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Veröffentlicht am 25.07.2021

Diesmal ohne Faust

Raumfahrer
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Diesmal ging es nicht darum, mit der "Faust in die Welt zu schlagen", wie beim ersten Roman von Lukas Rietzschel. Es sind die leiseren Töne, die diesmal vorherrschen.

Der Titel "Raumfahrer" scheint zunächst ...

Diesmal ging es nicht darum, mit der "Faust in die Welt zu schlagen", wie beim ersten Roman von Lukas Rietzschel. Es sind die leiseren Töne, die diesmal vorherrschen.

Der Titel "Raumfahrer" scheint zunächst einmal falsch zu sein, denn es geht um vergangene Zeiten in der der DDR und um die daraus resultierenden Verhaltensweisen, Haltungen und Gefühle der Hauptpersonen in der heutigen Zeit etliche Jahre nach der Wende. Die Anzahl dieser Personen ist erfreulich übersichtlich. Der Hauptprotagonist ist Jan, der versucht etwas Licht in die Vergangenheit seiner Familie zu bringen. Denn aus Erzählungen seiner Eltern erfährt er nicht viel darüber. Die zweite Familie, die eine Rolle spielt ist die Familie der Brüder Günter und Georg Kern. Einer der Brüder wird später ein berühmter Maler.

Rietzschel benutzt in diesem Roman der leiseren Töne einen behutsameren Stil als in seinem ersten Buch. Der Stil ist passend zu der Unsicherheit, Orientierungslosigkeit, Ziellosigkeit und dem Leeregefühl der Personen.

Das einzige, was mich an diesem Roman etwas stört, ist die Tatsache, dass Rietzschel die einzelnen Kapitel und Abschnitte beliebig hintereinander setzt ohne allzu sehr auf die richtige zeitliche Reihung zu achten. Dass die beiden Zeitebenen Früher (DDR-Zeit) und Heute (Nachwendezeit) sich abwechseln, ist sinnvoll. Aber auch innerhalb der beiden Zeitabschnitte geht es schon mal durcheinander. So lesen wir zum Beispiel in einem Kapitel vom Tode einer Person, die aber auf der nächsten Seite lebendig wieder auftaucht. Vielleicht soll der innere Zustand der Personen damit dargestellt werden? Könnte sein.

Ich hätte mir als Überschrift der Kapitel nicht nur eine römische Zahl sondern einen kleinen Hinweis auf die Zeit, den Ort oder die handelnden Personen gewünscht, um nicht erst rätseln zu müssen: Wer unterhält sich da?

Insgesamt kann ich das Buch nur empfehlen. Wer die Auflösung zu dem rätselhaften Titel wissen will, dem empfehle ich den letzten Abschnitt von Kapitel XXXIII.

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Veröffentlicht am 25.07.2021

Ist so Afrika?

Wild Card
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Weston Kogi kommt nach vielen Jahren wieder zurück nach Westafrika. Er gibt sich als Police Detective aus. Eigentlich hat er in London einen Job als Wachmann in einem Einkaufszentrum. Doch zwei rivalisierende ...

Weston Kogi kommt nach vielen Jahren wieder zurück nach Westafrika. Er gibt sich als Police Detective aus. Eigentlich hat er in London einen Job als Wachmann in einem Einkaufszentrum. Doch zwei rivalisierende Rebellengruppen und auch der Geheimdienst der Regierung nehmen seine Aufschneiderei für bare Münze und zwingen ihn, den Mord an einem Politiker aufzuklären, der sich für die Einigkeit des Landes stark gemacht hatte. Damit befindet sich Kogi in einer schwierigen Situation.

Ein interessanter Plot. Der Thriller entwickelt sich rasant. Dabei erhält man einen guten Einblick in den Kampf ums tägliche Überleben in tiefer Armut, in Bandenkriege, in Korruption auf allen Ebenen. Grausame Szenen spielen sich ab. Vielleicht hat Tade Thompson die Situation wegen der Spannung hoch gepuscht. Schlimm wäre es, wenn das der echte Zustand in Afrika ist. Thompson ist aber Yoruba und in Nigeria aufgewachsen. Er kennt also die Zustände, über die er schreibt.

Es war zunächst nicht so einfach, sich in den Roman einzufinden. Manches blieb einfach fremd. Viele Begriffe aus der Yoruba Sprache blieben unklar. An einigen Stellen hätte etwas weniger Brutalität auch gereicht, denke ich.

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Veröffentlicht am 15.07.2021

Vorsicht! Brutal!

Der Blutkünstler (Tom-Bachmann-Serie 1)
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Was hier vorliegt, ist das erste Buch einer Reihe mit dem Profiler Tom Bachmann. Jedenfalls deutet das Ende dieses Romans auf geplante Fortsetzungen hin. Bachmann soll mit seinem Team einen Serienmörder ...

Was hier vorliegt, ist das erste Buch einer Reihe mit dem Profiler Tom Bachmann. Jedenfalls deutet das Ende dieses Romans auf geplante Fortsetzungen hin. Bachmann soll mit seinem Team einen Serienmörder stellen, der seine weiblichen Opfer grausam quält und ihre Leichen später als "Kunstwerk" der Öffentlichkeit präsentiert.

"Etwas zu viel" wollte ich zunächst als Überschrift dieser Rezension wählen. Chris Meyer will offensichtlich eine Reihe von Romanen mit Tom Bachmann schreiben. Weshalb packt er dann alles Mögliche in den ersten Band. Vieles hätte er sich besser für spätere Folgebände aufsparen sollen. Dafür hätte er bei seinen Personen und der Handlung mehr in die Tiefe gehen können. Da bleibt alles meiner Meinung nach seltsam flach.

Außerdem habe ich den Eindruck, Meyer ist der irrigen Meinung, Spannung könne man mit der ausführlichen Beschreibung grausamer Einzelheiten der Tatausführungen erzeugen. Da genügen ihm nicht die Morde des Blutkünstlers, sondern eine weitere Mordserie an Pädophilen wird in Einzelheiten geschildert. Damit noch nicht genug. Bachmann erzählt seiner Kollegin auch noch ausführlich von einigen Fällen, die er während seiner Zeit beim FBI gelöst hat.

Für einen weiteren Bachmann-Roman besteht also noch Entwicklungspotential.

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Veröffentlicht am 09.07.2021

Erschreckend

Die Morgenröte – Sie nehmen dir dein Leben
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Hoffentlich kommt sowas nicht, oder nicht wieder. Denn Noah Richter beschreibt in seinem Roman eine Situation und Entwicklung, wie sie ähnlich 1933 bereits einmal gewesen ist. Die Situation ist aber beklemmend ...

Hoffentlich kommt sowas nicht, oder nicht wieder. Denn Noah Richter beschreibt in seinem Roman eine Situation und Entwicklung, wie sie ähnlich 1933 bereits einmal gewesen ist. Die Situation ist aber beklemmend realistisch auf die heutige Zeit projiziert.

Georg Herzfeld, ein erfolgreicher YouTouber verbreitet eine Fake Nachricht über den Chef der Deutschen Bank und muss mit hohen Schadenersatzforderungen oder Gefängnis rechnen. Hilfe erhofft er sich vom charismatischen Popstar Götz Wolf. Wolf hat die Bewegung "Morgenröte" gegründet, die sich mit allen Mitteln damit beschäftigt, in einer Art umfassenden subtilen Gehirnwäsche mit den modernen Kommunikationsmitteln oder auf Massenveranstaltungen immer neue Anhänger zu gewinnen und auf ihre Ziele einzuschwören. Das Hauptziel ist die Machtübernahme bei der Bundestagswahl am 26. September.

Richters Roman ist gut zu lesen und spannend. Dabei aber ungeheuer beklemmend. Er zeigt sehr realistisch mit welchen raffinierten Mitteln gearbeitet wird, wie mit schamloser Ignoranz idiotische Behauptungen aufgestellt und verbreitet werden. Man fühlt sich an manche Äußerungen von Teilnehmern an AFD oder Querdenker Demonstrationen erinnert.

Das Ende ist etwas unverständlich und mysteriös, außerdem ein Cliffhänger am Schluss. Habe ich nicht so gern.

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Veröffentlicht am 05.07.2021

Spannend aber etwas durcheinander

Der Nachlass
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Beim Nachlass, der im Romantitel gemeint ist, handelt es sich um das Erbe von Hedda Laurent, die etliche Millionen hinterlassen hat. Im Testament ist festgelegt, dass sich Ihr Mann, ihre vier Kinder, deren ...

Beim Nachlass, der im Romantitel gemeint ist, handelt es sich um das Erbe von Hedda Laurent, die etliche Millionen hinterlassen hat. Im Testament ist festgelegt, dass sich Ihr Mann, ihre vier Kinder, deren Partner und Partnerinnen und Heddas Bruder einem Wettbewerb stellen sollen. 27 Aufgaben und Wettbewerbe sind in den Tagen nach dem Tode zu lösen. Wer als Sieger daraus hervor geht, soll alles erben. Die Aufgaben sind zunächst harmlos, werden dann aber immer seltsamer und grausamer. Bis die ganze Situation bei den letzten Aufgaben eskaliert.

Der Plot ist genial und das Buch ist ungeheuer spannend. Die Anzahl der handelnden Personen ist einigermaßen überschaubar. Dabei hilft auch eine Familienübersicht, die dem Roman vorangestellt ist. Die Auflösung zum Schluss äußerst überraschend.

Was ich etwas unangenehm fand, ist die Tatsache, dass Jonas Winner sehr oft in den Erzählebenen hin und her springt. Das passiert nicht nur zwischen den 1960er Jahren und der heutigen Zeit. Das wäre ja sinnvoll, da sich vieles aus der damaligen Zeit auf das Heute auswirkt. Aber auch innerhalb der Jetztzeit springt Winner gern mal unvermittelt vor und zurück. Daraus ergibt sich zum Beispiel die absurde Situation, dass jemand, der am Ende eines Kapitels tot im Garten liegt, im nächsten Kapitel wieder auftritt, als ob nichts passiert wäre.

Eine "geschichtliche" Zusammenfassung am Ende des Romans klärt die Leserin oder den Leser über die Hintergründe auf, die zu dem furiosen Ende führten. Das ist zwar nicht mehr spannend, lässt aber niemanden mit ungelösten Fragen zurück.

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