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Veröffentlicht am 19.06.2020

Eine Sammlung außergewöhnlicher Geschichten

Ozelot und Friesennerz
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In „Ozelot und Friesennerz“ erzählt Susanne Matthiessen Geschichten aus dem Sylt der 70er Jahre. Das macht sie ziemlich gekonnt. Sie selbst ist auf Sylt geboren und hat in genau der Zeit dort ihre Kindheit ...

In „Ozelot und Friesennerz“ erzählt Susanne Matthiessen Geschichten aus dem Sylt der 70er Jahre. Das macht sie ziemlich gekonnt. Sie selbst ist auf Sylt geboren und hat in genau der Zeit dort ihre Kindheit verlebt. Ihre Geschichten sind witzig und schockierend zugleich. Sie erzählt sowohl aus der Sicht eines Kindes als auch mit dem augenzwinkernden Verstand eines Erwachsenen. Sie charakterisiert oft mit nur wenigen Worten sehr treffend, z. B. „Schenkelschande und Bauchblamage“.

Ich selbst habe keinerlei Beziehung zu Sylt. Deshalb war ich zunächst skeptisch, ob mich dieses Buch wirklich unterhalten oder berühren könnte. Ich lese jedoch gern spannende und kuriose Geschichten aus anderen Zeiten, und genau die habe ich hier gefunden und ganz nebenbei eine Menge über Sylt erfahren.

Als zentraler Ort – oder besser gesagt als zentrale Institution – fungiert dabei das elterliche Pelzgeschäft in Westerland, in dem alles einkauft, was Rang und Namen hat. Alle Kapitel tragen die Überschrift „Die Sache mit dem/der …“, wobei jeweils eine bestimmte Pelzsorte genannt wird, z. B. „Die Sache mit dem Seelöwenpelz“, „Die Sache mit der Luchskatze“ und so weiter. Diese spielt dann zwar meistens im Verlauf der Geschichte eine wichtige Rolle, lässt jedoch genügend Raum für viel mehr. Die Pelze bilden also einfach den roten Faden für das Buch.

Die Geschichten basieren auf wahren Begebenheiten und nebenbei schweift die Autorin immer wieder in historische Fakten ab – nach meinem Geschmack in passender Dosierung. Sie nimmt jeweils rechtzeitig die Kurve zurück zur Story. Schon das erste Kapitel „Die Sache mit dem Seelöwenpelz“ – fast ein Krimi – ist ein gutes Beispiel dafür.

Allerdings würde ich dieses Buch nicht wirklich als Roman bezeichnen, wie der Untertitel „Roman einer Sylter Kindheit“ ausweist. Die Kapitel sind in meinen Augen eher einzelne Geschichten. Und so ausgesprochen gut mir die auch gefallen, so schwach finde ich Prolog und Epilog. Diese hat die Autorin offensichtlich als Klammer gedacht, um alles zusammenzuhalten.

Sie beschreibt im Prolog, wie sie heute Sylt besucht, dort an einer typischen Feierlichkeit teilnimmt und alte Freunde und Bekannte wiedertrifft. Nach acht Kapiteln mit den eigentlichen Storys aus ihrer Kindheit kommt sie im Epilog wieder auf die Gegenwart zurück und beschwert sich seitenweise über die heutige Sylter Lokalpolitik. Ich kann verstehen, dass ihr das alles sehr am Herzen liegt und dass da die Journalistin „durchbricht“. Aber meiner Meinung nach schmälert es die Wirkung der tollen Storys.

Fazit: Dieses Buch ist eine Sammlung außergewöhnlicher Geschichten, die den Leser auf eine kurzweilige Reise ins Sylt der 70er Jahre mitnehmen. Wer gern unterhaltsame Geschichten liest, wird es lieben. Den Prolog und den Epilog kann man getrost weglassen.

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