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Veröffentlicht am 14.07.2022

Untypischer Krimi, historischer Roman und Groteske in einem

Samson und Nadjeschda
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Dieser Roman ist mehr als nur ein Krimi. Er ist gleichzeitig ein historischer Roman, der uns nach Kiew ins Jahr 1919 mitnimmt. Andrej Kurkow hat ein Erzähltalent, wodurch ich mich von Anfang an sehr gut ...

Dieser Roman ist mehr als nur ein Krimi. Er ist gleichzeitig ein historischer Roman, der uns nach Kiew ins Jahr 1919 mitnimmt. Andrej Kurkow hat ein Erzähltalent, wodurch ich mich von Anfang an sehr gut in Ort und Zeit, vor allem in die Gepflogenheiten, und natürlich in die handelnden Personen hineinversetzen konnte.

Der Kriminalfall baut sich erst allmählich auf. Eigentlich ist das Ganze mehr eine Geschichte über den Alltag von Samson, der durch Zufall zum Ermittler bei der Miliz wird. Das alles spielt nicht lange nach dem ersten Weltkrieg und der Revolution, in einer Zeit von Chaos und Gefahr durch Banditen und Vertreter verschiedener politischer Gesinnungen.

Einige Szenen, besonders am Anfang, sind erschütternd brutal. Dem Autor gelingt es jedoch, sie so zu schildern, dass mir nicht schlecht wurde, sondern dass ich einfach weiterlesen musste. Besonders interessant – geradezu grotesk fantastisch – entwickelt sich die Sache mit dem abgetrennten Ohr.

Dieser Roman ist sehr schön erzählt und lebt trotz aller Not, Brutalität und Düsternis von etlichen witzigen Details. Dazu gehört auch die Geschichte, wie Samson bei der Miliz landet.

Der Kriminalfall – oder sagen wir besser die Kette von Rätseln – wird durch Samson auf recht unkonventionelle Art und Weise gelöst. Dazu werde ich natürlich nichts Genaueres verraten.

Was ich verraten kann, ist, dass es eine Fortsetzung geben wird. Aber das lässt sich ja bereits aus dem Klappentext entnehmen.

Mein Fazit: Eigentlich ist es gewagt, dieses Buch in die Schublade „Kriminalroman“ zu stecken, denn es ist mehr als das. Kurz und gut: Ungewöhnlich, spannend und witzig. Es hat mich sehr gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 11.07.2022

Für Leser*innen mit Humor und Gerechtigkeitssinn

Richter morden besser
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Amtsrichter Siggi Buckmann befasst sich mit vielen alltäglichen Fällen. Das ist nicht schön, aber nervenaufreibender ist das ganze Drumherum des Justizapparates. Das kann man nur mit Humor ertragen, z. ...

Amtsrichter Siggi Buckmann befasst sich mit vielen alltäglichen Fällen. Das ist nicht schön, aber nervenaufreibender ist das ganze Drumherum des Justizapparates. Das kann man nur mit Humor ertragen, z. T. mit sehr schwarzem. Davon hat Siggi, gemütlicher Zeitgenosse Mitte fünfzig, eine Menge.

Manche nervigen Kollegen oder Vorgesetzen kann er nur aushalten, indem er ihnen passende Spitznamen gibt, wie z. B. Duracell für die überambitionierte Kollegin oder Mr. Burns für einen mürrischen Vorgesetzten.

Siggi und seine Mitstreiter, die ihren Job noch wirklich ernst nehmen, haben es nicht so leicht. Denn im Justizapparat fehlt es an allen Ecken und Enden an Mitteln und es geht auch nicht immer gerecht zu. Da wird gekungelt und gerangelt, so dass die Gerechtigkeit leider oftmals auf der Strecke bleibt, insbesondere wenn es um die wirklichen Verbrecher geht. Also greift Siggi zu eigenen Methoden, bei denen man sich sagt: Wie cool ist das denn!

Dieses Buch ist ein etwas anderer Krimi. Ich habe mich beim Lesen köstlich amüsiert. Dieser Siggi Buckmann ist schon eine Marke für sich. Die Geschichte ist überwiegend aus seiner Sicht erzählt und lebt neben ihren Dialogen von Siggis Gedanken. So ist es sehr amüsant, direkt hintereinander zu lesen, was Siggi jeweils denkt und was er seinem Gegenüber antwortet.

Darüber hinaus ist die ganze Geschichte ziemlich spannend. Man merkt, dass sich der Autor sehr gut im „Juristenmilieu“ auskennt – er ist sogar selbst Richter. Zusätzlich verfügt er über ein großartiges Erzähltalent und eine Menge Humor. Das ist die perfekte Mischung, um solch einen Roman zu schreiben.

Ich habe mich köstlich amüsiert und war fast ein wenig traurig, als ich das Buch ausgelesen hatte. Der letzte Abschnitt ist noch ein geheimnisvoller Zusatz, sicher dazu da, um neugierig auf eine Fortsetzung zu machen. Allerdings wird darin kaum ein Bezug zur bisherigen Handlung hergestellt und das ist gut so. Die Geschichte ist schön in sich abgeschlossen, so mag ich das.

Fazit: Cosycrime – sehr witzig und spannend, dabei irgendwie einzigartig. Absolute Empfehlung für Leser*innen mit Humor und Gerechtigkeitssinn.

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Veröffentlicht am 11.07.2022

Pageturner mit Ungereimtheiten

Als das Böse kam
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Das Buch ist aus der Sicht der 16-jährigen Juno in der Ich-Form geschrieben. Sie lebt mit ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder versteckt auf einer Insel in einem Blockhaus. Niemand darf von ihrer Existenz ...

Das Buch ist aus der Sicht der 16-jährigen Juno in der Ich-Form geschrieben. Sie lebt mit ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder versteckt auf einer Insel in einem Blockhaus. Niemand darf von ihrer Existenz wissen. Sie sind in Gefahr.

Es fängt sehr spannend an und weil es wie von einem 16-jährigen Mädchens erzählt ist, liest es sich fast wie ein Jugendbuch – etwas naiv ausgedrückt. Aber das ist authentisch, denn die Kinder kennen gar nichts anderes als dieses Leben. Nichtsdestotrotz hatte mich der Schreibstil von Anfang an gepackt.

Es war sehr interessant, das Leben der Familie durch die Augen von Juno zu sehen. Es wirkte fast wie aus einer Fantasy-Welt. Es war die Rede von Nordland und Südland, was für mich als Leserin etliche Fragen aufwarf. Einige wurden am Ende des ersten Teils beantwortet, und zwar auf eine Art und Weise, die mich wie ein Hammer traf: Wow! Ich empfand es als sehr gelungenen Twist und las das Buch ab da mit noch mehr Neugier, denn ab dann empfand ich die Bezeichnung „Thriller“ als gerechtfertigt.

Es folgten noch zwei weitere Teile und es blieb durchweg spannend. Ich konnte mich kaum von der Lektüre lösen. Kurz zusammengefasst: Immer mehr Erkenntnisse und immer größer werdende Bedrohungen. Genauer kann ich nicht darauf eingehen, denn dann würde ich neuen Lesern die Spannung nehmen.

Doch das Ende hat mich dann enttäuscht. Es gab zwar Antworten, jedoch nicht auf alle Fragen, die sich mir beim Lesen förmlich aufdrängten. Leider blieben ein paar Ungereimtheiten übrig, die ich als logische Fehler sehe. Ich hatte während der überaus spannenden Lektüre fest damit gerechnet, dass es geniale Erklärungen für alles geben würde, vielleicht noch den einen oder anderen weiteren Twist. Leider nein.

Auch die Antworten bzw. Auflösungen, die es gab, waren etwas dürftig, so dass ich am Ende nach noch fehlenden Seiten gesucht habe. Aber leider kam dann nur noch die Danksagung des Autors, die damit beginnt, dass er sie beinahe vergessen hätte. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich dadurch ein wenig vereimert gefühlt habe.

Zusätzlich gab es noch ein Suchspiel, bei dem man im Text zurückblättern und selbst suchen sollte. Nun gut, es gab einen versteckten Hinweis. Aber mich hat das nur noch genervt. Wahrscheinlich hätte ich es als nettes Extra empfunden, wenn der Roman insgesamt eine runde Sache gewesen wäre.

Fazit: Tolle Idee, spannend und fesselnd erzählt, aber an einigen Stellen nicht ganz durchdacht, so dass bei mir leichte Enttäuschung bleibt.

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Veröffentlicht am 02.07.2022

Außergewöhnlicher Psychothriller

Nur du und ich
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Dieser Thriller hat mich sehr überrascht. Ich würde ihn nicht nur als Thriller, sondern sogar als ziemlich gelungenen Psychothriller bezeichnen.

Die Geschichte hat einen Rahmen, der von Anfang an klarstellt, ...

Dieser Thriller hat mich sehr überrascht. Ich würde ihn nicht nur als Thriller, sondern sogar als ziemlich gelungenen Psychothriller bezeichnen.

Die Geschichte hat einen Rahmen, der von Anfang an klarstellt, dass das romantische Wochenende, welches die beiden Hauptfiguren Ellie und Steven erleben, am Ende zu einem Horrortrip wird. Die Story beginnt mit einem Polizisten, der den Tatort untersucht und mit einem Rettungswagen, der eine überlebende Person abtransportiert.

Dann werden wir in die eigentliche Geschichte geworfen. Es sieht alles nach „eitel Sonnenschein“ aus. Aber wir wissen ja bereits, dass es irgendwie böse enden wird. Ein Wochenende, das ein verliebtes Paar in einem einsamen Haus abgeschnitten von jeglicher Zivilisation verbringt. Eigentlich geht es kaum romantisch-kitschiger. Und hätte es den Beginn des Buches nicht gegeben, könnte man es auf den ersten Blick für eine Liebesgeschichte halten.

Würde man die Rahmenszene weglassen, sähe es am Anfang zwar noch nach Love Story aus. Trotzdem beinhalten einige Szenen bereits Schatten, wenn auch nur unterschwellig. Man kann als Leser*in aber nicht von Anfang an wissen oder ahnen, was hinter allem steckt. Mir kamen einige Details zwar bereits seltsam vor, aber ich konnte nicht sagen, warum. Ich glaube, dass ich gerade deshalb in die Handlung hineingezogen wurde, so dass ich mich ganz schnell durch das Buch, welches immer spannender wird, „hindurchgesüchtelt“ habe.

Es gibt insgesamt drei Arten von Kapiteln. Aus der Sicht von Ellie und aus der Sicht von Steven – jeweils mit „Ellie“ bzw. „Steven“ überschrieben – und eine dritte Art, die nur ein Datum als Überschrift trägt und von der zunächst nicht klar ist, um wen es darin geht. Aufgefallen ist mir auch gleich, dass die Ellie-Kapitel in der Ich-Form und die Steven-Kapitel in der dritten Person formuliert sind. Eine kleine gelungene Manipulation der Autorin, die ich nach der kompletten Lektüre als völlig angemessen empfinde. Warum, kann ich nicht verraten, ohne zu spoilern.

Auf jeden Fall sorgt das dargestellte Wechselspiel für einen hervorragenden Spannungsbogen. Außerdem gefällt mir der Schreibstil der Autorin sehr, der an einigen Stellen recht einfallsreich bildhaft ist. Ein Beispiel: Die Furcht „verflüssigte die Eingeweide“ einer der Personen. Ein anderes Beispiel in einer Rückerinnerung an eine Situation: „… die Luft schal mit dem bitteren Aroma von Menschen, die in einer Mikrowelle aufgewärmt wurden.“

Mein Fazit:

Ganz klare Empfehlung für Liebhaber außergewöhnlicher Psychothriller.

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Veröffentlicht am 25.06.2022

Bestseller-Sticker ist zurecht drauf

Das Versprechen
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Vor einigen Jahren hatte ich dieses Buch bereits als Hörbuch „verschlungen“. Die Darstellung im Hörbuch war allerdings gekürzt. Trotzdem hatte mir das damals sehr gut gefallen. Als ich das Buch nun in ...

Vor einigen Jahren hatte ich dieses Buch bereits als Hörbuch „verschlungen“. Die Darstellung im Hörbuch war allerdings gekürzt. Trotzdem hatte mir das damals sehr gut gefallen. Als ich das Buch nun in einem öffentlichen Bücherschrank fand, war ich hocherfreut, es nochmal lesen zu können.

Würde es mir noch genauso gut gefallen wie damals? Ja, und sogar noch mehr, denn die Druckversion ist noch ausführlicher und ich sage im Nachhinein, dass ich keine einzige Seite missen möchte.

Der Autor beschreibt alles sehr lebendig. Die Personen konnte ich mir sehr gut vorstellen und sie sind mir schnell ans Herz gewachsen. Es spielt in einer mir unbekannten „Welt“ in der Vergangenheit, ist also ein historischer Roman und so etwas mag ich, wenn es sehr anschaulich und spannend geschrieben ist. So war ich hier sehr schnell mittendrin.

Spannend ist es auch, obwohl ich das Ende ja schon kannte. Besonders zum Ende hin, als es für die Haupthelden um alles geht, um ihre Heimat und ihre Existenz, gelingt es dem Autor, einen mustergültigen Spannungsbogen aufzubauen.

Fazit: Das Buch verdient den Bestseller-Sticker auf jeden Fall. Ich freu mich, es wiederentdeckt zu haben.

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