es ihm, die Krankheit zu besiegen.

Mein Eindruck:
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Bevor ich dieses Buch las, war mir Ebola als Schreckensszenario aus den Nachrichten bekannt. Ich wusste nicht viel darüber, außer, dass die Ansteckung mit dieser Krankheit einem Todesurteil glich. Das war eine Motivation für mich, diese Geschichte zu lesen, die andere war, zu lesen, wie Kent es schafft, diese Krankheit zu besiegen.

Für eine Biographie liest sich das Buch sehr spannend. Es beginnt gleich mit einem Cliffhanger, nämlich der Nachricht, dass Kent Ebola hat. Im Anschluss erzählen Kent und Amber abwechselnd in Rückblenden von der Vorgeschichte: ihrer Ausbildung, wie sie sich kennen lernten und welche Motivation die beiden antrieb, nach Liberia zu gehen und den Menschen dort zu helfen.

Mir hat dabei der Perspektivwechsel gut gefallen. Auch wenn Kents Anteil etwas umfangreicher als Ambers ausfällt, ist es wichtig, beide Perspektiven kennenzulernen. Denn nur so versteht man, dass und wie sie diese schwierige Phase gemeinsam, als Ehepaar und Familie bewältigen konnten. Der Erzählstil beider gefällt mir gut, aber besonders in Kents Erzählungen habe ich viel gelernt. Ich mag seine Einstellung gegenüber seinen Patienten. Sie sind nicht eine Nummer oder werden auf ihre Krankheiten reduziert, sondern er behandelt sie alle mit viel Liebe und Respekt. Er möchte ihnen trotz ihrer Krankheit ihre Würde erhalten. Man merkt, dass ihm die Menschen am Herzen liegen, das ist seine persönliche Mission, die durch den seinen Glauben zusätzlich bestärkt wird. Für ihn ist Arzt sein kein Beruf, sondern eine Berufung und er setzt sich ein, wo er nur kann. Das gleiche gilt für Amber, die es trotz 2 Kindern und viel Arbeit im Haushalt schafft, ihrem Mann und neuem Personal Essen im Krankenhaus bereitzustellen, jeden Willkommen zu heißen und Mut zuzusprechen.

Dieses Buch hat viele Facetten: Da ist zum einen Ebola, der Todes-Virus. Kent versteht es, in seinen Schilderungen die medizinische Hintergründe so plastisch zu schildern, dass jeder sich ein besseres Bild davon machen kann. Man sieht Ebola mit anderen Augen, als die Medien vermitteln wollen und versteht auch, warum diese Krankheit einen so großen Raum in diesem Land einnehmen konnte: "An Tagen wie diesen verließ ich das Krankenhaus niedergeschlagen, weil wir nicht nur gegen Ebola kämpften. Wir kämpften auch gegen die kulturellen Bräuche, die all unsere Bemühungen, den Ausbruch der Krankheit einzudämmen, behinderten." (S. 81) Einige dieser Bräuche werden hier geschildert und so erfährt man viel über die Kultur und die Menschen in Liberia.

Als sich Kent dann leider mit Ebola infiziert, ist Amber mit den Kindern bei der Familie zu Hochzeitsvorbereitungen in den USA. Beide nehmen die Botschaft erst mal sehr unterschiedlich auf und gehen emotional verschieden damit um. Aber sie beten viel und haben viele Freunde und Familie, die mit ihnen beten und sie unterstützen, wo sie können. Obwohl Kent viel leidet, versucht er stets, stark zu sein, auch anderen Mut zu machen und vor allem sich auch seinen Humor zu erhalten. Obwohl ich wusste, dass Kent am Ende überleben wird, war das Buch spannend bis zum Schluss. Diese Stärke und das bedingungslose Vertrauen in Gott der beiden hat mich sehr beeindruckt. Aber auch, dass Kent und Amber zwar stark glauben, aber an jeder Stelle auch betonen, dass dies für sie der richtige Weg ist, sie aber niemandem ihren Glauben überstülpen wollen. Sie wollen nur den Menschen dienen und das taten und tun sie immer noch von Herzen, wie man dem Nachwort des Buches entnehmen kann. Denn: das Leben geht weiter!

Fazit:
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Liberia, Ebola und der Glaube an Gott: informativ, emotional und gleichzeitig sehr spannend